Ziel
Inhaltsverzeichnis: Definition – Arten von Zielen – Methoden der Zielformulierung – Bedeutung von Zielen – Download – Hinweise
Wissen kompakt: Ein Ziel beschreibt einen in der Zukunft liegenden Zustand, der sich vom gegenwärtigen Zustand unterscheidet und erstrebenswert ist.
Ziel Definition
Ein Ziel beschreibt einen in der Zukunft liegenden Zustand, der sich vom gegenwärtigen Zustand unterscheidet und erstrebenswert ist. Es bietet Orientierung für Individuen und Organisationen, für die Gesellschaft, die Politik, die Wissenschaft, die Forschung oder die Betriebs- und Volkswirtschaft. Leicht lässt sich dies an einigen Beispielen festmachen:
- Die Deutsche Bundesregierung definiert mit der Agenda 2030 17 Sustainable Development Goals für nachhaltige Entwicklung.1
- Volkswirtschaftlich verfolgt Deutschland vier Ziele: Preisniveaustabilität, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum.2
- Unternehmen definieren meist ökonomische, manchmal auch ökologische oder soziale Ziele. Diese sind sowohl Grundlage für unternehmerisches Handeln als auch Maßstab zur Bemessung des Unternehmenserfolgs.
Welche Arten von Zielen gibt es?
Nicht nur Unternehmen als Ganzes sondern auch Unternehmensteile, Bereiche, Abteilungen, Projekte, Entwicklungen und auch Mitarbeiter verfolgen Ziele. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und Arten, sie zu unterscheiden:
- Monetäre und nicht monetäre bzw. quantitative und qualitative Ziele
Monetäre Ziele werden auch als quantitative bzw. Leistungsziele bezeichnet, da sich die jeweilige Leistung klar definieren und messen lässt, wie z.B. bei der Gewinnsteigerung (um x Prozent), der Erhöhung der Umsatzrentabilität (auf y Prozent) oder der Verbesserung der Liquidität (auf z Geldeinheiten).
Nicht monetäre bzw. qualitative Absichten können bspw. die Steigerung der Kundenzufriedenheit, die Verbesserung des Images oder die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit sein.
Interessant ist, dass die primär nicht monetären Bestrebungen auch einen monetären Einfluss haben können: steigt die Mitarbeiterzufriedenheit, sinkt die Krankheitsquote der Mitarbeitenden, verbessert sich das Image, kaufen Kunden lieber und häufiger die Produkte des Unternehmens. Dieser Blickwinkel führt dazu, dass sich Unternehmen trotz der Formulierung von ökologischen oder sozialen Ansprüchen häufig den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass es ihnen im Endeffekt immer nur um ökonomische Belange geht. - Komplementäre, konkurrierende und indifferente Ziele
Bei dieser Art geht es um das Zusammenwirken der Ziele untereinander: ergänzen sie sich (Mitarbeiterzufriedenheit steigern, Krankheitsquote und Mitarbeiterfluktuation senken), behindern sie sich gegenseitig (kostengünstige Produktion im Ausland und Senkung der Transportkosten) oder haben sie keinen Einfluss aufeinander.
Konkurrierende Bestrebungen sind im Unternehmensalltag nicht ungewöhnlich, zumal verschiedene interne Bereiche, Abteilungen oder auch einzelne Mitarbeiter in Konkurrenzverhältnissen stehen. Daher sollten Unternehmen Zielkonflikte im Zuge des Stakeholdermanagements auch einzelne Stakeholder mit ihren Motiven und Einstellungen identifizieren und analysieren, sowie regelmäßig mit ihnen kommunizieren. - Haupt- und Neben- bzw. Ober- und Unterziele
Hauptziele sind im Vergleich zu Nebenzielen wichtiger, so dass Organisationen primär versuchen, diese zu erreichen. Unterziele stehen in einer logischen, hierarchischen Beziehung zu Oberzielen und helfen diese zu erreichen.
Für Organisationen ist es wichtig, Intentionen der Betroffenen miteinander in Einklang zu bringen. Zur Visualisierung bieten sich Zieldiagramme an, die oftmals auch genutzt werden, um Hierarchien darzustellen. - Strategische und operative bzw. langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ziele
Kurzfristige Ziele haben einen zeitlichen Horizont von ca. 1 Jahr, mittelfristige von 3 bis 5 Jahren und langfristige von 5 bis zu 10 Jahren. Die kurzfristigen werde auch als operative (bspw. der Relaunch einer Website) und die langfristigen als strategische Ziele (Umstellung der Antriebstechnik in der Automobilproduktion von Benziner und Diesel auf Elektrofahrzeuge) erachtet.
In der Praxis von Unternehmen kommt es häufig zu einer Vermischung der unterschiedlichen Arten: Ein kurzfristiges, operatives Bestreben, kann ein monetäres Hauptziel sein, das mit einem anderen um interne Ressourcen und Finanzmittel kämpft. Eine operative, nicht monetäre Ausrichtung kann ein Unterziel sein, das in die Richtung eines monetären und strategischen Oberziels wirkt.
Neben den genannten Arten gibt es in Organisationen bspw. auch Verhaltensziele, die das Miteinander innerhalb der Unternehmung und/oder auf das Verhalten gegenüber Kunden, Partnern oder Wettbewerber fokussieren. Als Antwort auf Fragen nach einer verbesserten internen Zusammenarbeit kommt es oftmals zu regelmäßigen Retrospektiven, zur Definition von Sprint-Zielen, zur Verwendung von Good Practices oder der Dokumentation von Lessons Learned.
Methoden der Zielformulierung
Unterschiedliche Methoden und Ansätze gibt es bei der Zielformulierung. Nachfolgend finden Sie fünf Methoden und eine Alternative zur Beschreibung:
SMART-Formel
Manche Experten fordern Intentionen SMART, also
- Spezifisch,
- Messbar,
- Attraktiv,
- Realistisch,
- Terminiert
zu formulieren. Andere Fachleute argumentieren hingegen, dies nicht zu tun, denn so würden Organisationen in einer VUKA-Welt in ihrem Denken eingeschränkt und das volle Potential könnte sich somit nie entfalten.
Das KRAFT-Ziele-Modell
Das KRAFT-Ziele-Modell geht auf Gabrielle Müller zurück. Als Systemischer Coach empfiehlt sie Vorhaben
- Konkret und sinnspezifisch,
- Realistisch mit eigenen Prüfkriterien, sowie
- Attraktiv im Sinne positiver Auswirkungen zu formulieren. Dabei sind
- Fähigkeiten zur Umsetzung und Kapazitäten, sowie eine klare
- Terminplanung wichtig.
Der wesentliche Unterschied liegt in der Betrachtung der Fähigkeiten, wobei es auch Meinungen gibt, wonach die realistische Zielformulierung nach SMART diesen Punkt ebenfalls abdeckt.
RESONANTe Ziele
Die intrinsische Motivation ist der zentrale Gedanke hinter dem Akronym RESONANT:3
- Richtungsweisend
- Erfolgsversprechend
- Selbstverpflichtend
- Objektiv überprüfbar
- Niveau
- Affinität
- Neue Perspektiven
- Terminiert
Besonders die Selbstverpflichtung und die Affinität springen dabei ins Auge. Selbstverpflichtung meint, dass nur derjenige, für den ein Ziel gilt, sich auf dieses festlegt. Vorgesetzte können somit für Mitarbeiter keine RESONANTen Vorgaben festlegen. Affinität berücksichtigt Werte, Vorstellungen und Wünsche, die einer Zielsetzung widersprechen.
GUT-Methode
Genau, Umsetzbar, Terminiert – dafür steht GUT.4 Hinter jedem Buchstaben stehen zwei Fragen:
- Genau – Was genau wollen wir erreichen? Besteht Einigkeit über den gemeinsamen Weg dorthin?
- Umsetzbar – Wie können wir das schaffen? Woran erkennen wir, dass wir dem angestrebten Punkt näher kommen?
- Terminiert – Bis wann wollen wir das Vorhaben realisieren? Wie wichtig ist der zeitliche Aspekt hier überhaupt?
Die GUT-Methode setzt bei der Haltung der handelnden Personen an. Es geht um Austausch und Zuhören, um Verständnis und Kooperation. Und es geht um das Schaffen von Kooperationsmöglichkeiten, verbunden mit der Idee, bei sich selbst und nicht bei anderen Veränderungen zu ermöglichen, um so nach und nach Vorurteile und Rivalitäten auf dem Weg zu gemeinsamen Zielen abzubauen.
SUCCESS-Formel
Die SUCCESS-Formel ist ein weiteres Akronym der Zielformulierung und steht für:
- Subjective – so persönlich wie möglich
- Urgent – wo liegen die Vorteile einer unmittelbaren Aktion?
- Committed – das Commitment ist die Basis für die Erreichung
- Concrete – so spezifisch wie möglich
- Evaluate – ein regelmäßiger Prozess zur Überprüfung
- Shared – die Veröffentlichung trägt zur Erreichung bei
- Support – sich die Unterstützung von anderen sichern
Bei der SUCCESS-Formel fallen zwei Elemente besonders auf: “Urgent” und “Shared”. Die Dringlichkeit und die Veröffentlichung werden in anderen Alternativen der Formulierung nicht propagiert.
OKR – Objectives & Key Results
Objectives & Key Results (OKR) gehen einen anderen Weg. Im Fokus steht nicht die reine Zielformulierung wie bspw. bei der SMART-Formel oder der SUCCESS-Formel. OKR sind vor allem ein Framework zur Strategieumsetzung und Mitarbeiterführung.
Die Grundlage bilden qualitative Objectives und messbare Kernergebnisse. OKR zeichnen sich durch kurzfristige Planungszyklen, Limitierung der Anzahl der Objectives sowie eigenständige Zielbildung auf Teamebene mit Blick auf die Unternehmensbestrebungen aus. Mit diesen Eigenschaften unterstützten sie die Ausbreitung agiler Prinzipien in der ganzen Organisation, obwohl OKR selbst kein agiles Zielsystem sind.
Die Bedeutung von Zielen
In den letzten Jahren gibt es verstärkt Diskussionen über die Bedeutung von Zielen. Fördern sie die extrinsische Motivation? Ist eine intrinsische Motivation die Voraussetzung für attraktive Intentionen? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass sich eine positive Wirkung für alle Beteiligten entfaltet und ist das überhaupt möglich? Schränken sie eventuell sogar Beteiligte und Entwicklungen ein, da sie stets einer evolutionären Entwicklung folgen? Die Fragen zur Bedeutung sind mannigfaltig, die Antworten auch. Als Anregungen finden Sie nachfolgend einige Zitate5 zum Thema:
- “Der Weg ist das Ziel.” – Konfuzius
- “Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.” – Laotse
- “Wer alle seine Ziele erreicht hat, hat sie zu niedrig gewählt.” – Herbert von Karajan
- “Ich möchte am Dienstag in der Mathe-Klausur eine eins schreiben.” – Maria, 12 Jahre
Impuls zum Diskutieren:
Ist ein Ziel lediglich eine Hypothese der Zukunft?
Hinweise:
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[1] Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung
[2] Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht durch magisches Viereck
[3] RESONANTe Ziele
[4] GUT-Methode
[5] Weitere Zitate finden Sie in dieser Sammlung.
In manchen Publikationen wird inzwischen auch von Anti-Zielen bzw. Anti-Goals gesprochen. Diese werden formuliert, wenn ausgewählte Aspekte eine Zielerreichung behindern. Problem: Sie müssen zu viele Themen parallel bearbeiten. Anti-Goal: Vereinbarung eines Limits für Tätigkeiten (WiP-Limit). In Retrospektiven werden diese Anti-Goals oft in der Rubrik “Dinge, die wir fortan unterlassen” gesammelt.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserem t2informatik Blog: