Effectuation
Inhaltsverzeichnis: Definition – Prinzipien – Haltung – Hinweise
Wissen kompakt: Effectuation ist eine eigenständige, nicht kausale Entscheidungslogik, die Unternehmensgründer in Situationen von Ungewissheit und Unsicherheit nutzen.
Effectuation – Entscheidungen bei Ungewissheit treffen
„The best way to predict the future is to create it.“ soll Abraham Lincoln gesagt haben. „Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten.“
Effectuation folgt diesem Gedanken als eigenständige, nicht kausale Entscheidungslogik, die Unternehmensgründer vor allem in Situationen der Ungewissheit und Unsicherheit nutzen. Situationen der Unsicherheit treten immer dann auf, wenn belastbare Prognosen über die Zukunft nicht möglich sind, wobei Situationen, die durch Steuerung beeinflussbar sind, nicht vorhergesagt werden müssen. Im Gegensatz dazu folgt die kausale Logik dem Gedanken, dass nur Dinge vorhergesagt werden können, die auch steuerbar sind.
Der Effectuation-Ansatz ist ein Ergebnis der globalen Entrepreneurship-Forschung unter der Federführung von Professor Saras D. Sarasvathy¹. Sie beschäftigt sich mit wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten bei Gründungen von Organisationen als Reaktion auf identifizierte Marktchancen sowie mit Unternehmensgründern, die ein persönliches Kapitalrisiko tragen.
Die wissenschaftlichen Arbeiten von Frau Prof. Sarasvathy wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2009 und 2015 mit den Gerald E. Hills Best Paper Awards der American Marketing Association und 2017 mit dem Foundational Paper Award der Academy of Management.
Prinzipien bei Effectuation
Die Effectuation kennt vier Prinzipien. Diese Prinzipien stehen im Kontrast zu einer kausalen Logik, die gerne in klassischen (Management-)Organisationen angewandt wird:
- Mittelorientierung (vs. Zielorientierung)
- Leistbarer Einsatz oder Verlust (vs. erwarteter Ertrag)
- Umstände und Zufälle nutzen (vs. vermeiden)
- Partnerschaften (vs. Konkurrenzdenken)
Bei der kausalen (Management-)Logik, wird ein Ziel festgelegt, das den höchsten Ertrag verspricht, und das durch ein Set von einzusetzenden Mitteln (Menschen, Maschinen, Finanzen – sprich Ressourcen) erreicht werden soll. Einflüsse, die die Zielerreichung stören könnten, werden idealerweise gemieden.
Effectuation geht einen anderen Weg. Erträge lassen sich nicht vorhersagen, also sind sie beim Treffen von Entscheidungen nicht hilfreich. Der leistbare Einsatz bzw. der leistbare Verlust bieten eine bessere Orientierung. Die individuell definierte Verlusterwartung des Unternehmensgründers wird zur Entscheidungsgrundlage. Entrepreneure sollten also lediglich investieren, was sie bereit sind zu verlieren. Grundsätzlich beginnen Überlegungen bei verfügbaren Mitteln und ohne ein fest definiertes Ziel. Es geht um das Handeln und die Mittel bestimmen, was machbar ist. Im Zentrum der Mittelorientierung stehen die Fragen:
- Wer bin ich?
- Was weiß ich?
- Wen kenne ich?
Aus der letzten Frage ergibt sich direkt ein wesentlicher Unterschied zwischen kausaler Logik und Effectuation: die kausale (Management-)Logik sieht in anderen Marktteilnehmern Wettbewerber, während Effectuation die Kooperation mit Partnerschaften fördert. Unternehmen konzentrieren sich entsprechend von Anfang an darauf, Partnerschaften aufzubauen und Kunden als strategische Allianzen einzubinden.
Haltung bei Effectuation
Auch beim Thema „Haltung“ unterscheidet sich Effectuation von kausaler Logik. Kausale Logik basiert auf dem Gedanken, dass Organisationen lediglich die Aspekte planen bzw. steuern können, die sich vorhersagen lassen. Und was passiert, wenn die Basis für eine Vorhersage fehlt und ein Plan damit unmöglich wird? Effectuation fokussiert auf Dinge, die durch aktives Handeln gestaltet werden können. Und gestaltbar ist das, was auf vorhandenen Mitteln basiert. Nachfolgend eine kleine Darstellung zur Haltung der beiden Ausrichtungen im Vergleich:
Kausale Logik | Effectuation | |
Grundgedanke | Die Zukunft ist vorhersehbar und planbar | Die Zukunft ist nicht vorhersehbar, aber beeinflussbar |
Handlungsgrundlage | zielorientiert | mittelorientiert |
Risikoorientierung | erwarteter Ertrag | leistbarer Einsatz bzw. leistbarer Verlust |
Einstellung zu anderen | kompetitiv | kooperativ |
Einstellung zu Zufällen | vermeiden | nutzen |
Effectuation ist aber nicht das Gegenteil von kausaler Logik, es ist eine Ergänzung. Es ist ein Ansatz, um Machbares aktiv in Angriff zu nehmen. Es ist keine Technik, die einem Unternehmensgründer sagt, was er oder sie zu tun hat. Und sobald es Sinn ergibt, Vorhaben mit Plänen zu gestalten und diese umzusetzen, sollte dies auch in der Praxis so passieren.
Hinweise:
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[1] Saras D. Sarasvathy: What makes entrepreneurs entrepreneurial?
In Märkten mit bekannten Produkten und Dienstleistungen kommt der Ansatz selten zur Anwendung; etablierte Märkte lassen sich strategisch planen und prognostizieren, bieten aber nur relativ geringe Gestaltungs- und Steuerungsmöglichkeiten.
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