Zielgruppe

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Wissen kompakt: Eine Zielgruppe ist eine Gruppe von Menschen, die durch charakteristische Merkmale beschrieben und mit definierten Aktivitäten, Dienstleistungen oder Produkten adressiert wird.

Zielgruppe – eine Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Merkmalen

Wer eine Dienstleistung anbieten oder ein Produkt entwickeln möchte, sollte eine wichtige Frage beantworten können:  Wer ist die Zielgruppe?

Die Antwort auf diese Frage hilft dem Anbieter, eine Dienstleistung oder ein Produkt zu entwickeln, das potenziellen Kunden Vorteile bietet und dabei Wünsche und Bedürfnisse erfüllt. Diese potenziellen Kunden sind die Empfänger von Dienstleistungen, die Nutzer von Produkten und die Adressaten von Aktivitäten.

Eine Zielgruppe ist eine Gruppe von Menschen, die durch charakteristische Merkmale beschrieben und mit definierten Aktivitäten, Dienstleistungen oder Produkten adressiert wird.

Zielgruppe - eine Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Merkmalen

Merkmale zur Bestimmung der Zielgruppe

Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die Organisationen bei der Bestimmung von Zielgruppen bzw. der Marktsegmentierung nutzen können. Je nach Markt unterscheiden sich diese. In einem Konsumentenmarkt bzw. in einem B2C Markt sind dies typischerweise

  • demografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Wohnort, Haushaltsart und Haushaltsgröße.
  • sozioökonomische Merkmale wie Bildungsstand, Beruf und verfügbares Einkommen.
  • psychografische Merkmale wie Werte, Meinungen, Wünsche, Motivation und Lebensstil.

Darüber hinaus gibt es aber auch

  • kauf- und konsumorientierte Merkmale wie Preissensibilität, Innovationsfreude, Kaufreichweite oder Mediennutzung.

Entwickelt ein Unternehmen Dienstleistungen und Produkte für andere Unternehmen, ist es also im B2B Markt aktiv, helfen andere Merkmale bei der Bestimmung der Zielgruppe:

  • organisatorische Merkmale wie Unternehmensgröße, Standort(e), Unternehmensart, Branche, etc.
  • ökonomische Merkmale wie Umsätze, Gewinne, Marktanteile, Liquidität etc.
  • Kaufverhalten wie Frequenz, Zeitraum und Zeitpunkt von Beschaffungen, Lieferantentreue, Auswahlprozesse, Partnerprogramme etc.

Zusätzlich gibt es auch

  • personenbezogene Merkmale wie Rolle, Motivation, Verantwortung, Budget, Entscheidungskompetenz etc.

Gerade diese personenbezogenen Merkmale sollten in einem B2B Markt nicht vernachlässigt werden, denn Organisationen bestehen aus Menschen, und Menschen haben – neben den genannten Merkmalen in Verbindung mit einer Rolle – auch Werte, Meinungen und Wünsche. Und Menschen sind meist diejenigen, die Dienstleistung in Anspruch nehmen und Produkte nutzen.

Beispiel für eine Zielgruppenbeschreibung

„Abteilungsleiter sind unsere Zielgruppe“ – wenn Sie eine solche Aussage hören, sollten Sie hellhörig werden. Die Rolle einer Person in der Hierarchie einer Organisation ist ein Merkmal, aber nur eins unter vielen. Es gibt Abteilungsleiter, die haben 5 Mitarbeiter und andere, die haben 1.000. Es gibt Abteilungsleiter, die dürfen Beträge bis 5.000 Euro freigeben und andere verantworten mehrere Millionen. Eine Definition, die nur auf einem einzigen Merkmal basiert, greift daher zu kurz.

Hier finden Sie ein Beispiel für eine Zielgruppenbeschreibung im B2B Markt:

Die Zielgruppe umfasst 45 – 65-jährige Abteilungsleiter*innen, die IT-Abteilungen mit einer Größe von 100 – 300 Mitarbeiter*innen verantwortlich führen. Der Firmensitz des Unternehmens ist in Deutschland, die Firmensprache ist deutsch oder englisch. Die Mitarbeiter*innen arbeiten remote an verschiedenen Standorten oder im Homeoffice. Das Unternehmen ist in der Automobilbranche als Hersteller oder Lieferant seit mindestens 10 Jahren aktiv, sein Umsatz ist größer als 10 Millionen Euro pro Jahr. Die Abteilungsleiter*innen haben ein konkreten Bedarf, den wir mit unserer Lösung bedienen können. Sie verfügen über ein Budget von mehr als 500.000 Euro für Investitionen in die Entwicklung bzw. Beschaffung von Individualsoftware. Sie haben mehr als 10 Jahre Leitungserfahrung und wertschätzen Partner, die kontinuierlich vor Ort arbeiten, an 365 Tagen im Jahr ansprechbar sind, Profis in agiler Softwareentwicklung sind, sowie über Branchenerfahrung und Kontakte zu anderen Herstellern und Lieferanten verfügen. Sie sind technikaffin, verfügen über persönliche Erfahrungen als Softwarearchitekt*innen oder -entwickler*innen, bewerten Qualität höher als Preise und Image und bevorzugen mittel- und langfristige Win-Win-Situationen.

Tipps zur Zielgruppenanalyse

Bei der Bestimmung von Zielgruppen gilt es einige Herausforderungen zu meistern. Hier finden Sie einige Hinweise und Tipps zur Zielgruppenanalyse:

  • Den Zugang zu Informationen zu Personengruppen zu finden, ist häufig schwierig und langwierig. Nutzen Sie also jede Möglichkeit, um mit Kunden, potenziellen Anwendern oder Partnern zu sprechen, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen.
  • Ähnlich wie bei einer Stakeholderanalyse ist es empfehlenswert, sich detailliert mit den avisierten Personengruppen auseinanderzusetzen. Bei der Definition können Befragungstechniken, Beobachtungstechniken oder Kreativitätstechniken helfen.
  • Die Definition ist kein Wunschkonzert. Es geht nicht darum, „den idealen Kunden“ zu definieren, sondern diejenigen Personen zu bestimmen, für die eine Organisation aktiv wird.
  • Zielgruppen sind häufig relativ abstrakt. Eine Möglichkeit, aus einer abstrakten zu einer personifizierten Beschreibung zu kommen, bietet das Persona-Konzept. Personas veranschaulichen typische Vertreter einer Zielgruppe. Sie haben Erwartungen, Werte, Wünsche und Ziele und zeigen menschliche Verhaltensweisen. Als Prototypen helfen sie, Annahmen über Kunden bzw. Anwender zu treffen. Dabei repräsentieren sie aber nicht den Durchschnitt einer Gruppe, sondern erscheinen als Personen, die Muster im Nutzungsverhalten erkennen lassen. Aus diesem Grund entwickeln Unternehmen oft auch mehrere Personas als Vertreter einer Zielgruppe.
  • Personengruppen sind oft inhomogen. Nur weil demografische und sozioökonomische oder organisatorische und ökonomische Merkmale übereinstimmen, können sich Wünsche, Meinungen und Kompetenzen voneinander unterscheiden.
  • Auch wenn jedes definierte Merkmal die Teilmenge der zu adressierenden Menschen im Verhältnis zur Gesamtmenge reduziert, ist es wichtig Merkmale zu bestimmen. Je genauer Sie Ihre Personengruppe kennen, desto besser können Sie passende Dienstleistungen, Produkte oder Aktivitäten adressieren.
  • Zielgruppen können zeitlich instabil sein, da sich Merkmale über die Zeit verändern. Bspw. können Umsätze, Marktanteile und Budgets schrumpfen, oder Entscheidungskompetenzen beschnitten werden.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Zielgruppendefinition kontinuierlich zu überprüfen und ggf. anzupassen.

Fragen aus der Praxis

Hier finden Sie einige Fragen und Antworten aus der Praxis:

Wer definiert Zielgruppen?

Häufig ist zu lesen, die Definition von Zielgruppen wäre in einem Unternehmen die Aufgabe des Marketings. Dies stimmt, allerdings nur, sofern es sich um eine ganzheitliche Betrachtung handelt. Wird Marketing als Schnittstelle eines Unternehmens zu einem Markt verstanden, dann ist die Ermittlung von Bedürfnissen von Personengruppen sowohl die Basis für die Zielgruppendefinition, als auch für die Entwicklung von Dienstleistungen und Produkten, und die anschließende Vermarktung. Konsequenterweise wird die Definition somit auch zum Element im Produktmanagement, im Requirements Engineering oder im Projektmanagement.

Handelt es sich bei der Definition lediglich um eine „nachträgliche“ Bestimmung von Personengruppen, die mit passender Werbung adressiert werden sollen, vertun Unternehmen Chancen. Dies spiegelt sich bspw. in Definitionen wie „Die Zielgruppe definiert eine Gruppe von Personen, die ein Unternehmen mit seinen Marketingmaßnahmen erreichen möchte, um Produkte oder Dienstleistungen an sie zu verkaufen“ wider.

Welche Bedeutung hat der Bedarf der Zielgruppe?

Unternehmen definieren ihre Zielgruppen mithilfe von verschiedenen Kriterien, doch eine Sache, eine Voraussetzung fehlt häufig (oder bleibt unerwähnt): der Bedarf.

Ohne einen klaren Bedarf – also ein Bedürfnis, für dessen Befriedigung finanzielle Mittel zur Verfügung stehen – ist die Zielgruppendefinition unvollständig. Der Bedarf ist Grundvoraussetzung für die Bestimmung von Personengruppen, mit denen Unternehmen Geschäfte tätigen wollen. Was nützt die beste Zielgruppendefinition, wenn die adressierten Zielpersonen kein Interesse bzw. kein Bedürfnis haben oder ihnen die Möglichkeiten fehlen, das Bedürfnis durch einen Kauf zu befriedigen?

In einem umfassenden Ansatz zur Zielgruppenbestimmung ist es daher entscheidend, potenzielle Kunden mit Bedarf zu definieren. Nur wenn der Bedarf klar identifiziert ist, lohnt sich der nachfolgende Marketing- und Vertriebsaufwand.

Was ist die kontinuierliche Herausforderung beim Arbeiten mit Zielgruppen?

Bei der Zielgruppen-Definition geht es Unternehmen darum, die Eigenschaften von Personengruppen herauszuarbeiten. Es gilt, die Menschen mit Ihren Herausforderungen, Wünschen und Bedürfnissen zu bestimmen, mit denen das Unternehmen gerne Geschäfte machen möchte, und für die das Unternehmen entsprechende Produkte und Dienstleistungen bieten kann. Das Ergebnis der Definition ist häufig der ideale Zielkunde.

Die Zusammenarbeit muss jedoch nicht nur für Unternehmen lukrativ sein, sondern auch für deren Kunden. In der Theorie klingt dies deutlich leichter, als es in der Realität ist. Bspw. könnte ein Unternehmen im Streben nach Gewinnmaximierung versuchen, die Preise zu erhöhen, doch dies dürfte den Zielkunden nicht gefallen. Die dauerhafte Balance im Verhältnis zwischen Unternehmen und Zielkunden zu etablieren, wird somit zu einer kontinuierlichen Aufgabe. Die Zielgruppen-Definition mag zwar keine Aktivität sein, die jeden Tag hinterfragt wird, die Auseinandersetzung, der Zugang zur und die Kommunikation mit der Zielgruppe ist aber eine dauerhafte Tätigkeit. Für viele Unternehmen ist diese dauerhafte Tätigkeit eine große Herausforderung.

Wie hilft das Value Proposition Canvas bei der Arbeit mit Zielgruppen?

Vor welcher Herausforderung steht eigentlich eine Zielgruppe? Welche Aufgaben gilt es zu lösen, welche Probleme zu beseitigen oder welche Benefits sind erstrebenswert? Die Definition von Zielgruppen hilft nicht bei der Beantwortung solcher Fragen. Eine Möglichkeit, Antworten zu erhalten, bietet das Value Proposition Canvas – kurz VPC. Es definiert drei Bereiche:

  • Kundenaufgaben: Welche Aufgaben hat ein Kunde zu erledigen und welche Ziele möchte er erreichen?
  • Pains – also Schmerzen und Probleme: Was behindert den Kunden bei der Erledigung seiner Aufgaben, was fehlt ihm und warum fühlt er sich schlecht?
  • Gains – also Nutzen: Was kann dem Kunden die Aufgabe erleichtern, wovon träumt er und wie fühlt er sich nach der Erreichung seiner Ziele?

Für diese Bereiche muss ein Unternehmen ein Werteversprechen entwickeln, in Form von:

  • Produkten und Dienstleistungen,
  • Pain Relievers bzw. Problemlösungen,
  • Gain Creators bzw. Nutzenbringer.

Idealerweise helfen die Produkte und Dienstleistungen dem Kunden bei der Erledigung seiner Aufgaben, der Beseitigung von Herausforderungen und der Befriedigung von Bedürfnissen. In der Folge können Unternehmen verschiedene Hilfsmittel wie Prototypen oder Minimum Viable Products nutzen, um schrittweise die Problemlösungen und Nutzenbringer zu entwickeln, die sich der Kunde wünscht.

Was sind Personas?

Personas personifizieren Zielgruppen und helfen, Annahmen über Kunden zu treffen. Als fiktive Anwender helfen sie, Bedürfnisse, Einstellungen und Handlungen potentieller Anwender besser zu verstehen.

Als fiktive Anwender werden Personas mit  konkreten Merkmalen wie Name, Foto, Wohnort, Lebenslauf, Familienstand, Alter, Einkommen, Ausbildung, Fähigkeiten, Einstellungen, Hobbies etc. beschrieben. Sie repräsentieren aber nicht den Durchschnitt einer Zielgruppe, sondern erscheinen als Personen, die Muster im Nutzungsverhalten erkennen lassen. Aus diesem Grund entwickeln Unternehmen oft auch mehrere Vertreter einer Zielgruppe.

Was ist eine ICP?

Ein ICP (Ideal Customer Profile) ist eine detaillierte Beschreibung des idealen Unternehmens (im B2B-Bereich), das am besten zum Produkt oder der Dienstleistung des Herstellers bzw. Lieferanten passt. Im B2C-Bereich ist das Äquivalent eher eine „Zielgruppe“ oder „Buyer Persona“, im B2B geht es bei der ICP um das ideale Unternehmen als Ganzes, nicht um einzelne Personen darin.

Typischerweise berücksichtigt man bei der Definition einer ICP:

  • Firmografische Daten (z. B. Branche, Unternehmensgröße, Standort)
  • Umsatz/Finanzen (z. B. ab welchem Jahresumsatz das Produkt sinnvoll ist)
  • Technologische Ausstattung (z. B. Software-Stack, IT-Reife)
  • Kaufverhalten (z. B. wie kaufen sie ein, wie lange sind Entscheidungszyklen)
  • Problempunkte / Needs (welche Herausforderungen hat dieses Unternehmen)
  • Use Case Fit (passt das Produkt zu den Prozessen des Unternehmens?)

Die Definition einer klaren ICP bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Sie ermöglicht es Unternehmen, ihre Vertriebs- und Marketingmaßnahmen deutlich effizienter zu gestalten, da sie sich gezielt auf jene Unternehmen konzentrieren können, die am ehesten vom Produkt oder der Dienstleistung profitieren. Dadurch verbessert sich nicht nur die Qualität der generierten Leads, sondern auch die Abschlusswahrscheinlichkeit im Vertrieb. Zudem sorgt ein klar umrissenes Idealprofil dafür, dass das Messaging im Marketing treffsicherer wird, da es auf konkrete Herausforderungen und Bedürfnisse zugeschnitten werden kann. Auch der Return on Investment (ROI) von Marketingkampagnen steigt, weil Streuverluste minimiert werden. Darüber hinaus profitieren Produktteams, da sie besser verstehen, für welchen Kundentyp sie entwickeln sollen. Und nicht zuletzt fördert eine ICP die Zusammenarbeit zwischen Marketing und Vertrieb – beide Abteilungen arbeiten mit einem gemeinsamen Zielbild vor Augen, was Abstimmungen vereinfacht und Prozesse beschleunigt.

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Impuls zum Diskutieren:

Macht es in hoch individualisierten Zeiten überhaupt noch Sinn, sich mit der Definition von Zielgruppen zu beschäftigen?

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Hier finden Sie ein Video zur Definition von Zielgruppen und Buyer Personas.

Und hier finden Sie ergänzende Informationen aus dem t2informatik Blog:

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