Design Sprint

Inhaltsverzeichnis: DefinitionMethodische AnleihenAblaufVerwendungVorteileHinweise

Wissen kompakt: Ein Design Sprint ist ein agiler, zeitlich definierter, strukturierter Prozess zur Problemlösung, Prototypenentwicklung und Kundenvalidierung.

Design Sprint – Der beschleunigte Innovationsprozess

In einer Welt, die sich unaufhörlich weiterentwickelt, ist die Fähigkeit, schnell innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Viele Unternehmen stoßen dabei auf komplexe Probleme, für die herkömmliche Ansätze oft zu zeitaufwendig sind und nur unzureichende Ergebnisse liefern. Hier hilft die Design Sprint Methode als agiler, zeitlich definierter, strukturierter Innovationsprozess, der es ermöglicht, einen Prototyp zur Lösung einer Herausforderung zu entwickeln, Hypothesen zu testen und Konzepte kurzfristig durch Kunden zu validieren.

Entwickelt wurde die Design Sprint Methode1 von Jake Knapp, einem ehemaligen Google Ventures Design Partner. Zusammen mit John Zeratsky und Braden Kowitz veröffentlichte er 2016 das Buch “Sprint: How to Solve Big Problems and Test New Ideas in Just Five Days”2.

Design Sprint - Der beschleunigte Innovationsprozess

Die methodischen Anleihen von Design Sprint

Design Sprint kombiniert Elemente aus Design Thinking, Customer Journey und Scrum, mit dem Ziel, für ein Problem kurzfristig eine Lösung zu entwickeln und diese mithilfe eines Prototyps durch Kunden zu validieren.

Der Begriff “Sprint” in der Design Sprint Methode wurde aus Scrum übernommen. Scrum ist ein Framework mit Events, Verantwortlichkeiten und Artefakten für die Entwicklung von komplexen Produkten und Services. Der Sprint in Scrum bezeichnet eine Iteration von gleichbleibender Dauer und ähnlichen Handlungen, mit dem Anspruch, ein Inkrement innerhalb der Iteration zu realisieren. Jake Knapp übertrug den Begriff Sprint in seinen Ansatz, um eine ähnliche, zeitlich begrenzte und intensive Arbeitsweise zu betonen. Der Design Sprint dauert in der Regel eine Arbeitswoche, was im Vergleich zu den längeren Sprints in Scrum, die bis zu vier Wochen dauern können, eine wesentlich komprimierte Zeitspanne darstellt. Ziel des Sprints ist die Fokussierung des Teams und das schnelle Erzielen von Fortschritten.

In der Design Sprint Methode finden sich auch Elemente einer Customer Journey. Die Customer Journey – die deutsche Übersetzung “Kundenreise” wird selten genutzt – beschreibt die gesammelten Erfahrungen eines Kunden mit einer Dienstleistung, einem Produkt, einer Marke oder einem Unternehmen, von dem Moment des ersten Interesses bis hin zum Kauf und der anschließenden Verwendung. Es ist ein Konzept, das die verschiedenen Phasen und Berührungspunkte abbildet, die ein Kunde durchläuft, während er mit einem Produkt oder einer Dienstleistung interagiert. Die Idee, die beide Ansätze teilen, ist ein nutzerzentrierter Ansatz: Sowohl die Design Sprint Methode als auch die Customer Journey legen großen Wert darauf, die Bedürfnisse und Perspektiven der Benutzer zu verstehen und in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Indem sie sich auf die Benutzer fokussieren und ihre Interaktionspunkte, Bedürfnisse und Erfahrungen berücksichtigen, zielen beide Ansätze darauf ab, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die wirklich relevant und wertvoll für die Zielgruppe sind.

Und zu guter Letzt finden sich in Design Sprint viele Ansätze aus der Design Thinking Methode. Sie basiert auf den Prinzipien und Techniken, die Designer verwenden, um innovative und funktionale Lösungen iterativ zu entwickeln. Auch beim Design Thinking wird das Problem aus der Perspektive der Benutzer betrachtet. Ziel ist es, Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen von Kunden zu verstehen, wobei der Prozess durch die Sammlung von Feedback und die Berücksichtigung von Erfahrungen die aktive Beteiligung der Benutzer betont.

