Drei Fragen zur Organisationsentwicklung

von | 07.05.2025

Ein Gespräch mit Jo Kristof über Organisationsentwicklung

Organisationsentwicklung ist ein Schlagwort der Stunde. Viele Unternehmen beginnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eigene Abteilungen dafür aufzubauen. Doch was ist Organisationsentwicklung überhaupt, warum braucht es sie und wie kann sie erfolgreich in Unternehmen verankert werden?

Jo Kristof ist Beraterin und Sparringspartnerin zu den Themen Führung, Veränderung und Zusammenarbeit. Mit ihrem Unternehmen IT’S ABOUT LEADERSHIP hat sie es sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen zur Aufgabe gemacht, Unternehmen, Teams und Führungskräfte in Führung zu bringen. Und da gehört eine durchdachte Organisationsentwicklung, die an den richtigen Themen ansetzt, einfach dazu. Jo Kristof ist somit die richtige Ansprechpartnerin für die folgenden drei Fragen:

Was ist eigentlich Organisationsentwicklung?

Jo Kristof: Organisationsentwicklung ist ein strategischer Ansatz, der dabei hilft, Strukturen und Rahmenbedingungen in einer Organisation bewusst so zu gestalten, dass alle Beteiligten sinnvoll und wirksam zusammenarbeiten können.

Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur die Menschen selbst, sondern vor allem die Bedingungen, unter denen sie arbeiten. Es geht also um das, was ihr Handeln ermöglicht oder auch behindert. Organisationsentwicklung verbindet die Ziele und Strategien eines Unternehmens mit dem, was im Alltag tatsächlich passiert. Sie gestaltet das Umfeld, in dem Zusammenarbeit stattfindet und Wertschöpfung entsteht, und sorgt dafür, dass Veränderung nicht nur angestoßen, sondern auch nachhaltig wirksam wird.

Gerade weil Unternehmen heute mit einer komplexen und sich ständig verändernden Welt umgehen müssen, reicht es nicht aus, gute Strategien zu entwickeln. Entscheidend ist, ob diese auch im Alltag umgesetzt werden können. Genau da kommt Organisationsentwicklung ins Spiel. Sie sorgt dafür, dass Strukturen, Kultur und Prozesse zu den Zielen passen. Und sie schafft ein Arbeitsumfeld, das Orientierung gibt, Entwicklung ermöglicht und Zusammenarbeit unterstützt. Sie ist damit weit mehr als ein unterstützendes Instrument. Richtig eingesetzt, wird sie zu einem zentralen Hebel, um ein Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, vorhandene Stärken auszubauen und langfristigen Erfolg zu sichern.

Warum Organisation und nicht nur Personal entwickeln?

Jo Kristof: Menschen passen ihr Verhalten dem Kontext an, in dem sie arbeiten. Ob sie Verantwortung übernehmen, eigene Ideen einbringen oder eher vorsichtig agieren, hängt nicht nur von ihren Fähigkeiten ab, sondern maßgeblich von den Strukturen und Rahmenbedingungen, die sie umgeben. Deshalb reicht es nicht aus, nur in die Entwicklung von Einzelpersonen zu investieren, wenn ein Unternehmen wirklich zukunftsfähig sein möchte.

Wenn es darum geht, Strategien umzusetzen und ein gemeinsames Ziel zu erreichen, ist es entscheidend, dass das Handeln aller Beteiligten in die gleiche Richtung geht. Personalentwicklung kann das allein nicht leisten. Denn wenn Strukturen, Prozesse und kulturelle Muster nicht mitgedacht und weiterentwickelt werden, kämpfen selbst hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit viel Engagement oft gegen innere Widerstände im System. Dann entstehen Frustration, Reibungsverluste oder schlicht Stillstand.

Genau hier setzt Organisationsentwicklung an. Sie schaut nicht nur auf einzelne Personen, sondern auf das Unternehmen als Ganzes. Sie nimmt die Strukturen, Abläufe, Entscheidungswege und Formen der Zusammenarbeit in den Blick und sorgt dafür, dass das Umfeld zur Strategie passt und die Menschen in ihrer Arbeit unterstützt.

Personalentwicklung ist wichtig. Doch ohne Organisationsentwicklung fehlt der übergreifende Rahmen, um das gesamte Unternehmen weiterzubringen und gezielt auf Veränderungen zu reagieren. Beide Bereiche entfalten ihre volle Wirkung erst dann, wenn sie eng miteinander verzahnt sind. Je besser sie zusammenarbeiten, desto wirkungsvoller lassen sich Kompetenzen, Strukturen und gemeinsame Ziele miteinander verbinden.

Wie lässt sich Organisationsentwicklung erfolgreich in Unternehmen verankern?

Jo Kristof: Eine der größten Herausforderungen bei der Verankerung von Organisationsentwicklung in Unternehmen ist ihre Position im System. Oft fehlt ihr die nötige Sichtbarkeit, Durchsetzungskraft oder Nähe zur strategischen Steuerung. Statt als gestaltende Kraft auf Augenhöhe wird sie in unteren Ebenen der Organisation verortet, wo sie zwar begleiten, aber kaum wirklich etwas bewegen kann.

Doch genau das braucht es, wenn Organisationsentwicklung wirksam sein soll: Sie muss unbequem sein dürfen. Sie muss den Mut haben, die richtigen Fragen zu stellen, auch wenn sie unbequem sind. Und sie muss dort Gehör finden, wo Entscheidungen über Strukturen, Rollen, Führung und strategische Ausrichtung getroffen werden. Nur dann kann sie echte Veränderung ermöglichen und nicht bloß Symptome verwalten.

Dazu gehört auch, dass sie langfristig angelegt ist und nicht nur als kurzfristige Maßnahme verstanden wird. Organisationsentwicklung entfaltet ihre Kraft dann, wenn sie eng an der Strategie orientiert ist und gleichzeitig mit der Personalentwicklung zusammenarbeitet. Denn Veränderungen in den Strukturen und in der Zusammenarbeit müssen immer auch mit den Menschen gemeinsam gestaltet werden. Nur so können neue Formen des Arbeitens wirklich wirksam werden.

Am besten gelingt das, wenn die Organisationsentwicklung nah an den zentralen Entscheidungsträgern verankert ist. Das kann zum Beispiel in Form einer Stabsstelle sein, die direkt an die Geschäftsführung angebunden ist und in die Organisation hineinwirkt. Oder in Form eines fachlich gut aufgestellten Teams, das mit ausreichend Ressourcen ausgestattet ist und mit den verschiedenen Bereichen gemeinsam Veränderungen gestaltet.

Und gleichzeitig gilt: Wichtiger als die perfekte Struktur ist der erste Schritt. Denn es braucht nicht sofort ein großes Team. Oft reicht schon eine gut ausgebildete Person im HR-Bereich mit systemischem Blick, die den Auftrag ernst nimmt, gut vernetzt ist und bei Bedarf mit externer Unterstützung arbeitet. Genau das kann der Anfang für etwas sehr Wirksames sein.

 

Hinweise:

Wollen Sie sich mit Jo Kristof über die Themen Führung, Veränderungen und Zusammenarbeit austauschen? Haben Sie Fragen oder Anmerkungen? Weitere Informationen finden Sie unter https://itsaboutleadership.de/. Leicht können Sie auch auf LinkedIn mit Jo Kristof Kontakt aufnehmen.

Jo Kristof - Beraterin für Führung, Veränderung und Zusammenarbeit

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Jo Kristof hat im t2informatik Blog einen interessanten Artikel veröffentlicht: Moderne Führung: Wenn nichts läuft wie geplant

Es gibt weitere Beiträge aus der t2informatik Blogserie „Drei Fragen …“:

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Michael Schenkel
Michael Schenkel

Leiter Marketing, t2informatik GmbH

Michael Schenkel hat ein Herz für Marketing – da passt es gut, dass er bei t2informatik für das Thema Marketing zuständig ist. Er bloggt gerne, mag Perspektivwechsel und versucht in einer Zeit, in der vielfach von der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne von Menschen gesprochen wird, nützliche Informationen hier im Blog anzubieten. Beispielsweise die neue Serie „Drei Fragen …“.

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