Impulse für Organisationen – Teil 6

by | 23.10.2023

Die Online-Welt ist voll mit Tipps und Tricks, die Aspekte der Zusammenarbeit in Organisationen thematisieren. Viele Postings sind jedoch nur kurz sichtbar und verschwinden dann für immer in den Untiefen der verschiedenen Social-Media-Plattformen. Auch in Teil 6 unserer Serie möchte ich wieder Impulse von Fachleuten im t2informatik Blog “ins Schaufenster stellen”. Dieses Mal geht es um Lernen in Organisationen, Low-Performer und intelligentes Arbeiten.

Los geht’s mit den wertvollen Impulsen!

Dr. Cornelia Hattula1:

Wir brauchen viel mehr “Learnfluencer” in Unternehmen!

❗ Menschen, die mit offenem Blick durch die Welt gehen und Impulse sammeln.

❗ Menschen, die diese Impulse absichtslos und offen weitergeben.

❗ Menschen, die ihre Lernreisen und Entwicklungspfade teilen, sodass wir von diesen lernen können.

❗ Menschen, die “learnspirieren”.

❗Menschen, die mit gutem Beispiel voranlernen.

❗ …

Aus meiner Sicht sind solche Learnfluencer ein Schlüssel zur Kreation einer offenen und inspirierenden Lernkultur.

Und die brauchen wir dringend in einer Arbeitswelt, in der bis 2025 laut einer Erhebung des WEF 44% der Skills, die wir aktuell haben, nicht mehr “zu gebrauchen” sind!

Es liegt also an uns, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen unsere Learnfluencer “strahlen” können. Beispielsweise können wir:

💡 Lernfestivals organisieren, die einladen, sich zu ganz unterschiedlichen Themen learnspirieren zu lassen.

💡 niederschwellige Austauschformate wie abteilungsübergreifende Learning Coffees konzeptionieren.

💡 Tools wie “Gebrauchsanweisungen für mich” einführen und auf diese einen Punkt “Begeisterungsthemen, zu denen man mich jederzeit fragen kann” aufnehmen.

💡 …

Was würdet ihr ergänzen? Wie können wir eine inspirierende Lernkultur in Unternehmen schaffen?

Jule Jankowski2:

Es gibt keine Low-Performer!

Gerade letzte Woche habe ich wieder den Satz gehört: “Das ist halt ein Low-Performer!”
Ach ja?!

Na, Blutdruck auf Touren?
Bevor Missverständnisse entstehen:

Ja, es gibt sie sehr wohl, die Low-Performance.

Die Leistung, die hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die Leistung, die nicht genügt.
Die Leistung, die enttäuscht und höher, besser, stärker hätte ausfallen können.

Zur Auflösung:

Es ist das alte Spiel: die Trennung von Person und Verhalten. Kein Mensch zeigt vorsätzlich und dauerhaft Minder-Leistung.
Du kennst Gegenbeispiele? Zeit, sich die richtigen Fragen zu stellen …

Denn Performance ist …

🚫 keine Charaktereigenschaft.
🚫 kein identitätsstiftendes Merkmal.
🚫 keine Schicksalsfügung

sondern

✅ eine Moment-Betrachtung
✅ kontextabhängig
✅ schwankend
✅ eine Frage von Skills
✅ eine Frage der Motivation
✅ eine Frage des eigenen Bewertungsmaßstabes
✅ das Resultat von mindestens 1.001 Faktoren

Es wurde schon so viel Schlaues und Erhellendes zum Thema Leistung geschrieben. Schaut doch gerne mal bei meinem Freund, Wolf Lotter vorbei, und schaut, was er zum Thema Leistung zu sagen hat.

Und übrigens: In diesem Licht betrachtet ist die Aussage “Was für ein krasser Over-Achiever” auch keine sonderlich hilfreiche Perspektive.

Sorry für’s Staub-Aufwedeln. Wollte ich nur mal kurz loswerden!

Ihr wisst ja: #goodwork steht für gute Zusammenarbeit und gute Ergebnisse, nicht (allein) für Feelgood.

Und jetzt: Weitermachen!

Es gibt KEINE Low-Performer, sondern lediglich Low-Performance!

Sabina Lammert3:

Wie sieht Ihre Arbeitszeitverteilung aus?

Gestern habe ich einen Workshop zu agilen Grundlagen gegeben und wie so oft kam folgende Aussage zur Sprache:

“Wir würden gerne agiler arbeiten, aber wir haben keine Zeit dafür!”

Egal, ob Sie agil arbeiten wollen oder nicht: Zeitmangel ist immer ein ernstes Problem für Sie und Ihre Organisation.

Wenn Sie ständig am Limit arbeiten, haben Sie keine Zeit, auf Veränderungen zu reagieren, was bedeutet, dass…

…Sie haben keine Zeit haben, um Urlaub oder Krankheit Ihrer Kollegen zu verkraften (und wir sollten inzwischen eigentlich wissen, dass dies in vorhersehbarer Weise geschieht 🤷‍♀️)

…Sie keine Zeit haben, Ihre Arbeit richtig zu priorisieren, was dazu führt, dass Sie das tun, was Ihnen (oder Ihrem Vorgesetzten) als erstes in den Sinn kommt, was zwar richtig sein kann, aber oft genug (wenn wir wirklich ehrlich zu uns selbst sind) nicht der Fall ist 🤷‍♀️

…Sie haben keine Zeit haben, Ihre eigene Arbeit, Ihre Arbeitsbedingungen oder sich selbst zu verbessern, indem Sie sich weiterbilden und in Ihrem Fachgebiet auf dem neuesten Stand sind. Selbst wenn Sie es mit den Veränderungen langsam angehen lassen wollen, die Welt tut es nicht. Sie verändert sich ständig und wirkt sich auf Sie aus – ob Sie es wollen oder nicht 🤷‍♀️

Regelmäßige Reflexion und Anpassung ist der Schlüssel zum Erfolg!

Es gibt natürlich noch mehr Konsequenzen, die man sich ausdenken kann, aber ich bin sicher, dass Sie schon sehen, worauf ich hinaus will.

Was ist also die Lösung?

Sie besteht definitiv NICHT darin, MEHR zu arbeiten, sondern intelligenter.

Hier sind einige Vorschläge:

1) Nehmen Sie nicht zu viele Aufgaben an. Das Hin- und Herwechseln von Aufgaben tötet Ihre Produktivität und Ihre Zeit. Verstehen Sie mich nicht falsch: Es geht nicht darum, immer nur eine Aufgabe zu erledigen. Es gibt Leute (wie mich), die gerne regelmäßig zwischen verschiedenen Aufgaben wechseln. Aber es gibt eine Grenze für eine vernünftige Anzahl von Aufgaben, die man jonglieren kann.

2) Kommunizieren Sie klar und deutlich Ihre Grenzen. Wenn Ihr Chef oder Ihre Chefin möchte, dass Sie eine Aufgabe erledigen, Sie aber bereits an Ihre Grenzen stoßen, machen Sie einen Vorschlag, was Sie stattdessen nicht mehr tun werden, oder bitten Sie Ihre: Chefi:in um einen entsprechenden Vorschlag. Sie bzw. er kann nicht Ihre Gedanken lesen oder Ihre Aufgaben mikromanövrieren.

UND AN ALLE FÜHRUNGSKRÄFTE: Wann immer Sie Mitarbeitenden eine neue Aufgabe übertragen, fragen Sie, ob etwas anderes zurückgestellt werden muss. Auf diese Weise können beide Parteien die Verantwortung für ein nachhaltiges Arbeitsumfeld übernehmen 😌.

3) Planen Sie IMMER – WIRKLICH IMMER – etwas Pufferzeit ein. Und ich spreche hier nicht von einer Stunde pro Woche, sondern von etwa 15-20 % Ihrer Arbeitszeit. Nur so können Sie ein belastbares Team/Organisation/Arbeitsplatz aufbauen. Nur so können Sie auf Veränderungen reagieren, ohne Ihr System zu überlasten. Sie wollen NIEMALS für einen Burnout verantwortlich sein. Nicht für Ihren eigenen und schon gar nicht für den Burnout einer Kollegin oder eines Kollegen. Das Schlimmste, was Ihnen mit Ihrer Pufferzeit passieren kann, ist, dass Sie sie in der einen oder anderen Woche nicht brauchen und dass Sie sie nutzen können, um sich selbst, Ihre Arbeit oder Ihre Ausbildung aktiv zu verbessern, was alles einen Wert für Ihr Unternehmen darstellt. Zumindest finde ich, dass sich das gar nicht so schlecht anhört 😉 .

Was würden Sie dieser Liste hinzufügen?

Your Working Hours

Impulse und Fragen

Drei verschiedene Themen, drei Menschen mit unterschiedlichen Expertisen und Wahrnehmungen, drei individuelle Impulse. Wie gelingt es uns, in Organisationen und als Organisation zu lernen? Warum nehmen Menschen Leistung persönlich, warum werden Kollegen oder Kolleginnen überhaupt kategorisiert und wie schaffen wir Systeme, in denen mehr Zeit bleibt, etwas zum Besseren zu verändern?

Fragen über Fragen. Vielleicht haben Sie auch die eine oder andere; prima! Dann hat auch Teil 6 von “Impulse für Organisationen” sein Ziel erreicht.

 

Hinweise:

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[1] Dr. Cornelia Hattula ist Learning & Development Expertin und Host des “Was lernst Du?”-Podcasts. Informationen über Dr. Cornelia Hattula finden Sie in ihrem LinkedIn-Profil, den Impuls finden Sie hier im Original auf LinkedIn.

[2] Jule Jankowski ist systemische Organisationsberaterin und begleitet mit ihrer Beratungsagentur Humiq GmbH Teams und Führungsmannschaften in Transformationsprozessen bei Fragen der Zusammenarbeit und der strategischen Ausrichtung. Bei uns im Blog hat sie einen Beitrag über GOOD WORK veröffentlicht. Informationen über Jule Jankowski finden Sie in ihrem LinkedIn-Profil, den Impuls finden Sie hier im Original auf LinkedIn.

[3] Sabina Lammert verhilft gemeinsam mit Anna Wörner Teams und Unternehmen zu einem sinnstiftenderen Miteinander. Informationen zu Sabina Lammert finden Sie auf ihrer Website und in ihrem LinkedIn-Profil. Den Impuls finden Sie hier im Original auf LinkedIn.

Diese 3 und weitere 8 Perspektiven können Sie im Blogpaper Impulse für Organisationen – Teil 2 herunterladen.

Blogpaper Impulse für Organisationen Teil 2 Download

Michael Schenkel hat im t2informatik Blog weitere Impulse veröffentlicht, u. a.

t2informatik Blog: Impulse für Organisationen - Teil 3

Impulse für Organisationen – Teil 3

t2informatik Blog: Impulse für Organisationen - Teil 4

Impulse für Organisationen – Teil 4

t2informatik Blog: Impulse für Organisationen - Teil 5

Impulse für Organisationen – Teil 5

Michael Schenkel
Michael Schenkel

Leiter Marketing, t2informatik GmbH

Michael Schenkel hat ein Herz für Marketing - da passt es gut, dass er bei t2informatik für das Thema Marketing zuständig ist. Er bloggt gerne, mag Perspektivwechsel und versucht in einer Zeit, in der vielfach von der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne von Menschen gesprochen wird, nützliche Informationen - bspw. hier im Blog - anzubieten. Wenn Sie Lust haben, verabreden Sie sich mit ihm auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen; mit Sicherheit freut er sich darauf!