Änderungsmanagement
Wissen kompakt: Das Änderungsmanagement definiert ein Vorgehen zur Erfassung, Bewertung, Entscheidung, Umsetzung und Nachverfolgung von Änderungen.
Änderungsmanagement – der bewusste Umgang mit Änderungen
Das Änderungsmanagement – auch als Change Management oder Change Request Management bezeichnet – definiert ein Vorgehen zur Erfassung, Bewertung, Entscheidung, Umsetzung und Nachverfolgung von Änderungen. Als zentrales Element im Änderungsmanagement gilt der Änderungsantrag – auch Change Request oder Änderungsanforderung genannt. Mit ihm lassen sich all jene Informationen strukturiert erfassen, die für einen anschließenden Genehmigungsprozess inklusive Impact Analyse, Dringlichkeit, Priorität etc. notwendig sind.
Interpretationen von Änderungsmanagement
Änderungsmanagement gehört in vielen Branchen – z.B. der Automobilindustrie, in der Medizintechnik, in der Luftfahrt, im Maschinen- und Anlagenbau – zum Tagesgeschäft. Der Begriff selbst wird u.a. in verschiedenen Vorgehensmodellen wie dem V-Modell XT oder HERMES, in Reifegradmodellen wie CMMI oder in ISO-Standards gebraucht. Manchmal variiert die jeweilige Intention – bspw. spricht der PMBOK Guide von einer „Änderungssteuerung“ – im Englischen Change Control – und PRINCE2 in der Folge von der Change Authority.
Je nach Anwendungsfall variiert auch das Objekt, auf den sich die Änderung bezieht. Ändert ein Kunde seine Meinung und erweitert eine Anforderung, dann ist im ersten Schritt das Anforderungsmanagement betroffen. Ergeben sich daraus neue Testfälle, Risiken, Aufwände und Termine wären Testfallmanagement, Risikomanagement und Projektmanagement involviert. Eine scheinbar kleine Änderung kann also große Auswirkungen für eine Organisation haben. Oft versuchen Organisationen daher, die Beziehungen zwischen den entsprechenden Artefakten im Entwicklungsprozess – die sogenannte Traceability – nachzuhalten.
Oftmals wird der Begriff Änderungsmanagement – als Change Management oder Veränderungsmanagement – auch im Kontext von Unternehmen verwendet. Organisationen, Abläufe und die Einstellungen von Mitarbeitern ändern sich. Hier hat sich neben Change Management der Begriff der Transformation – bspw. als digitale Transformation oder als agile Transformation – eingebürgert. Die Offenheit einer Organisation gegenüber Änderungen gilt inzwischen als Zeichen der Agilität der Organisation.
Gründe für Änderungen bei Anforderungen
Es gibt eine Reihe von Gründen, die zu Änderungen bei Anforderungen führen können:
- Missverständnisse zwischen oder neue Anforderungen von beteiligten Partnern (Stakeholdern, Shareholders, Auftraggeber und Auftragnehmer, Sub-Auftragnehmer, Lieferanten etc.)
- Neue Erkenntnisse basierend auf Analysen, Pretotypen, Prototypen oder Pilotbetrieben
- Veränderung der Rahmenbedingungen durch neue Gesetze, Normen oder Regeln
- Änderung der Unternehmensausrichtung und damit andere Budgets, Strategien, Märkte und Zielgruppen
- Präzisierung unklarer Anforderungen
- …
Natürlich gibt es auch viele Gründe, die bei der Realisierung von Projekten oder der Entwicklung von Produkten zu Änderungen führen können:
- Veränderte Verfügbarkeiten von Mitarbeitern (Krankheiten, Fluktuation, andere Prioritäten)
- Abhängigkeiten zu anderen Projekten oder von Lieferanten
- falsche Annahmen oder zu positive Schätzungen
- …
Der Prozess im Änderungsmanagement
Änderungsmanagement wird häufig im Projektkontext genutzt, generell kann es sich aber auf einen gesamten Lebenszyklus eines Produkts erstrecken. Folgende Schritte kann das Änderungsmanagement umfassen:
- Erfassung der Änderung mit Änderungsantrag
- Analyse der Auswirkungen in Bezug auf Umfang, Aufwand, Kosten, Risiken etc.
- Optional: Überprüfung ob es artverwandte Änderungen an anderer Stelle (in einer Software, in einem Prozess etc.) geben könnte, um diese ggf. ebenfalls zu adressieren
- Entscheidung des Change Control Boards oder einer anderen Instanz im Unternehmen (PMO, Entwicklungsleitung etc.) über die Freigabe der Änderung
- Priorisierung, Planung und Beauftragung der Durchführung der Umsetzung sowie Definition von Verantwortlichkeiten
- Umsetzung bzw. Implementierung der Änderung
- Test, Abnahme und Freigabe (oder auch Nachbesserung) der umgesetzten Änderung – die sogenannte Änderungsevaluation
- Gegebenenfalls Dokumentation der Änderungen im Bugfixlog oder Changelog oder in der Bedienungsanleitung
Wenn Ihnen der Beitrag gefällt oder Sie darüber diskutieren wollen, teilen Sie ihn gerne in Ihrem Netzwerk. Und falls Sie sich für weitere Tipps aus der Praxis interessieren, dann testen Sie gerne unseren wöchentlichen Newsletter mit neuen Beiträgen, Downloads, Empfehlungen und aktuellem Wissen. Vielleicht wird er auch Ihr Lieblings-Newsletter!
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: