Traceability
Wissen kompakt: Traceability beschreibt die Fähigkeit, Beziehungen zwischen Anforderungen und Artefakten in einem Entwicklungsprozess vom Bedarf bis zur implementierten Lösung nachzuvollziehen.
Traceability – das Nachvollziehen von Beziehungen zwischen Artefakten
Traceability ist ein englischer Begriff, der sich aus „trace“ – „die Spur“ bzw. „nachzeichnen“ – und „ability“ – die „Fähigkeit“ oder „Befähigung“ – zusammensetzt. Übersetzt bedeutet Traceability somit „die Fähigkeit, Spuren nachzuzeichnen“ oder in einem Wort: „Rückverfolgbarkeit“.
Unterschiedliche Werke betonen unterschiedliche Aspekte der Traceability. Die ISO/IEC/IEEE24765:2017 definiert für den Bereich von System- und Software-Engineering Traceability als „unterscheidbare Verknüpfung zwischen zwei oder mehr logischen Entitäten wie Anforderungen, Systemelementen, Überprüfungen und Aufgaben“. Es handelt sich also um Fähigkeit, Beziehungen zwischen Artefakten des Entwicklungsprozesses nachzuvollziehen.
Arten und Formen der Traceability
Der BABOK Guide des International Institute of Business Analysis (IIBA) definiert Traceability als „die Fähigkeit, die Beziehungen zwischen Anforderungen und Designs vom ursprünglichen Stakeholder-Bedarf bis zur tatsächlich implementierten Lösung zu verfolgen“. BABOK definiert darüber hinaus weitere Arten bzw. Formen der sogenannten Requirements-Traceability:
- Die Pre-Requirements Traceability bezeichnet die Nachvollziehbarkeit zwischen Anforderungen und ihrer Quelle. Beispiel: Welcher Stakeholder interessiert sich für welche Anforderung? Welche spezifische Anforderung deckt den Bedarf eines Stakeholders? Die Nachvollziehbarkeit funktioniert somit in beide Richtungen (auch als Forward bzw. Backward Traceability bezeichnet).
- Die Post-Requirements Traceability bezieht sich auf Anforderungen und ihre Beziehungen zu anderen Artefakten wie Entwurf, Code, Testfälle etc. Beispiel: Wie wurde eine Anforderung implementiert? Welcher Testfall testet welche Anforderung? Auch hier funktioniert die Rückverfolgbarkeit in beide Richtungen, also bspw. von der Anforderung zum Testfall oder vom Testfall zur Anforderung.
- Die Inner Traceability bezieht sich auf die Beziehung von Anforderungen wie Business-, Stakeholder- oder Solution-Requirements untereinander sowie zu ihrer Dokumentation bspw. im Lastenheft.
- Die Requirements-to-Task Traceability beschreibt die Verbindung von Anforderungen zu Aufgaben im Projektmanagement. Durch diese Art der Nachvollziehbarkeit wird der Prozess der Anforderungsimplementierung nachvollziehbar und Fragen nach dem Aufwand einer Anforderung, dem Entwickler, der sie realisiert oder dem konkreten Zustand lassen sich beantworten.
Per Software zur Traceability
Die Rückverfolgbarkeit sollte nicht mit den Begriffen Revisionssicherheit und IT-Compliance verwechselt werden. Wie sie hergestellt wird – also bspw. manuell oder automatisiert – müssen Organisationen individuell entscheiden. Die Erstellung einer manuellen Traceability Matrix ist vielen Organisation jedoch zu aufwendig, sie setzen eher auf eine Lean Traceability, also dem Nachverfolgen von Anforderungen und ihren Artefakten nach Bedarf. Nützlich sind hier entsprechende datenbankgestützte Softwarelösungen.
Praktisch alle gängigen Programme im Bereich Anforderungsmanagement, Requirements Engineering oder Application Lifecycle Management unterstützen Traceability. Natürlich empfiehlt es sich, bei Bedarf einen genauen Blick auf die propagierten Features zu werfen. Hier finden Sie eine Liste mit entsprechenden Tools:
- YAKINDU von Itemis
- Polarion Requirements von Siemens
- DOORS Next von IBM
- Enterprise Architekt von Sparx Systems
- Reqchecker von Khilogic
- Helix ALM von Perforce
- Visure Requirements
- TraceCloud
- Cradle von 3SL
- SpiraTest von Inflecta
Hinweise:
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Hier finden Sie ein englisches Video zum Thema: What is Requirements Traceability and When Does It Matter?
Und hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: