Stakeholderidentifikation
Inhaltsverzeichnis: Definition – Fragen – Vorlage – Alternative Stakeholderidentifikation – Download – Hinweise
Wissen kompakt: Die Stakeholderidentifikation ermittelt alle Personen oder Organisationen, die von den Aktivitäten eines Unternehmens direkt oder indirekt betroffen sind oder ein Interesse an diesen Aktivitäten haben.
Stakeholderidentifikation Definition
Die Stakeholderidentifikation ist der erste Schritt im Stakeholdermanagement. Identifizieren, analysieren und kommunizieren – das sind die drei wesentlichen Tätigkeiten im Umgang mit Stakeholdern. Die Stakeholderidentifikation erfolgt also vor der Stakeholderanalyse. Sie verfolgt das Ziel, alle Organisationen und Personen zu bestimmen, die von Aktivitäten eines Unternehmens direkt oder indirekt betroffen sind oder ein konkretes Interesse an diesen Aktivitäten haben. Das Ergebnis der Stakeholderidentifikation ist eine Liste mit betroffenen Organisationen und Personen:
Organisation | Name des Stakeholders | Rolle |
Unsere Firma GmbH | Martin Meier | Eigentümer |
Unser Lieferant AG | Bettina Mais | Buchhalterin |
Im Rahmen der Analyse wird diese Stakeholderliste mit weiteren Informationen wie Zielen, Motiven oder der Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit angereichert. Wichtig ist zu beachten, dass sowohl die Liste als auch die darauf folgende Stakeholderanalyse eine Momentaufnahme darstellen, d.h. es ist ratsam, die Ergebnisse im Zuge eines kontinuierlichen Stakeholdermanagements zu hinterfragen und zu aktualisieren.
Fragen zur Stakeholderidentifikation
Gerade zu Beginn eines Vorhabens oder einer Entwicklung ist das Umfeld relativ unübersichtlich. Wie finden Sie in einer solchen Situation die Stakeholder, also die Personen, Personengruppen und Organisationen, die von Ihrem Projekt direkt oder indirekt betroffen sind? Bei der Beantwortung helfen vier initiale Fragen, mit denen Sie das Projektumfeld strukturieren und die wesentlichen Stakeholder identifizieren können:
- Wer ist von dem Projekt betroffen? Orientieren Sie sich bei der Beantwortung der Fragen am besten zuerst an internen und anschließend an externen Firmenstrukturen. Welche Unternehmensbereiche sind betroffen, welche Abteilungen und welche Standorte? Gibt es Betroffene, die sich nicht über eine solche Zugehörigkeit definieren (z.B. Mitarbeiter anderer Projekte oder Mitgliedes des Betriebsrats)? Und wie sieht es bei Ihren Kunden aus, welche Organisationsbereiche und Mitarbeiter sind dort betroffen?
- Welche Prozesse sind von dem Vorhaben betroffen? Auch bei dieser Beantwortung sollten Sie zuerst an interne und in der Folge an externe Abläufe bspw. bei Partnern denken.
- Welche externen Gruppierungen – neben den Kunden – sind von Ihrem Projekt betroffen? Die Antwort auf diese Frage liefert Ihnen Stakeholder aus Ihrem Marktumfeld wie bspw. Lieferanten, Verbände oder Gläubiger.
- Welche Rahmenbedingungen bestehen für das Projekt? Die Frage zielt auf gesetzliche, normative oder regulatorische Vorgaben ab. Einen Teil der Antworten haben Sie gegebenenfalls bereits bei der Definition des Systemkontextes ermittelt.
Ein alternativer Weg: Stakeholderidentifikation per Rolle
Im Zuge Ihrer Stakeholderidentifikation können Sie sich auch mit den möglichen Rollen der Personengruppen und Personen auseinandersetzen, die Interesse an Ihrem Unternehmen und Ihren Vorhaben zeigen. Hier finden Sie einige abstrakte Beispiele mit möglichen Motiven:
- Wer ist Ihr Eigentümer? Die meisten Eigentümer verfolgen das Ziel, eine hohe Umsatzrendite und einen Kapitalgewinn zu erzielen. Auch eine gesellschaftliche Stellung und soziale Aspekte wie gesellschaftliche Verantwortung sind denkbare Motive.
- Wer sind Ihre Kapitalgeber? Das Interesse der Kapitalgeber liegt in einer Kapitalrendite, d.h. sie wollen ihr Investment bestmöglich und gleichzeitig so risikolos wie möglich verzinsen.
- Wer sind Ihre Lieferanten? Lieferanten sind Unternehmen oder Personen, die im Auftrag Leistungen, Produkte oder Systeme entgeltlich entwickeln oder beschaffen. Von der Lieferung bzw. der Beschaffung hängt ihr wirtschaftlicher Erfolg ab, gerne wollen sie daher langfristige Geschäftsbeziehungen etablieren.
- Wer sind Ihre Kunden und Anwender? Jeder von uns ist Kunde der einen oder anderen Firma. Die meisten Kunden wollen Produkte in einer hohen Qualität zu einem günstigen Preis erwerben, um so Bedürfnisse zu befriedigen. Anwender sind in gewisser Weise auch Kunden, die jedoch keine eigenen Finanzmittel bei der Beschaffung von Lösungen, Produkten oder Systemen investieren. Dennoch haben sie meist auch einen hohen Qualitätsanspruch und erhoffen sich ebenfalls die Befriedigung ihrer Bedürfnisse (also bspw. sichereres, einfaches, effizientes Arbeiten).
- Welche Mitarbeiter sind betroffen oder haben Interesse? Auch Mitarbeiter haben häufig Interesse an neuen Lösungen, Produkten oder Services. Die Interessen selbst können je nach Rolle stark variieren. So möchte zum Beispiel ein Projektleiter gerne Projekte in Zeit und Budget umsetzen, das Management Umsätze realisieren, und der Geschäftsführer die Zukunftssicherheit des Unternehmens verbessern. Selbst “projektferne Mitarbeiter” können Interesse an einer neuen Lösung haben, wenn sie diese bspw. als Anwender nutzen sollen und sie sich davon Veränderungen versprechen. Darüber hinaus können Mitarbeiter auch Kapitalgeber sein.
- Welche Organisationen sind betroffen oder haben Interesse? Organisationen wie Verbände, Gewerkschaften oder Vereine verfolgen in Abhängigkeit ihres Zwecks unterschiedliche Ziele. Welche Ziele und Motive dies im Einzelnen sind, hat die Stakeholderanalyse zu ermitteln.
- Welche staatlichen Instanzen gilt es zu beachten? Der Gesetzgeber interessiert sich für die Einhaltung von Gesetzen und Regeln. Staatliche Instanzen wie bspw. die Arzneimittelbehörde oder das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sorgen für die Umsetzung und Einhaltung dieser Gesetze und Regeln. Der Unternehmenserfolg ist für den Gesetzgeber dabei kein Entscheidungskriterium.
- Wer sind Ihre Wettbewerber? Auch Wettbewerber haben ein Interesse an den Entwicklungen anderer Hersteller. Sie wollen vorhandene Marktanteile schützen, eigene Produkte verbessern und ihre Umsatzrendite erhöhen.
- Wer sind Ihre Gläubiger? Gläubiger interessieren für den Erfolg von Neuerungen, denn Sie erwarten die Rückzahlung von Darlehen und Krediten oder die Bezahlung von Rechnungen.
Bei der Stakeholderidentifikation geht es also um die Ermittlung von Personen, Personengruppen und Organisationen, die Interesse an Ihrem Vorhaben, Ihrem Projekt oder Ihrer Produktentwicklung haben. Wichtig ist, die Stakeholderliste als Basis für die Stakeholderanalyse zu verstehen. Haben Sie in einem vergleichbaren Projekt einmal Stakeholder ermittelt, können Sie natürlich vorhandene Listen nutzen, sofern Sie diese auf Vollständigkeit und Aktualität überprüfen. Eventuell ergänzen Sie diese dann bspw. um Medienvertreter, Lobbyisten oder stille Teilhaber.
Hinweise:
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