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Timeline Retrospektive

Inhaltsverzeichnis: DefinitionAblaufVorteile und NachteileDownloadHinweise

Wissen kompakt: Die Timeline Retrospektive ist eine Form der Rückschau, bei der Ereignisse und Stimmungen von Teammitgliedern auf einer Zeitleiste visualisiert werden.

Timeline Retrospektive – Events und Stimmungen im Zeitverlauf

Eine Timeline Retrospektive ist eine besondere Form der Rückschau. Wie praktisch alle gängigen Retro-Formate versucht sie, positive und negative Aspekte der Zusammenarbeit zwischen Beteiligten zu identifizieren. Das Besondere ist die Visualisierung von Ereignissen auf einer Zeitleiste bzw. einem Zeitstrahl. Ereignisse sind Events, die während eines Zeitintervalls (meist eines Sprints) auftreten und Einfluss auf die Zusammenarbeit haben.

Zusätzlich zu den Ereignissen wird bei bei einer Timeline Retrospektive die Stimmung von jedem Teammitglied festgehalten. Interessanterweise korrespondiert die Stimmung im Team häufig mit der positiven oder negativen Ausprägung von Ereignissen. Im Anschluss an die Visualisierung erfolgt die Diskussion im Team über Erkenntnisse aus dem Zeitintervall und Maßnahmen zur Verbesserung der zukünftigen Zusammenarbeit.

Timeline Retrospektive mit der Visualisierung von Ereignissen und Stimmungen auf einer Zeitleiste

Durch die Visualisierung kann die Timeline Retrospektive als Ergänzung zu gängigen Formaten wie bspw. die Start-Stop, die 3S, die 4L oder die Starfish Retrospektive oder auch als Alternative genutzt werden.

Der Ablauf einer Timeline Retrospektive

Der Ablauf bei einer Timeline Retrospektive ist an sich relativ einfach, unterscheidet sich aber je nach genutzter Variante. Gemeinsam haben alle Varianten folgende Elemente:

  • Grundsätzlich nehmen alle an einer Entwicklung aktiv Beteiligten bzw. Mitwirkenden teil, bei Scrum also sämtliche Entwickler, der Product Owner und der Scrum Master.
  • Bereits im Vorfeld sollte Klarheit über das zu besprechende Zeitintervall herrschen. In den meisten Fällen wird dies der aktuelle Sprint sein. Visualisiert wird das Zeitintervall tagesgenau per Zeitleiste.
  • Ein Moderator wird benötigt. In agilen Projekten ist dies oft der Scrum Master, in klassischen Projekten der Projektmanager. Der Moderator erläutert das Vorgehen und moderiert den Ablauf.
  • Wie bei allen Retrospektiven sollten die Vegas Regel („What happens in Vegas, stays in Vegas“) und die Goldene Regel (gegenseitiger Respekt und Wertschätzung) gelten.
  • Idealerweise vereinbaren die Teilnehmenden im Vorfeld eine Timebox für das Format und legen fest, wer für die Einhaltung verantwortlich ist.
  • Individuell notieren die Teilnehmenden Ereignisse, die aus ihrer Sicht Einfluss auf die Zusammenarbeit hatten.
    Auf Martin Fowler geht der Ausdruck „Sticky Timeline“ zurück.¹ Er empfiehlt die Verwendung von farbigen Stickys: grün für „gute“, orange für „problematische“ und gelb für „neutrale“ Ereignisse. Die Stickys werden anschließend (meist oberhalb) der Timeline angebracht.
  • In einer zweiten Runde drücken die Teilnehmenden ihre Stimmung aus. Dazu nutzen sie wieder Stickys, bspw. rosa für „positive“ und blau für „negative“ Stimmungen. Auch diese Stickys werden (meist unterhalb) der Timeline angebracht.
  • Es folgt die gemeinsame Diskussion über die Ereignisse und die Suche nach Erkenntnissen für zukünftige Zeitintervalle. 

Die Varianten der Timeline Retrospektive ergeben sich aus der Unterschiedlichkeit der Visualisierung. So ist es bspw. denkbar,

  • den Zeitstrahl als eine Art „Teiler“ zu verstehen. Die Ereignisse werden oberhalb, die Stimmungen unterhalb des Zeitstrahls angebracht.
  • dass sich die Stickys für Ereignisse und Stimmungen in der Form unterscheiden (eckig und rund). In der Folge könnte jeder Teilnehmende seine Stimmung zu einem eckigen Ereignis mit einem runden Sticky direkt auf dem Ereignis ausdrücken. Eine „Teilung“ in oberhalb/unterhalb wäre damit unnötig.
  • mehr als nur zwei Stimmungsausprägungen darzustellen. Glück, Zufriedenheit, Neutralität, Besorgnis, Enttäuschung und Wut wären denkbar.
  • Bereiche für Individuals, Interactions, Processes, Tools und Definition of Done festzulegen, so dass sich Ereignisse (und ggf. auch die Stimmungen) den Bereichen zuordnen lassen.
  • auf die farbliche Codierung von Stimmungen bzw. Emotionen zu verzichten, sondern pro Teilnehmenden und Tag jeweils einen Punkt in eine Sektion + oder – unterhalb der Zeitleiste zu positionieren. Dies ermöglicht in der Folge sowohl das Zeichnen von individuellen Stimmungskurven pro Teilnehmenden als auch die Visualisierung der Stimmung im Team (quasi als Median).

 

Vorteile und Nachteile der Timeline Retrospektive

Die Timeline Retrospektive bietet einige offensichtliche Vorteile:

  • Der Ablauf und die Umsetzung ist einfach und intuitiv und unterscheidet sich signifikant von vielen anderen Formaten.
  • Die Visualisierung lässt sich leicht an gewünschte Varianten anpassen.
  • Durch die Abfrage von Stimmungen kommt eine besondere Note in den Austausch über die Zusammenarbeit im Team. Gelingt es, die Stimmung im Team zu verbessern, lässt sich auch Arbeitsleistung steigern, wie eine Studie bestätigt.²
  • Die Beschäftigung mit Emotionen bietet für viele Teilnehmenden die Chance zur Selbstreflexion.
  • Sie regt die Kommunikation im Team an.
  • Die Retrospektive eignet sich für unterschiedliche Intervalle, also bspw. für einen Sprint, mehrere Iterationen oder ein Projekt. Gleichzeitig lässt sich die Darstellung „fortschreiben“ und die Timeline schrittweise verlängern.
  • Durch die Farbcodierung der Ereignisse und/oder Stimmungen und mögliche Stimmungskurven lässt sich schnell ein Eindruck von der Zusammenarbeit im Team vermitteln.

Wo es Vorteile gibt, existieren natürlich auch einige Nachteile:

  • Viele Menschen haben keine Lust, über Ihre Stimmungen oder Emotionen zu sprechen. Das kann ein Zeichen von fehlendem Vertrauen sein, muss es aber nicht. Hier Teilnehmende zu nötigen, Stimmungen zu dokumentieren, kann leicht zu einer dokumentierten Negativ-Stimmung führen.
  • Je länger das Zeitintervall, desto schwieriger wird die exakte Bestimmung von Ereignissen und Stimmungen. Bei einer Sprintdauer von einer Woche mag es noch möglich sein, ein Ereignis mit einem konkreten Tag in Verbindung zu bringen. Bei einer Sprintdauer von 4 Wochen dürfte das aber sehr viel schwieriger, wenn nicht sogar fast unmöglich sein. Und bei einer Rückschau auf ein gesamtes Projekt dürften die Erkenntnisse ähnlich „ungenau“ sein wie bei einem herkömmlichen Projektreview.
  • Bei vielen Ereignissen wird die Darstellung schnell unübersichtlich. Ähnlich verhält es sich, wenn eine Stimmungskurve pro Teilnehmenden gezeichnet wird.
  • Der Austausch über Ereignisse und insbesondere Stimmungen kann schnell viel Zeit in Anspruch nehmen. Handelt es bei der Timeline Retrospektive um eine Ergänzung zu einem anderen Format wie bspw. Small Starfish, verlängert sich der zeitliche Aufwand entsprechend.

Ein letzter Gedanke zum Schluss: da das Format variabel ist, lässt es sich auch als Element im Daily Scrum und für die kommende Retrospektive als Input nutzen. Probieren Sie es einfach mal aus.

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[1] Sticky Timeline
[2] Oswald, A. J./ Proto, E./ Sgroi, D. (2009): Happiness and Productivity, IZA DP No. 4645, Institute for the Study of Labor

Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt:

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