Eat-that-Frog-Methode
Wissen kompakt: Die Eat-that-Frog-Methode ist eine Technik im Zeitmanagement, wonach die wichtigste, schwierigste und ggf. unangenehmste Aufgabe des Tages – bspw. das Verspeisen eines Frosches – als erstes erledigt werden soll.
Eat-that-Frog-Methode – die wichtigsten Dinge zuerst erledigen
„Eat a live frog first thing in the morning and nothing worse will happen to you the rest of the day.“ soll Mark Twain einst formuliert haben. „Iss als erstes am Morgen einen lebenden Frosch und es wird dir den Rest des Tages nichts Schlimmeres widerfahren.“ Viele Menschen werden, ohne das sie je einen lebendigen Frosch gegessen haben, dieser Annahme zustimmen. Einer davon ist mit Sicherheit Brian Tracy. In seinem gleichnamigen Buch hat er die Eat-that-Frog-Methode als Zeitmanagementtechnik bekannt gemacht.¹
Die Idee der Methode besteht darin, der wichtigsten, schwierigsten und ggf. unangenehmsten Aufgabe des Tages („Iss einen lebendigen Frosch“) Priorität einzuräumen und sie als Erstes am Morgen zu erledigen, um so die Produktivität zu maximieren und ein Prokrastinieren zu verhindern.
Voraussetzungen für Eat-that-Frog
Es gibt eine ganze Reihe von Voraussetzungen für ein Gelingen von Eat-that-Frog, die Brian Tracy mithilfe verschiedener Zitate in seinem Buch erläutert. Nachfolgend finden Sie eine kleine Auswahl:
Klarheit als das wichtigste Konzept persönlicher Produktivität
„Es gibt eine Eigenschaft, ohne die man nicht gewinnen kann: Zielorientierung, das Wissen, was man will und ein brennendes Verlangen, es zu erreichen.“ – Napoleon Hill.
Klarheit beugt ggegen Unbestimmtheit und Verwirrung vor. Je mehr Klarheit man besitzt, über die Dinge, die man will und die man dafür erledigen muss, desto leichter fällt es der betreffenden Person, die Neigung zur Prokrastination zu überwinden, und „den Frosch“ zu essen bzw. die möglicherweise unangenehme Aufgabe zu erledigen.
Sich selbst unter Druck zu setzen
„Die erste Voraussetzung für Erfolg ist, die körperlichen und mentalen Energien unablässig auf ein einziges Problem zu richten, ohne müde zu werden.“ – Thomas Alva Edison
Menschen müssen eine Gewohnheit entwickeln, sich selbst unter Druck zu setzen. Niemand wird kommen, um unangenehme Aufgaben zu übernehmen. Es gilt, konsequent die „Frösche“ zu ermitteln, um sie dann – bei Bedarf mit selbst auferlegtem Druck – in der Reihenfolge ihrer Bedeutung zu essen.
Die Auswirkungen bedenken – ein Schlüsselfaktor
„Jeder Mensch ist in dem Maße groß geworden, hat in dem Maße Erfolg gehabt, in dem er seine Kräfte auf einen bestimmten Kanal beschränkt hat.“ – Orison Swett Marden
Die potenziellen Auswirkungen einer Aufgabe sind der Schlüsselfaktor für die Bedeutung der Aufgabe. Durch die Betrachtung dieser Auswirkungen lässt sich herausfinden, welcher „Frosch“ der nächste ist, wobei insbesondere langfristiges Denken kurzfristige Entscheidungen verbessert.
Insgesamt beschreibt Brian Tracy 21 Wege für effektive, produktive Menschen, die sich dazu disziplinieren, immer mit der wichtigsten Aufgabe anzufangen und sich zwingen, den Frosch zu essen, unabhängig davon, wie er aussieht.
Der Ablauf der Eat-that-Frog-Methode
Der Ablauf bzw. die Anwendung der Methode ist ziemlich einfach:
- Erstellen Sie eine Liste mit allen Aufgaben, die erledigt werden müssen, idealerweise bereits am Ende des Vortrags für den folgenden Tag.
- Ordnen Sie die Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit.³
- Beginnen Sie mit der Arbeit an der wichtigsten Aufgabe und konzentrieren Sie sich darauf, bis sie erledigt ist.
- Gehen Sie zur nächsten Aufgabe über und fahren Sie fort, bis alle Aufgaben erledigt sind oder bis zum Ende des Tages.
Offensichtlich handelt es sich um einen idealtypischen Ablauf, wie ihn auch zahlreiche andere Ansätze im Zeitmanagement – bspw. die Ivy-Lee-Methode oder die 80-20-Regel – propagieren. Damit die Technik tatsächlich Wirkung entfaltet, kann es sinnvoll sein, sich im konkreten Kontext mit einigen anderen Aspekten zu beschäftigen:
- Was ist das vereinbarte Ziel? Evtl. gilt es ein Produktziel zu erreichen, evtl. wurde innerhalb ein gemeinsamer Scope definiert? Die Antworten auf solche und ähnliche Fragen bieten Orientierung für die Auswahl und Erledigung von Aktivitäten.
- Was begeistert unseren Kunden? Was wünschen sich Stakeholder? Welche Dienstleistungen oder Features werden wirklich benötig und bezahlt und welche gehen in die Richtung von Gold Plating?
- Wie kann ich meine Fähigkeiten als Individuum (und Teil eines Teams) jetzt am besten einbringen, was hilft meinen Kollegen, was wurde vereinbart, was bietet den größten Nutzen oder welche Deadline droht?
Kritik an der Eat-that-Frog-Methode
Wie viele andere Ansätze im Zeitmanagement, ist auch die Eat-that-Frog-Methode kein Allheilmittel. Manchen Menschen mag sie helfen, effektiver zu arbeiten, sicherlich ist sie aber nicht für jeden geeignet, da Menschen unterschiedliche Arbeitsstile und Vorlieben haben.
Begreift man die Methode nicht nur als Ansatz zur Priorisierung und Erledigung von wichtigen Aufgaben, sondern als Ergebnis der 21 Wege, die Brian Tracy in seinem Buch beschrieben hat, entfaltet der Ansatz einen gänzlich anderen Scope.
Das Buch beschreibt ein Vorgehen und empfiehlt bspw. das Anlegen von Tages-, Wochen- und Monatslisten. Vorhaben inhaltlich zu strukturieren, ist sicherlich eine nützliche und bewährte Praktik. Allerdings heißt es in dem Buch dazu: „Bei jedem Projekt sollten Sie damit beginnen, eine Liste aller Schritte anzulegen, die Sie abschließen müssen, um es von Anfang bis Ende zu erledigen“. Und: „Je mehr Zeit Sie sich dafür nehmen, im Voraus schriftliche Listen von allem, was Sie tun müssen, anzulegen, desto effektiver und effizienter werden Sie.“
Das Buch beschreibt damit ein Vorgehen, bei dem alle Schritte eines Vorhabens bereits im Vorfeld klar sind. Damit ist das Vorgehen für Projekte, die der DIN 69901² folgend im Wesentlichen durch Einmaligkeit gekennzeichnet sind und daher nicht alle Schritte im Vorfeld klar benennen können, nicht wirklich geeignet. Doch auch wenn es in der gelebten Praxis Projekte gibt, die nicht einmalig sind, so passen die Aussagen sicherlich nicht zu agilen Vorhaben, bei denen Änderungen an der Tagesordnung sind und sich viele Aspekte eines zu entwickelnden Produkts erst im Laufe der Zeit ergeben.
Darüber hinaus skizziert das Buch ein Menschenbild, das auf viele Menschen schlicht nicht zutrifft: „Erfolgreiche Menschen sind immer bereit, auf die Belohnung zu warten und kurzfristig Opfer zu bringen, damit sie langfristig viel besser belohnt werden. Erfolglose Menschen dagegen denken mehr an kurzfristige Freuden und sofortige Belohnungen, aber kaum an die langfristige Zukunft.“
Zudem wartet das Buch mit zahlreichen, nicht belegten Aussagen auf: „Räumen Sie Ihren Schreibtisch ansonsten ganz leer, so dass am nächsten Morgen nur diese eine, wichtigste Aufgabe darauf sitzt und wie ein großer Frosch auf Sie wartet. Wenn Sie das drei Wochen lang jeden Tag tun, wird es Ihnen zur Gewohnheit werden. Dadurch können Sie Ihre Produktivität in nicht einmal einem Monat verdoppeln!“ Wieso?
Oder: „An den Tagen, an denen Sie sich sofort in Ihre allerwichtigste Aufgabe stürzen, werden Sie sich im Hinblick auf sich selbst und Ihre Arbeit besser, stärker und effektiver fühlen als sonst. Sie werden das Gefühl haben, mehr Kontrolle über Ihr Leben zu haben.“ Aha, kann man natürlich behaupten, dürfte aber wohl kaum auf alle Menschen zutreffen.
Fazit: Eat-that-Frog hat einen lustigen Namen, sofern man kein Frosch ist. Inhaltlich handelt es sich um eine Technik im Zeitmanagement, wonach die wichtigste, schwierigste und ggf. unangenehmste Aufgabe des Tages als erstes erledigt werden soll. Leider sind die Herleitungen von Brain Tracy eher sehr allgemein gehalten und wirken daher nicht sonderlich fundiert.
Impuls zum Diskutieren
Wie könnte ein Nachweis aussehen, der belegt, dass es effizienter und effektiver ist, wenn man die wichtigste Aufgabe des Tages zuerst erledigt?
Hinweise:
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[1] Brian Tracy: Eat that Frog. Ein Buch mit 21 Ideen um die persönliche Effizienz und Effektivität zu erhöhen.
[2] DIN 69901
[3] Ein Blick auf die Eisenhower Matrix könnte hier lohnen, da diese bei der Unterscheidung von wichtigen, unwichtigen, dringenden und nicht dringenden Aufgaben hilft.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserem t2informatik Blog: