1-2-4-All

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Wissen kompakt: 1-2-4-All ist ein strukturiertes Brainstorming-Format, bei dem schrittweise die Anzahl der Teilnehmenden pro Runde erhöht wird.

1-2-4-All – Brainstorming mit Struktur

1-2-4-All – manchmal auch als 1-2-4-Alle oder als Schneeball-Methode bezeichnet – gehört zum Fundus der sogenannten Liberating Structures¹. Diese umfassen derzeit 33 Mikrostrukturen, mit denen der US-Amerikaner Keith McCandless und der Franzose Henri Lipmanowicz, konventionelle Strukturen in Organisationen aufbrechen und die Zusammenarbeit, die Kommunikation sowie das Engagement von Beteiligten verbessern wollen.

1-2-4-All ist ein strukturiertes Brainstorming-Format. Brainstorming ist eine Kreativitätstechnik, bei der eine Gruppe von Personen versucht, eine Aufgabe oder ein Problem durch eine gemeinsame Ideenfindung und anschließende Ideenbewertung zu lösen. Jedoch ist Brainstorming relativ unstrukturiert. Hier setzt 1-2-4-All an. Runde für Runde wird die Anzahl der Teilnehmenden am Brainstorming erhöht. Zuerst macht sich jede Person individuell Gedanken zu einer zentral gestellten Frage (1), dann besprechen zwei Personen ihre Ideen im Dialog (2). Es folgt eine Runde mit 4 Teilnehmenden (4) und zum Abschluss ein Austausch zwischen allen Beteiligten (All).

1-2-4-All - Brainstorming mit Struktur

1-2-4-All Ablauf und Erkenntnisse

Der Ablauf von 1-2-4-All ergibt sich direkt aus dem Namen der Methode:

  • 1 Person,
  • 2 Personen,
  • 4 Personen und schließlich
  • alle Personen

besprechen eine Frage.

Zu Beginn gibt es eine kurze Phase der inneren Reflexion. Alle Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, individuell über die vom Moderator bzw. der Moderatorin gestellte Frage nachzudenken. Als Timebox wird meist eine Minute empfohlen. Zusätzlich sollten die Teilnehmenden Stift und Papier oder Post-Its im Zugriff haben, um so ihre Ideen oder Antworten zu notieren.

Nach der Phase der inneren Reflexion folgen drei Phasen zum Austausch:

  • Zuerst tauschen 2 Personen ihre Ideen bzw. Antworten aus der inneren Reflexion aus. Als Timebox werden meistens zwei Minuten empfohlen. Idealerweise entspinnt sich ein Dialog zwischen den beiden Personen.
  • In der nächsten Runde tauschen sich zwei plus zwei Personen – sprich zwei Gruppen aus der vorherigen Runde – aus. Gemeinsam besprechen nun vier Personen ihre Ideen bzw. Antworten. Als Timebox werden meistens vier Minuten empfohlen.
  • Zum Abschluss erfolgt der Austausch zwischen allen Beteiligten in einer großen Runde. Hier empfiehlt es sich – je nach Gruppengröße; denkbar ist alles zwischen 8 und ca. 100 Personen – dass jede 4er-Gruppe entweder die Idee kommuniziert, die im Austausch zuvor den meisten Zuspruch erhielt, oder jene Idee, die besonders wichtig oder interessant scheint. Als Timebox werden meistens 5 Minuten empfohlen.

In der Summe dauern die Phase der inneren Reflexion und die drei Phasen zum Austausch somit 12 Minuten.

Interessant sind die sich aus dem 1-2-4-All-Ablauf ergebenden Erkenntnisse:

  • Es ist ein Format, bei dem sich leicht alle Anwesenden beteiligen, introvertierte Kollegen genauso wie extrovertierte Kolleginnen, Vorgesetzte wie Mitarbeiterinnen.
  • Hierarchien spielen beim Austausch keine Rolle. Eine Meinung ist eine Meinung, eine Antwort ist eine Antwort. Jede Meinung und jede Antwort werden gehört. Eine Vielfalt an Meinungen und Antworten wird innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht.
  • Das gemeinsame Wissen wird Runde für Runde erhöht, wobei “bessere” Antworten leicht Zustimmung in den Phasen des Austauschs finden. Der Wechsel von Austausch, Präsentation und Reflexion erzeugt schnell qualitativ hochwertige Ergebnisse.
  • Das Format eignet sich insbesondere für das Entdecken und Erschaffen von Möglichkeiten, das Offenlegen von Hindernissen und die Entwicklung sowie Verbesserung von Lösungen und Ideen. Es eignet sich für Teammeetings,  Workshops, (firmeninterne) Open Spaces oder Konferenzen. Darüber hinaus lässt es sich mit anderen Methoden kombinieren.

Und zu guter Letzt: Es macht Spaß und ist kurzweilig.

Tipps zu 1-2-4-All

Es gibt einige Tipps, um 1-2-4-All besonders erfolgreich zu gestalten:

  • Zuerst einmal sollte der Moderator bzw. die Moderatorin den Ablauf, die Timeboxes und das Miteinander erklären. Es sollte bspw. die Vegas-Regel gelten, der Austausch auf Augenhöhe erfolgen und das Ziel – gemeinsam gute Antworten auf eine Frage zu finden oder zu entwickeln – benannt werden.
  • Die vereinbarten Timeboxes gilt es einzuhalten. Manche Moderatorinnen verwenden dazu einen Timer, andere Moderatoren leiten den Wechsel zwischen den Runden mit einem Gongschlag ein. Richtig ist, was gefällt und Sinn ergibt.
  • Sind die Timeboxes allerdings zu kurz gewählt, gibt es drei Optionen:
    + eine Runde wird wiederholt, möglicherweise sollten dabei aber die Gruppen neu zusammengesetzt werden.
    + die Timebox wird ab der nächsten Runde verlängert, bspw. Runde 3 mit einer 6-minütigen Timebox.
    + der gesamte 1-2-4-All Ablauf wird mit verlängerten Timeboxes wiederholt.
  • Der Moderator bzw. die Moderatorin soll primär moderieren und inhaltlich nicht helfen. Besonders wichtig wird die Rolle, wenn es im Zuge des allgemeinen Austauschs (All) darum geht, sich auf eine oder einige wenige Ideen zu einigen. Hier ist es wichtig, bereits im Vorfeld zu klären, wie Entscheidungen gefällt werden. Möglich wären bspw. Entscheidungen im Konsens oder Konsent zu treffen. Elementar ist es, dass nicht die Vorgesetzten die Entscheidungen treffen, denn damit wäre das gesamte Brainstorming-Format kompromittiert.
  • Die Bedeutung von Arbeitsmaterialien sollte nicht unterschätzt werden. Jede Gruppe sollte leicht Antworten oder Ideen dokumentieren und in die nächste Runde mitnehmen können. Darüber hinaus sollten die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten groß genug sein, zumal der Austausch gerade bei einer größeren Teilnehmeranzahl schnell laut wird.
  • Es ergibt Sinn, Erkenntnisse zu teilen. Bereits geteilte Erkenntnisse zu wiederholen, ergibt keinen Sinn.
  • Idealerweise findet pro Gruppe immer nur ein Gespräch statt. So bleibt die Aufmerksamkeit hoch und Ideen lassen sich gemeinsam entwickeln.

Und zu guter Letzt: Es kann sinnvoll sein, am Ende des Austauschs bewusst keine Entscheidung für eine oder mehrere Ideen zu treffen. Ideen dürfen auch wirken und sich langsam entfalten. Möglicherweise reicht dazu bereits eine Pause, vielleicht ergibt ein Treffen am nächsten Tag Sinn. Hier dürfen Organisationen gerne eigene Erfahrungen sammeln.

Impuls zum Diskutieren:

Manchmal ist zu lesen, dass die 1-2-4-All Methode fast keine Vorbereitung benötigt. Sehen Sie das auch so?

Hinweise:

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[1] Liberating Structures

Es gibt auch eine Variante 1-2-4-8-All. Ob diese Variante im Einzelfall besser geeignet ist, dürfen Organisationen individuell beurteilen.

Manchmal wird das Format auch als Moderationstechnik bezeichnet.

Viele weitere, praktische Methoden zur Entwicklung von Ideen finden Sie im kostenlosen Ideation Whitepaper.

Und hier finden Sie ergänzende Informationen aus dem t2informatik Blog:

t2informatik Blog: Liberating Structures – Befreiende Strukturen für bessere Kommunikation

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t2informatik Blog: Quo vadis, Meeting-Kultur?

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t2informatik Blog: Kreativität im Meeting - Ein Methodenvergleich

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