SWEBOK

Wissen kompakt: SWEBOK steht für Software Engineering Body of Knowledge. Die aktuelle Version 4 des Leitfadens umfasst 18 Wissensgebiete des Software Engineerings.

SWEBOK – eine Wissenssammlung für Softwaretechnik

Die Entwicklung von Software ist ein weites Feld. Der Guide to the Software Engineering Body of Knowledge – abgekürzt SWEBOK – ist eine Wissenssammlung der Softwaretechnik, die versucht, die Disziplin Software Engineering zu vereinheitlichen.

Herausgegeben wird der Guide von der IEEE Computer Society, einer Gesellschaft des IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers). Die Ursprünge der Wissenssammlung reichen bis in die frühen 2000er Jahre zurück. Ähnlich wie die Disziplin der Softwaretechnik hat sich der Leitfaden in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt, um den industriellen, bildungspolitischen, sozialen, technischen und technologischen Wandel der Gesellschaft widerzuspiegeln.

Die Veröffentlichung der Version 2014 des Leitfadens (SWEBOK Guide V3) gilt als wichtiger Meilenstein bei der Etablierung des Software-Engineering als anerkannte Ingenieurdisziplin. Seit Mitte Oktober 2024 ist SWEBOK Version 4.0 verfügbar.

Im Vergleich zu anderen Wissens- oder Best Practice Sammlungen wie bspw. das Project Management Body of Knowledge (PMBOK) oder das Business Analysis Body of Knowledge (BABOK) ist das SWEBOK weniger bekannt. Ein Grund – inbesondere im Unterschied zum PMBOK – könnte ich der Akzeptanz der Wissensammlung liegen: PMBOK ist als Standard von ANSI genehmigt und auch das IEEE hat das Werk als Standard anerkannt (IEEE Std 1490-2003). Der SWEBOK Guide hat hingegen „lediglich“ Anerkennung als ISO Technical Report 19759 erlangt.

SWEBOK Ziele

Als Leitfaden verfolgt das SWEBOK folgende Ziele:

  • Darstellung, Strukturierung und Vereinheitlichung der Disziplin Software Engineering
  • Förderung einer weltweit einheitlichen Sichtweise auf die Softwareentwicklung
  • Abgrenzung von Software Engineering gegenüber anderen Disziplinen
  • Schaffen einer Grundlage für Schulungsmaterialien, zur Lehrplanentwicklung, sowie zur Zertifizierung von Software Engineers

Diese Ziele gelten zumindest als sehr ambitioniert, wenn nicht gar als unerreichbar. Softwaretechnik entwickelt sich rasant weiter. Gefühlt gibt es jeden Tag neue Techniken, Tools oder Endgeräte; hier eine weltweit einheitliche Sichtweise zu etablieren, ist fast unmöglich.

SWEBOK Wissensgebiete

In der aktuellen Version listen die beiden Autoren Michelle Phon und Eric Berkowitz insgesamt 18 Wissensgebiete (sogenannte Knowledge Areas) auf:

  1. Software Requirements inklusive Software Requirements Fundamentals, Requirements Process, Requirements Elicitation, Analysis, Specification, Validation, sowie Practical Considerations und Tools.
  2. Software Architecture mit Fundamentals und Beschreibung, Software Architecture Process und Evaluation.
  3. Software Design unter anderem mit Software Design Fundamentals, Key Issues, Software Structure and Architecture, User Interface Design, Design Notations sowie Strategien und Methoden, …
  4. Software Construction mit Fundamentals, Technologien und praktischen Erwägungen …
  5. Software Testing mit Fundamentals, Test Levels und Techniques, Measures, Process und Tools.
  6. Software Engineering Operations unter anderem mit Fundamentals, Planning, Delivery, Control, Practical Considerations und Tools.
  7. Software Maintenance unter anderem mit Fundamentals, Key Issues, Process, Techniques und Tools.
  8. Software Configuration Management inklusive Process, Identification, Control, Auditing etc.
  9. Software Engineering Management mit Initiation and Scope Definition, Project Planning, Enactment, Review and Evaluation …
  10. Software Engineering Process inklusive Definition, Life Cycles, Assessment and Improvement, sowie Measurement und Tools.
  11. Software Engineering Models and Methods inklusive Modeling, Types of Models, Analysis and Methods.
  12. Software Quality mit Fundamentals, Processes, Tools und praktischen Erwägungen …
  13. Software Security mit Fundamentals, Management und Organisation, Engineering and Process, Systems, sowie Tools.
  14. Software Engineering Professional Practice unter anderem mit Certification, Code of Ethics, Group Dynamics, etc.
  15. Software Engineering Economics mit Fundamentals, Risiken und Unsicherheiten, Outsourcing etc.
  16. Computing Foundations
  17. Mathematical Foundations
  18. Engineering Foundations

Was ist neu in SWEBOK v4.0?

Im Vergleich mit der Version 3.0 aus dem Jahre 2014 bietet SWEBOK Version 4.0 einige Neuerungen:

  • Drei neue Wissensgebiete (KA) wurden hinzugefügt: Softwarearchitektur, Softwaresicherheit und Software Engineering Operations.
  • Bestehende Wissensgebiete wurden mit modernen Praktiken, einschließlich Agile und DevOps, aktualisiert.
  • Technologien wie KI, maschinelles Lernen und IoT sind nun in allen Wissensgebieten enthalten.

Grundsätzlich wurde die Wissenssammlung neu strukturiert; Ziel ist es, die Klarheit und Benutzerfreundlichkeit zu verbessern und die tägliche Anwendung einfacher zu gestalten. Ob das bei 413 Seiten Umfang (im Vergleich zu 335 Seiten von Version 3.0) wirklich gelingt, wird die Praxis zeigen.

Hinweise:

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Hier finden Sie SWEBOK 4.0 in Englisch. Eine deutsche Version gibt es nicht.

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