Der Ablauf der Design Sprint Methode

Ein Design Sprint ist ein während einer Arbeitswoche durchgeführter Prozess, wobei jeder Tag unter einem Motto steht:

  • Montag: Map – Probleme benennen, Ziel festlegen
  • Dienstag: Sketch – Inspiration sammeln, Ideen skizieren
  • Mittwoch: Decide – Ideen bewerten, Storyboards erstellten
  • Donnerstag: Prototype – Prototyp erstellen, Nutzertests aufsetzen
  • Freitag: Test – Prototyp testen, Feedback sammeln.

Dieser Ablauf ist auch bekannt als Design Sprint 1.0.

Basierend auf den Erfahrungen bei der Durchführung entsprechender Design-Sprint-Workshops entwickelte Jake Knapp das Framework zu Design Sprint 2.0 weiter:

  • Montag: Map & Sketch
  • Dienstag: Decide
  • Mittwoch: Prototype
  • Donnerstag: Test

Statt fünf Tage beansprucht der Sprint-Prozess nur noch vier Tage. In manchen Publikationen wird dies als Beleg für eine erhöhte Effizienz gewertet.3 Tatsächlich kann es aber sinnvoll sein, für den Prozess fünf Tage einzuplanen, bspw. wenn die Aufgabenstellung besonders komplex wirkt oder die Beteiligten wenig Erfahrung mit dem Ablauf haben.4

Schauen wir uns die Inhalte der einzelnen Tage etwas genauer an:

Montag: Probleme und Lösungen skizzieren

Am ersten Tag versuchen die Beteiligten ein gemeinsames Verständnis für das zu bewältigende Problem zu entwickeln, mit Expertinnen und Usern zu sprechen und Lösungsideen zu sammeln. Es geht darum, das Projekt mit seinen Anforderungen zu verstehen, und Erfolgskriterien festzulegen.

Es gibt eine Reihe von Methoden zur Ideenfindung5, wie bspw.

Und es gibt eine Reihe nützlicher Fragen, wie bspw.

  • Für welches Problem suchen wir eine Lösung?
  • Welche unbeantworteten Fragen oder Unsicherheiten bestehen bezüglich des Projekts oder Produkts?
  • Wie verläuft die Customer Journey unserer Zielgruppe? Welche Schritte, Interaktionen und Berührungspunkte gibt es?
  • Welche Personen sind in die Customer Journey involviert, und wie gestalten sich ihre Interaktionen?
  • Welche Prozesse und Abläufe sind mit der Customer Journey verbunden?
  • Welche externen Experten, Kollegen oder Stakeholder könnten wertvolles Wissen und Perspektiven beitragen?
  • Welche Aspekte könnten von externen Teilnehmern beleuchtet werden, um unser Verständnis zu vertiefen?
  • Wie könnten wir den Kundenprozess verbessern, um die Zufriedenheit zu steigern?
  • Wie könnten wir potenzielle Risiken minimieren oder umgehen?
  • Wie könnten wir innovative Ansätze nutzen, um bestimmte Herausforderungen anzugehen?

Diese und ähnliche Fragen tragen idealerweise dazu bei, ein tiefes Verständnis für das Problem zu entwickeln, Herausforderungen zu identifizieren, Perspektiven zu erweitern, eine Customer Journey Map und mögliche Lösungswege zu skizzieren.

In der Praxis hat es sich bewährt, die Antworten auf die Fragen zu kategorisieren und anschließend zu priorisieren. Beides hilft auch bei der klaren Definition eines Sprintziels, das als Leitfaden für die Arbeit im Laufe der Woche dient.

Dienstag: Auswahl und Verfeinerung von Lösungsideen

Am zweiten Tag des Design Sprints diskutieren und bewerten die Beteiligten die gesammelten Lösungsideen. Ziel ist es, einen Ansatz auszuwählen, der anschließend prototypisch entwickelt und evaluiert wird. Diese Phase nimmt üblicherweise viel Zeit in Anspruch, da eine umfassende Bewertung aller Ideen in ihrer Gesamtheit unerlässlich ist. Hilfreich erweisen sich verschiedene Entscheidungstechniken, wie bspw.

Im weiteren Verlauf des Tages widmen sich die Beteiligten der Ausarbeitung von Storyboards für den ausgewählten Lösungsansatz. Storyboards helfen bei der Veranschaulichung und Erläuterung komplexer Konzepte. Gelingt es, die Kundeninteraktion aus Sicht des Kunden darzustellen, steigt idealerweise das Verständnis der Anforderungen, neue Aspekte kommen zum Vorschein und die gemeinsame Perspektive wird gefördert.

Mittwoch: Die Umsetzung des Lösungsansatzes in einen Prototyp

Am dritten Tag im Design Sprint 2.0 (in Version 1.0 wäre es entsprechend der vierte Tag) geht es darum, einen Prototyp zu entwickeln. Hier bieten sich verschiedene Techniken, wie bspw. die Arbeit mit

  • Wireframes (als Gerüst für eine Informationsarchitektur und Visualisierung einer Navigation und des User Interfaces),
  • Klickdummys (als klickbare Prototypen mit sehr geringem Funktionsumfang, die zügige Anwenderrückmeldungen ermöglichen) oder
  • Papiermodellen (zur Darstellung von Prozess- oder Serviceabläufen) an.

In der Praxis ist es ratsam, die anschließenden Tests durch die Anwender zu durchdenken und vorzubereiten.

Donnerstag: Testen und Validieren des Prototyps

Am letzten Tag im Design Sprint wird der entwickelte Prototyp durch eine Gruppe von Anwendern getestet. Hier kann es nützlich sein,

  • pro Anwender einen strukturierten Fragebogen zu verwenden,
  • aktives Zuhören zu betreiben,
  • die Nutzung des Prototyps (natürlich nur mit Erlaubnis) zu filmen.

Einerseits geht es darum, die Interaktion bzw. die User Experience live zu beobachten, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren, andererseits sind die Anwender ideale Partner, um Erwartungen und Anforderungen (besser) zu verstehen. Ziel ist es, einen gesicherten Erkenntnisstand über die Erfolgsaussichten des Projekts zu gewinnen.

Wann ist die Verwendung von Design Sprints besonders sinnvoll?

Design Sprints werden in vielen Branchen und Bereichen angewendet, wobei der Ansatz sinnvoll ist, wenn

  • ein Unternehmen ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung entwickeln möchte, um schnell innovative Ideen zu generieren und frühzeitig Feedback von potenziellen Benutzern zu erhalten,
  • ein Team vor einem komplexen Problem steht und nach Lösungsansätzen sucht, die es zügig testen möchte.
  • ein Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten erkunden und diese sehr kurzfristig validieren möchte.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Ansatz nicht für jedes Projekt oder jede Herausforderung gleich gut geeignet ist. Kleinere Aufgaben oder Probleme, die bereits gut verstanden sind, können schneller mit anderen Methoden gelöst werden. Design Sprints ergeben besonders viel Sinn, wenn es um die Lösung komplexer, unklarer oder risikoreicher Herausforderungen geht, bei denen innovative Ideen und schnelle Validierung gefragt sind.

Welche Vorteile bietet die Design Sprint Methode?

Die Verwendung von Design Sprints bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen Varianten zur Entwicklung von Prototypen:

  • Design Sprints dauern in der Regel nur vier oder fünf Tage, was bedeutet, dass innerhalb einer Woche ein funktionsfähiger Prototyp entwickelt und getestet werden kann. Andere Ansätze wie bspw. die Entwicklung eines Minimum Viable Products (MVP) nehmen häufig mehr Zeit in Anspruch.
  • Das Vorgehen bringt idealerweise interdisziplinäre Teams zusammen und fördert die aktive Beteiligung aller Mitglieder. Dies ermöglicht eine intensive und fokussierte Zusammenarbeit, die zu kreativen und innovativen Ideen führen kann. Voraussetzung dafür ist oftmals ein erfahrener Facilitator.
  • Ein Fokus des Vorgehens liegt auf den Bedürfnissen und Perspektiven der Benutzer. Der Prototyp wird bereits frühzeitig mit echten Benutzern getestet, um wertvolles Feedback zu erhalten und die Nutzererfahrung zu verbessern.
  • Durch die schnelle Entwicklung und den Test des Prototyps in einem frühen Stadium des Prozesses können potenzielle Probleme und Risiken frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor zu viel Zeit und Ressourcen investiert werden.
  • Das Vorgehen hilft, schnelle Entscheidungen zu treffen und Klarheit darüber zu gewinnen, welche Lösung am vielversprechendsten ist, da alle Teammitglieder aktiv in den Prozess eingebunden sind.
  • Und zu guter Letzt liefert die Design Sprint Methode eine klare Struktur und einen festen Zeitrahmen, was die Zusammenarbeit und Organisation erleichtert und das Team dabei unterstützt, zügig voranzukommen.

Damit diese Vorteile zum Tragen kommen, sollten Organisationen sicherstellen, dass das Problem gut definiert ist und das Team auf das gleiche Ziel hinarbeitet. Auch die aktive Einbeziehung und die Ermutigung aller Beteiligten ist wichtig. Darüber hinaus ist es wichtig, dass alle Beteiligten die gesamte Zeit zur Verfügung stehen und es darum geht, einen Lösungsansatz zu validieren, der nicht perfekt sein muss, aber eine deutliche Indikation für die Zukunft eines Produkts oder einer Dienstleistung bietet.

Impuls zum Diskutieren:

Wie wichtig ist es für das Gelingen, dass die Methode an einem Montag und nicht bspw. an einem Donnerstag startet?

Hinweise:

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[1] Wie so häufig variieren die Meinungen, ob es sich bei dem Ansatz um ein Framework oder eine Methode handelt. Design Sprint wird oft als Framework bezeichnet, weil es eine strukturierte und flexible Struktur bietet, die es Teams ermöglicht, komplexe Probleme schnell und effektiv zu lösen und innovative Lösungen zu entwickeln. Gleichzeitig ist es auch eine Methode, da sie einen spezifischen, systematischen Ansatz zur Durchführung von Projekten bietet. Es kombiniert Elemente aus bewährten Ansätzen, um einen Prozess zu steuern und Teams zu unterstützen, kreative Ideen zu generieren, Prototypen zu entwickeln und Feedback zu sammeln. Und ein Prozess ist es selbstredend auch.
[2] Sprint: How to Solve Big Problems and Test New Ideas in Just Five Days
[3] Sowohl in der vier als auch in der fünftägigen Durchführung kann es sinnvoll sein, sich zu einem Vorabtreffen zu verabreden, um im Vorfeld das zu lösende Problem zu besprechen, mögliche Einwände zu thematisieren und den Ablauf des Vorgehens zu erläutern. Zusätzlich ist auch das Verteilen von Aufgaben im Vorfeld denkbar. Interessanterweise wird in den wenigsten Quellen dieses Vorabtreffen zu der Dauer des Prozesses addiert.
[4] In der Praxis kann es schwierig sein, alle Beteiligten vier oder fünf Tage aus dem operativen Geschäft herauszunehmen. Es gibt daher auch Organisationen, die einen gesamten Design Sprint an einem einzelnen Tag durchführen; natürlich dürfte das Ergebnis in vielen Fällen etwas weniger aussagekräftig sein, dennoch könnten die Erkenntnisse wertvoll sein.
[5] Der Fachbegriff, unter dem verschiedene Methoden zur Ideenfindung zusammengefasst werden, heißt: Ideation.

Zur Vorbereitung eines Design Sprints finden Sie hier verschiedene Informationen:

Und hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserem t2informatik Blog:

t2informatik Blog: Desgin Thinking oder Design Sprint

Desgin Thinking oder Design Sprint

t2informatik Blog: UX Design im agilen Umfeld

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t2informatik Blog: Lebt Design Thinking noch?

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