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Kopfstandtechnik

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Wissen kompakt: Die Kopfstandtechnik ist ein Brainstorming-Format, bei dem zu beantwortende Fragen negativ formuliert und konsolidierte Antworten ins Positive umgekehrt werden.

Kopfstandtechnik – mit einer negativen Frage Ideen finden

Die Kopfstandtechnik ist eine kreative Problemlösungsmethode, die besonders im Bereich der Ideenfindung und des Innovationsmanagements eingesetzt wird. Das besondere an Methode ist die Umkehrung der zu beantwortenden Frage. Anstelle einer neutral oder gar positiv formulierten Frage, wird die Frage negativ formuliert und damit „auf den Kopf gestellt“. Die gesammelten Antworten werden anschließend konsolidiert und ins Positive umgekehrt.

Für die Kopfstandtechnik gibt es verschiedene alternative Bezeichnungen: Umkehrtechnik, Flip-Flop-Technik oder Provokationstechnik. In manchen Publikationen wird auch von Kopfstand-Methode, Umkehr-Methode etc. gesprochen. Unabhängig von der favorisierten Bezeichnung handelt es sich um ein Brainstorming-Format zur Problemlösung bzw. Ideenfindung.

Kopfstandtechnik - mit einer negativen Frage Ideen finden

Beispiel: Wie gestalten wir das Newsletter-Anmeldeformular, damit es jeden Interessenten sicher vergrault?

Antworten: Es sollte viele Pflichtfelder haben, so dass wir alles, was wir schon immer zusätzlich zur E-Mail-Adresse wissen wollten, gleich mit abfragen. Auch die Aufteilung von Abfragen über mehrere Seiten ist sehr nützlich, denn wenn der Interessent erst einmal einige Angaben gemacht hat, dann stört es ihn auch nicht, wenn er noch weitere Fragen beantwortet. Idealerweise sollte er zwischen den Feldern per Mausklick  und nicht per Tabulator navigieren, das gibt ihm mehr Zeit zum Nachdenken. Autovervollständigung sollte auch deaktiviert werden.

Konsolidierung und Umkehrung ins Positive: Unser Online-Formular zur Newsletter-Anmeldung besteht aus einem einzigen Feld, in dem die E-Mail-Adresse eingetragen wird.

Ablauf der Kopfstandtechnik

Die Kopfstandtechnik folgt einem klaren Ablauf mit

  • Vorbereitung,
  • Durchführung mit Ideenfindung und Ideenbewertung sowie
  • Nachbereitung.

Zu Beginn sollten die Regeln und der Ablauf der Kopfstandmethode besprochen und die Timebox vereinbart werden. Anschließend folgt die Darstellung des Problems bzw. der zu beantwortenden Frage durch den Moderator. Es geht aber nicht wie üblich um Gelingen, sondern um Scheitern. Es geht nicht um Zufriedenheit sondern Unzufriedenheit, nicht um Erfolg sondern um Misserfolg. Entsprechend formuliert der Moderator die Frage negativ:

  • „Was müssen wir tun, damit die neue Werbekampagne scheitert?“
  • „Wie fahren wir das Prototyping sicher an die Wand?“
  • „Wie können wir das Onboarding neuer Mitarbeiter behindern?“

Gemeinsam werden Antworten auf die Frage, das zu lösende Problem oder die zu findende Idee gesucht und dokumentiert. Nach der Ideenfindung folgt die gemeinsame Ideenbewertung. Dazu werden die gesammelten Antworten konsolidiert und ins Positive umgekehrt. Das Ziel bei der Kopfstandtechnik ist erreicht, wenn eine Liste mit den Ideen erstellt ist, wobei idealerweise die besten davon realisiert werden. Auch die Ideenbewertung sollte mit einer Timebox limitiert werden.

In der Nachbereitung könnte bspw. ein ROTI-Feedback darüber Aufschluss geben, wie sinnvoll die Teilnehmenden den Austausch fanden und welche Verbesserungsmöglichkeiten sie für einen zukünftigen Austausch sehen.

Vorteile der Kopfstandtechnik

Die Kopfstandtechnik bietet gegenüber einem klassischen Brainstorming einige wesentliche Vorteile, die sie zu einer besonders effektiven Methode in der kreativen Problemlösung machen. Ein entscheidender Vorteil ist, dass durch die umgekehrte Formulierung etablierte Denkmuster aufgebrochen werden. Dies führt dazu, dass Teilnehmer gezwungen sind, aus ihrer gewohnten Denkweise auszubrechen und neue, unerwartete Einsichten zu gewinnen, die in einem traditionellen Brainstorming möglicherweise übersehen würden. Diese Technik regt dazu an, Probleme aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten und dadurch kreative und innovative Lösungen zu finden.

Ein weiterer Vorteil der Kopfstandtechnik ist ihre Fähigkeit, eine freiere und assoziative Ideenfindung zu fördern. Während im klassischen Brainstorming häufig unbewusst Bewertungen der Antworten vorgenommen werden, ermöglicht die Kopfstandtechnik eine Atmosphäre, in der ungewöhnliche und unkonventionelle Ideen willkommen sind. Die spielerische Umkehrung des Problems ermutigt die Teilnehmer dazu, kreativ zu sein und auch vermeintlich absurde Ideen zu äußern. Diese unvoreingenommene Herangehensweise fördert nicht nur eine größere Beteiligung, insbesondere von introvertierten Mitarbeitenden, sondern erhöht auch die Qualität der gefundenen Lösungen. Durch den Wegfall der unmittelbaren Bewertung von Ideen wird eine dynamischere und offenere Diskussion angeregt, die zu tiefergehenden und vielfältigeren Ergebnissen führen kann.

Darüber hinaus trägt das Format der Kopfstandtechnik durch seinen spielerischen Ansatz dazu bei, dass die Ideenfindung nicht nur produktiv, sondern auch unterhaltsam und motivierend ist. Das kreative und oft humorvolle Element, das die Umkehrung des Problems mit sich bringt, fördert ein positives Arbeitsumfeld und steigert die Motivation der Teilnehmer. Diese Mischung aus Effektivität und Spaß macht die Kopfstandtechnik zu einer wertvollen Methode für Teams, die nach innovativen Lösungen suchen und gleichzeitig den Zusammenhalt und die Kreativität im Team stärken wollen.

Herausforderungen bei der Kopfstandtechnik

Ein wesentliche Herausforderung bei der Kopfstandtechnik ist die Gefahr der Konvergenz auf bestehende Denkmuster. Obwohl der Ansatz darauf abzielt, kreative Blockaden zu überwinden, könnten Teams, insbesondere erfahrene oder spezialisierte, in der umgekehrten Denkweise schnell wieder in vertraute Muster zurückfallen. Dadurch wird die Methode möglicherweise nur bestehende Lösungswege bestätigen, anstatt wirklich innovative Ideen zu generieren. Zudem besteht das Risiko der selektiven Umkehrung. Teilnehmer könnten unbewusst dazu neigen, nur einfache oder naheliegende Aspekte des Problems umzudrehen, wodurch wichtige Elemente unberücksichtigt bleiben und die Methode ihre Wirkung verfehlt.

Eine weitere Herausforderung ist der potenzielle Verlust der ursprünglichen Problemstellung. Wenn sich die Teilnehmer zu sehr auf die umgekehrten Ideen konzentrieren, könnte das eigentliche Problem aus dem Fokus geraten. Der Prozess dreht sich dann mehr um die kreative Umkehrung als um die Lösung des eigentlichen Problems, was zu weniger relevanten Ergebnissen führt.

Auch die kognitive Überforderung kann ein ernstes Hindernis darstellen. Die Kopfstandtechnik erfordert ein hohes Maß an geistiger Flexibilität und Abstraktionsvermögen, was für einige Teilnehmer überfordernd sein kann. Dies kann Frustration hervorrufen und die Kreativität hemmen. Selbst wenn die Methode erfolgreich angewendet wird, bleibt die Schwierigkeit, die umgekehrten Ideen wieder in brauchbare Lösungen zu transformieren. Das Zurückführen der umgekehrten Ideen auf das ursprüngliche Problem erfordert oft zusätzliche Kreativität und Anstrengung, was die Komplexität des Prozesses erhöht.

Tipps für die Kopfstandmethode

Bei der Anwendung der Kopfstandmethode gibt es einige nützliche Tipps, die in der Praxis wirklich einen Unterschied machen können:

  • Es ist sinnvoll, nicht das gesamte Problem pauschal ins Gegenteil zu verkehren, sondern gezielt spezifische Aspekte des Problems umzukehren. Beispielsweise könnten Sie sich anstatt „Wie verschlechtern wir die Kundenzufriedenheit?“ fragen: „Wie könnten wir die Kunden durch unsere Hotline so sehr frustrieren, dass sie niemals zurückkommen?“ Dies hilft dabei, den Fokus zu schärfen und präzisere und relevantere Ideen zu finden.
  • Ein weiterer Tipp ist das Erstellen einer Negativ-Persona, die das Gegenteil Ihrer Zielgruppe repräsentiert. Überlegen Sie, wie Sie diese Negativ-Persona ansprechen würden, um absichtlich schlechte Erfahrungen zu erzeugen. Diese Übung kann helfen, versteckte Bedürfnisse Ihrer tatsächlichen Zielgruppe zu identifizieren und auf innovative Lösungen zu kommen.
  • Es kann auch sehr hilfreich sein, die Perspektive innerhalb des Teams zu wechseln. Lassen Sie die Teammitglieder während der Umkehrung ihre üblichen Rollen tauschen. Beispielsweise könnte der Marketing-Experte die Perspektive eines Entwicklers einnehmen und umgekehrt. Dieser Rollentausch fördert ein Aufbrechen gewohnter Denkmuster und führt zu neuen Einsichten.
  • Versuchen Sie, das Team aufzufordern, die offensichtlichsten Ideen zunächst zu ignorieren. Dies verhindert, dass die Diskussion in naheliegende, aber weniger innovative Richtungen abgleitet, und zwingt die Teilnehmer, tiefer nachzudenken und unkonventionellere Ansätze zu verfolgen.
  • Ein weiterer Tipp ist, Personen einzubeziehen, die normalerweise nicht an der Problemlösung beteiligt sind, wie Mitarbeiter aus anderen Abteilungen oder externe Berater. Diese „Nicht-Experten“ bringen oft eine frische Perspektive und hinterfragen Annahmen, die für das Team selbstverständlich geworden sind.
  • Anstatt die Ideen sofort wieder ins Positive zu verwandeln, könnte es hilfreich sein, die Umkehrung schrittweise und teilweise zurückzuführen. Dies kann dazu führen, dass Ideen, die zunächst absurd wirken, durch leichte Anpassungen plötzlich praktikabel werden.

Durch die Anwendung dieser Tipps kann die Kopfstandmethode in der Praxis deutlich effektiver werden und zu innovativeren und relevanteren Lösungen führen.

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Impuls zum Diskutieren:

Sollte die Kopfstandtechnik aka Flip-Flop-Technik aka Umkehrtechnik als Brainstorming-Format in die Liberating Structures aufgenommen werden?

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