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Softwaremodernisierung

Inhaltsverzeichnis: DefinitionGründeArtenVorgehenFragen aus der PraxisHinweise

Wissen kompakt: Softwaremodernisierung ist die Anpassung von Software an neue Anforderungen und Technologien mit dem Ziel, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Softwaremodernisierung – eine unausweichliche Aufgabe für Organisationen

Software altert und fast jede Software erreicht irgendwann einen Punkt, an dem sie mit der vorhandenen Technologie nicht mehr oder nur mit viel Aufwand weiterentwickelt werden kann. Das Hauptziel der Softwareentwicklung ist jedoch, nützliche Software mit wenig Aufwand zu erstellen.¹ Daher sollten Organisationen sich spätestens zu diesem Zeitpunkt mit der Modernisierung ihrer Software auseinandersetzen.

Softwaremodernisierung bedeutet, die Software an neue Anforderungen und Technologien anzupassen, um ihre Leistung, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit zu verbessern, Kosten und Komplexität zu reduzieren und ihre Lebensdauer, Skalierbarkeit und Flexibilität zu erhöhen.

Softwaremodernisierung - die Anpassung von Software an neue Anforderungen und Technologien

Gründe für die Modernisierung von Software

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, die für eine Softwaremodernisierung sprechen. Hier finden Sie eine Auswahl:

  • Die vorhandene Software erfüllt nicht mehr die aktuellen Anforderungen und diese lassen sich nur schwerlich implementieren.
  • Die Software ist nicht mehr oder nur noch bedingt mit moderneren Systemen im Unternehmen kompatibel.
  • Die bestehende Software basiert auf einer veralteten Technologie, die nicht mehr weiterentwickelt wird.
  • Lizenz- oder Plattformkosten sind im Vergleich zum Wettbewerb signifikant höher.
  • Das Bedienkonzept der Software ist überaltert, nicht einheitlich und durchgängig und bietet keinerlei positive User Experience.
  • Die Anwendung basiert auf Legacy Code, der sich nur mit viel Aufwand beseitigen lässt.
  • Die Performance der Anwendung lässt sich nicht ohne weiteres steigern, bspw. weil die Anwendung nicht auf große Datenmengen oder eine hohe Anzahl gleichzeitiger Benutzerzugriffe ausgelegt ist.
  • Der Betrieb der Anwendung läuft nicht mehr so stabil wie benötigt und bspw. mit Kunden vereinbart.
  • Die Summe der technischen Schulden ist zu hoch.
  • Sicherheitslücken können bei alter Software nur schwer oder gar nicht geschlossen werden.
  • Der Verlust eines langjährigen Programmierers führt zu einem Wissensverlust, der sich nicht kompensieren lässt. Vielleicht ist auch die Zahl der Softwareentwickler am Markt mit dem entsprechenden Know-how rückläufig und das Recruiting entsprechender Fachkräfte wird zunehmend schwieriger.

In der Praxis der Softwareentwicklung ist es nicht zudem nicht ungewöhnlich, dass funktionierender Code nicht leicht lesbar, änderbar, erweiterbar und wartbar ist. Auch das ist ein Grund für eine Softwaremodernisierung.

Arten der Softwaremodernisierung

Es gibt verschiedene Arten, wie sich Software modernisieren lässt²:

Refactoring bezeichnet die Restrukturierung einer Software unter Beibehaltung des Funktionsangebots, mit dem Ziel, die Performance der Software zu steigern und die Weiterentwicklung zu erleichtern. Erreicht werden die Ziele durch die Pflege und Verbesserung von Entwurf und Design, die Optimierung des Codes bspw. durch die Verwendung von neuen, besseren, schnelleren oder robusteren Programmiersprachen, Bibliotheken, Widgets etc. und die Beseitigung von Code-Smells.

Beim Reengineering wird die vorhandene Softwarearchitektur und Funktionalität überarbeitet oder neu entworfen, um sie an aktuelle Standards und Anforderungen anzupassen. Unterschieden werden zwei Formen: beim “reinen” Reengineering soll das System lediglich rekonstruiert werden, ohne dass Funktionalität hinzukommt; beim “erweiternden” Reengineering wird das System rekonstruiert, um vorhandene Funktionalität zu verändern oder neue hinzuzufügen.

