Apprenticing
Wissen kompakt: Das Apprenticing ist eine Feldforschungs-Variante, bei der ein Apprentice die Tätigkeit eines Anwenders ausführt, um mehr Wissen zu sammeln.
Apprenticing – beim Anwender in die Lehre gehen
Das Apprenticing ist eine Variante der Feldforschung, die empirischer Daten mittels Beobachtung und Befragung im Arbeitsumfeld einer Person erhebt. Bei dieser Variante geht ein Apprentice – auf Deutsch ein Lehrling oder Praktikant – bei einem Anwender für einen vereinbarten Zeitraum in die Lehre und führt dessen Tätigkeit aus, um so mehr Wissen darüber zu sammeln.
Die Idee des Apprenticing geht davon aus, dass durch die Ausführung der Tätigkeiten mehr Erkenntnisse gewonnen werden, als bei anderen Varianten der Feldforschung wie die Feldbeobachtung oder der Befragung. Der Praktikant bzw. Lehrling kann so Details erkennen, die für Anwender, Mitarbeiter oder Stakeholder selbstverständlich sind und die diese bei anderen Varianten nicht erwähnen oder erläutern würden.
Unternehmen setzen diese Technik bspw. im Zuge der Anforderungsermittlung für die Entwicklung von Software und Systemen ein.
Empfehlungen beim Apprenticing
Grundsätzlich empfiehlt es sich, den Lehrer mit Bedacht auszuwählen. Nicht jeder Anwender ist ein guter Lehrer. Folgende drei Aspekte eines Apprenticing haben sich in der Praxis bewährt:
- Vorgespräch zwischen “Lehrer” und “Lehrling” inklusive Besprechung des Vorgehens, der Dauer und Frequenz der Erhebung, sowie der Ziele.
- Entweder Demonstration der zu erforschenden Tätigkeit durch den Lehrer oder direkter Einstieg des Lehrlings ohne Demonstration.
- Coaching durch den Lehrer während der Tätigkeit, wobei sich mit zunehmender Dauer das Coaching meist reduziert.
Genau wie die Contextual Inquiry geht Apprenticing auf Karen Holtzblatt und Hugh R. Beyer zurück.¹
Welche Eigenschaften sollten die Beteiligten beim “in die Lehre gehen” an den Tag legen?
Hinweise:
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[1] Karen Holtzblatt und Hugh. R. Beyer: Apprenticing with the Customer.
Es gibt einen Effekt bzw. ein Phänomen, bei dem Personen ihr Verhalten oder ihre Leistung ändern, wenn sie merken, dass sie beobachtet werden. Der sogenannte Hawthorne-Effekt geht auf Studien zurück, die in den 1920er und 1930er Jahren in der Fabrik Hawthorne Works in Illinois durchgeführt wurden, wo Forscher beobachteten, dass die Produktivität der Arbeiter einfach deshalb zunahm, weil sie beobachtet wurden, und zwar unabhängig von den spezifischen Änderungen, die an ihren Arbeitsbedingungen vorgenommen wurden. Der Hawthorne-Effekt kann sich auf verschiedene Bereiche auswirken, darunter Psychologie, Management und Bildung.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: