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Stakeholderanalyse

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Wissen kompakt: Die Stakeholderanalyse ermittelt die Ziele, Motive und Einstellungen der Personen oder Organisationen, die von den Aktivitäten eines Unternehmens direkt oder indirekt betroffen sind oder ein Interesse an diesen Aktivitäten haben.

Stakeholderanalyse Definition

Mitarbeiter und Kunden, Lieferanten und Partner, Gewerkschaften, Verbände und Verbraucherorganisationen, Kapitalgeber wie Eigentümer, stille Teilhaber, Aktionäre oder Banken, Konkurrenten, Institutionen, Behörden oder Gesetzgeber gelten als “typische” Stakeholder. Die Stakeholderanalyse ermittelt die für ein Vorhaben, ein Projekt oder eine Entwicklung wichtigsten Stakeholder, deren Ziele, Motive und Einstellungen.

Im Zuge des Stakeholdermanagements folgt die Stakeholderanalyse auf die Stakeholderidentifikation. Mit ihrer Hilfe lassen sich

  • Unterstützer und Promoter finden, die ein Projekt voranbringen wollen,
  • Gegner, Hindernisse und Widerstände erkennen, die von bestimmten Personen oder Institutionen ausgehen können,
  • Ziele sowohl bei Befürwortern als auch bei Gegnern in Erfahrung bringen,
  • Beziehungen und Konflikte zwischen Stakeholdern aufzeigen,
  • und die Basis für die Stakeholderkommunikation legen.

 

Stakeholderanalyse - auf der Suche nach den wichtigsten Stakeholdern

Techniken der Stakeholderanalyse

Wie finden Sie heraus, was ein Stakeholder möchte? Die Auswahl der besten Technik hängt von den Projektbedingungen, den Fähigkeiten des ermittelnden Teams und der Art des Wissens ab, das gesucht werden soll:

  • Befragungstechniken helfen, explizites Wissen zu ermitteln. Beispiele für Befragungstechniken sind Fragebögen und Interviews.
  • Kreativitätstechniken werden verwendet, um Visionen von Produkten zu ermitteln. Beispiele für Kreativitätstechniken sind Brainstorming, Brainwriting und Braindumping. Oftmals kommen diese Techniken im Zuge von Workshops zum Einsatz.
  • Beobachtungstechniken bieten sich in Situationen an, die sich schlecht beschreiben lassen. Beispiele für Beobachtungstechniken sind Feldbeobachtung und Apprenticing.
  • Dokumentenzentrierte Techniken werden in Kombination mit anderen Techniken genutzt. Sie versuchen bekannte Lösungen im Rahmen der Analyse zu nutzen. Beispiele für dokumentenzentrierte Techniken sind das Perspektivenbasierte Lesen und die Systemarchäologie.

 

Vorgehen bei der Stakeholderanalyse

Im Zuge der Stakeholderanalyse empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  1. Listen Sie alle Personen und Organisationen namentlich auf. Erfassen Sie neben den Kontaktdaten auch die passenden Kommunikationsmöglichkeiten und -zeiten. Dokumentieren Sie zusätzlich die Standorte.
  2. Erfassen Sie pro Stakeholder den Einfluss, seine Haltung und Motivation zum Vorhaben, sowie seine Ziele. Auch die Möglichkeiten der Beeinflussung (wie leicht ist er beeinflussbar, wie beeinflusst er andere) sollte beschrieben werden.
  3. Dokumentieren Sie die Wissensgebiete und kontextbezogene Erfahrungen. Auch vorhandene Methodenkenntnisse und Fachwissen sollte niedergeschrieben werden.
  4. Bewerten und priorisieren Sie jeden einzelnen Stakeholder.
  5. Versionieren Sie Ihre Erkenntnisse, denn dadurch können Sie zu einem späteren Zeitpunkt Veränderungen in Projekten auf Veränderungen bei Stakeholdern zurückführen.

 

Bewertung der Stakeholder

Ein wichtiges Ergebnis der Stakeholderanalyse ist die Unterscheidung zwischen wichtigen und weniger wichtigen Stakeholdern. Dazu können Sie Ihre Stakeholder in verschiedenen Kategorien beurteilen:

  • Welchen Einfluss hat der Stakeholder auf Ihr Vorhaben?
  • Wie groß ist das Interesse? Um die Frage beantworten zu können, bietet es sich an, die Veränderung für den Stakeholder zu beleuchten: Was ändert sich an seiner Arbeitsweise? Welchen Einfluss die Neuerung hat auf seine zukünftige Position im Unternehmen? Welche Chancen und Risiken ergeben sich für ihn?
  • Wie werden Reaktionen von Personen oder Organisationen ausfallen? Müssen Sie aufgrund Ihres Vorhabens und den damit einhergehenden Veränderungen mit verstecktem oder offenem Widerstand rechnen? Oder sind die Auswirkungen für den Stakeholder so positiv, dass er Ihr Vorhaben fördert und promotet?
  • Wie mächtig ist der Stakeholder? Bei der Bewertung der Macht ist es unerheblich, ob er wie ein Vorgesetzter direkten Einfluss oder als externe Organisation indirekten Einfluss hat. Wichtig ist zu erkennen, dass negative Auswirkungen häufig zu Machtdemonstrationen führen und sich nur schwer bekämpfen lassen.

Meist ist es ausreichend, mit einfachen Abstufungen wie “niedrig, mittel, hoch” zu arbeiten, da es sich um subjektive Beurteilungen handelt, so dass detailliertere Abstufungen wenig zusätzliche Erkenntnisse liefern würden.

Tipps zur Stakeholderanalyse

Es gibt eine Reihe von Tipps, die bei der Stakeholderanalyse helfen:

  • Das Ergebnis der Analyse ist eine Momentaufnahme. Einstellungen, Meinungen und auch Einflüsse verändern sich häufig im Laufe eines Projekts. Es lohnt sich daher, von Zeit zu Zeit die Ergebnisse zu hinterfragen und ggf. anzupassen.
  • Die Ergebnisse einer Analyse sollten nicht ohne Überprüfung auf andere ähnliche Projekte übertragen werden. Zeitmangel ist keine Begründung für “Abkürzungen”. Es droht ggf. eine folgenschwere, fehlerhafte Einordnung von Stakeholdern.
  • Menschen tendieren zu Vorurteilen. Das lässt sich zwar schwer verhindern, dennoch sollte eine “neutrale” Stakeholderanalyse angestrebt werden.
  • Unternehmenshierarchien können aber müssen kein Indikator für den Einfluss von Menschen sein. Besonders in Zeiten, in denen Leadership sich immer stärker von Rollen und Positionen löst, gilt es, falsche, vorschnelle Urteile zu vermeiden.
  • Persönliche Beziehungen führen unter Umständen zu Verzehrungen bzw. fehlerhaften Beurteilungen. Es empfiehlt sich daher der “kritische” Dialog mit den Kollegen, die ebenfalls in die Analyse eingebunden sind.
  • Oftmals wird das Gruppieren von Stakeholdern empfohlen, denn das erleichtert bspw. die Definition gemeinsamer Maßnahmen. Aber: Menschen sind Individuen. Auch das Gruppieren bzw. die Zuordnung zu Gruppen sollte daher von Zeit zu Zeit auf den Sprüfstand oder gar grundsätzlich hinterfragt werden.
  • Und last but not least: Die Ergebnisse der Stakeholderanalyse sind vertraulich und nicht öffentlich. Darüber muss Klarheit unter den Beteiligten bestehen.

 

Fragen aus der Praxis

Hier finden Sie einige Fragen und Antworten aus der Praxis:

Was ist Stakeholdermanagement?

Das Stakeholdermanagement adressiert die zielgerichtete, kontinuierliche Auseinandersetzung eines Unternehmens mit seinen Stakeholdern. Es umfasst drei zentrale Aufgabenbereiche:

  • Stakeholderidentifikation,
  • Stakeholderanalyse und
  • Stakeholderkommunikation.

Die Stakeholderidentifikation ist der erste Schritt im Stakeholdermanagement. Sie verfolgt das Ziel, alle Personen und Organisationen zu bestimmen, die von Aktivitäten des Unternehmens direkt oder indirekt betroffen sind oder ein konkretes Interesse an diesen Aktivitäten haben. Sie  ist die Basis für die Stakeholderanalyse, dem zweiten Schritt im Stakeholdermanagement. Die Analyse ermittelt die für ein Vorhaben, ein Projekt oder eine Entwicklung wichtigsten Stakeholder, deren Ziele, Motive und Einstellungen. Das Ergebnis bildet die Grundlage für die Stakeholderkommunikation. Sie bezeichnet den regelmäßigen Austausch des Unternehmens mit den Stakeholdern.

Welche Erkenntnisse liefert die Stakeholderanalyse für die Stakeholderkommunikation?

Neben dem Einfluss von Teilhabern, ihren Haltung, Motiven, Zielen und möglichen Verhaltensweisen ermittelt die Stakeholderanalyse auch Kommunikationsvorlieben: manche Menschen bevorzugen Meetings, andere ein Vier-Augen-Gespräch oder eine kurze SMS. Manche wollen sehr regelmäßig, andere nur punktuell informiert werden, manche interessieren sich für Details, andere für Zusammenfassungen. 

Unternehmen sollten einen Plan entwerfen und darin festhalten, wie und mit welcher Häufigkeit sie mit wem kommunizieren. Tendenziell empfiehlt sich eine höhere Kommunikationsfrequenz, je größer das Interesse und die Macht des Stakeholders ist. 

Wo liegen Herausforderungen bei der Stakeholderanalyse?

Im Rahmen der Stakeholderanalyse versuchen Organisationen, Informationen über Teilhaber strukturiert und methodisch zu erheben. Da jedoch nie alle erdenklichen Informationen zur Verfügung stehen werden, müssen Erkenntnisse interpretiert werden. Hier droht die Gefahr einer Subjektivierung.

Um diese Gefahr der Subjektivierung zu reduzieren, führen oft Teams die Analysen durch. Dabei müssen Unternehmen darauf achten, dass die Erkenntnisse der Analyse nicht außerhalb des Teams publik werden, denn dies kann negative Folgen für das Projekt oder die Produktentwicklung haben. Stakeholder könnten versuchen, stärkeren Einfluss zu nehmen oder das Vorhaben zu behindern, nur weil es von einem anderen gefördert wird.

Häufig ändern sich Anforderungen im Laufe eines Projekts. Doch nicht nur Anforderungen ändern sich, auch die Ziele und Motive von Stakeholdern können sich verschieben. Die Stakeholderanalyse ist eine Momentaufnahme. Es ist daher wichtig, sie nicht nur einmalig zu Projektbeginn – gerne auch als Projektumfeldanalyse bezeichnet – sondern wiederholt durchzuführen.

Eventuell lassen sich so im Laufe des Projekts auch zusätzliche Personen oder Organisationen identifizieren, die es bei Projektbeginn noch nicht gab oder die übersehen wurden. In Entwicklungsprojekten könnte dies bspw. die IT des Auftraggebers sein, in deren Umgebung Sie später Ihre Lösung betreiben wollen.

Wie werden die Ergebnisse der Stakeholderanalyse dokumentiert?

Im Zuge der Dokumentation von Stakeholdern sollten folgende Informationen festgehalten werden:

  • Wie ist der Einfluss des Teilhabers?
  • Wie ist seine Haltung und Motivation zum Projekt oder Vorhaben?
  • Welche Ziele verfolgt er?
  • Wie beeinflussbar ist er?
  • Wie wird er wahrgenommen und wie vertritt er seine Meinung?
  • Welche Konflikte gibt es zwischen ihm und anderen Stakeholdern?

Zusätzlich ist es sinnvoll, auch die Kontaktdaten mit den passenden Kommunikationsmöglichkeiten und Kommunikationszeiten, sowie die Konflikte zu anderen Teilhabern zur dokumentieren. Hier finden Sie eine Vorlage zur Erstellung einer Stakeholderliste.

Was ist eine Stakeholder-Matrix?

Die Stakeholder-Matrix bietet eine zusätzlich Möglichkeit der Visualisierung. Es ist ein XY-Graph, in dem sich bspw.

  • der Einfluss einzelner Personen von niedrig bis hoch,
  • die Haltung zu einem definierten Vorhaben von kritisch bis positiv,
  • die Meinung von festgelegt bis offen,
  • die Beeinflussbarkeit von niedrig bis hoch oder
  • das Interesse von niedrig bis hoch

visualisieren lässt.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Stakeholder-Matrix.

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