Hybrides Projektmanagement
Inhaltsverzeichnis: Definition – Kombinationen und Beispiele – Motive und Ziele – Rollen – Werte – Bedeutung von PMO – Download – Hinweise
Hybrides Projektmanagement – die Kombination verschiedener Methoden
Hybrides Projektmanagement bezeichnet die Kombination von unterschiedlichen Projektmanagement-Methoden oder die Verwendung einzelner Elemente verschiedener Projektmanagement-Ansätze. Als alternative Begriffe werden häufig bimodales, selektives, adaptives oder multimodales Projektmanagement genannt, jedoch betonen die Ausdrücke verschiedene Aspekte unterschiedlich:
- Der Begriff „Hybrid“ steht für die Kombination, Vermischung oder Kreuzung von „Etwas“. In einem technischen Umfeld bezeichnet ein Hybrid die Kombination unterschiedlicher Techniken, wie bspw. in der Automobilindustrie bei einem Antrieb mit Benzin und Strom. Übertragen auf das Projektmanagement beschreibt ein hybrides Vorgehen somit die Integration unterschiedlicher Methoden (z.B. PMI und Scrum) oder die Verwendung verschiedener Elemente unterschiedlicher Methoden (z.B. User Storys aus Scrum und Softwarespezifikationen aus V-Modell XT).
- Das bimodale Projektmanagement propagiert eine Kombination von genau zwei Managementsystemen.
- Das selektive Projektmanagement adressiert eine Auswahl der am besten geeigneten Elemente aus verschiedenen Methoden und Ansätzen.
- Das adaptive Projektmanagement legt seinen Schwerpunkt auf ein für das Projekt und die damit verbundenen Herausforderungen angepasstes Vorgehen. Der Begriff ist als solches somit etwas umfassender.
- Das multimodale Projektmanagement betont die Kombination von mehr als zwei unterschiedlichen Projektmanagement-Methoden bzw. -Systemen und kommt daher – gemeinsam mit dem selektiven Projektmanagement – dem Begriff des hybriden Projektmanagements am nächsten.
Je weiter der Begriff „hybrides Projektmanagement“ gefasst wird, desto klarer wird, dass hybrides Projektmanagement in Organisationen schon lange Realität ist und Projektmanagement-Methoden in Reinform eher eine Ausnahme darstellen. Zusammengefasst beschreibt hybrides Projektmanagement die Kombination verschiedener Projektmanagement-Methoden oder Teilen dieser Methoden mit dem Ziel, die Vorteile der unterschiedlichen Herangehensweisen in einem Projekt zu nutzen.
Hybride Kombinationen und Beispiele
In den meisten Fällen wird hybrides Projektmanagement als Kombination von traditionellen, klassischen Projektmanagement-Methoden mit agilen Techniken verstanden. Dies liegt nahe, denn bereits seit vielen Jahren gibt es standardisierte Ansätze wie ein PRINCE2 Agile oder agile Strategien im V-Modell XT. Doch es gibt auch agile Kombinationen – bspw. bei einer Kombination von Scrum und Kanban – und traditionelle Kombinationen – bspw. bei einer Projektplanung mit PRINCE2 und der Entwicklung eines Systems per Wasserfall. Es gibt also drei grundsätzliche Kombinationsmöglichkeiten: klassisch und agil, agil und agil, sowie klassisch und klassisch.
Darüber hinaus gibt es auch andere Kombinationen, bspw. klassisch mit agil und agil. Beispiel: Das Projekt wird ganzheitlich mit PRINCE2 geplant, die Realisierung von Anforderungen erfolgt mit einer Kombination von Scrum und Kanban, sprich mit Scrumban.
Auf Prozessebene gibt es zahlreiche Beispiele, wie sich verschiedene Methoden miteinander kombinieren lassen. Darüber hinaus gibt es aber fast unendlich viele Kombinationen, bei denen Elemente einzelner Methoden im Kontext eines anderen Vorgehens genutzt werden. Hier einige Beispiele:
- ein tägliches Entwicklertreffen in V-Modell XT zur Abstimmung untereinander
- eine Retrospektive als Lessons-Learned-Treffen in Hermes
- ein Stakeholder-Review-Meeting zur Releaseabnahme in V-Modell XT Bund
- ein Business Case in Scrum
- ein Backlog in PRINCE2
- eine Earned-Value-Analyse in Scrum
- ein Impedimentboard in V-Modell XT Bund
Unter dem Stichwort Scrumbut finden Sie übrigens einige Abweichungen von Scrum, die sich auf Rollen und Artefakte beziehen.
Motive und Ziele hybrider Vorgehensweisen
Unternehmen nutzen Methoden zum Managen von Projekten aus unterschiedlichsten Motiven: Sie versuchen die Ergebnisqualität, die Termintreue und die Kundenorientierung in den Vordergrund zu stellen. Sie adressieren das interne Teamwork oder die Mitarbeitermotivation. Häufig agieren Unternehmen in Branchen, die besondere Herausforderungen an Sicherheit, Dokumentation und Nachvollziehbarkeit stellen. Nachweispflichten und die Einhaltung von Normen können bspw. zur Auswahl einer Methodik führen, die großen Wert auf Planung und die Erstellung von Dokumenten legt.
Darüber hinaus sind in vielen Organisation Vorgehensweisen methodisch über einen längeren Zeitraum gewachsen oder sogar von außen vorgegeben (bei Projekten bundesdeutscher Behörden ist bspw. das V-Modell XT als Vorgehensmodell zu nutzen). Hybrides Projektmanagement verfolgt zwar das Ziel, das Beste aus verschiedenen Management-Systemen zu nutzen, das Motiv kann aber sein, den spezifischen Anforderungen der Branche zu genügen und gleichzeitig sinnvolle Elemente anderer Vorgehensweisen zu nutzen. Und selbst wenn sich ein Unternehmen fortan Scrum als agiles Framework nutzen möchte, so hilft der hybride Ansatz, erprobte und nützliche Aspekte des derzeitigen Vorgehens mit Bestandteilen des agilen Vorgehens zu kombinieren. Wie das in der Praxis funktioniert, beschreibt der Blogbeitrag Subversiv agil.
Rollen im hybriden Projektmanagement
Welche Rollen gibt es im hybriden Projektmanagement?
In klassisch geprägten Projekten ist der Projektmanager für die Planung und Durchführung und somit auch für den Erfolg des Projekts verantwortlich. Er sorgt für die Einhaltung festgelegter Workflows und darf die zu Projektbeginn fixierten Anforderungen zu definierten Kosten und Terminen realisieren.
In agilen Projekten gibt es die Rolle des Projektmanagers nicht. Scrum kennt bspw. einen Product Owner, der die Vorstellungen der Stakeholder repräsentiert, das Backlog pflegt sowie Produkt- und Projektmanagementaufgaben vereint. Der Scrum Master trägt die Verantwortung für die Einhaltung des vereinbarten Prozesses und unterstützt das Entwicklungsteam. Das Entwicklungsteam trägt die Verantwortung, ein potenziell lieferbares Inkrement – entsprechend zuvor getätigter Zusagen – fertigzustellen. Weder der Product Owner noch der Scrum Master sind dem Team vorgesetzt.
Diese Ansätze unterscheiden sich so deutlich, dass jedes Unternehmen im Zuge eines hybriden Projektmanagements von Anfang über Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten nachdenken sollte. Nur so kann hybrides Projektmanagement funktionieren.
Werte als Fundament für hybrides Projektmanagement
Hybrides Projektmanagement wird oft als klassisches Projektmanagement verstanden, das um agile Techniken erweitert wird. So kann in einem traditionell durchgeführten Projekt ein Vorgang oder ein Bereich wie bspw. die Softwareentwicklung agil mit Extreme Programming durchgeführt werden oder ein einzelnes Ritual wie zum Beispiel das Daily Scrum oder die Retrospektive genutzt werden.
Mit dem Einsatz von agilen Techniken geht häufig der Wunsch einher, vermeintliche Schwächen des klassischen Projektmanagement zu beseitigen: Mitarbeiter sind überlastet, Prioritäten und Verantwortlichkeiten unklar und die Anzahl der Meetings zu groß. Doch die Vorteile des agilen Arbeitens entstehen nicht durch die wenigen Rollen, Events und Artefakte, sondern durch gemeinsame Werte und Prinzipien. Agile Techniken betonen u.a. die Selbstorganisation, eine Eigen- und Teamverantwortung, sowie iteratives und flexibles Arbeiten. Nur mit solch gelebten Werten und Prinzipien hat hybrides Projektmanagement eine Chance, dauerhaft für eine Verbesserung des Status quo in Projekten zu sorgen.
Die wachsende Bedeutung von Project Management Offices bei der Wahl der Vorgehensweisen
In vielen Unternehmen wird hybrid gearbeitet – einige Abteilungen nutzen agile Methoden, während andere weiterhin klassisch organisiert sind. Diese hybride Arbeitsweise spiegelt die Realität wider: Nur wenige Unternehmen arbeiten vollständig agil, und oft wird je nach Projekt oder Abteilung die geeignete Methode gewählt.
In diesem Kontext spielt das Project Management Office (PMO) eine entscheidende Rolle. Es sorgt dafür, dass die verschiedenen Projektmanagement-Ansätze – sei es agil, klassisch oder hybrid – koordiniert werden. Das PMO stellt sicher, dass jede Methode in die bestehenden Strukturen passt und je nach Projektbedarf angepasst wird.
Ein PMO hilft Unternehmen auch dabei, flexibel zu entscheiden, welche Vorgehensweise für ein spezifisches Projekt am besten geeignet ist. In manchen Fällen kann ein klassisches Vorgehen sinnvoller sein, in anderen agiles Arbeiten. Durch die gezielte Auswahl der passenden Methode trägt das PMO dazu bei, Projekte erfolgreich und effizient umzusetzen – besonders in komplexen, hybriden Umgebungen, in denen unterschiedliche Teams und Ansätze zusammenarbeiten.
Kurz gesagt: In einer Welt, in der hybride Arbeitsweisen zur Norm werden, ist das PMO der Schlüssel, um die richtige Balance zwischen Agilität und Struktur zu finden und den Erfolg von Projekten sicherzustellen.
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Alles Wichtige über hybrides Projektmanagement auf einen Blick.
- Was ist hybrides Projektmanagement und welche Kombinationsmöglichkeiten gibt es?
- Welche Motive und Ziele führen zu hybridem Projektmanagement?
- Was sind hybride Organisationen und vor welchen Herausforderungen stehen viele Unternehmen?
- Welche Beispiele gibt es für hybrides Projektmanagement?
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Sind hybride Ansätze für die Planung und Durchführung von Projekten oder zur Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen nicht schon sehr lange die Regel und nicht die Ausnahme?
Hinweise:
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In manchen Publikationen wird von Hybridem Projektmanagement 2.0 gesprochen. Einerseits wird damit versucht, ein „neues“ Vorgehen für eine digitale Transformation zu promoten, anderseits bezieht es sich auf das Weißbuch Hybrid Project Management in der Version 2.0 – herausgegeben von der IPMA.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserem t2informatik Blog: