Wissen kompakt: Ein Ziel beschreibt einen in der Zukunft liegenden Zustand, der sich vom gegenwärtigen Zustand unterscheidet und erstrebenswert ist.

Ziel – ein erstrebenswerter Zustand in der Zukunft

Ein Ziel ist etwas, was man erreichen möchte. Es ist eine Absicht, ein Plan oder eine Vision. Es beschreibt einen in der Zukunft liegenden Zustand, der sich vom gegenwärtigen Zustand unterscheidet und kurz- oder langfristig erstrebenswert ist. Es bietet Orientierung für Individuen und Organisationen, für die Gesellschaft, die Politik, die Wissenschaft, die Forschung oder die Betriebs- und Volkswirtschaft. Leicht lässt sich dies an einigen Beispielen festmachen:

  • Die Deutsche Bundesregierung definiert mit der Agenda 2030 17 Sustainable Development Goals für nachhaltige Entwicklung.1
  • Volkswirtschaftlich verfolgt Deutschland vier Ziele: Preisniveaustabilität, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum.2
  • Unternehmen definieren meist ökonomische, manchmal auch ökologische oder soziale Ziele. Diese sind sowohl Grundlage für unternehmerisches Handeln als auch Maßstab zur Bemessung des Unternehmenserfolgs.

 

Ziel - ein erstrebenswerter Zustand in der Zukunft

Die Bedeutung von Zielen

In den letzten Jahren gibt es verstärkt Diskussionen über die Bedeutung von Zielen. Fördern sie die extrinsische Motivation? Ist eine intrinsische Motivation die Voraussetzung für attraktive Intentionen? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass sich eine positive Wirkung für alle Beteiligten entfaltet und ist das überhaupt möglich? Schränken sie eventuell sogar Beteiligte und Entwicklungen ein, da sie stets einer evolutionären Entwicklung folgen? Die Fragen zur Bedeutung sind mannigfaltig, die Antworten auch. Als Anregungen finden Sie nachfolgend einige Zitate3 zum Thema:

  • “Der Weg ist das Ziel.” – Konfuzius
  • “Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.” – Laotse
  • “Wer alle seine Ziele erreicht hat, hat sie zu niedrig gewählt.” – Herbert von Karajan
  • “Ich möchte am Dienstag in der Mathe-Klausur eine eins schreiben.” – Maria, 12 Jahre

 

Welche Arten von Zielen gibt es?

Nicht nur Unternehmen als Ganzes sondern auch Unternehmensteile, Bereiche, Abteilungen, Projekte, Entwicklungen und auch Mitarbeiter verfolgen Ziele. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und Arten, sie zu unterscheiden:

Monetäre und nicht monetäre bzw. quantitative und qualitative Ziele

Monetäre Ziele werden auch als quantitative bzw. Leistungsziele bezeichnet, da sich die jeweilige Leistung klar definieren und messen lässt, wie z.B. bei der Gewinnsteigerung (um x Prozent), der Erhöhung der Umsatzrentabilität (auf y Prozent) oder der Verbesserung der Liquidität (auf z Geldeinheiten).

Nicht monetäre bzw. qualitative Absichten können bspw. die Steigerung der Kundenzufriedenheit, die Verbesserung des Images oder die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit sein.

Interessant ist, dass die primär nicht monetären Bestrebungen auch einen monetären Einfluss haben können: steigt die Mitarbeiterzufriedenheit, sinkt die Krankheitsquote der Mitarbeitenden, verbessert sich das Image, kaufen Kunden lieber und häufiger die Produkte des Unternehmens. Dieser Blickwinkel führt dazu, dass sich Unternehmen trotz der Formulierung von ökologischen oder sozialen Ansprüchen häufig den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass es ihnen im Endeffekt immer nur um ökonomische Belange geht.

Komplementäre, konkurrierende und indifferente Ziele

Bei dieser Art geht es um das Zusammenwirken der Ziele untereinander: ergänzen sie sich (Mitarbeiterzufriedenheit steigern, Krankheitsquote und Mitarbeiterfluktuation senken), behindern sie sich gegenseitig (kostengünstige Produktion im Ausland und Senkung der Transportkosten) oder haben sie keinen Einfluss aufeinander.

Konkurrierende Bestrebungen sind im Unternehmensalltag nicht ungewöhnlich, zumal verschiedene interne Bereiche, Abteilungen oder auch einzelne  Mitarbeiter in Konkurrenzverhältnissen stehen. Daher sollten Unternehmen Zielkonflikte im Zuge des Stakeholdermanagements auch einzelne Stakeholder mit ihren Motiven und Einstellungen identifizieren und analysieren, sowie regelmäßig mit ihnen kommunizieren.

Haupt- und Neben- bzw. Ober- und Unterziele

Hauptziele sind im Vergleich zu Nebenzielen wichtiger, so dass Organisationen primär versuchen, diese zu erreichen. Unterziele stehen in einer logischen, hierarchischen Beziehung zu Oberzielen und helfen diese zu erreichen.

Für Organisationen ist es wichtig, Intentionen der Betroffenen miteinander in Einklang zu bringen. Zur Visualisierung bieten sich Zieldiagramme an, die oftmals auch genutzt werden, um Hierarchien darzustellen.

Strategische und operative bzw. langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ziele

Kurzfristige Ziele haben einen zeitlichen Horizont von ca. 1 Jahr, mittelfristige von 3 bis 5 Jahren und langfristige von 5 bis zu 10 Jahren. Die kurzfristigen werde auch als operative (bspw. der Relaunch einer Website) und die langfristigen als strategische Ziele (Umstellung der Antriebstechnik in der Automobilproduktion von Benziner und Diesel auf Elektrofahrzeuge) erachtet.

In der Praxis von Unternehmen kommt es häufig zu einer Vermischung der unterschiedlichen Arten: Ein kurzfristiges, operatives Bestreben, kann ein monetäres Hauptziel sein, das mit einem anderen um interne Ressourcen und Finanzmittel kämpft. Eine operative, nicht monetäre Ausrichtung kann ein Unterziel sein, das in die Richtung eines monetären und strategischen Oberziels wirkt.

Methoden zur Zielformulierung

Es gibt verschiedene Methoden und Ansätze für die Formulierung von Zielen. Hier finden Sie eine kurze Auswahl:

Die SMART-Formel fordert Ziele spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert zu formulieren.

Das KRAFT-Ziele-Modell4 empfieht Vorhaben konkret und sinnspezifisch, realistisch mit eigenen Prüfkriterien, sowie attraktiv im Sinner positiver Auswirkungen zu formulieren. Dabei sind Fähigkeiten zur Umsetzung und Kapazitäten, sowie eine klare Terminplanung wichtig. Der wesentliche Unterschied zur SMART-Formel liegt in der Betrachtung der Fähigkeiten, wobei es auch Meinungen gibt, wonach die realistische Zielformulierung nach SMART diesen Punkt ebenfalls abdeckt.

Die intrinsische Motivation ist der zentrale Gedanke hinter dem Akronym RESONANT5: Richtungsweisend, erfolgsversprechend, selbstverpflichtend, objectiv überprüfbar, Niveau, Affinität, neue Perspektiven und terminiert. Besonders die Selbstverpflichtung und die Affinität springen dabei ins Auge. Selbstverpflichtung meint, dass nur derjenige, für den ein Ziel gilt, sich auf dieses festlegt. Vorgesetzte können somit für Mitarbeiter keine resonaten Vorgaben festlegen. Affinität berücksichtigt Werte, Vorstellungen und Wünsche, die einer Zielsetzung widersprechen.

Die GUT-Methode6Genau, Umsetzbar, Terminiert – setzt bei der Haltung der handelnden Personen an. Es geht um Austausch und Zuhören, um Verständnis und Kooperation. Und es geht um das Schaffen von Kooperationsmöglichkeiten, verbunden mit der Idee, bei sich selbst und nicht bei anderen Veränderungen zu ermöglichen, um so nach und nach Vorurteile und Rivalitäten auf dem Weg zu gemeinsamen Zielen abzubauen. Hinter jedem Buchstaben stehen zwei Fragen:

  • Genau – Was genau wollen wir erreichen? Besteht Einigkeit über den gemeinsamen Weg dorthin?
  • Umsetzbar – Wie können wir das schaffen? Woran erkennen wir, dass wir dem angestrebten Punkt näher kommen?
  • Und terminiert – Bis wann wollen wir das Vorhaben realisieren? Wie wichtig ist der zeitliche Aspekt hier überhaupt?

Die SUCCESS-Formel ist ein weiteres Akronym der Zielformulierung und steht für:

  • Subjective – so persönlich wie möglich
  • Urgent – wo liegen die Vorteile einer unmittelbaren Aktion?
  • Committed – das Commitment ist die Basis für die Erreichung
  • Concrete – so spezifisch wie möglich
  • Evaluate – ein regelmäßiger Prozess zur Überprüfung
  • Shared – die Veröffentlichung trägt zur Erreichung bei
  • Support – sich die Unterstützung  von anderen sichern

Bei der SUCCESS-Formel fallen zwei Elemente besonders auf: “Urgent” und “Shared”. Die Dringlichkeit und die Veröffentlichung werden in anderen Alternativen der Formulierung nicht propagiert.

PACT steht für “Purposeful” (zielgerichtet), “Actionable” (umsetzbar), “Continuous” (fortlaufend) und “Trackable” (nachverfolgbar). Dabei sollte das Ziel für einen langfristigen Zweck und nicht für einen kurzen Moment von Bedeutung sein. Ein gutes Ziel basiert auf Ergebnissen, die sich wirklich steuern lassen. Es geht darum, statt weit entfernte, zukünftige Ergebnisse zu planen, Ergebnisse der Gegenwart in den Fokus zu nehmen, die im Einflussbereich einer Person oder einer Organisation liegen. Zudem ist es wichtig, dass Maßnahmen, die zur Erreichung eines Ziels ergriffen werden, einfach und wiederholbar sind. Und final geht es um Nachvollziehbarkeit, aber nicht um Messbarkeit; Metriken werden häufig überbewertet, einfache Ansätze, die sich mit Ja oder Nein beantworten lassen, hingegen vernachlässigt.

Kurz zusammengefasst: Es gibt verschiedene Methoden und Ansätze zur Zielformulierung, es gibt aber keinen Ansatz, der für jede Person, jede Organisation und jede Situation geeignet ist.

Fragen im Kontext von Zielen

Hier finden Sie einige Fragen und Antworten aus der Praxis:

Sind Objectives and Key Results eine Methode zur Zielformulierung?

Viele Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, in einer komplexen Welt zu agieren und nutzen daher Objectives and Key Results (OKR). OKR setzen sich aus zwei Komponenten zusammen:

  • Objectives (Zielbeschreibungen) sind kurz und präzisierte formulierte inspirierende Beschreibungen eines gewünschten Zielzustandes.
  • Key Results (Schlüsselergebnisse oder Kernresultate) sind Metriken, die sowohl Fortschritt als auch Zielerreichung messbar machen. Pro Objective werden in der Regel zwischen 2 bis 5 Key Results formuliert.

Bei der Formulierung gibt es einen entscheidenden Denkansatz: Jedes OKR ist eine Beschreibung einer Lösung, einer wirksamen Verbesserung oder eines beeindruckenden Ergebnisses.

Oder anders gesagt: Objectives and Key Results sind vom Kunden oder Markt her gedachte messbare Wirkungsziele.

Es geht also bei ORK um Ziele, dennoch steht die reine Zielformulierung wie bspw. bei der SMART-Formel oder der SUCCESS-Formel nicht im Fokus; OKR sind vor allem ein Framework zur Strategieumsetzung und Mitarbeiterführung. Dazu nutzt es kurzfristige Planungszyklen, die Limitierung der Anzahl der Objectives sowie eigenständige Zielbildung auf Teamebene mit Blick auf die Unternehmensbestrebungen. Mit diesen Eigenschaften unterstützten OKR die Ausbreitung agiler Prinzipien in der ganzen Organisation, obwohl sie selbst kein agiles Zielsystem oder eine Methode zur Zielformulierung sind.

Was ist eine Zielbeziehung?

Eine Zielbeziehung charakterisiert das Verhältnis und die Verbindung zwischen Zielen. Die Beschäftigung damit ist für Organisationen sehr wichtig. Ein Ziel beschreibt einen in der Zukunft liegenden Zustand, der sich vom gegenwärtigen Zustand unterscheidet und erstrebenswert ist. Es existiert aber selten alleine, sondern meistens im Verbund bzw. einer Ordnung mit anderen Zielen. Zwischen den Zielen bestehen Beziehungen, die sogenannten Zielbeziehungen. Möglicherweise widersprechen sie sich, vielleicht schließen sie aus, evtl. bauen sie aufeinander auf und es gibt logische Abhängigkeiten, oder sie beeinflussen sich gar nicht.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Zielbeziehungen.

Was ist ein Zielkonflikt?

Ein Zielkonflikt liegt vor, wenn sich einzelne Ziele in Teilen oder im Ganzen widersprechen und dadurch nicht im vollen Umfang zu erreichen sind. In anderen Worten: Zwischen den Zielen besteht eine konkurrierende Beziehung – auch als Zielkonkurrenz bezeichnet. Das wünschenswerte, positive Gegenstück ist eine kompatible Zielbeziehung.

In der Unternehmenspraxis sind Zielkonflikte nichts Ungewöhnliches. Überall dort, wo Menschen aufeinander treffen und basierend auf ihren Werten, Motiven und Vorstellungen unterschiedliche Interessen verfolgen, sind Konflikte an der Tagesordnung. Die spannende Frage lautet daher: Wie lassen sich Zielkonflikte möglichst smart und sinnvoll auflösen.

Hier finden Sie weitere Informationen zu den Arten von Zielkonflikten und Möglichkeiten der Beseitigung.

Was ist ein Zieldiagramm?

Ein Zieldiagramm visualisiert Ziele, Beziehungen zwischen Zielen und Beziehungen zwischen Stakeholdern und Zielen. Zieldiagramme – auch Zielmodelle genannt – helfen auf einfache Art, Zusammenhänge zu erkennen und Anforderungen aus den Zielen der Stakeholder abzuleiten.

Wichtig: Ein Zieldiagramm beschreibt eine Momentaufnahme, die eine Einschätzung der Ziele, die Abhängigkeiten zwischen den Zielen und die Priorisierung durch die Stakeholder dokumentiert. Es ist eine Darstellung, die zyklisch auf Aktualität überprüft werden sollte, um so eine dauerhafte Ausrichtung einer Entwicklung anhand der Ziele der Stakeholder zu gewährleisten.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Zieldiagrammen.

Was sind Anti-Ziele?

In manchen Publikationen wird von Anti-Zielen bzw. Anti-Goals gesprochen. Diese werden formuliert, wenn ausgewählte Aspekte eine Zielerreichung behindern.

Problem: Sie müssen zu viele Themen parallel bearbeiten.

Anti-Goal: Vereinbarung eines Limits für Tätigkeiten (WiP-Limit).

In Retrospektiven werden diese Anti-Goals oft in der Rubrik “Dinge, die wir fortan unterlassen” gesammelt.

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Impuls zum Diskutieren:

Ist ein Ziel lediglich eine Hypothese der Zukunft?

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[1] Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung
[2] Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht durch magisches Viereck
[3] Weitere Zitate finden Sie in dieser Sammlung.
[4] Das KRAFT-Ziele-Modell geht auf Gabrielle Müller zurück, die als systemischer Coach arbeitet.
[5] RESONANTe Ziele
[6] GUT-Methode

Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserem t2informatik Blog:

t2informatik Blog: 5 Mythen zum agilen Zielsystem OKR

5 Mythen zum agilen Zielsystem OKR

t2informatik Blog: Wer braucht schon langfristige Ziele?

Wer braucht schon langfristige Ziele?

t2informatik Blog: Strategisches Scope-Management

Strategisches Scope-Management