Zoom Fatigue
Inhaltsverzeichnis: Definition – Gründe – Tipps – Download – Hinweise
Wissen kompakt: Zoom Fatigue bezeichnet die Müdigkeit und Erschöpfung von Menschen, die durch die Teilnahme an Videokonferenzen ausgelöst wird.
Zoom Fatigue – Videokonferenzen sorgen für Erschöpfung und Müdigkeit
„Ich bin morgen den ganzen Tag in verschiedenen Videokonferenzen. Um 8:30 Uhr habe ich eine Zoom-Konferenz, um 9:30 Uhr bin ich in einem Teams-Meeting. Von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr nehme ich an einer Skype-Sitzung teil …“
In Zeiten zunehmender Digitalisierung steigt für viele Menschen die Frequenz, mit der sie an Video- und Webkonferenzen, Online-Meetings, Video-Chats oder Webinaren teilnehmen. Oft führt die Mediennutzung zu Müdigkeit und sogar zu Erschöpfung. Einen Begriff für diesen Zusammenhang gibt es auch: Zoom Fatigue.
Zoom Fatigue ist eine Wortschöpfung aus zwei Teilen: Zoom ist ein prominentes Tool, das viele Unternehmen und Mitarbeiter für die Kommunikation bzw. die Arbeit im Homeoffice nutzen. Und der Ausdruck fatigue bedeutet ins Deutsche übersetzt Müdigkeit, Ermüdung oder Erschöpfung. Zoom Fatigue bezeichnet also die Müdigkeit und Erschöpfung von Menschen, die durch die Teilnahme an (Zoom-)Videokonferenzen ausgelöst wird.
In gewisser Art zahlt das kalifornische Unternehmen Zoom für seinen Erfolg mit einem Begriff, der primär nichts mit dem konkreten Produkt oder Eigenschaften von „Zoom“ zu tun hat. Menschen, denen Zoom Fatigue „widerfährt“, die bei Web- und Videokonferenzen ermüden, nutzen in der Praxis auch andere Tools. Das tatsächliche Tool ist nicht ausschlaggebend für die Ermüdung. Aus diesem Grund ist es auch deutlich besser, von einer „Concentration Fatigue“ – quasi einer Konzentrationserschöpfung – zu sprechen. Tatsächlich handelt es sich nämlich genau darum: um die Schwierigkeit, die Konzentration im Zuge von Online-Meetings aufrecht zu erhalten. Und das hat verschiedene Gründe.
Gründe für Zoom Fatigue bzw. Concentration Fatigue
Es gibt eine Reihe von Gründen, die zu Zoom Fatigue bzw. Concentration Fatigue führen. Hier finden Sie einige Beispiele:
- Es besteht fast keine Möglichkeit, mentale Pausen einzulegen. Die Teilnehmenden sind innerhalb der Session „always on“.
- Die Tonqualität ist oftmals nicht gleichbleibend gut, so dass einzelne Worte oder ganze Sätze „verloren gehen“. Das erfordert ein besonders aktives Zuhören.
- Die Bildqualität ist ebenfalls nicht gleichbleibend gut. Auf einmal wird das eigene Bild verpixelt übertragen oder andere Bilder kommen nur noch verpixelt an. Dies führt zu Fragen zur eigenen Internetverbindung, zu „technischer Betriebsamkeit“ und manchmal auch direkt zu Frust der Betroffenen.
- Die Latenz der Übertragung erschwert die Kommunikation. Menschen sind es gewohnt, auf eine Frage eine Antwort zu erhalten. Die Latenz verzögert die Antwort. Es kommen Nachfragen, Zwischenrufe und Unterbrechungen.
- In manchen Situationen gelingt es einigen Teilnehmenden nicht einmal, sich an den entsprechenden Tools anzumelden, oder die Sessions werden nicht bzw. erst mit Verzögerung geladen. Dies führt oft zu einem erhöhten Stresslevel der Betroffenen.
- Die Umgebung im Online-Meeting lenkt ab. Ein Kind, dass im Hintergrund laut ruft, der Mann, der durch das Bild läuft, das Licht, das blendet. Alles wird übertragen, alles ist für alle Teilnehmenden „neu“, alles erfordert Aufmerksamkeit.
- Je mehr an einer Session teilnehmen, desto mehr Gesichter sind parallel zu sehen. Das menschliche Auge erfasst jede Bewegung, das Gehirn versucht jede Information zu verarbeiten. Das ist schnell ermüdend.
- Spricht ein Teilnehmer, wird – je nach Tool und Einstellung – dessen Video hervorgehoben, also bspw. groß eingeblendet oder zumindest umrandet. Permanent wechselt das Bild zwischen den Sprechenden. Auch das ist anstrengend.
- Viele Menschen sind es nicht gewohnt, sich selbst dauerhaft im Bild zu sehen. Bei manchen Menschen führt das zu mehr Kontrolle der eigenen Verhaltensweisen, bei anderen zu übertriebenen Gesten oder permanenter Mimik.
- Die Kommunikation auf Augenhöhe ist praktisch unmöglich. Wer anderen in die Augen sehen möchte, muss in die Kamera blicken, kann dabei die anderen Teilnehmer bestenfalls noch peripher auf dem Monitor sehen. Blickt man auf den Monitor ist es aber – zumindest mit der heutigen Technik – nicht möglich, den anderen Teilnehmern in die Augen zu sehen. Somit befinden Sie alle Teilnehmer in einer Art Zwickmühle.
- Zoom bietet wie viele Tools zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten an. Teilnehmende können die Hand heben, chaten, separate Räume betreten oder Abstimmungen durchführen. Auch weitere Tools mit zusätzlichen Funktionen lassen sich einbinden; es ist quasi ein Feuerwerk an Möglichkeiten.
Sicherlich gibt es noch viele weitere Beispiele, aber eins ist wenig überraschend: die Konzentration leidet bei Videokonferenzen, denn sie wird permanent und ohne Pause beansprucht.
Tipps gegen Zoom Fatigue bzw. Concentration Fatigue
Es gibt einige Möglichkeiten bzw. Tipps, der Zoom Fatigue bzw. Concentration Fatigue entgegenzuwirken:
- Aktive Pausen in den Sessions einplanen. Es empfiehlt sich, immer wieder kurze Pausen einzufügen, so dass die Teilnehmenden mental abschalten und sich bewegen können. Gerne wird für die Pausen auch körperliche Ertüchtigung oder das bewusste Ausschalten von Kamera und Ton empfohlen.
- Multitasking vermeiden. Wer parallel zur einer Videokonferenz andere Dinge tut, verschärft das Phänomen. Idealerweise sollte dies vermieden werden. Hier greifen auch die Regeln von klassischen Meetings: wer nichts zu einem Meeting beitragen kann oder will, sollte das Meeting verlassen.
- Auf sich selbst achten, also bspw. Sitz-/Stehposition überprüfen, Essen und Trinken bereithalten, falls möglich den Blick schweifen lassen, um die Augen zu entspannen, den Raum lüften und in Abhängigkeit der Technik auch ein Ladekabel griffbereit haben.
- Weniger ist mehr. Es ist für alle Beteiligten von Vorteil, auf Ablenkung zu verzichten. Einfarbige Wände im Hintergrund sind besser als Bücherregale, ruhige Räume besser als Räume mit spielenden Kindern etc.
- Die Dauer der Sessions limitieren. Formate, die in einem klassischen Umfeld funktionieren, lassen sich nicht eins zu eins online reproduzieren. So ist es bspw. deutlich besser, aus einer Konferenz, die ursprünglich einen Tag gedauert hätte, zwei Online-Tage zu 4 Stunden zu machen.
- Die Frequenz der Sessions zu limitieren. Bei diesem Punkt sind sowohl die Organisationen als auch die Mitarbeitenden für sich gefordert. Die Organisation sollte weniger Sessions ansetzen und die Mitarbeitenden sollten darauf achten, dass sie nicht jedes Angebot annehmen, nur weil es ein Button-Klick entfernt ist.
- Die Teilnahme den Mitarbeitern – falls möglich – freistellen. Vermutlich muss nicht jeder Mitarbeitende an jedem Online-Meeting teilnehmen.
- Der Verzicht auf Videokonferenzen, wenn die Kommunikation auch per Telefonkonferenz oder Telefonat möglich ist.
- Und zu guter Letzt: Digital detox, also ein Verzicht auf permanenten Medienkonsum, Erreichbarkeit, Push-Nachrichten.
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Zoom Fatigue kommt nicht von 8 Stunden Computerarbeit, denn viele Mitarbeitende sind dies schon lange gewöhnt, sondern von dem Druck, den man sich selbst macht oder den man erfährt.
Hinweise:
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In manchen Medien wird darauf hingewiesen, dass Zoom Fatigue das Gleiche ist, dass taube Menschen erleben. Diese These wird sicherlich in verschiedenen Studien beleuchtet werden, doch eins sollten diejenigen beachten, die dieses Argument benutzen: Zoom Fatigue ist etwas Temporäres, gegen das die online arbeitenden Menschen etwas tun können (siehe Tipps), so verhältnismäßig einfach ist die Situation bei Menschen mit Einschränkungen sicherlich nicht.
Die Citigroup, eine der weltweit größten Banken, versucht eine neue Tradition zu starten: Zoomfreie Freitage.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus dem t2informatik Blog: