Gold Plating

Wissen kompakt: Gold Plating bezeichnet eine Situation, bei der ein Lieferant in positiver Absicht mehr liefert als vereinbart, dadurch aber den Auftraggeber in eine schwierige Situation bringt.

Gold Plating – eine Lieferung unnötigerweise vergolden

Es gibt Situationen, in den Lieferanten ihren Auftraggebern mehr liefern als vereinbart wurde.  Während der Lieferant mit der Übererfüllung der vereinbarten Leistung Positives bezweckt, stellt dies den Auftraggeber und Empfänger vor mögliche Probleme. Solche Situationen werden als Gold Plating bezeichnet. Im übertragenen Sinne handelt es sich um eine (unnötige) Vergoldung einer Lieferung oder Leistung.

Sowohl der US-amerikanische Standard für Projektmanagement, das Project Management Body of Knowledge (PMBOK), als auch die britische Projektmanagement-Methode PRINCE2 bewerten Features, die über den definierten Funktionsumfang hinausgehen als Gold Plating. PMBOK hält definierte Leistungen im Scope Plan fest, PRINCE2 schreibt sie in einer Produktbeschreibung nieder. Grundsätzlich gilt aber jede Leistung als Gold Plating, die über einen beschriebenen Leistungsumfang – bspw. in Form eines Lastenhefts – hinausgeht. Aus Sicht der Qualitätssicherung verstößt dies auch gegen das Prüfkriterium “Abwesenheit (vom Kunden) nicht spezifizierter Funktionalitäten”.

Die Konsequenzen von Gold Plating

Während der Lieferant – evtl. im Sinne des Kano-Modells – seinen Auftraggeber begeistern möchte, muss der sich mit möglichen Folgen der Leistungsübererfüllung auseinandersetzen:

  • Was macht die Funktion? Wie kann sie getestet werden? Wer trägt die Aufwände für den Test?
  • Stellt die Funktion evtl. ein Risiko dar? Wie interagiert sie mit anderen Funktionen?
  • Wie ist die Funktion dokumentiert? Taucht sie in der Bedienungsanleitung oder im Changelog auf?
  • Welche Konsequenzen ergeben sich für die Pflege und Wartung der Funktion? Wer trägt mögliche Aufwände, wenn die Funktion in der Anwendung Probleme verursacht?
  • Wer bezahlt für die neue Funktion? Werden entsprechend Entwicklungsaufwände des Herstellers in Rechnung gestellt?
  • Lässt sich die Funktion auch wieder entfernen oder zumindest abschalten? Welche Folgen haben beide Varianten?

Ist einer dieser Punkte unklar oder strittig, kann es zu einer Verzögerung der Abnahme durch den Auftraggeber kommen. Damit erreicht der Auftragnehmer, oftmals in der Rolle des Kundenbetreuers, des Projektleiters oder eines Entwicklers, tatsächlich genau das Gegenteil von dem, was er sich von der Übererfüllung erhofft hat: Anerkennung, Begeisterung, zukünftige Zusammenarbeit.

Idealerweise sollte sich ein Lieferanten mit seinem Auftraggeber abstimmen, wenn er diesem durch zusätzliche Funktionen etwas Gutes tun möchte. Damit entfällt zwar ein Überraschungseffekt, aber es reduziert auch mögliche Risiken und Probleme.

Gold Plating - eine Lieferung unnötigerweise vergolden
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Eine ähnliche Thematik wie Gold Plating adressiert der Begriff Overengineering.

Auch in der Politik wird der Begriff Gold-Plating genutzt. Er beschreibt die vermeintliche Übererfüllung von EU-Richtlinien durch einzelne Mitgliedstaaten, die zulasten der nationalen Rechtsordnungen und Volkswirtschaften geht. In diesem Sinne ist Gold-Plating ein Zeichen von Überregulierung.

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