Bei der Migration wird Software von einer Plattform oder Umgebung auf eine andere übertragen, um sie mit neuen Technologien oder Infrastrukturen kompatibel zu machen. Dies kann eine Aktualisierung der Betriebssysteme, Datenbanken oder Programmiersprachen umfassen. 

Bei der Virtualisierung bzw. Containerisierung werden Anwendungen in virtualisierten Umgebungen ausgeführt oder in Container verpackt, bspw. um ihre Performance und Skalierbarkeit (und auch ihre Portabilität) zu verbessern.

Diese verschiedenen Arten – in manchen Publikationen auch als Softwaresanierung bezeichnet – können einzeln oder in Kombination angewendet werden, abhängig von den spezifischen Anforderungen und Zielen eines Modernisierungsprojekts.

Es gibt auch noch eine weitere Möglichkeit: die komplette Neuentwicklung. Dabei wird die vorhandene Software von Grund auf neu entwickelt, um veraltete Technologien durch moderne zu ersetzen und die gesamte Architektur der Software neu zu gestalten.

Das Vorgehen bei der Modernisierung von Software

Folgendes Vorgehen erweist sich in der Praxis als sinnvoll:

  • Analyse des Istzustands,
  • Strategieentwicklung inklusive Zieldefinition,
  • Auswahl der passenden Art der Modernisierung und Aktionsplanung
  • Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen sowie
  • Evaluation und Nachbereitung.

Inhaltlich gilt es, viele zusätzliche Punkte abzuwägen:

  • Was genau soll warum mit welcher Priorität modernisiert werden und herrscht darüber Einigkeit zwischen den wichtigsten Stakeholdern?
  • Sind die Anforderungen korrekt, vollständig, eindeutig, widerspruchsfrei, nach Wichtigkeit und/oder Stabilität bewertet, prüfbar und verfolgbar?
  • In welchem Verhältnis stehen die Kosten zum Nutzen einer Modernisierung?
  • Welcher Zeitrahmen steht zur Verfügung und welche Kapazitäten sind dafür erforderlich? Können interne Mitarbeiter genutzt werden oder ist externe Unterstützung erforderlich? Wie erfolgt ggf. die Auswahl eines Dienstleisters?
  • Handelt es sich um ein Projekt? Wer wirkt mit, wer übernimmt die Verantwortung, wer trifft wie und wann Entscheidungen? Welche Priorität hat das Projekt im Verhältnis zu anderen Vorhaben?
  • Welche spezifischen Herausforderungen gilt es zu meistern?
  • Was schafft kurzfristig, mittelfristig und langfristig den größten Wert für die Organisation?
  • Wie können die Mitarbeiter auf die Veränderungen vorbereitet werden und wie kann ihre Akzeptanz sichergestellt werden? Sind Schulungen oder andere Maßnahmen erforderlich?
  • Welche rechtlichen und sicherheitsrelevanten Aspekte müssen bei der Modernisierung berücksichtigt werden, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Compliance?
  • Wie lässt sich sicherstellen, dass die modernisierte Software auch langfristig den Anforderungen und Entwicklungen im Unternehmen gerecht wird? Welche Maßnahmen sind erforderlich, um die Software zukunftsfähig zu machen?

Das beste Vorgehen zur Softwaremodernisierung dürfte also eins sein, das diese und ähnliche Fragen frühzeitig beantwortet und die Erkenntnisse nutzt, um planvoll, zielgerichtet und idealerweise auch flexibel vorzugehen.

Fragen aus der Praxis

Hier finden Sie einige Fragen und Antworten aus der Praxis:

Was sind Ziele einer Softwaremodernisierung?

Hier finden Sie eine Auswahl von Zielen, warum Organisationen Software modernisieren:

  • Verbesserung der Softwarequalität
  • Steigerung der Leistung und Performance
  • Erhöhung der Sicherheit und Datenschutzstandards
  • Anpassung an neue Geschäftsanforderungen und Technologien
  • Reduzierung von Komplexität und Wartungsaufwand
  • Optimierung der Benutzererfahrung (User Experience)
  • Gewährleistung der Kompatibilität mit modernen Systemen
  • Minimierung von Betriebsrisiken und Sicherstellung der Compliance
  • Erweiterung der Skalierbarkeit und Flexibilität der Software
  • Senkung der Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership)

Diese Liste mit Zielen lässt sich sicherlich leicht verlängern.

Was ist der Unterschied zwischen Weiterentwicklung und Modernisierung einer Software?

Die Weiterentwicklung einer Software und die Softwaremodernisierung sind zwei verschiedene Konzepte, die jedoch miteinander verbunden sein können:

Die Weiterentwicklung adressiert den fortlaufenden Prozess der Verbesserung einer Software nach ihrer ursprünglichen Implementierung. Dabei können neue Features hinzugefügt, bestehende Funktionen optimiert und Fehler behoben werden. Die Weiterentwicklung zielt darauf ab, die Software kontinuierlich an sich ändernde Anforderungen anzupassen und den Wert für die Benutzer zu steigern, ohne notwendigerweise die zugrunde liegende Architektur oder Technologie grundlegend zu ändern.

Die Modernisierung bezieht sich auf die Umgestaltung bestehender Software, um sie an aktuelle Anforderungen, Technologien und Standards anzupassen. Dabei können verschiedene Ansätze wie Refactoring, Reengineering oder Neuentwicklung angewendet werden. Das Hauptziel der Modernisierung besteht darin, die Leistung, Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit und Skalierbarkeit der Software zu verbessern, während gleichzeitig die Komplexität und die Betriebskosten reduziert werden.

Der Hauptunterschied liegt also darin, dass Softwaremodernisierung in der Regel eine umfassendere und tiefgreifendere Überarbeitung der Software darstellt, während Weiterentwicklung eher auf inkrementelle Verbesserungen und Erweiterungen abzielt, um den Wert der Software im Laufe der Zeit zu steigern.

Was ist der Unterschied zwischen Softwaremigration und Softwaremodernisierung?

Softwaremigration ist eine Form der Softwaremodernisierung und bezieht sich auf den Prozess des Umzugs von Software von einer Umgebung in eine andere, wobei die Funktionalität weitgehend unverändert bleibt. Dies kann den Wechsel von einer Plattform zur anderen, wie z. B. von einem Betriebssystem auf ein anderes, oder von einer Datenbankversion auf eine neuere Version umfassen.

Die Modernisierung bezieht sich auf die Umgestaltung bestehender Software, um sie an aktuelle Anforderungen, Technologien und Standards anzupassen. Dies kann die Verbesserung der Benutzererfahrung, die Erhöhung der Sicherheit, die Optimierung der Leistung, die Vereinfachung der Wartung umfassen und die Kosten im Laufe der Zeit reduzieren.

Warum zögern Organisationen mit der Modernisierung von Software?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Organisationen mit der Softwaremodernisierung zögern: Einerseits ist die Modernisierung sowohl technisch als auch organisatorisch nicht immer einfach. Sie verursacht Aufwand und Kosten, während der Nutzen und Ertrag noch in weiterer Ferne liegen.

Manche Organisationen haben auch Angst, wichtige Daten zu verlieren und/oder den gewohnten Arbeitsablauf zu verändern. Zudem bieten vorhandene Anwendungen und Systeme Vertrautheit und einen gewissen Komfort, was selbst bei niedriger Performance zur Bewältigung der gewohnten Tätigkeiten beiträgt. Auch die Komplexität einer Modernisierung sowie Bedenken hinsichtlich der Leistungsfähigkeit neuer Systeme sind Faktoren, die Organisation zögern lassen.

Welche Fragen sollten im Vorfeld einer Modernisierung beantwortet werden?

Hier finden Sie eine kleine Auswahl von Fragen, die Organisationen im Vorfeld einer Softwaremodernisierung beantworten sollten:

  • Soll die gesamte Anwendung modernisiert werden oder nur bestimmte Komponenten oder Features?
  • Welche Technologien und Frameworks sind am besten geeignet? Wie gut lassen sich die neuen Technologien in die bestehende Architektur integrieren?
  • Wie werden die Daten aus der alten in die neue Softwareumgebung übertragen? Wie wird die Datenintegrität und -konsistenz sichergestellt?
  • Wie wird das Feedback der Benutzer während des Modernisierungsprozesses berücksichtigt? Welche Schulungsmaßnahmen sind erforderlich, um sicherzustellen, dass die Benutzer die neuen Funktionen optimal nutzen können?
  • Wie beeinflusst die Modernisierung bestehende Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe? Sind Anpassungen in anderen Abteilungen erforderlich? Welche finanziellen Ressourcen stehen für die Modernisierung zur Verfügung? Wie wird der Return on Investment (ROI) gemessen?

Um sicherzustellen, dass die Modernisierung nicht scheitert, sollten Organisationen diese und ähnliche Fragen sehr genau beantworten können.

Warum scheitern Softwaremodernisierungen?

Softwaremodernisierungen können aus verschiedenen Gründen scheitern:

Ein Hauptgrund ist die unklare Definition der Ziele. Wenn die Ziele der Modernisierung nicht klar festgelegt sind oder sich im Laufe des Prozesses ändern, kann dies zu Missverständnissen und Zielkonflikten führen. Auch eine unzureichende Planung und Analyse der bestehenden Software sowie der Anforderungen und Risiken der Modernisierung kann zu unerwarteten Problemen und Verzögerungen führen.

Ein weiterer Faktor ist der Mangel an Ressourcen. Wenn nicht genügend Zeit, Budget oder qualifizierte Mitarbeiter für die Modernisierung zur Verfügung stehen, kann dies die Umsetzung behindern und den Erfolg gefährden. Zudem kann Widerstand gegen Veränderungen seitens der Mitarbeiter oder Stakeholder die Umsetzung erschweren und den Erfolg gefährden.

Technische Herausforderungen wie komplexe Legacy-Systeme, veraltete Technologien oder unzureichende Dokumentation können die Modernisierung zusätzlich erschweren. Fehlende Expertise im Bereich der Softwaremodernisierung seitens des internen Teams oder unzureichende externe Unterstützung können zu Fehlern und Problemen führen.

Eine unzureichende Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien, einschließlich der Stakeholder, Entwickler und Nutzer, kann zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen, die den Erfolg gefährden. Des Weiteren kann eine unzureichende Test- und Qualitätskontrolle während des Modernisierungsprozesses zu spät entdeckten Fehlern und teuren Korrekturen führen.

Wenn eine Organisation ihre eigenen Fähigkeiten überschätzt und zu komplexe oder umfangreiche Modernisierungsprojekte angeht, kann dies zu Überlastung, Fehlern und Fehleinschätzungen führen. Schließlich kann auch die fehlende Unterstützung der Geschäftsleitung den Erfolg gefährden und den Prozess behindern.

Es ist wichtig, diese potenziellen Hindernisse bei Softwaremodernisierungen zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Eine klare Zieldefinition, eine gründliche Planung und Analyse, ausreichende Ressourcen, gute Kommunikation und eine angemessene Test- und Qualitätskontrolle sind entscheidend für den Erfolg solcher Projekte. Zudem ist es wichtig, die Expertise des internen Teams zu stärken oder externe Unterstützung hinzuzuziehen, um technische Herausforderungen zu bewältigen.

Die Geschäftsleitung sollte den Modernisierungsprozess aktiv unterstützen und sicherstellen, dass die nötigen Ressourcen bereitgestellt werden. Nur so kann eine erfolgreiche Softwaremodernisierung gewährleistet werden, die die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation steigert.

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Impulse zum Diskutieren:

Wann ist der optimale Zeitpunkt für eine Organisation, um mit der Modernisierung ihrer Software zu beginnen?

Hinweise:

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[1] Ziele der Softwareentwicklung
[2] Neben den genannten Arten werden auch Rehosting, Replatforming, Rearchitecting oder Rewriting als Ausprägungen im Internet genannt. Auch in der Softwareentwicklung gibt es mehrere Begriffe für eine Sache.

Die TIMETOACT GROUP hat eine Studie zur Softwaremodernisierung veröffentlicht, in der sie auf die Relevanz für Unternehmen, sowie Probleme, Herausforderungen und Erwartungen eingeht.

Softwaremodernisierung Guide zum Mitnehmen

Hier können Sie sich den Softwaremodernisierung Guide kostenlos herunterladen.

Und hier finden Sie ergänzende Informationen aus dem t2informatik Blog:

t2informatik Blog: Drei Fragen zur Softwareentwicklung

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t2informatik Blog: Der beste Prozess im Anforderungsmanagement

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t2informatik Blog: Effektive Praktiken für eine erfolgreiche Softwaretransition

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