Wissen kompakt: Ein Early Adopter ist eine Person, die frühzeitig neue Produkte, Technologien oder Dienstleistungen nutzt, und sich als Meinungsführer positioniert.

Early Adopter – Frühzeitiger Anwender mit Interesse an Innovationen

Ein Early Adopter ist eine Person, die zu den ersten gehört, die ein neues Produkt, eine neue Technologie oder eine neue Dienstleistung testet oder nutzt. Als frühzeitiger Anwender ist die Person in der Regel eher innovativ und in gewisser Weise risikofreudig. Sie ist oft bereit, neue Produkte oder Features auszuprobieren, bevor sie vollständig getestet und erprobt sind oder der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.

Häufig sind Early Adopters motiviert, bei neuen Entwicklungen an vorderster Front zu stehen und Zugang zu fortschrittlichen Produkt- oder Dienstleistungsneuigkeiten zu haben. Sie fühlen sich von Einzigartigkeit einer neuen Technologie angezogen und sind unter Umständen sogar bereit, einen höheren Preis zu zahlen, um zu den Ersten zu gehören, die eine Neuheit besitzen und nutzen.

Early Adopter – Erstanwender mit Interesse an innovativen Neuheiten

Early Adopter können auch durch den potenziellen Nutzen und die Wettbewerbsvorteile motiviert sein, die ein neues Produkt oder eine neue Technologie bietet. So kann ein frühzeitiger Anwender eines neuen Softwaretools beispielsweise die Produktivität und Effizienz seiner Arbeit steigern und sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verschaffen.

Early Adopter geht als Begriff auf den Soziologen und Kommunikationsforscher Everett Rogers zurück, der ihn 1962 erstmals in seinem Buch “Diffusion of Innovations” verwendete.¹ Rogers beschrieb mit einem Modell, wie sich neue Produkte und Ideen auf einem definierten Markt oder in einer konkreten Gemeinschaft verbreiten. Nach Rogers’ Modell – auch als Diffusionstheorie bezeichnet –  folgt die Annahme eines neuen Produkts oder einer neuen Idee einer Glockenkurve, wobei eine kleine Gruppe von Innovatoren und Risikoträgern das Produkt zuerst annimmt, gefolgt von einer größeren Gruppe von Early Adopters und schließlich der Mehrheit des Marktes. Rogers bezeichnete die frühzeitigen Anwender als eine Schlüsselgruppe im Verbreitungsprozess, da sie eher als die Allgemeinbevölkerung neue Produkte und Technologien ausprobieren und außerdem als einflussreiche Meinungsführer und Multiplikatoren in ihren sozialen Netzwerken und Gemeinschaften fungieren können.

Die Bedeutung von Early Adopters für Unternehmen

Early Adopters sind für viele Unternehmen wichtig, weil

  • sie dazu beitragen können, das Interesse an einem Produkt, einer Technologie oder einer Dienstleistung zu wecken.
  • sie wertvolle Rückmeldungen zur User Experience geben können.
  • sie durch ihren Einfluss in ihren sozialen Netzwerken und Gemeinschaften dazu beitragen können, eine Neuigkeit bekannt zu machen und andere zu ermutigen, es ebenfalls auszuprobieren. Dies kann dazu beitragen, Umsätze zu generieren.
  • sie Trends setzen können.
  • sie als Tester dienen und so Unternehmen ermöglichen, Daten zur konkreten Nutzung, zu Problemen und Fragen zu sammeln. Dies hilft bei der Verbesserung des Produkts, bevor es auf breiterer Basis verfügbar ist und erleichtert so ggf. die Einführung auf einem umkämpften Markt.

Klingt gut, oder? Doch wie können Unternehmen überhaupt mit frühzeitigen Anwendern interagieren?

Die Interaktion von Unternehmen mit Early Adopters

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Unternehmen, sich an Early Adopters zu wenden und mit ihnen in Kontakt zu treten, um die Aufmerksamkeit und das Interesse für ein neues Produkt zu steigern:

  • Frühzeitiger Zugang oder Beta-Tests anbieten
    Unternehmen können Early-Access- oder Beta-Test-Programme anbieten, um Anwender frühzeitig die Möglichkeit zu bieten, ein neues Produkt auszuprobieren, bevor es allgemein erhältlich ist. Dies kann dazu beitragen, Begeisterung und Interesse für das Produkt zu wecken, und es kann dem Unternehmen auch wertvolles Feedback darüber geben, wie das Produkt genutzt wird und welche Probleme oder Herausforderungen die Kunden haben.
  • Das Gemeinschaftsgefühl fördern
    Unternehmen können Online-Communitys oder Foren speziell für Early Adopters einrichten, in denen diese miteinander in Kontakt treten und ihre Erfahrungen mit einem neuen Produkt austauschen können. Dies kann dazu beitragen, ein Gefühl der Gemeinschaft und Loyalität unter den frühzeitigen Anwendern zu schaffen, und es kann auch eine wertvolle Quelle für Feedback und Erkenntnisse für das Unternehmen darstellen.
  • Persönliche Unterstützung anbieten
    Unternehmen können persönliche Unterstützung bieten, z. B. durch speziellen Kunden-Support oder persönliche Beratungen mit Produktexperten. Dies kann dazu beitragen, Vertrauen und Loyalität unter den frühen Anwendern aufzubauen, und die mentale Bindung zwischen Anwender und Produkt bzw. Unternehmen zu intensivieren.
  • Anreize bieten
    Unternehmen können Anreize oder Belohnungen bieten, z. B. Rabatte auf zukünftige Käufe oder exklusiven Zugang zu neuen Funktionen oder Produkten. Auch dies kann Loyalität fördern und frühe Anwender ermutigen, das Produkt weiterhin zu nutzen und aktiv zu promoten.
  • Influencer gewinnen
    Unternehmen können aktives Influencer Marketing betreiben und so – gegen Bezahlung – die Reichweite der Influencer nutzen. Dies erzeugt Interesse und idealerweise eine frühzeitige Produktnachfrage.²

Auch das klingt gut, oder? Jedoch stehen Unternehmen beim Umgang mit Early Adopters auch vor einige Herausforderungen.

Herausforderungen und Vorteile bei der Arbeit mit Early Adopters

Es gibt verschiedene Herausforderungen, die Unternehmen meistern müssen, wenn sie versuchen, mit Early Adopters zu arbeiten:

  • Frühzeitige Anwender haben oftmals hohe Erwartungen an ein neues Produkt oder eine neue Technologie. Wenn das Produkt diese Erwartungen nicht erfüllt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie es aufgeben und sich nach anderen Lösungen umsehen.
  • Early Adopters sind möglicherweise sensibler für Fragen und Probleme. Da sie zu den ersten gehören, die ein neues Produkt verwenden, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie auf Fragen oder Probleme stoßen, die noch nicht erkannt oder gelöst wurden. Dies kann für alle Beteiligten frustrierend sein und auch zu negativer Mundpropaganda führen, insbesondere wenn das Unternehmen diese Probleme nicht effektiv angeht.
  • Auch wenn Early Adopters in ihren sozialen Netzwerken und Gemeinschaften Einfluss besitzen, stellen sie möglicherweise einen relativ kleinen Markt für ein neues Produkt dar. Daher kann es für Unternehmen schwierig sein, allein mit ihnen nennenswerte Umsätze oder Einnahmen zu erzielen.
  • Evtl. müssen Unternehmen viel Zeit und Geld investieren, um frühzeitige Anwender zu erreichen und einzubinden, z. B. durch personalisierte Unterstützung oder Anreize, um die Akzeptanz zu fördern. Dies kann teurer sein als die einfache Ansprache eines breiteren Marktes.
  • Early Adopter agieren oftmals als eine Art Gatekeeper und Meinungsführer. Sind Sie von einer Neuerung oder einem Unternehmen überzeugt, ist dies vorteilhaft. Sind sie es aber nicht, dann ist dies mit Sicherheit kein Vorteil für das Unternehmen bzw. das neue Produkt.³
  • Oftmals ist das Interesse von frühzeitigen Anwendern an einer Produktneuigkeit temporär. Wird das Produkt bekannt und verbreitet sich entsprechend im Markt, dann sinkt fast automatisch die Bedeutung der Meinungsführerschaft eines Early Adopters. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er sich daher auf ein anderes Produkt, eine neue Technologie oder eine neuartige Dienstleistung eines anderen Anbieters konzentrieren.

Gelingt es Unternehmen, die Herausforderungen zu meistern, bietet die Interaktion mit Early Adopters zwei zentrale Vorteile

  • Sie können als Multiplikatoren dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf eine Neuigkeit zu lenken und sogar ein Gefühl der Aufregung und Vorfreude auf das Produkt erzeugen. Diese Vorfreude sorgt ggf. für Nachfrage und Umsätze.
  • Sie können wertvolle Rückmeldungen zu einem neuen Produkt geben, einschließlich Verbesserungsvorschlägen und Ideen für neue Funktionen. Dies kann besonders für Unternehmen nützlich sein, die ein neues Produkt in einem hart umkämpften Markt einführen, da sie so Probleme oder Herausforderungen erkennen und angehen können, bevor das Produkt für die Allgemeinheit verfügbar oder der Allgemeinheit bekannt ist.

 

Impuls zum Diskutieren:

Benötigt jede Organisation eine Strategie, um Early Adopter frühzeitig anzusprechen und als Markenbotschafter zu nutzen?

Hinweise:

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[1] Diffusion of Innovation Theory
[2] Influencer Marketing gilt in vielen Branchen und Industrien als wichtiger Hebel für die Markenkommunikation und Verkaufsförderung.
[3] Als Unternehmen kann es sinnvoll sein, neue Features lediglich ausgewählten, wohlwollenden Kunden frühzeitig zur Verfügung zu stellen. So wird das Risiko einer öffentlichen Kritik minimiert, gleichzeitig aber die Bedeutung der Kundenbeziehung betont und die Basis für wertvolles Feedback von tatsächlichen Anwendern gelegt.

Neben den eigentlichen Innovatoren und den Early Adopters lassen sich weitere Anwendergruppen definieren: Early Majority, Late Majority und Laggards (Technologienachzügler).

Welche Wirkung die Arbeit mit Early Adopters entfalten kann, zeigt Open Ai mit ChatGPT. Gefühlt vergeht keine Minute, bis ein Anwender neueste Erkenntnisse bei der Nutzung der Chatfunktionalität per Social Media veröffentlicht.

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