Job Shadowing
Job Shadowing – Lernen aus erster Hand eines Stelleninhabers
Job Shadowing ist eine Methode des Lernens am Arbeitsplatz, bei der eine Person (oft ein Praktikant, Berufsanfänger oder jemand, der sich beruflich umorientieren möchte) einen erfahrenen Mitarbeiter für eine bestimmte Zeit begleitet, um dessen Arbeitsalltag und Aufgaben zu beobachten.
Das Ziel von Job Shadowing ist es, ein besseres Verständnis für die tägliche Arbeit, die Anforderungen und die Verantwortlichkeiten in einem bestimmten Beruf oder einer bestimmten Position zu bekommen.
Der „Schatten“ lernt aus erster Hand, was eine bestimmte Arbeit wirklich beinhaltet, während der Mentor die Möglichkeit hat, Wissen weiterzugeben und vielleicht auch neue Perspektiven auf seine Arbeit zu gewinnen. Die Dauer der Beobachtung kann variieren, von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen, je nach Zweck und Tiefe der Einblicke, die gewonnen werden sollen.
Anwendungsbereiche von Job Shadowing
Job Shadowing wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt, um Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Es wird häufig zur Berufsorientierung genutzt, um Schülern und Studierenden Einblicke in verschiedene Berufe zu ermöglichen. Zudem dient es der Mitarbeitereinführung im Zuge eines Onboardings, indem neue Mitarbeiter durch Beobachtung schneller die Arbeitsprozesse und die Unternehmenskultur kennenlernen. Auch in der beruflichen Weiterentwicklung wird Job Shadowing eingesetzt, um Mitarbeitern das Erlernen neuer Fähigkeiten zu ermöglichen. Schließlich ist es ein nützliches Werkzeug in der Führungskräfteentwicklung, um zukünftige Führungskräfte auf ihre Aufgaben vorzubereiten.
Chancen und Risken beim Job Shadowing
Job Shadowing bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Folgende Chancen bietet der Ansatz:
- Teilnehmer können verschiedene Berufe erkunden, bevor sie sich festlegen.¹
- Neue Mitarbeiter verstehen schneller die Arbeitsprozesse und die Unternehmenskultur.
- Beziehungen zwischen erfahrenen und weniger erfahrenden Mitarbeitern werden gestärkt.
Und folgende Risiken sind denkbar:
- Da Job Shadowing oft nur kurzzeitig ist, kann es oberflächliche Einblicke bieten. Zudem kann es sein, dass der Mentor „Werbung“ für seine Tätigkeit machen möchte und daher hauptsächlich die positiven Seiten herausstellt (auch bekannt als Hawthorne-Effekt²).
- Wenn der Mentor schlecht gewählt ist oder wenig Zeit hat, kann das Erlebnis weniger effektiv sein.
- Zudem kann die Anwesenheit eines „Schatten“ den Arbeitsfluss stören.
In gewisser Weise bestimmt das Gleichgewicht zwischen diesen Faktoren den Erfolg beim Job Shadowing.
Impuls zum Diskutieren
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen regelmäßig in Ihrer Arbeit, die von außen oft übersehen werden?
Hinweise:
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[1] Ein Schüler-Praktikum ist bis zu einem gewissen Grad eine Form von Job Shadowing.
[2] Der Hawthorne-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Menschen ihr Verhalten ändern, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden. Beim Job Shadowing kann dies dazu führen, dass der Mentor seine Arbeitsweise bewusst oder unbewusst verändert, um einen besseren Eindruck zu hinterlassen. Dies kann dazu führen, dass der „Schatten“ eine verzerrte Sicht auf den tatsächlichen Arbeitsalltag erhält, was die Authentizität und den Lerneffekt der Erfahrung beeinträchtigen kann.
Es gibt einen ähnlichen Ansatz aus einer anderen Berufsdisziplin: das Apprenticing. Apprenticing ist eine Feldforschungs-Variante, bei der ein Apprentice die Tätigkeit eines Anwenders ausführt, um mehr Wissen zu sammeln. Unternehmen setzen diese Technik bspw. im Zuge der Anforderungsermittlung für die Entwicklung von Software und Systemen ein.
Hier finden Sie ein Dossier mit Erkenntnissen über die Auswirkungen von Job Shadowing. Es stützt sich auf die Forschungsliteratur und nationale Praxisbeispiele, und zeigt wie der Ansatz Schülern zugute kommen kann. Zudem bietet es eine Anleitung für die effektive Gestaltung entsprechender Programme.
Und hier finden Sie weitere Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: