Wie Pecha Kucha verteilte Teams zusammenbringt
Vielleicht kennen Sie Pecha Kucha als Präsentationstechnik, bei der eine vortragende Person Bilder oder Folien verwendet, um ein Thema oder eine Idee zu vermitteln. Pecha Kucha kann aber mehr. Der Ansatz eignet sich auch beim Onboarding von neuen Mitgliedern in ein Team, das remote zusammenarbeitet.
Gerne zeige ich Ihnen, wie wir mithilfe von Petcha Kuchas zukünftige Teammitglieder bereits vor Projektbeginn in die Reflexion über ihre eigenen Motive und ihr Handeln bringen, und einen sicheren Raum für das Teilen von Gedanken schaffen, um persönliche Erinnerungen und Einsichten mit unbekannten Menschen zu teilen. Dieser Ansatz schafft die Basis dafür, von Tag 1 an in wertschöpfende und wertschätzende, kollaborative Zusammenarbeit zu kommen.
Wie funktioniert Pecha Kucha beim Onboarding?
Der Name Pecha Kucha stammt aus dem Japanischen und bedeutet „Geplauder“. Erstmals vorgestellt wurde der Ansatz von den Architekten Astrid Klein und Mark Dytham 2003 in Tokio.¹
Im Zuge des Geplauders werden genau 20 Bilder oder Folien präsentiert, wobei für jedes Bild exakt 20 Sekunden zur Präsentation zur Verfügung stehen. Insgesamt dauert eine Pecha-Kucha-Präsentation also nur 6 Minuten und 40 Sekunden. Diese strenge Timebox zwingt die Vortragenden dazu, die Präsentation auf das Wesentliche zu konzentrieren und die Informationen prägnant und effektiv zu vermitteln.
Wir haben bei uns im Unternehmen und bei der Arbeit mit verteilten Teams die Erfahrung gemacht, dass Pecha Kucha in Kombination mit entsprechenden Fragestellungen eine hervorragende Methode ist, um persönliche Geschichten zu erzählen und eine emotionale und vertrauensvolle Bindung zwischen den Zuhörenden zu schaffen. Wir laden daher Teammitglieder 14 Tage vor dem Kick-off unseres Agile Innovation Sprints² mit folgender E-Mail ein, ein persönliches Pecha Kucha vorzubereiten:
„Liebe/Lieber (Vorname),
Wir sind sehr neugierig, wer Du bist!
Bitte bereite ein Pecha Kucha vor, um Dich beim Kick-off am (Datum) vorzustellen.
Ein Pecha Kucha ist eine Präsentationsform mit 20 Bildern, die jeweils für 20 Sekunden angezeigt werden. Bitte verwende lediglich Bilder, keine Wörter!
Hier findest Du einige Beispiele: https://www.pechakucha.com/communities/pechakucha-of-the-day
Dein Pecha Kucha sollte Bilder zu den folgenden Themen (siehe Fragen) enthalten und die Geschichten, hinter den Bildern, die Du uns erzählen möchtest. (Bitte achte darauf, dass die Folien alle 20 Sekunden wechseln!)
Wir freuen uns schon sehr, Dich kennenzulernen und mit Dir zu arbeiten!
Herzlichst, Dein QLab Think Tank Team“
Fragen zur persönlichen Vorstellung
Es gibt eine ganze Reihe von Informationen, die helfen, einen Menschen mit seinen Hintergründen und Erfahrungen in wenigen Minuten ein bisschen kennenzulernen. Hier finden Sie die 20 Fragen, die wir gerne neuen Teammitgliedern stellen:
- Du als Baby
- Du als Teenager
- Die Heldin oder der Held Deiner Jugend
- Deine Familie (Haustiere eingeschlossen!)
- Deine Freunde (Haustiere eingeschlossen!)
- Du im Hier und Jetzt
- Dein Lieblingstier (neben Deinem Haustier!)
- Was ist Deine aktuelle Herausforderung?
- Was ist die Vision für Dein Leben?
- Warum ist das Deine Vision?
- Was hilft Dir, Deine Vision zu erreichen?
- Welche Probleme würdest Du gerne auf diesem Planeten lösen?
- Was sind Deine Werte?
- Wie lebst und zeigst Du Deine Werte?
- Deine aktuelle Heldin/Dein aktueller Held
- Deine besonderen Kompetenzen
- Deine Leidenschaft
- Was brauchst Du nicht in Deinem Leben?
- Was würdest Du gerne verändern?
- Als was für einen Menschen soll Dich Dein Umfeld in Erinnerung behalten?
Die Themen reichen also von persönlichen Erinnerungen (wie „Du als Baby“ oder „Du als Teenager“) bis hin zu tieferen Fragen wie „Was ist Deine Vision für Dein Leben?“ und „Welche Probleme würdest Du gerne auf diesem Planeten lösen?“.
Fragen wie „Was sind Deine Werte?“ und „Deine Leidenschaft“ helfen dem Team, die individuellen Antriebe und Motivationen ihrer Kolleg:innen zu verstehen und Empathie aufzubauen. Die Frage „Als was für einen Menschen soll Dich Dein Umfeld in Erinnerung behalten?“ ermutigt zur Reflexion über langfristige Ziele und den persönlichen Einfluss.
Der Nutzen von Pecha Kucha beim Arbeiten mit Teams
Wir erleben es immer wieder: Diese Art des Kick-offs schafft eine Grundlage für Wertschätzung und produktive Zusammenarbeit und fördert ein Umfeld der Offenheit und des Vertrauens von Anfang an. Zudem üben die zukünftigen Teammitglieder Storytelling und das ist eine wichtige Zutat für unsere Arbeit und die Basis für Design Thinking.
Die Kraft des Storytellings liegt darin, komplexe Ideen und Emotionen auf eine einfache und doch tiefgründige Weise zu vermitteln. Storytelling fördert den Perspektivwechsel und das Einfühlungsvermögen, was auch beim Aufbau langfristiger Bindungen zu Kund:innen eine große Rolle spielt! Durch das Erzählen persönlicher Geschichten öffnen sich die Teammitglieder, teilen ihre Erfahrungen und Werte und bauen so eine emotionale Verbindung zueinander auf. Diese Verbindung ist der Schlüssel zu effektiver Zusammenarbeit, insbesondere in einem Remote-Team, wo physische Distanz durch zwischenmenschliche Nähe überbrückt werden muss.
Wir haben übrigens die Erfahrung gemacht, dass Pecha Kucha nicht nur digital, sondern auch analog effektiv ist, da der Ansatz Teammitglieder auf persönlicher Ebene einbindet und ein tiefes Verständnis fördert, was für jede Art von Teamarbeit essenziell ist.
Zusammenfassung
Pecha Kucha ist eine Präsentationstechnik, die Spaß macht und relativ einfach – auch im Zuge von Onboardings – funktioniert. Es ist ein schöner Ansatz, um die Zusammenarbeit in Teams von Anfang an zu stärken und eine solide Basis für erfolgreiche Projekte zu legen.
Wir haben gute Erfahrungen gemacht, neue Teammitglieder 14 Tage vor dem Kick-off zum Pecha Kucha einzuladen, sodass sie genügend Zeit für die Vorbereitung haben. Die mitgelieferten Fragen helfen dabei, Erlebnisse, Visionen, Werte in einer strukturierten und gleichzeitig persönlichen Weise zu teilen. Dabei wirken die Fragen in zwei Richtungen:
- Sie bieten die Chance zur Selbstreflexion und
- fördern Empathie und Vertrauen.
Durch das Teilen persönlicher Geschichten entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit, die für die Bildung eines wertschöpfenden Teams unerlässlich ist.
Die Praxis des Storytellings stärkt zudem die kommunikativen Fähigkeiten der Teammitglieder und fördert das Verständnis für die Vielfalt an Perspektiven und Hintergründen im Team. Und das ist die Basis, von Tag 1 an eine wertschöpfende und wertschätzende Zusammenarbeit zu etablieren.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Extra-Bonus
Hier finden Sie 3 zusätzliche Fragen an Andrea Kuhfuss (bitte auf Plus klicken):
Wie gehen Sie mit möglichen kulturellen Unterschieden bei internationalen Teams um?
Andrea Kuhfuss: Auch wenn wir internationale Kollegen und Kolleginnen in unsere Teams aufnehmen, verwenden wir immer die gleichen Fragen. Das Schöne ist, dass wirklich immer die Gemeinsamkeiten im Vordergrund stehen. Außerdem ist es unglaublich spannend, über die Bilder Einblicke in die unterschiedlichen Kulturen zu bekommen.
Wie empfinden introvertierte Menschen diese Form der Darstellung?
Andrea Kuhfuss: Wir haben bis dato nur gute Erfahrungen gemacht. Unsere Teammitglieder haben ja Zeit, sich vorzubereiten. Und Sie entscheiden selbst, was sie zeigen wollen oder nicht. In der Regel wird die Vorbereitung auf das Pecha Kucha als etwas sehr positives wahrgenommen: „Ich habe mir lange keine Zeit mehr genommen, mich und meinen Lebensweg zu reflektieren.“
Funktioniert diese Form des Onboardings auch bei neuen Mitarbeitenden des Unternehmens?
Andrea Kuhfuss: Ja, auf jeden Fall! Ideal ist es, wenn die anderen Teamkolleg:innen, die bereits vor Ort sind, sich ebenfalls mit einem Pecha Kucha vorstellen.
Hinweise:
Interessieren Sie sich für weitere Informationen über die Begleitung von digitalen und analogen Teams weltweit – dann schauen Sie bei QLab vorbei. Es lohnt sich bestimmt.
[1] Astrid Klein und Mark Dytham: PechaKucha Night
[2] Agile Innovation Sprint. Innovation im Unternehmen erlebbar machen von Andrea Kuhfuss.
Andrea Kuhfuss hat einen weiteren Beitrag im t2informatik Blog veröffentlicht:
Andrea Kuhfuss
Andrea Kuhfuss ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der QLab Think Tank GmbH in Bremen. Ihr Weg führte sie von einem kunsthistorischen Hintergrund in die Innovationsberatung und Organisationsentwicklung. Sie ist Design Thinking- und Design Sprint-Expertin und hat in diesem Kontext ein Zertifikationsstudium am Hasso-Plattner-Institut und der Stanford University in Palo Alto absolviert.
Andrea ist eine wissbegierige Generalistin, die ihr Wissen gerne teilt und sowohl Individuen, Team und Organisationen unterstützt, ihr volles Innovationspotenzial zu entfalten. Sie ist überzeugt, dass wir durch die Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams kreative Lösungen für persönliche, gesellschaftliche und globale Probleme finden können.