Impulse für Organisationen – Teil 11

von | 22.08.2024

In der Online-Welt finden sich immer wieder wertvolle Impulse von Menschen, die das Miteinander in Organisationen, die Nutzung von Hilfsmitteln oder die Wirkung in Richtung von Märkten thematisieren. Auch in Teil 11 dieser Serie möchte ich einige dieser Impulse hier im t2informatik Blog “ins Schaufenster stellen”. Dieses Mal geht es um Unternehmenskommunikation in digitalen Zeiten, das Denken in Systemen und die Nutzung und Anpassung von Prozessen.

Los geht’s mit den Impulsen!

Harald Ille¹:

Unternehmenskommunikation analog versus digital

Eine Kritik? Eine Kritik von einer Journalistin? In einer Zeitung? Eine Kritik an uns? Nehmen wir zur Kenntnis, vergessen wir aber schnell wieder. Mund abputzen, weitermachen – morgen ist ein neuer Tag!

Klingt resilient, oder? Und ist grundfalsch, wie ich finde.

In der klassischen analogen Unternehmenskommunikation war das eventuell noch sinnvoll:

🧐 Reagiere nicht auf jede Kritik – Du bestätigst sie damit nur.
🤫 Äußere Dich nicht zu jeder Gegenmeinung – Du machst sie damit nur größer als sie ist.
🤐 Spring nicht über jedes Stöckchen, das man Dir hinhält.

Man prüft jeden Einzelfall und kommt zu einem einzelfallbezogenen Ergebnis. Und reagiert in 9 von 10 Fällen eben nicht.

Im Digitalen funktioniert diese Einzelfall-Abwägung nicht mehr. Denn: Was sich vorher “versendete”, was vorher “versandete” und was vorher kaum “Reichweite” bekam, akkumuliert sich heute. Summiert sich auf. Bleibt da, bleibt auffindbar, versandet nicht. Sondern türmt sich irgendwann zu einer riesigen Sandburg auf.

Im Netz muss jeder Kritik offensiv-freundlich widersprochen werden. Warum? Weil sie sonst wie ein bestätigter, unwidersprochener Fakt wirkt. 10 Kritiken, und nur einmal äußert sich das Unternehmen dazu? Dann stimmen die anderen 9 Anwürfe wohl. 100 Kritiken, und nur fünfmal hat das Unternehmen ein eigenes Statement veröffentlicht? Dann stimmen die 95 unwidersprochenen Kritikpunkte wohl. 1000 Kritiken, wir zählen aber nur 32 Gegenmeinungen des Unternehmens? Dann sind die fast 1000 Vorwürfe wohl wahr! Und wenn fast alle 1000 wahr sind, wie überzeugend sind dann die kaum auffallenden dreißig Gegenmeinungen?

Das Sentiment wird von allen verfügbaren Informationen bestimmt. Bzw: Unternehmen müssen in ihrer Onlinereputation alle Kritiken ernst nehmen. Und jedes einzelne (ernsthafte!) Posting beantworten. Müssen “sichtbar” werden in jeder einzelnen Kritik.

🤗 Sonst bestätigen sie die Kritik damit nur.
😎 Sonst machen sie die Sache größer als sie ist.
😀 Ja, jeder Sprung über ein hingehaltenes Stöckchen ist ein Sprung für die Fans…

Eure Reputation im Netz hängt von Eurer Krisenwahrnehmung ab. Und Eurer Reaktion darauf. Absichtsvolle Ignoranz verdichtet sich dann zu Arroganz. Und dann habt Ihr die Kritik auch unwidersprochen verdient…

Maike Küper²:

6 Tools von systemischen Denker*innen

Tools of a system thinker

Ich wünschte, ich hätte diese Grafik mit 18 gesehen – dann hätte ich vielleicht eher meinen Beruf gefunden #Organisationsentwicklung. Oder zumindest verstanden, wieso ich mir SEHR viel mehr Gedanken mache als andere 😉

Mein Gehirn denkt vernetzt und #systemisch. Ich sehe Zusammenhänge statt einzelne Vorkommnisse, lineare Prozesse finde ich langweilig und in vielen Kontexten schlicht unrealistisch (Wasserfall-Gantt-Charts, anyone?).

Unser mechanistisches Bild von der Welt UND von Organisationen hat in der Vergangenheit vielleicht geholfen, aber heute reicht es nicht mehr aus, um Dinge zu erklären und zu bewegen. Klimakrise, Weltwirtschaft, Unternehmenskulturen – nichts davon lässt sich in schön ordentliche separate Teile schneiden.

Ich sag ja immer wieder, dass ich großer Fan von UK/US-Ressourcen zum Thema #Systemsthinking bin, weil das dort generalistischer betrachtet wird als hierzulande. Nehmt dies von Leyla Acaroglu als erneuten Beweis 🙂

(Über den Titel “Tools” lässt sich allerdings streiten, für mich eher Denkweisen).

Michael Küsters³

Hinterfragen Sie Ihre Prozesse

Wenn das Befolgen eines Prozesses als Ziel auserkoren wird, bereiten Sie schon mal auf mittelmäßige Ergebnisse vor.

Es gibt keinen Prozess, der so nützlich ist, dass er allen anderen Aspekten überlegen ist.

Bei jedem Prozess, selbst dem besten, den man sich vorstellen kann, stellt sich immer die Frage: “Welchem Zweck dient dieser Prozess?” – und daraus ergibt sich die nächste Frage: “Was ist der beste Weg, diesen Zweck zu erreichen?”

Wenn Ihre Antwort lautet: “Der Zweck ist, dass jeder den Prozess befolgt, und der beste Weg ist, dass jeder den Prozess befolgen muss” – werfen Sie den Prozess sofort über Bord!

Manche Unternehmen tendieren dazu, Prozessballast anzusammeln – mühsame, schwere Prozesse, die viele Ressourcen binden, nur um den Prozess zu etablieren, zu bedienen, zu überwachen und darüber zu berichten – während andere Unternehmen, die diesen Prozess überhaupt nicht haben, florieren und innovativ sind.

Wie kann es also sein, dass Unternehmen ohne schwere Prozesse bestens zurechtkommen und andere glauben, dass der einzige Weg, im Geschäft zu bleiben, bestünde darin, Prozesse sklavisch zu befolgen?

Hinterfragen Sie Ihre Prozesse.

Fragen Sie immer: “Warum existiert er?”

Und von dort aus suchen Sie nach dem einfachsten, leichtesten Weg, um das eigentliche Ergebnis zu erzielen.

Impulse und Fragen

Drei Themen, drei Fachleute, drei Impulse. Wie verändert sich die klassische Unternehmenskommunikation in digitalen Zeiten und wie sollten Unternehmen mit öffentlicher Kritik umgehen? Was sind fundamentale Konzepte im System Thinking und warum reicht es heutzutage nicht mehr aus, nur in linearen Zusammenhängen zu denken? Und wie können Organisationen erkennen, dass ihre Prozesse an neue Gegebenheiten angepasst werden müssen?

Fragen über Fragen. Vielleicht haben Sie auch welche; das ist gut! Dann hat auch Teil 11 von “Impulse für Organisationen” sein Ziel erreicht.

 

Hinweise:

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[1] Harald Ille ist erfahrener Journalist und Hochschuldozent für Public Relations (PR). Seit fast 25 Jahren arbeitet er in der PR und Unternehmenskommunikation für Kommunen, Kliniken und Konzerne. Informationen über Harald Ille finden Sie in seinem LinkedIn-Profil, den Impuls finden Sie hier im Original auf LinkedIn.

Im t2informatik Blog hat Harald Ille zwei Beiträge über Die 6 ½ Phasen eines Kommunikationskonzepts und Widersprüchliche KPI im Online-Marketing veröffentlicht.

[2] Maike Küper arbeitet, denkt und spricht zu neuem Arbeiten in zukunftsfähigen Organisationen. Statt (fr)agiler Masterpläne setzt sie auf eine evolutionäre Organisationsentwicklung. Informationen zu Maike Küper finden Sie auf ihrer Webpräsenz und in ihrem LinkedIn-Profil. Den Impuls finden Sie hier im Original auf LinkedIn.

Hier finden Sie zudem Informationen zu Disrupt Design und den von Leyla Acaroglu veröffentlichten Beitrag.

[3] Michael Küsters sieht sich als Thought Provoker, arbeitet als Executive Coach für organisatorischen Wandel für Intelygence und bloggt unter dem Motto Fail fast, move on. Informationen über Michael Küsters finden Sie in seinem LinkedIn-Profil, den Impuls finden Sie hier im Original auf LinkedIn.

Michael Schenkel hat im t2informatik Blog weitere Impulse veröffentlicht, u. a.

t2informatik Blog: Impulse für Organisationen - Teil 8

Impulse für Organisationen – Teil 8

t2informatik Blog: Impulse für Organisationen - Teil 9

Impulse für Organisationen – Teil 9

t2informatik Blog: Impulse für Organisationen - Teil 10

Impulse für Organisationen – Teil 10

Michael Schenkel
Michael Schenkel

Leiter Marketing, t2informatik GmbH

Michael Schenkel hat ein Herz für Marketing - da passt es gut, dass er bei t2informatik für das Thema Marketing zuständig ist. Er bloggt gerne, mag Perspektivwechsel und versucht in einer Zeit, in der vielfach von der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne von Menschen gesprochen wird, nützliche Informationen - bspw. hier im Blog - anzubieten. Wenn Sie Lust haben, verabreden Sie sich mit ihm auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen; mit Sicherheit freut er sich darauf!