Peer Review
Wissen kompakt: Das Peer Review ist ein Verfahren zur Qualitätssicherung, bei dem Werke von Kollegen aus demselben Fachgebiet begutachtet werden.
Peer Review – die Beurteilung von Werken durch ebenbürtige Personen mit Fachwissen
Sie wollen eine Publikation in einem Fachmagazin veröffentlichen und schicken dem Verlag Ihren Entwurf. Sie wollen einen Vortrag auf einer Konferenz halten und reichen bei den Organisatoren ein Abstrakt des Vortrags ein. Sie wollen Fördergelder für ein Forschungsprojekt beantragen und liefern das Konzept dazu. Oder Sie wollen einem Kunden einen Patch schicken, mit dem er sein Softwareproblem beheben kann. In solchen Situationen kommt häufig das Peer Review zum Einsatz.
Das Peer Review ist ein Ansatz zur Qualitätssicherung. Das Objekt der Qualitätssicherung kann dabei variieren: Es kann sich bspw. um
- eine Publikation in einem Fachmagazin,
- eine Veröffentlichung in Buchform,
- einen Eintrag bei Wikipedia,
- einen Vortrag,
- ein Konzept,
- einen Entwurf oder
- auch ein Stück Software
handeln. Das Besondere an dem Review liegt in der Betonung der Gutachter: Peers sind Kollegen, die im selben Bereich oder Fachgebiet tätig sind. Sie sind ebenbürtig oder gleichstehend und manchmal auch gleichaltrig.¹ Es können Berufs- oder Studienkollegen, Forschende in einem Fachbereich, Freunde mit Fachwissen, oder Klassenkameraden sein. Wichtig ist, dass der Peer in der Lage sind, das Werk fachlich zu begutachten.
Peer Review Szenarien und Arten
Im Wesentlichen gibt es zwei Szenarien von Peer Reviews:
- Ein internes Szenario, bei dem das Werk eines Kollegen von einem anderen Kollegen ein Review erhält. Dies passiert relativ häufig, bevor das Arbeitsergebnis zu dritten Personen oder externen Parteien wie Kunden, Lieferanten, Partner etc. weitergeleitet wird.
- Ein externes Szenario, bei dem das Werk von externen Parteien, Gremien, Verbänden, Kunden, Lieferanten etc. begutachtet wird.
Für das externe Szenario lassen sich drei verschiedene Arten von Peer Reviews unterscheiden:
- Beim Single Blind Review wissen die Erzeuger bzw. Einreichenden nicht, wer das Werk, den Artikel, den Entwurf begutachtet.
- Das Double Blind Review basiert auf dem Single Blind Review, wobei auch die Gutachter nicht wissen, von wem das zu beurteilende Werk stammt. Handelt es sich bspw. um einen Wettbewerb, so ergibt es bspw. Sinn, nur das Objekt, also bspw. den Entwurf, das Modell oder den Prototyp zu beurteilen, denn so rückt das Werk und nicht der Ersteller in den Mittelpunkt.
- Das Tripple Blind Review geht noch einen Schritt weiter als das Double Blind Review, denn hier wissen bspw. auch die Herausgeber eines Magazins oder Fachblattes nicht, von wem der Artikel stammt.
Die drei Arten unterscheiden sich nach dem Grad der Anonymität. Eine Sonderform stellt das Open Peer Review dar, die anstelle von Anonymität auf Transparenz setzen:
- Erzeuger und Gutachter sind bekannt, ggf. wird der Gutachter auch im Zuge einer Veröffentlichung erwähnt.
- Der Review-Bericht wird anonym oder mit Namen des Gutachters veröffentlicht.
- Ggf. wird auch die Korrespondenz im Zuge des Reviews zwischen den Beteiligten wird offengelegt.
In manchen Publikationen wird auch das Post-Publication Peer Review erwähnt. Es ist eine Variante des Peer Reviews, bei dem es erst im Nachgang einer Publikation zu einer Begutachtung durch die Community – bspw. per Kommentarfunktion auf Webseiten oder bei Podiumsdiskussionen – kommt.
Peer Review Ablauf
Im Internet finden sich zahlreiche Empfehlungen, wie ein Peer Review üblicherweise abläuft. Neben den genannten Szenarien und den Arten ist es dabei wichtig, auch das zu begutachtende Objekt im Verhältnis zu den im Vorfeld definierten und benannten Anforderungen zu beachten. Es macht einen großen Unterschied, ob ein Fachartikel in einem Forschungsmagazin, ein Krimi in einem neuen Buch veröffentlicht, eine Einreichung zu einem Kunstwettbewerb oder ein Workshop für eine Softwareentwicklungskonferenz bewertet werden soll.
Hier finden Sie einen exemplarischen Ablauf eines Peer Reviews:
- Abgleich der formalen Kriterien wie Aufgabenstellung, Lieferfristen, Umfang, Maße, Thema, Neuigkeitswert, Fokus auf Zielgruppe etc.
- Überprüfung von Struktur und Logik, von Methodik und Vorgehen, von Hypothesen und Nachweisen.
- Begutachtung von verwendeten Materialien, Formaten oder referenzierten Quellen.
- Bewertung von Inhalt, Funktion, Reproduzierbarkeit oder Wert.
- Und die Entscheidung über die Annahme, Billigung oder Gewährung, über geforderte Nachbesserungen oder die Ablehnung des Werks.
Peer Review Kritik
Gerne wird argumentiert, dass ein Peer Review
- viel Aufwand verursacht,
- viel Zeit in Anspruch nimmt,
- wirkliche Anonymität nicht garantieren kann,
- die Gutachter nicht neutral sind,
- und das Nichtwissen oder die Vorlieben der Gutachter wesentlich für eine Go- oder No-Go-Entscheidung sind.
Stimmt. Dennoch ist es ein gutes Instrument zur Qualitätssicherung. Und im Zweifel spricht auch jenseits von Aufwand und Zeit wenig gegen den Einsatz eines zweiten oder dritten Gutachters.
Impuls zum Diskutieren
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Hinweise:
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[1] dict.cc: Übersetzungen für Peer
Peer Reviews gelten als gängigstes Verfahren zur Qualitätsprüfung und -sicherung für Veröffentlichung in wissenschaftlichen Fachmagazinen.
In vielen Unternehmen finden sich Peers. Sie sorgen für gegenseitige Unterstützung und ersetzen in gewisser Weise Mentoring bzw. Reverse Mentoring Konzepte.
In den letzten Jahren hat sich der Ausdruck Peer Pressure als Zeichen für Gruppendruck, Gruppenzwang oder sozialer Druck etabliert.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus der Rubrik Wissen kompakt: