Wissen kompakt: Eine Workation kombiniert Arbeiten (Work) und Urlaub machen (Vacation). Es ist ein Konzept für reisende Arbeitende oder arbeitende Reisende.

Workation – Arbeit und Urlaub in Kombination

Workation ist ein Kofferwort, das sich aus den beiden amerikanischen Begriffen “Work” und “Vacation” – also Arbeit und Urlaub – zusammensetzt. Und genau darum geht es: die Kombination von Arbeit und Urlaub. Es ist ein Konzept für reisende Arbeitende oder arbeitende Reisende.

Auf den ersten Blick widersprechen sich beide Begriffe, denn wer arbeitet macht keinen Urlaub, und wer Urlaub macht arbeitet nicht. Auf den zweiten Blick aber trifft dies auf viele Arbeitnehmer schon sehr lange nicht mehr zu: Sie lesen und beantworten E-Mails im Urlaub, nehmen an Videokonferenzen in Hotelzimmern teil oder vergleichen Angebote von Lieferanten zwischen dem Frühstück auf der Hotelveranda und dem Spaziergang zum Strand. Im Unterschied zu solchen Situationen geht Workation einen wesentlichen Schritt weiter: Arbeit und Urlaub finden in Kombination statt. Bewusst. Geplant. Und mit klarer, offener Kommunikation zwischen den Beteiligten – also bspw. Arbeitnehmer und Arbeitgeber oder Auftragnehmer und Auftraggeber.

Workation - Arbeit und Urlaub in Kombination

Ein deutschsprachiges Äquivalent zu dem Begriff Workation gibt es übrigens nicht.

Wie lassen sich Workations gestalten?

Die Durchführung einer Workation lässt sich individuell – und idealerweise in Abstimmung mit dem Arbeit- oder Auftraggeber – gestalten. Denkbar wäre bspw. die üblicherweise vereinbarte Zeit – z. B. 8 Arbeitsstunden pro Tag – zu den üblichen Bürostunden zu arbeiten, um in Anschluss die Vorzüge des “Urlaubsorts” zu genießen. Die Anzahl der üblichen Arbeitszeit liese sich auch reduzieren, um mehr Zeit für “Urlaubsaktivitäten” zu nutzen. Auch ein wochenweiser Wechsel zwischen “normaler” Arbeit und Urlaub oder eine Woche “normale” Arbeitszeit, zwei Wochen Urlaub und wieder eine Woche “normale” Arbeitszeit wären denkbar.

Kurzum: Sofern die Beteiligten sich auf ein Workation-Modell einigen können, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Voraussetzungen für eine Workation

Auch wenn es oftmals nur geringe Unterschiede zwischen der Arbeit im Unternehmensbüro und dem Homeoffice gibt, so kann es doch größere Unterschiede zu Work und Vacation geben. Hier einige exemplarische Voraussetzungen für eine Workation:

  • Der Arbeits- und Urlaubsort sollte sich in den meisten Fällen in derselben Zeitzone wie das Unternehmen in der Heimat befinden.
  • Eine “akzeptable” Anbindung ans Internet vor Ort und ggf. bei Reisen zwischen Orten muss gewährleistet sein.
  • Eine “passende” Arbeitsausstattung muss vor Ort vorhanden sein. Wer es als Graphikerin gewohnt ist, mit einem 4K-Monitor zu arbeiten, wird sich vermutlich auf Dauer mit einem kleinen Laptop schwertun. Wer üblicherweise Pläne plottet, dürfte in einem Internet Café nicht das benötigte Equipment vorfinden etc.
  • Der Versicherungsschutz des reisenden Arbeitnehmers oder der arbeitenden Reisenden sollte eindeutig geklärt und geregelt sein. Je nach Arbeits- und Urlaubsort sollte auch eine Auslandskrankenversicherung vorhanden sein.
  • Mögliche Empfehlungen oder Warnungen des  Auswärtigen Bundesamts gilt es vor Reisebeginn zu überprüfen.
  • Idealerweise sollten Kommunikations- und Zahlungsmittel auch auf Auslandsreisen funktionieren.

Für Urlaubs- bzw. Fernreisende sind diese Punkte vermutlich nichts Neues. Nichts desto trotz sollten Workationers (und teilweise auch die involvierten Unternehmen) diese und ähnliche Aspekte vor entsprechenden Arbeitsreisen berücksichtigen.

Vorteile und Nachteile einer Workation

Eine Workation bietet Vorteile, ggf. aber auch einige Nachteile. Und das sowohl für Arbeitnehmer, Auftragnehmer, Soloselbständige als auch für Arbeitgeber oder Auftraggeber. Hier finden Sie eine Liste mit exemplarischen Vorteilen:

  • Reisen erweitert den persönlichen Horizont. Es macht Spaß und bereitet Freude. Der “normale Arbeitsalltag” tritt in den Hintergrund. Entspannung tritt ein. Das Interesse an Neuem wird geweckt. Durch neue Eindrücke und Reize entsteht Energie. Die Sinne werden geschärft. Die Motivation steigt. Ideen kommen ans Licht. Kreativität fließt. Und oftmals lassen sich Beobachtungen am Ort der Reise direkt in die Berufswelt übertragen.
  • Der Austausch mit anderen wird durch ein gemeinsames Co-Working gefördert. Der frische Blick von außen, der sonst oftmals im Tagesgeschäft fehlt, eröffnet andere Perspektiven. Gleichzeitig lassen sich neue Kontakte knüpfen und das Netzwerk erweitern.
  • Neben der individuellen Freiheit des Einzelnen könnten auch Teams gemeinsam zum Arbeiten und Urlaub machen verreisen. Das fördert die Teambildung, stärkt das Wir-Gefühl, liefert Impulse für gemeinsame Projekte und erzeugt einen fast unschlagbaren Team-Spirit.
  • Unternehmen, die eine Workation als Chance begreifen, könnten sich evtl. auch leichter bei der Akquise neuer Mitarbeiter tun.

Und hier eine Liste mit möglichen Nachteilen:

  • Nicht jeder Mitarbeiter mag die Vermischung von Arbeit und Vergnügen. Nicht jeder bringt die Offenheit mit, sich auf Neues einzulassen. Für Mitarbeitende, für die eine feste Struktur besonders wichtig ist, denen Flexibilität vergleichsweise etwas weniger wichtig ist, muss es sich also nicht um ein erstrebenswertes Arbeitsmodell handeln.
  • Ähnlich wie beim Homeoffice funktioniert auch Work und Vacation meist nicht unendlich lange. Der persönliche Austausch mit Teamkollegen, das ungezwungene Gespräch in der Kaffeeküche, der Dialog über Ideen, Ängste und Sorgen, die Kommunikation über Wünsche und Erwartungen fehlt auf Dauer.
  • Die Kommunikation zwischen den Beteiligten ist üblicherweise langsamer als bei einer Vor-Ort-Kommunikation. Einfach mal im Nachbarbüro zu klopfen oder einem Kollegen im Großraumbüro eine Information zuzurufen, funktioniert nicht. Natürlich können synchron Telefonate geführt und asynchron E-Mails verschickt werden, aber einerseits ist der gefühlte Aufwand vergleichsweise hoch, und andererseits wird die inhaltliche Auseinandersetzung durch fehlende Mimik und Gestik erschwert.
  • Unklarheit erschwert die Zusammenarbeit. Wann arbeitet der Workationer heute genau? Wann kann ich mit einer Antwort rechnen? Warum habe ich noch kein Feedback bekommen? Je unklarer einzelne Aspekte der Zusammenarbeit sind, desto weniger empfinden Kollegen, Vorgesetzte oder Auftraggeber Work und Vacation als Gewinn.

Welche Vorteile bzw. Nachteile es im konkreten Fall gibt und ob die Vorteile mögliche Nachteile überwiegen, sollten Organisationen für sich im Einzelfall bewerten.

Fragen aus der Praxis

Hier finden Sie einige Fragen und Antworten aus der Praxis:

Welche Jobs eignen sich gut für Workations?

Lange Zeit war es scheinbar digitalen Nomaden, Freelancern, Soloselbständigen etc. vorbehalten, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und an schönen Orten und damit gefühlt von “überall” zu arbeiten. Mit zunehmender Digitalisierung von Arbeitsabläufen in Organisationen sowie den Möglichkeiten der Arbeit im Homeoffice, bietet sich die Workation auch für viele Mitarbeitende an. Es macht oftmals keinen oder nur einen geringen Unterschied, ob ein Softwareentwickler, Marketingmitarbeiter, Projektmitarbeiter, Podcaster, Buchhalter, Anforderungsanalytiker oder Business Coach im Homeoffice 10 km vom Unternehmensstandort oder 2.500 km entfernt auf einer schönen Insel arbeitet (siehe Voraussetzungen für Workation).

Die Liste mit geeigneten Berufen lässt sich sicherlich verlängern, doch sie ist nicht endlos. Manche Berufsbilder begünstigen das Arbeiten in fernen Ländern nicht: Ein Polizist, eine Feuerwehrfrau, ein Tankwart oder eine Krankenschwester können nicht anderen Standorten wirken. Denkbar ist allerdings, dass zukünftig auch solche Berufsgruppen die Vorzüge von Workaktions wahrnehmen können, wenn sie nur einen Teil ihrer Tätigkeiten woanders ausführen: Administrative Tätigkeiten, Weiterbildungen, Online-Konsultationen lassen sich ggf. auch an anderen Standorten durchführen.

Welche Tipps gibt es zur Durchführung einer Workation?

Es gibt einige Tipps zur Durchführung einer Workation:

  • Klären Sie die Erwartungen mit Ihrem Arbeit- oder Auftraggeber. Erwartet dieser bspw. wie üblich eine Reaktionszeit von 15 Minuten auf eine Mail, hat das möglicherweise Einfluss auf das Modell der Workation. Was passiert bei zusätzlichen oder kurzfristigen Aufgaben? Wie wichtig ist die Erreichbarkeit während “üblicher” Geschäftszeiten?
  • Bedenken Sie mögliche Auswirkungen auf Kolleginnen oder Mitarbeiter. Wie wichtig ist bspw. eine Vor-Ort-Präsenz, wie erfolgt die Kommunikation untereinander und wie kurzfristig müssen Sie von einem Ort an einen anderen Ort reisen? Welche Anforderungen an Ihre Rolle im Unternehmen lassen sich ggf. nur schwer erfüllen und wer übernimmt vorübergehend einen Teil Ihrer Tätigkeiten?
  • Die Arbeit im Unternehmensbüro ist oftmals auf Effizienz ausgerichtet. Es gibt Abteilungsdrucker, Scanner, höhenverstellbare Tische, große Monitore etc. Im Homeoffice ist die Ausstattung oftmals schon etwas weniger “luxuriös”. Klären Sie also im Vorfeld unbedingt die vorhandene Arbeitsausstattung. Je weniger vorhanden ist und je mehr Equipment Sie benötigen, desto mehr Abstriche müssen Sie ggf. bei der Effizienz machen.
  • Ein großer Schwachpunkt bei “Work und Travel” ist oftmals die Unterversorgung des Internets. Auch bei einer Workation ist der Zugang zum Internet wesentlich. Wer mit große Datenmengen arbeitet, wird gerne ein schnelles WLAN nutzen wollen. Hier empfiehlt es sich, nicht nur auf die Angaben von Hotels, Hostels & Co. zu vertrauen, sondern auch einen Blick auf Rezensionen zu werfen und diese bei der Wahl der Unterkunft oder des Co-Working-Places zu berücksichtigen.
  • Nur wenige Menschen arbeiten gerne acht Stunden lang bei 30 Grad im Schatten am Pool. Auf Fotos sieht dies zwar toll aus, dennoch sollte bei entsprechenden Außentemperaturen ein klimatisierter Arbeitsraum vorhanden sein. Und wer mit mehreren Personen gemeinsam unterwegs ist, freut sich vermutlich auch über mehrere Rückzugsmöglichkeiten.
  • Das Arbeiten vor Ort ist anders als das Arbeiten im üblichen Büro oder im Homeoffice und erfordert eine besondere Disziplin. Hier kann es nützlich sein, Fokuszeiten festzulegen oder Timeboxing zu verwenden.
  • Ab und an ist zu lesen, dass Unternehmen Workations als Incentive und damit als Belohnung für erfolgreiche Arbeit anbieten sollten. Unternehmen können dies natürlich tun, es muss aber nicht bei jedem gut ankommen. Besser wäre es, die Kombination von Arbeit und Urlaub Mitarbeitenden anzubieten, sofern es inhaltlich und organisatorisch passt. Wichtig wird dann vor allem die Kommunikation mit denjenigen, bei denen es inhaltlich und organisatorisch nicht passt. Hier klar und offen zu kommunizieren, ist die Basis für eine weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden.
  • Last but not least kann es sinnvoll sein, erst einmal einen tendenziell kürzeren Trip in eine eher näher gelegene Umgebung auszuprobieren. Das Arbeiten an einem anderen Standort klingt auf den ersten Blick für viele Menschen verlockend, fällt aber nicht jedem dann tatsächlich leicht. Steigende Erfahrung und positive Erkenntnissen führen dann fast automatisch zu Reisen in entferntere Orte und Länder.

 

Wie nehmen Mitarbeiter Workations von Kollegen wahr?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht, denn die Wahrnehmung von Workations durch Mitarbeiter kann je nach Unternehmenskultur, individuellen Einstellungen und persönlichen Erfahrungen variieren. Hier finden Sie eine kleine Liste mit möglichen Reaktionen:

  • Einige Mitarbeiter könnten neidisch sein, weil sie sich wünschen, dass sie auch die Möglichkeit hätten, von einem anderen Ort aus zu arbeiten und gleichzeitig die Umgebung zu genießen. Diese Möglichkeit ist aber ggf. aus familären oder tätigkeitsbezogenen Gründen nicht gegeben.
  • Andere könnten den Kollegen bewundern, der die Initiative ergriffen hat, eine Workation zu machen, und ihn oder sie als innovativ und mutig betrachten.
  • Einige Mitarbeiter könnten skeptisch sein und sich fragen, ob die Arbeitseffizienz während einer Workation tatsächlich gewährleistet ist oder ob die Person einfach nur Urlaub macht. Möglicherweise herrscht auch die Sorge, dass Mehrarbeiten anfallen, da der reisende Kollege nicht mehr alle Aufgaben wie gewohnt übernehmen kann.
  • Es gibt Mitarbeiter, die möglicherweise neugierig sind und mehr darüber erfahren möchten, wie eine Workation funktioniert, und sich möglicherweise inspirieren lassen, es selbst auszuprobieren.
  • Es besteht auch die Möglichkeit, dass einige Mitarbeiter das Gefühl haben, dass diejenigen, die eine Workation machen, privilegiert oder bevorzugt behandelt werden. Insbesondere wenn Vorgesetzte die Möglichkeit nutzen, kann dies zu Verstimmungen führen.
  • Und es gibt Mitarbeiter, die möglicherweise nicht viel Wert darauf legen, wo ihre Kollegen arbeiten, solange die Arbeit erledigt wird und die Kommunikation reibungslos verläuft.

Da die Wahrnehmungen und Einstellungen variieren, ist es wichtig für Unternehmen, transparent zu sein und Richtlinien festzulegen, die sicherstellen, dass Workations fair und gerecht für alle Mitarbeiter sind, und gleichzeitig die Produktivität und Zusammenarbeit fördern. Es kann auch hilfreich sein, offene Diskussionen über die Arbeit von anderen Standorten zu führen, um Missverständnisse zu klären und das Verständnis und die Akzeptanz innerhalb des Teams zu fördern.

Gibt es Anbieter, die bei der Planung behilflich sein können?

Es gibt eine ganze Reihe von Organisationen wie TUI Magic Life, FutureWork Innovations, The Workation Village oder SurfOffice, die entsprechende Angebote in ihrem Sortiment haben.

Vermutlich wird die Anzahl der Angebote in den nächsten Jahren stark zunehmen.

Was ist der Unterschied zwischen Work & Travel und Workation?

Obwohl beide Konzepte das Arbeiten an entfernten Orten beinhalten, gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Work & Travel und Workation:

Work & Travel ist ein Konzept, das oft von jungen Menschen genutzt wird, um während des Reisens Geld zu verdienen. Typischerweise handelt es sich dabei um längere Auslandsaufenthalte, während derer die Person – bspw. als Kelnner, Erntehelfer oder Saisonarbeiter – arbeitet, um ihre Reisekosten zu decken. Das Reisen steht also im Vordergrund, das Arbeiten ist Mittel zum Zweck.

Eine Workation ist dagegen eine Mischung aus Arbeit und Urlaub an einem entfernten Ort. Bei einer Workation nehmen Mitarbeiter ihre Arbeit mit, während sie an einem anderen Standort sind, sei es in einem anderen Land oder einfach an einem entfernten Ort innerhalb desselben Landes. Der Zweck einer Workation besteht darin, eine Veränderung der Umgebung zu genießen, neue Inspiration zu finden und gleichzeitig produktiv zu arbeiten. Im Gegensatz zum Work & Travel steht also nicht das Reisen im Vordergrund, denn die Reise dient eher als Ergänzung zur Arbeitsumgebung, um bspw. die Kreativität zu fördern und die Arbeitsmoral zu verbessern.

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Impuls zum Diskutieren:

Der Begriff “Gute Internetverbindung” bietet bei einer Workation viel Interpretationsspielraum. Wie können Sie die Qualität bzw. Leistung der Internetverbindung im Vorfeld klären?

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