Vertrauenskiller im Führungsalltag

Gastbeitrag von | 07.04.2025

Drei versteckte Fallen, die Sie unbedingt kennen sollten!

Immer wieder die gleichen ungelösten Konflikte, sinkende Motivation und eine Zusammenarbeit, die ins Stocken geraten ist – was steckt dahinter?

Vielleicht haben Sie bereits an den Stellschrauben Kommunikation, Organisation oder Motivation gedreht, aber die erhoffte Wirkung bleibt aus. Dann lohnt es sich, einen Blick auf einen Faktor zu werfen, der oft unterschätzt wird, obwohl er die Grundlage für jede funktionierende Zusammenarbeit bildet: Vertrauen.

Vertrauen ist der unsichtbare Kitt, der Teams zusammenhält oder eben auseinanderfallen lässt, wenn er fehlt. Vertrauen beeinflusst, wie offen kommuniziert wird, wie bereit Menschen sind, Verantwortung zu übernehmen, wie ehrlich sie mit Fehlern umgehen oder ob sie Innovationen vorantreiben. Und doch ist Vertrauen etwas Fragiles: Es baut sich langsam auf, kann aber durch kleine, oft unbewusste Handlungen schnell beschädigt werden; Vertrauenskiller eben, die sich still und heimlich einschleichen.

Vertrauen innerhalb von Teams entsteht nicht durch gute Absichten, sondern durch glaubwürdiges Verhalten.

Eine häufige, aber übersehene Ursache für eine stockende Teamdynamik liegt also im Vertrauensverhältnis, sowohl zwischen den Teammitgliedern als auch zwischen der Führungskraft und dem Team. Vor allem letzteres verdient besondere Aufmerksamkeit, da Sie als Führungskraft eine Schlüsselrolle dabei spielen, Vertrauen zu ermöglichen oder unbeabsichtigt zu untergraben.

Vertrauen Ihnen Ihre Teammitglieder?

Vielleicht denken Sie jetzt: „Natürlich können mir meine Mitarbeitenden vertrauen. Ich kommuniziere ehrlich und klar. Ich verhalte mich vertrauenswürdig.“

Und das ist ein guter Anfang. Aber Vertrauen funktioniert nicht nur über gute Kommunikation oder ehrliche Absicht. Es basiert vor allem auf wahrgenommenem Verhalten, also darauf, wie Ihre Worte und Taten von anderen erlebt werden. Und hier beginnt die eigentliche Herausforderung im Führungsalltag: das Bewusstsein dafür, dass zwischen Intention und Wirkung manchmal Welten liegen.

Sie meinen es gut, keine Frage. Doch wie kommt Ihr Verhalten tatsächlich an? Haben Ihre Mitarbeitenden das Gefühl, dass sie Fehler machen dürfen, ohne Konsequenzen zu fürchten? Dass ihre Ideen ernst genommen werden, auch wenn sie unausgereift sind? Dass Sie zuhören, statt zu belehren?

Vertrauen ist kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis einer kontinuierlichen, bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle, dem eigenen Führungsverhalten und den oft verborgenen Signalen, die wir aussenden. Es reicht nicht, sich selbst als vertrauenswürdig zu erleben. Entscheidend ist, ob andere Sie so erleben.

Genau an dieser Stelle schleichen sich oft unbewusste Verhaltensweisen ein, die das Vertrauen in Ihre Führungsrolle unbemerkt untergraben, auch wenn Sie eigentlich alles richtig machen wollen. Diese versteckten Vertrauenskiller wirken oft subtil, aber mit großer Wirkung und sie sind weit verbreiteter, als viele denken.

Im Folgenden möchte ich drei dieser heimlichen Vertrauenskiller genauer beleuchten. Sie wirken subtil, aber nachhaltig und lassen sich erkennen und vermeiden, wenn man weiß, worauf man achten muss.

Drei Vertrauenskiller, die Sie auf dem Schirm haben sollten

1. Vertrauenskiller: Ungeduld

Viele Führungskräfte, insbesondere solche mit einem lösungsorientierten „Macher-Mindset“, denken und handeln schnell. Sie finden rasch Antworten und sind gedanklich oft schon bei der nächsten Aufgabe oder im nächsten Meeting. Diese Effizienz kann aber zum Vertrauenskiller werden, wenn sie die Beziehungsebene ausblendet.

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Eine Mitarbeiterin kommt mit einem Problem zu Ihnen. Sie hören zu, aber nur halbherzig, weil Sie die Lösung schon im Kopf haben. Vielleicht unterbrechen Sie die Mitarbeitende sogar. Denn Sie denken, ich weiß schon, was sie will. Für Sie mag das pragmatisch sein, denn schließlich wollen Sie Ihre Mitarbeiterin in guter Absicht unterstützen. Für Ihre Mitarbeiterin kann es sich aber ganz anders anfühlen, wie mangelnde Wertschätzung oder gar Desinteresse.

Wenn Sie sich immer wieder so verhalten, entsteht bei den Mitarbeitenden das Gefühl, nicht gehört und gesehen zu werden. Das führt nicht nur zu Frustration, sondern die Vertrauensbasis bekommt Risse, ohne dass Sie es merken – und schon gar nicht wollen.

2. Vertrauenskiller: Fehlende Nachvollziehbarkeit

Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Argumente hinter einer Entscheidung oder einer Aufgabe nicht nachvollziehen können, entsteht Irritation. Diese Irritation führt schnell zu einem Vertrauensverlust. Schließlich fragen sich die Teammitglieder: „Weiß unsere Führungskraft wirklich, was sie tut?“

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Als Teamleiterin informieren Sie Ihr Team, dass eine zusätzliche Aufgabe auf der Tagesordnung steht. Es ist eine Aufgabe, die erledigt werden muss.

Sie gehen davon aus, dass das Team die Aufgabe erledigen wird, aber stattdessen macht sich Unmut breit. Einige Teammitglieder verdrehen die Augen, andere wirken frustriert oder tuscheln auf dem Flur miteinander. Einer fragt sogar direkt: „Warum müssen wir das jetzt machen? Das hat doch bisher immer eine andere Abteilung gemacht“.

Das Problem? Das Team versteht nicht, warum es das jetzt machen soll. Ohne nachvollziehbare Gründe fühlen sich die Mitarbeitenden von oben herab behandelt. Das kann schnell zu Misstrauen führen, nicht nur gegenüber der Entscheidung, sondern auch Ihnen gegenüber.

Es macht einen großen Unterschied, wenn Ihr Team die Argumente nachvollziehen kann. Sie fühlen sich abgeholt und ernst genommen, das stärkt nicht nur das Vertrauen in die Entscheidung, sondern auch in Sie als Führungskraft.

PS: Als in einem Team-Resilienz-Workshop die Hintergründe für eine solche Zusatzaufgabe aufgedröselt wurden, stellte sich Verständnis ein. Das Team konnte die Entscheidung nachvollziehen. Gemeinsam wurde dann nach einem Weg gesucht, diese Aufgabe in den Alltag zu integrieren.

3. Vertrauenskiller: Wenn Distanz Vertrauen verhindert

Es ist ein schmaler Grat: Wie viel soll eine Führungskraft von sich preisgeben? Manche Führungskräfte sind sehr zurückhaltend, wenn es um Persönliches geht. Dafür gibt es gute Gründe, denn wer weiß schon, wie die Teammitglieder reagieren? Auf der anderen Seite wünschen sich Mitarbeitende, dass die Führungskraft sich auch mit persönlichen Dingen einbringt. Sie wollen die Führungskraft als ganzen Menschen erleben.

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Eine Teamleiterin ist sehr zurückhaltend und erzählt kaum Persönliches. Für sie war klar: Berufliches und Privates bleiben getrennt. Diese Haltung war ihr wichtig.

Obwohl sie freundlich auftrat und ihre Führungsaufgabe ernst nahm, wirkte sie auf das Team schwer greifbar. Im Team machte sich eine merkwürdige Stimmung breit. Die Mitglieder wussten nicht, wie sie die Leiterin einschätzen sollten. Es entstand der Eindruck, dass sie nur eine Fassade war und niemand wusste, was dahinter steckte. Das führte zu Unsicherheit und Zweifeln: Meint sie es wirklich gut mit dem Team? Diese Unsicherheit erschwerte es, Vertrauen aufzubauen – eine wichtige Grundlage für eine gute Zusammenarbeit.

Erst als die Teamleiterin erkannte, dass mehr Offenheit nötig war, wuchs das Vertrauen.

Fazit

Vertrauen im Team ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis bewussten Führungshandelns. Ungeduld, mangelnde Nachvollziehbarkeit oder zu große Distanz sind drei Stolpersteine, die dem Vertrauensaufbau im Weg stehen.

Indem Sie Ihr Verhalten reflektieren und die Wirkung auf Ihr Team bewusst wahrnehmen, schaffen Sie eine Atmosphäre der Offenheit und des gegenseitigen Respekts.

Zum Schluss möchte ich eine Einladung an Sie als Führungskraft aussprechen: Investieren Sie in Vertrauen, denn es zahlt sich mehrfach aus: in Form von zufriedeneren Mitarbeitenden, Team-Resilienz und langfristigem Erfolg.

Dabei helfen drei Reflexionsfragen:

  1. Wie können Sie geduldiger auf die Anliegen Ihrer Teammitglieder reagieren?
  2. Was tun Sie, um Ihre Entscheidungen verständlich zu erklären?
  3. Sind Sie bereit, persönliche Einblicke zu teilen, um Vertrauen aufzubauen?

Kleiner Tipp: Nehmen Sie sich eine der Reflexionsfragen vor. Beobachten Sie Ihr tägliches Führungsverhalten und ändern Sie es gegebenenfalls, um mehr Vertrauen im Team zu schaffen.

 

Hinweise:

Brigitte Hettenkofer hat ein interessantes Buch geschrieben: Team Resilienz: Das Geheimnis robuster, optimistischer und lösungsorientierter Teams. Sehr empfehlenswert!

Brigitte Hettenkofer: Team Resilienz

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Brigitte Hettenkofer hat zwei weitere Beiträge im t2informatik Blog veröffentlicht:

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Brigitte Hettenkofer
Brigitte Hettenkofer

Brigitte Hettenkofer (Dipl. Theologin) hilft leidenschaftlich gerne Menschen, ihre innere Kraft und Resilienz zu entfalten. Seit zwanzig Jahren bietet sie mit ihrem Unternehmen NeuroResilienz Beratung, Training und Teamentwicklung an und hilft Menschen und Teams, resilient und psychisch belastbar zu bleiben.

Ihr Fokus liegt darauf, Teams zu inspirieren und zu ermutigen, um gestärkt durch herausfordernde Phasen zu navigieren. Um ihre Vision zu verwirklichen, hat sie das Team-Resilienz-Rad entwickelt, ein Instrument, das Teams hilft, ihr Resilienz-Potenzial zu erkennen und auszubauen: Gemeinsam stärker werden.

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