Zielbeziehungen
Inhaltsverzeichnis: Definition – Arten – Tipps im Umgang mit Zielbeziehungen – Download – Hinweise
Wissen kompakt: Eine Zielbeziehung charakterisiert das Verhältnis und die Verbindung zwischen Zielen. Die Beschäftigung damit ist für Organisationen sehr wichtig.
Zielbeziehungen Definition
Ein Ziel beschreibt einen in der Zukunft liegenden Zustand, der sich vom gegenwärtigen Zustand unterscheidet und erstrebenswert ist. Es existiert aber selten alleine, sondern meistens im Verbund bzw. einer Ordnung mit anderen Zielen. Zwischen den Zielen bestehen Beziehungen, die sogenannten Zielbeziehungen. Möglicherweise widersprechen sie sich, vielleicht schließen sie aus, evtl. bauen sie aufeinander auf und es gibt logische Abhängigkeiten, oder sie beeinflussen sich gar nicht.
Die Beschäftigung mit Zielbeziehungen ist vor allem für Organisationen wichtig. Natürlich haben auch persönliche Ziele untereinander ein Verhältnis, je mehr Menschen aufeinander treffen und miteinander arbeiten, desto mehr Ziele stehen jedoch miteinander in Verbindung. Diese zu identifizieren, sie abzustimmen und zu priorisieren ist eine wichtige Aufgabe in Organisationen, um gemeinsam in eine vereinbarte Richtung laufen zu können.
Arten von Zielbeziehungen
Nicht nur Unternehmen als Ganzes sondern auch Unternehmensteile, Bereiche, Abteilungen, Projekte, Entwicklungen und Mitarbeiter verfolgen Ziele. Es gibt u.a. monetäre und nicht monetäre bzw. quantitative und qualitative, kurzfristige, mittelfristige und langfristige, operative und strategische Ziele. Alleine anhand dieser einfachen Aufzählung wird klar, dass sie – quasi natürlich – miteinander konkurrieren, sich überschneiden oder ergänzen etc. Es ergibt daher Sinn, sich mit den verschiedenen Arten von Zielbeziehungen auseinander zu setzen.
In vielen Publikationen werden meist 3 verschiedene Zielbeziehungen genannt.¹ Oftmals fehlt jedoch die Einordnung in
- vertikale und
- horizontale Zielbeziehungen.²
Eine vertikale Zielbeziehung liegt vor, wenn ein mindestens ein Ziel „vermittelnd“ wirkt und als Zwischenziel fungiert. Das Zwischenziel ist das Ende oder ein Meilenstein einer Etappe auf dem Weg zum angestrebten Endziel. Idealerweise lässt es sich schneller, einfacher und bspw. mit weniger Mitteleinsatz erreichen. Auch losgelöst vom Endziel stellt es einen erstrebenswerten Zustand dar.
Die Bildung von Zwischenzielen setzt eine Zielhierarchie voraus, in der Ober- und Unter-, oder Haupt- und Nebenziele festgelegt werden. Beispiel: Das Oberziel eines Unternehmens ist die Gewinnmaximierung, das Unterziel ist die Minimierung von Rüstzeiten in der Produktion. Ein Zwischenziel könnte die Kostenreduktion um X Geldeinheiten pro Stück sein.
Visualisieren lässt sich eine Zielhierarchie mit sogenannten Zieldiagrammen. Etwas um die Ecke gedacht, liefert das Zwischenziel auch einen wichtigen Input auf dem Weg zum Endziel. Wird es erreicht, scheint der eingeschlagene Weg gangbar, wird es verfehlt, bedarf es einer Kurskorrektur.
Bei horizontalen Zielbeziehungen wird zwischen
- logischen und
- formalen
Verbindungen unterschieden.
Im Kontext der logischen Zielbeziehungen lassen sich identische und unvereinbare Ziele feststellen.
Die Zielidentität besagt, dass sich zwei Ziele bei genauerer Betrachtung nicht voneinander unterscheiden. Beispiel: Der Staat möchte die Inflation bekämpfen und die Geldwertstabilität sicherstellen.
Manchmal wird argumentiert, dass identische Ziele vollständig deckungsgleich sein müssten, jedoch ist diese Aussage etwas missverständlich, denn sprachlich unterschiedlich formulierte Ziele wären nicht vollständig deckungsgleich. Zielidentität bezieht sich daher auf den Inhalt, den Gegenstand und die beabsichtigte Wirkung eines Ziels.
Die Zielantinomie besagt, dass sich Ziele ausschließen. Voraussetzung für eine gleichzeitige Verfolgung von Zielen ist deren logische Vereinbarkeit. Antinomische Ziele sind unvereinbar. Aus diesem Grund wird auch von Zielunvereinbarkeit gesprochen. Beispiel: Die Fusion von Unternehmen mit den Zielen, Kräfte zu bündeln und autark arbeiten zu können.
Im Kontext der formalen Zielbeziehungen wird zwischen drei Varianten unterschieden:
- Zielneutralität,
- Zielkomplementarität und
- Zielkonkurrenz.¹
Zielneutralität bedeutet, dass sich Ziele nicht beeinflussen. Sie verhalten sich neutral bzw. indifferent. Beispiel: Die Personalabteilung möchte das Onboarding optimieren. Und die Softwareentwicklung möchte Clean Code entwickeln.
Zielkomplementarität bedeutet, dass Ziele harmonisch miteinander wirken und sich auch gegenseitig unterstützen. Wird ein Ziel erreicht, zahlt dies auf die Erreichung eines anderen ein. Beispiel: Die Mitarbeiterzufriedenheit soll gestärkt und die Fluktuation gesenkt werden.
Eine Zielkonkurrenz besteht, wenn es Konflikte zischen Zielen gibt. Ein Zielkonflikt liegt vor, wenn sich einzelne Ziele in Teilen oder im Ganzen widersprechen und dadurch nicht im vollen Umfang zu erreichen sind. Beispiel: Reduzierung der Materialkosten und Qualitätsführerschaft am Markt.
Tipps im Umgang mit Zielbeziehungen
Es gibt einige Tipps im Umgang mit Zielen, die miteinander in Beziehung stehen:
- Zielidentität: Sind zwei Ziele identisch, sollte eins davon nicht explizit verfolgt werden. Sollte es eine Zielliste geben, könnte ein identisches Ziel entweder gelöscht, ersetzt oder per Link bzw. Info mit dem zu verfolgenden Ziel gemappt werden.
- Zielneutralität: Häufig sind Ziele nur auf einen ersten Blick neutral. Möchte die Personalabteilung eine neue Kampagne zur Mitarbeitergewinnung starten, bindet dies evtl. Mitarbeiter aus dem Marketing, die für Verkaufskampagnen des Vertriebs nicht zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich, dass auch indifferente Ziele genau betrachtet werden sollten.
- Zielkomplementarität: Sich ergänzende Ziele sind erstrebenswert. Daher kann es sinnvoll sein, explizit solche Ziele zu verfolgen oder insbesondere diejenigen auszuwählen, die sich besonders gut unterstützen. Bspw. könnte die Personalabteilung mit einer parallelen Kampagne zusätzlich auch neue Vertriebsmitarbeiter suchen.
- Zielkonkurrenz: Zwischen vielen Zielen gibt es Konflikte. Hier finden Sie einige detaillierte Tipps zum Umgang und zur Beseitigung von Zielkonflikten.
- Zielantinomie: Schließen sich Ziele auch auf einen zweiten Blick aus, sollte über die Zieldefinition nachgedacht, eine Anpassung vorgenommen und eine definitive Ordnung festgelegt werden. Auch wenn dies in der gelebten Praxis viel Kommunikationsaufwand verursacht, eine sinnvolle Alternative dazu gibt es wohl nicht.
Lässt sich eine Zielantinomie auch als maximale Ausbaustufe eines Zielkonflikts verstehen?
Hinweise:
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Viele der genannten Beispiele für Zielbeziehungen lassen sich auch anders einordnen. Manchmal sind Ziele nur scheinbar neutral, manchmal schließen sie sich nur auf den ersten Blick aus. In der Praxis sind daher der Austausch untereinander und ein gemeinsames Verständnis der Begrifflichkeiten wichtig für den „richtigen“ Umgang mit Zielen.
[1] Zielneutralität, Zielkomplementarität und Zielkonkurrenz sind die drei Arten, die oftmals in anderen Quellen ohne Bezug auf vertikale und horizontale Zielbeziehungen genannt werden. Diese Vereinfachung kann natürlich auch sinnvoll sein.
[2] Gabler Wirtschaftslexikon
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