Ihr Unternehmen soll schneller, agiler, innovativer werden?

Gastbeitrag von | 12.01.2023

Wenn Ihr Unternehmen schneller, agiler oder innovativer werden soll, dann habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie!

Die gute Nachricht:

Unternehmen zu transformieren, ist weit weniger schwierig, als die Statistiken von scheiternden Change Prozessen ausdrücken. Es ist keine Frage von kostspieligen Umstrukturierungen; noch weniger bedeutet es Destabilisierungsphasen. Es ist möglich, Wandel, ohne zu kämpfen, zu realisieren.

Die schlechte Nachricht:

Es funktioniert völlig anders, als Menschen denken.

Die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist davon abhängig, wie gut sie mit Komplexität umgehen können. Die Kernkompetenz im Umgang mit der VUKA-Welt lautet Wandlungsfähigkeit – nicht Digitalisierung, die ist käuflich zu erwerben. Die kostenintensiven Change Prozesse des vergangenen Jahrzehnts, die Agilität und Innovation direkt adressierten, hatten wenig Erfolg.

Konnten sie auch nicht, weil sie mit rationalen Strategien konzipiert und umgesetzt wurden. Schon der Alltag belegt, dass sich die Welt nicht anhand unserer Vorstellungen und Wünsche lenken lässt; Veränderungsabsichten noch viel weniger. Verhalten wird zu weniger als 10% vom Verstand gesteuert, darin sind sich Psychologen einig. Um Wandel zu bewirken, braucht es einen Ansatz, der in die Tiefe geht, und der Funktionsweise der Natur entspricht. Das Sein ist mehr, als der Verstand begreifen kann; aus dieser Diskrepanz resultieren alle Probleme.

“Solange Denken die Spaltung von Subjekt und Objekt vornimmt, kann Wirklichkeit nicht als universelles Fließen von Ereignissen und Prozessen verstanden werden.” – David Bohm

Die Krux des Denkens

Denken ist (a) beschränkt, (b) konditioniert, (c) fragmentierend und (d) antibiotisch.

(a) Gedanken sind Erzeugnisse des Bewusstseins. Folglich hat der Verstand keinen Zugriff auf die Intelligenz dahinter. Wie eine Software keine Einsicht in das Betriebssystem hat, auf dem sie läuft, so kann der Verstand nicht erfassen, was (Bewusst-) Sein ist.

(b) Der rationale Zugriff auf die Welt, ist eine Sichtweise durch Perspektiven, die Ausschnitte des Ganzen zeigt, Teilwahrheiten. Perspektiven erfassen aber keine objektive (Teil-) Realität, sondern sind eine subjektive Modifizierung. Der Verstand selektiert und prozessiert das Geschehen aufgrund seiner Erwartungshaltungen, Überzeugungen und unbewussten Muster. Sich über Perspektiven zu streiten, ist vollkommen sinnfrei. Jeder hat Recht – in seiner Wirklichkeitskonstruktion.

(c) Solange es eine Trennung zwischen Subjekt und Objekt, Beobachter und Beobachtetem, Denker und Gedachtem gibt, existieren Konflikte zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte. Die Trennung ist rein gedanklich und wird vom Verstand erzeugt. Lesen Sie in diesem Beitrag, warum man den Verstand niemals unbeaufsichtigt sein lassen sollte.

(d) Außen- und Innenwelt sind untrennbar miteinander verbunden. Hinter jedem Ding der Außenwelt, steht ein Absolutes der geistigen Wirklichkeit. Ihre Interaktionen erzeugen Lebendigkeit. Weil die geistige Wirklichkeit nicht mitgedacht wird, wird Lebendigkeit zerstört. Die Probleme unserer Zeit belegen das nachdrücklich.

Wie es auch nicht geht

Denken allein ist also nicht die Lösung. Seit Landkarten von Bewusstsein in der Organisationsentwicklung en vogue sind, wird sehr viel Geld mit Utopien von erwachten, integralen, agilen Menschen verdient. Man möchte “purpose operationalisieren”, “teal werden” und “Werte transformieren”. Der Haken an der Sache ist, dass diese Modelle auch nur rationale First-Tier Konstrukte sind. Sie beziehen die geistigen Dimensionen nicht ein und unterliegen der Steuerungsillusion. Es sind Perspektiverweiterungen, die teilweise Second-Tier Denken genannt werden, doch das ist ein fulminanter Irrtum.

Das Gewahrsein der geistigen Wirklichkeit, setzt die Freiheit von Perspektiven voraus. Das bedeutet Selbsttranszendenz, die Metamorphose zu einem geistigen Wesen. Schon im alten China wurde dieses Bewusstsein Second-Tier Denken genannt. Wandel, der funktioniert, muss im Sein ansetzen. Wie das ohne Transzendenz möglich ist, verrate ich Ihnen noch.

“Die Seele ist kein Ding, sondern ein Sein in der Welt. Die Seele ist kein endgültiger Zustand, sondern ein Werden, eine Entfaltung, eine Entwicklung.” – Karl Jaspers

Der Sinn des Lebens

Das Sein ist die Bewegung zwischen Bewusstem und Unbewussten. In der Mitte findet der Mensch sein wahres Selbst – die Seele, und damit seinen Lebenssinn. C. G. Jung nannte diesen Prozess Individuation. Er hat mit dem Trend der Individualisierung nichts gemein, denn diese zielt darauf ab, sich von anderen abzuheben. Individuierte Menschen suchen nach tieferen Wahrheiten und stellen ihr Können in den Dienst der Allgemeinheit.

Fünf Intelligenzzentren

Die physikalische Welt entfaltet sich aus der feinstofflichen. Die Intelligenzzentren des Menschen entwickeln sich in umgekehrter Reihenfolge. Die Entwicklung von der Persönlichkeit zu einem Seelenmenschen, ist die Reise nach innen. Jeder Mensch muss diese allein antreten. Systemen oder den Erkenntnissen von anderen zu folgen, führt nicht zur eigenen Seele und ihren Aufgaben. Wenn sie – und nicht mehr der Verstand – die Führung übernimmt, wird das Leben ganz, wahrhaftig, sinnvoll. Sie synchronisiert die vormals egoistischen Einzelintelligenzen, wodurch sich Stress in Flow¹ wandelt.

Selbst-Sein und seine Potenziale zu entfalten, ist das Wesentliche im Leben. Der wahre Spaß liegt im Selbst-Geben, das möglich wird, wenn man “sein Ding macht”, seiner Berufung folgt. Welche Tätigkeit sollte dafür besser geeignet sein als der Beruf, den man sich wählt? Arbeit muss ein Ort von Wachstum und Flow sein, wodurch der Begriff “Work-Life-Balance” überflüssig wird; das ist meine Auffassung von Real New Work.

Wer Mitarbeiter möchte, die nicht nur ihre Arbeitszeit laut Vertrag einbringen, sondern ihre Fantasie, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Hingabe einfließen lassen, der muss die Umstände schaffen, die das ermöglichen. Jeder Mensch benötigt andere Konstellationen, um sein Bestes geben zu können.

“Das Geheimnis der Unternehmensführung heißt weder Wissen noch Geld. Was man wirklich braucht, ist Optimismus, ist Zuneigung, Enthusiasmus, Intuition, Neugier, Liebe, Sinn für Humor und Freude, Magie und Spaß – kurz: Ein Schlückchen vom Zaubertrank Euphorie.” – Anita Roddick

Changing the game

Wir haben einen Weg gefunden, Menschen mit der Quelle des Lebens zu verbinden, der den Flaschenhals der Transzendenz umgeht. Er funktioniert für jeden, der sein Leben verbessern möchte.

Wir arbeiten mit Energie, denn Energie ist äquivalent zu Bewusstsein. Energie verändert das Sein, das unbewusste und bewusste Erleben. Das Unbewusste direkt anzusteuern, erfordert den Rückzug vom Leben in die Stille. Unser Ansatz findet mitten im Alltag statt und wandelt die Art und Weise, wie Menschen leben und mit-einander arbeiten.

Holistischer Flow

Im Einklang mit der geistigen Innenwelt zu handeln, macht das Leben mühelos. In China nennt man diese Weisheit Wu-Wei. Die Innenwelt unmittelbar erkennen zu können, setzt aber Transzendenz voraus. Indem die Energie harmonisiert wird, die Innen- und Außenwelt gleichermaßen durchdringt, werden die beiden Welten kohärent. Menschen spüren sofort, dass die Dinge leicht gehen, dass sie “geschehen” und nicht “gemacht” werden müssen.

Unternehmenskultur auf Harmonie auszurichten, ist die smarteste Form von Effizienz. Die Reduktion von Stress, schafft Raum für Kreativität, aus der Innovation und neue Motivation entstehen. Energie wirkt in den Menschen, und im Dazwischen. Sie harmonisiert und vitalisiert sämtliche Prozesse. Es ist der Wechsel vom “Müssen und Sollen” zum “Können und Wollen”.

“Das Leben wir nicht chaotisch, wenn wir Kontrolle loslassen. Es fügt sich vielmehr in die natürliche Ordnung der Dinge.” – Elisabeth Kübler-Ross

Ihr letzter Change Prozess

Wer Wandlungsfähigkeit erlangt, benötigt nie wieder einen Change Prozess. Das Leben organisiert und entfaltet sich selbst. Niemand, der holistisch denkt, benötigt Agilitäts- oder Innovationsmethoden. Kreativität ist eine natürliche Qualität des Seins. Sie entfaltet sich von allein, wenn sie nicht durch menschliches Steuern erstickt wird.

Das Lebendige, kann man nicht “machen”. Man muss die Umstände schaffen, die das Gewünschte befördern – und das Falsche unterlassen. Denken in fließenden Prozessen, Gegenwärtigkeit, Gelassenheit und Anfängergeist sind die Skills, mit denen man ewigen Wandel meistert – und ökonomischen Erfolg erzielt, ohne auf dem Zahnfleisch zu gehen.

Die Energie des Neuen beflügelt Menschen sehr schnell. Gleichwohl bahnen sich alte Muster ihre Wege, weil Verhalten zu einem großen Teil unbewusst ist. In der Wandlungsphase braucht es einen externen Beobachter, der diese Muster aufspürt. Negative Emotionen und Gedanken kann man nicht einfach loslassen. Man muss ihre Polarität wandeln, weil Energie nicht einfach verschwindet. Dafür gibt es Techniken, die jeder erlernen kann. Ansonsten gilt, dass die Energie der Aufmerksamkeit folgt. Statt sich mit Gefühlen und Gedanken zu befassen, die immer temporär sind, kann man die Heiterkeit der Seele genießen, deren Kernkompetenz “Amor fati” ist, die höchstmögliche Lebensbejahung.

“Derjenige, der sagt, dass es nicht geht, sollte denjenigen, der es tut, nicht unterbrechen.” – Chinesisches Sprichwort

Fazit

Das wahre Problem von Unternehmen, deren Innovationstempo und Unternehmenskultur zu wünschen übrig lassen, ist fehlende Vitalkraft. Sie sind abgeschnitten von den lebendigen Dimensionen des Seins. Jahrzehntelang hat man alle Anstrengungen darauf ausgerichtet, Prozesse fehlerfrei abzuspulen. Rationale Strategien haben das Leben mechanisiert, bis kein Puls mehr zu messen war. Die Leine etwas länger zu lassen, wie es agile Strukturen tun, löst das Problem nicht. Es ist immer noch die Steuerungslogik des Verstandes. Um schneller, agiler, innovativer zu werden, braucht es Begeisterung, Hingabe und Intuition. Es sind geistige Qualitäten, die sich entfalten, wenn der Verstand die Klappe hält.

 

Hinweise:

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[1] Das Yerkes-Dodson-Gesetz beschreibt einen Zusammenhang zwischen menschlicher Erregung und Leistung. Visualisiert wird es mithilfe der Yerkes-Dodson-Kurve.

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Silke Nierfeld
Silke Nierfeld

Silke Nierfeld ist Transformationsexpertin, Zukunftsarchitektin, Philosophin und Executive Coach. Sie hat sich zeitlebens damit befasst, die Dinge hinter den Dingen zu erforschen, um das Leben von Menschen besser, leichter und sinnvoller zu gestalten. Ihr Anliegen ist eine Arbeitswelt, die den Begriff Work-Life-Balance überflüssig macht und Leistungsstress in Leistungsfreude wandelt.

Ihr holistisches Change Management Konzept ist verblüffend wirksam. Es transformiert Unternehmen in zukunftsfähige Organisationen, die gelassen mit den Herausforderungen der VUCA-Welt umgehen können. Die Integration unbewusster Dimensionen des Seins wandelt den Alltag von innen, es ist ein Game-Changer.

Kontaktieren Sie Silke Nierfeld, wenn Sie Innovation und Kulturwandel in Ihrem Unternehmen etablieren wollen – ohne zermürbende Change Prozesse.