996-System
996 – Arbeiten von neun bis neun an 6 Wochentagen
Das 996-System beschreibt die Arbeitszeitkultur der chinesischen IT-Branche, wonach von 9:00 Uhr morgens bis 9:00 Uhr abends an 6 Tagen pro Woche gearbeitet wird. 6 Arbeitstage mit 12 Stunden pro Tag macht 72 Stunden pro Woche. Obwohl auch in China die 40 Stunden Arbeitswoche gilt, und maximal 3 Überstunden pro Tag und 36 Überstunden pro Monat angehäuft werden dürfen, wird dieses 996-System – auch als 996-Prinzip, 996 Schema oder Code 996 bezeichnet – in vielen Unternehmen der IT-Branche genutzt.¹
Hintergrund des 996-Systems ist der Wettbewerbsgedanke und die Überlegung, sich vom Wettbewerb abzuheben. Arbeiten Mitarbeiter länger und damit mehr, lassen sich Vorteile für das jeweilige Unternehmen erzielen. Das 996-System wird daher nicht verheimlicht, sondern oft als Basis für wirtschaftlichen Erfolg erachtet. Die Gefahren von Burnouts, die Sorge vor schlechten Unternehmensbewertungen durch die eigenen Mitarbeiter oder Kennzahlen wie die sinkende Effizienz werden nicht gesehen oder gefürchtet. Und ergeben sich aus dem System innerhalb der einheimischen Branche keine Vorteile, da auch Wettbewerber ähnlich lange arbeiten, so ergibt sich zumindest im internationalen Vergleich ein Vorteil. Getreu dem Motto: Mehr Arbeitszeit, mehr Leistung.
Das 996-System in Deutschland
In Deutschland ist ein 996-System undenkbar:
- Das Arbeitszeitgesetz – nicht umsonst auch als Arbeitszeitschutzgesetz bezeichnet – definiert mit 48 Stunden die maximal zulässige Arbeitsdauer pro Woche. Zudem regelt es, wie lange Pausen und Ruhephasen dauern müssen.
- Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn elf Stunden Ruhezeit einzuhalten sind.
- Der Arbeitgeber ist aufgefordert, den Arbeitnehmer zu schützen und für die Einhaltung der Zeiten zu achten. Verstößt er gegen das Arbeitszeitgesetz, begeht er eine Ordnungswidrigkeit. Überwacht wird der Arbeitgeber vom Gewerbeaufsichtsamt oder den Behörden für Arbeitsschutz.
Natürlich gibt es auch in Deutschland viele Arbeitnehmer, die mehr als die gesetzlich maximal erlaubten 48 Stunden pro Woche arbeiten. Oftmals tun sich dabei – sofern es sich um eine Tätigkeit für ein einziges Unternehmen handelt – Manager hervor. Auch in der Rechtswissenschaft – also bei Anwälten – sind längere Arbeitszeiten pro Woche nicht unüblich. In solchen Situationen liegt häufig ein gefühlter Gruppenzwang – auch als Peer Pressure bekannt – vor. Ähnlich verhält es sich auch beim 996-System: wenn alle es machen, „muss“ man mitmachen.
Impuls zum Diskutieren
Wie wichtig ist ein großes Zeitinvestment – evtl. auch nach dem 996-System – für den Erfolg eines neuartigen Vorhabens oder einer jungen Unternehmung?
Hinweise:
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[1] Im Jahr 2019 erlangte das 996-System weltweite Aufmerksamkeit, als es in China zu einer breiten öffentlichen Debatte führte. Viele Mitarbeiter äußerten ihren Unmut über diese extremen Arbeitszeiten, was unter anderem zu der „996.ICU-Bewegung“ führte. Der Name dieser Bewegung spielt darauf an, dass das Arbeiten im 996-System dazu führen kann, dass man schließlich auf der Intensivstation (ICU) landet. Die Bewegung forderte bessere Arbeitsbedingungen und eine Durchsetzung der chinesischen Arbeitsgesetze, die solche langen Arbeitszeiten eigentlich verbieten.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: