Movie oder Movement – Große Projekte bewegen!
Zum „warm werden“ und zur Ausrichtung auf die nachfolgenden Worte, will ich Ihnen zuerst ein paar Fragen stellen:
- Verantworten Sie Projekte oder arbeiten Sie in Projekten mit?
- Haben Sie richtig Spaß, wenn das Projekt größer und komplexer ist?
- Verstehen Sie sich als Führungskraft?
- Wachen sie schon mal morgens auf und denken: Wow, was ich heute wieder alles bewegen und verändern kann?
Wir stehen alle ganz individuell in unserem Leben und entscheiden stets über den Grad unsere Teilnahme und Beteiligung an einer Situation oder im Projekt. Das kann bewusst geschehen oder unbewusst und automatisch. Ein schönes Beispiel ist das Lesen dieses Artikels:
- Holen Sie hier alles was geht für sich selbst heraus!
- NUTZEN sie genau diese Zeit, um etwas für sich zu verändern!
- Entscheiden Sie sich mit 100% Ihrer Aufmerksamkeit dabei zu sein!
- ODER entscheiden sie sich ganz bewusst FÜR etwas anderes, was ihnen gerade wichtiger ist!
Großprojekte und Erfolgsfaktoren
Große Projekte und die Komplexität, die diese mit sich bringen faszinieren mich und sind meine Leidenschaft, daher beschäftigt mich das seit mehr als 20 Jahren. Wodurch lassen sich diese Projekte unterscheiden, was sind die Kriterien für ein großes Projekt? Beispielhaft können wir die folgenden Kriterien vor dem Hintergrund der jeweiligen Branche betrachten:
- Komplexitätsgrad
- Umsatzvolumen / Budget
- Ressourcenbindung
- Risikograd
- Anzahl Beteiligte
- Anzahl Teilprojekte / Gewerke
- Hoher Veränderungsbeitrag in der Organisation
- Anzahl Betroffene
- Abwicklungsdauer
Aus meiner Sicht können wir es sogar noch viel einfacher erkennen, denn in der jeweiligen Branche weiß jeder: „Das ist ein großes Projekt!“
Zu den Erfolgsfaktoren für große Projekte werde ich immer wieder gefragt: „Was sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg? Was macht den Unterschied, ob das Projekt erfolgreich ist?“ Sind es diese Faktoren?
- Projektmanagement Methode
- Planungsgenauigkeit
- Konzeptionsqualität
- Agilität
- Projektlaufzeit
- Ziele, KPIs & Scope Definition
- Klare vertragliche Regelung
- Softwarequalität
All das und weitere Punkte sind sicherlich wichtig, damit ein Projekt läuft, doch das macht nicht den Unterschied aus. Der größte und wichtigste Erfolgsfaktor ist DER MENSCH!
Methoden können wir ziehen (nutzen), so wie das Projekt und die Situation es erfordert. Wir schöpfen tagtäglich aus einem umfassenden Methodenschatz – auch wenn wir es vielleicht nicht bewusst so nennen würden: PM-Methoden, Kommunikations- , Moderations-, Lösungsfindungs-, Führungsmethoden, etc.
Die Methode ist das Werkzeug und im Handwerk ist genau das jedem klar: Das Werkzeug braucht den erfahrenen Meister, damit das Ergebnis gut wird! Ein tolles Werkzeug in der Hand des Anfängers schafft kein gutes Ergebnis. Der einzelne MENSCH macht folglich den Unterschied in der Qualität!
Ich könnte Sie nun unterhalten oder auch langweilen mit vielen Beispielen aus der Praxis und Ansätzen was große Projekte zum Erfolg geführt hat. Wir könnten diskutieren über den Erfolg an sich, die Messbarkeit und wie verschiedene Stakeholder den Erfolgt des gleichen Projektes unterschiedlich bewerten. Doch all das soll hier nicht mein Thema sein.
Ich nehme Sie weiter mit auf die Reise zum Thema Movie or Movement und der MENSCH als wichtigster Erfolgsfaktor im Projekt!
DER MENSCH bringt sich ein mit:
- Erfahrung
- Eigenverantwortung
- Beweglichkeit
- Lösungsorientierung
- Motivation
- persönlichen Werten
- persönlichen Qualitäten
- Souveränität & persönlicher Sicherheit
- seiner Denkweise
Vielleicht denken sie jetzt „Ja klar!“. Die meisten meiner Kollegen stimmen mir zu, dass der Mensch der wichtigste Erfolgsfaktor in Projekten ist. Und doch beobachte ich, dass ihm oftmals zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Menschen in Projekten und Veränderungsprozessen
Werfen wir einen Blick auf die Menschen im Projekt und schauen in die Psychologie, um besser zu verstehen, mit welchen Typen wir es zu tun haben. Beginnen wir mit den 4 Temperamenten nach Freud: Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker.¹
Es gibt unzählige weitere Ansätze und Versuche, Menschen zu kategorisieren, um sie besser zu verstehen oder auch effizienter in Teams einzusetzen. Es gibt Einteilungen in Visionäre und Missionare, aktive Gläubige, Opportunisten, abwartende oder gleichgültige Menschen.² Ich selbst habe mich vor ca. 15 Jahren intensiv mit der Psycho-Physiognomik befasst, mit meinem persönlichen Ziel, die Menschen, ihre Unterschiedlichkeit und ihr Verhalten besser zu verstehen.³ Nach meiner Erfahrung bringen wir mit unserer Arbeit und durch die Projekte IMMER Veränderung in die Organisationen und erleben alle Facetten und Typologien in Projekten.
Wenn wir es noch ein wenig anders betrachten wollen, schauen wir auf diese Typen:
- Welche Typ sind Sie?
- Und welcher Typ wollen Sie gerne sein?
Diese Fragen führen uns direkt zum Titel dieses Artikels:
Movie or Movement?
- Sind sie Zuschauer oder bewegen und gestalten Sie?
- Führen Sie Regie und drehen Sie den (Projekt-) Film oder reagieren Sie auf alles was kommt?
- Gestalten Sie, das was entstehen soll?
Ich lade Sie jetzt beim Lesen ein, ganz persönlich zu reflektieren:
- Sind sie proaktiv und gestaltend tätig?
Studien zu Folge sind 95% der Menschen reaktiv! Und nur 5% proaktiv! Im Kreise der Blogleser wird die Quote sicherlich eine andere sein und auch branchenabhängig etwas variieren. Wie schätzen Sie persönlich die Menschen in ihrem Umfeld ein? Wer ist wirklich proaktiv?
Mit der reaktiven Seite in Ihrer Persönlichkeit werden Sie in komplexen Projekten sehr, sehr schnell an die persönliche Erfolgsgrenze kommen!
Mit einer Denkweise von „Schauen wir mal was passiert“ oder „Dafür gibt es keine Lösung!“ kann es schnell passieren, dass Ihnen die Führung innerhalb eines Projektes aus der Hand genommen wird!
Es geht in Projekten immer darum zu verändern, zu bewegen, neu zu denken und über die persönlichen Grenzen hinaus zu wachsen!
Vielleicht denken sie jetzt wieder „Ja klar!“.
Doch mal ganz ehrlich, wie viele Stunden des Tages befassen Sie sich mit Methoden, Strategien, Struktur, etc. und wie viel Zeit nehmen Sie sich für die persönliche Entwicklung und für das Aufspüren von Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die weder einem gesunden Miteinander, noch dem Projekterfolg dienen?
Wenn Sie „dem Film“, dem Projekt, der Veränderung nur zuschauen, bewirkt das nicht sehr viel.
Was bei bei einem Film oder Vortrag noch ganz nett sein kann, ist in Projekten fatal!
Besser ist es, wenn Sie selbst etwas bewegen und gestalten! Besser ist es, den Film im Projekt (ja in Ihrem ganzen Leben) zu drehen und all ihre Gestaltungsspielräume voll zu nutzen!
Veränderung fängt immer beim Einzelnen an und der gestaltende und bewusste Mensch ist der größte und wichtigste Erfolgsfaktor im Projekt!
Also genau SIE!
Für große Projekte wählen wir Menschen im Team mit viel Erfahrung. Häufig wählen wir die Personen, die richtig gut in ihrem Job sind und idealerweise zu den Besten in ihrem Bereich gehören! Wenn wir jemanden hinzunehmen, der fachlich unerfahrener ist, so braucht er natürlich einen Mentor! Das ist jedem klar, zumal Unternehmen Mentorenkonzepte nutzen, die genau das stärken und unterstützen! Für die fachliche Qualifikation wird also meist gut gesorgt. Der andere ebenso wichtige Faktor ist die Persönlichkeit und das Bewusstsein! Hier ist aus meiner Sicht noch viel Entwicklungsspielraum in allen Bereichen.
Bewusstheit und Persönlichkeitsentwicklung
Ein Leben lang können wir in diesem Feld von Bewusstheit und Persönlichkeitsentwicklung immer weiter neue Schätze heben! Und das Beste ist, dass dies nie langweilig wird, denn das Leben bringt uns immer wieder neue Herausforderungen!
Nun schauen wir wieder ganz persönlich, nehmen Sie Stift und Blatt zur Hand:
Schreiben Sie bitte jetzt ihre Qualitäten und Stärken auf die linke Seite – 3 Minuten mit Timer.
Und hier beginnt bereits Veränderung im Bewusstsein und der persönlichen Entwicklung!
Ist ihnen das leicht oder schwer gefallen? Kamen Gedanken auf, was Sie besser oder anders machen wollen? Oder lesen Sie gerade einfach weiter?
Schreiben Sie jetzt bitte auf die rechte Seite des Blattes, was Sie in sich verändern und entwickeln wollen – wieder 3 Minuten mit Timer.
Machen Sie diese Übung schreibend mit und treten somit jetzt und hier heraus aus dem reinen LESEN meines Beitrags und seinen Sie gestaltend und 100% beteiligt! Es sind lediglich 6 Minuten Lebenszeit für ihre persönliche Entwicklung!
Wer mag ist herzlich eingeladen, diese Übung die nächsten 28 Tage täglich zu machen! Oh, denken sie jetzt vielleicht …
Ja, genau hier berühren wir mit diesem Beispiel den Punkt, der mit so wichtig ist: Es liegen unfassbare Schätze vergraben, in jedem Einzelnen, wenn wir uns mehr bewusste Zeit für die persönliche Entwicklung und Reflexion nehmen.
Jeder von uns kann in sich ein Leben lang bewusster und klarer werden und somit mehr und mehr seiner Schätze heben! Ich sagte es bereits: Es wird nie langweilig, da das Leben uns immer wieder neue Herausforderungen und überraschende Situationen bringt! Und sollten Sie mal denken, Sie hätten alles erfasst und durchdrungen, dann gehen sie noch ein Stück tiefer, denn persönliche Entwicklung endet nie!
Mir ist der Aspekt der Bewusstheit und persönlichen Entwicklung vor allem im Umfeld von Projekten wichtig, da hier Menschen intensiv in verschiedenen Konstellationen und Feldern zusammenarbeiten. Dazu ein Beispiel, das Sie vermutlich auch schon persönlich erlebt haben:
Sie sitzen in einem Meeting und ein Teammitglied macht einen an sich guten Vorschlag. Das Teammitglied ist jedoch persönlich sehr streitbar und löst in anderen und auch in Ihnen immer Widerstand und Ärger aus. Folglich dreht sich die anschließende Diskussion nicht um den Vorschlag, sondern um persönliche Befindlichkeiten. Oft lässt sich beobachten, dass andere Teammitglieder argumentieren, warum der Vorschlag nicht funktionieren kann. Leider kosten die Widerstände, die mit der Fachlichkeit des Vorschlags nichts zu tun haben, viel Zeit und Geld.
Je klarer Sie mit sich selbst sind, umso leichter und schneller erkennen Sie diese Muster und können auf den Punkt bringen, was gerade los ist und worum es wirklich geht. Ich bin überzeugt, wenn Sie sich in Ihrem Arbeitsalltag umschauen, werden Sie viele solcher Beispiele in verschiedenen Facetten und Nuancen erkennen. Und wie können Sie solche Siuationen lösen? In dem Sie bei sich selbst anfangen und Sie sich ganz persönliche für jede Art von Veränderung im Leben stärken. Hier helfen einige Fragen:
- Was können Sie selbst anders machen, damit es besser läuft?
- Welche begrenzenden Gedanken und Mechanismen können Sie in sich selbst erkennen?
- Welche Muster erkennen Sie bei anderen, die nächste Schritte verhindern?
Natürlich ist klar, dass es nicht reicht, nur einfache Fragen zu stellen. Da die Persönlichkeit wichtig für den Erfolg ist, leiten sich Veränderung daraus ab. Wenn Sie wollen, richten Sie bitte den Blick nochmals auf sich selbst:
- Wie klar ist Ihr Ausdruck?
- Wie verankert sind Ihre Werte?
- Wie beweglich ist Ihr Handeln?
- Wie reagieren Sie auf Kritik?
- Wie deutlich zeigt sich Ihnen „verdeckte“ Kommunikation bspw. in Meetings?
- Wie mutig sind Sie, weiter zu hinterfragen, wenn was unklar ist?
- Wie viel Spaß haben Sie daran, was Sie jeden Tag tun?
Schnelle Antworten auf diese Fragen entsprechen nach meiner Erfahrung nicht immer der Wahrheit. Auch hier möchte ich Sie einladen, die Antworten auf diese Fragen zu notieren. Vielleicht hören Sie auch etwas tiefer in sich hinein, denn solange wir Menschen uns im sicheren Terrain bewegen, sind wir klar, mutig, beweglich! Sobald wir ein Stück heraustreten aus diesem Terrain, zeigen sich oft andere Facetten!
Fazit
Bewusstheit und persönliche Veränderungsbereitschaft sind eng mit Erfolg und Gestaltungskraft verbunden! Wenn Sie klar und präsent in sich und Ihrer Aufmerksamkeit sind, führt Ihre Anwesenheit nach meiner Erfahrung immer zu
- Veränderung,
- besseren und oft schnelleren Lösungen,
- mehr Freude/ Spaß an der Arbeit,
- kürzeren Besprechungszeiten,
- einem besseren Verständnis der Beteiligten,
- guten Ideen,
- einem respektvollerem miteinander.
Mit mehr Bewusstsein können Sie leichter große Projekte bewegen! Aus meiner Sicht ist das ein guter Grund, um das tägliche (meist körperliche) Trainingsprogramm um Bewusstsein und Persönlichkeitsentwicklung zu erweitern! Warum ist das wichtig?
- Weil Sie mit Projekten ständig mitten in den Veränderungsprozess stehen!
- Weil Projekte ab einer bestimmten Größe jeden aus seiner Sicherheitszone oder auch Komfortzone katapultieren!
- Weil in uns allen Potentiale und Schätze schlummern! Ja auch in denen, von denen man sagt „Die sind richtig gut!“
- Weil ich weiß, dass in Zeiten der Veränderung immer Angst aufkommt!
- Weil es keine Lösung ist, Angst oder Widerstand zu ignorieren oder zu verdrängen, denn sie wird im Untergrund immer größer – das ist ziemlich schlecht und hemmend in Phasen der Veränderung!
- Weil es mit Bewusstsein und auch Unterstützung viel leichter geht!
Ich glaube, jeder kann seine Bewusstheit und seine Persönlichkeit entwickeln. Als Coach glaube ich natürlich auch, dass dies deutlich leichter mit einem Coach an Ihrer Seite funktioniert. Und ein letzter Tipp: Wenn Sie in einem Meeting keinen aktiven Part haben, so erhöhen Sie ihre Aufmerksamkeit und seien sie zu 100% dabei, denn schon damit gestalten und verändern Sie. Danke für ihre 100% Aufmerksamkeit beim Lesen meines Beitrages, viel Spaß beim Training und viel Erfolg bei dem Film Ihres Lebens und Ihrer Projektarbeit.
Hinweise:
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[1] siehe Temperamentenlehre
[2] vgl. Grundtypen und wie sie auf Veränderungen reagieren, Dietmar Vahs, Wirtschaftswissenschaftler (Organisation, Management, Change-Management)
[3] siehe Psycho Physiognomik, Naturell – Harmonie nach Carl Huter
Katja Schäfer hat im t2informatik Blog weitere Beiträge veröffentlicht, u. a.
Katja Schäfer
Katja Schäfer ist Beraterin für komplexe Healthcare-IT Großprojekte im deutschsprachigen Raum. In ihren Coachings, Seminaren und Trainings geht sie neue Wege im Projektmanagement und bringt Struktur, Klarheit und Erfolg in große Projekte. Durch Projektkrisen führt sie mit reicher Erfahrung und systemischer Arbeit.