Gaming als Katalysator für Empathie und Team-Resilienz
Inhaltsverzeichnis zum Aufklappen
Empathie als neuer Trend im Gaming
Dialoge mit Drachen: Rollenspiele als soziale Trainingslager
Reflexion als verstecktes Feature in Spielen
Zusammen spielen, zusammen wachsen: Wie Spiele Teams robuster machen
Ein kleiner Blick in die Glaskugel
Schlussbetrachtungen
Zocken mit Herz: Die unerwartete Verbindung zwischen Gaming, Empathie und Team-Resilienz
In der Welt der Spiele denken die meisten Menschen wahrscheinlich nicht sofort an Empathie und Team-Resilienz. Doch die Forschung zeigt einen überraschenden Zusammenhang zwischen diesen Bereichen. In diesem Beitrag möchte ich beschreiben, wie Gaming als Katalysator dazu beitragen kann, Empathie zu fördern und die Resilienz eines Teams zu stärken.
Festgefahren im Denken? – Perspektivenwechsel hilft!
Spiele ermöglichen es uns, in verschiedene Rollen zu schlüpfen – sei es als tapferer Held oder gerissener Schurke. Dieser Perspektivenwechsel hat die Kraft, Vorurteile abzubauen und unser Verständnis für unterschiedliche Standpunkte zu erweitern. Indem wir uns in die Haut anderer Charaktere begeben, lernen wir ihre Motivationen, Ziele und Herausforderungen kennen.
Wir erkennen, dass es nicht immer nur Schwarz und Weiß gibt, sondern viele Grautöne dazwischen. Dadurch entwickeln wir ein tieferes Verständnis für die Komplexität menschlicher Erfahrungen und können Vorurteile und Stereotypen hinterfragen. Tauche ein in die faszinierende Welt des Perspektivenwechsels!
Empathie als neuer Trend im Gaming
In der Welt des Gamings zeichnet sich ein bemerkenswerter Trend ab: Empathie wird zunehmend als integraler Bestandteil des Spielerlebnisses und der Spielentwicklung erkannt. Spieleentwickler*innen bauen bewusst Mechaniken ein, die die Spieler*innen dazu anregen, sich in ihre Charaktere und Mitspieler*innen hineinzuversetzen.
Spiele bieten narrative Entscheidungen, die sich auf das emotionale Wohlergehen anderer Charaktere auswirken. So getroffene Entscheidungen stärken das Einfühlungsvermögen der Spieler*innen.
Zurzeit wird diskutiert, wie Multiplayer-Spiele durch kooperative Herausforderungen und gemeinschaftliche Ziele eine Kultur der Unterstützung und des Verständnisses fördern, was zu einer positiven sozialen Interaktion beiträgt.
Darüber wird erkundet, wie durch Empathie inspirierte Spiele helfen können, soziale Fähigkeiten zu entwickeln, die über den Bildschirm hinaus Anwendung finden. Spiele, die auf Empathie setzen, bieten eine Plattform, auf der Spieler lernen können, mit verschiedenen Perspektiven umzugehen und Konflikte konstruktiv zu lösen.
Spiele bieten somit eine einzigartige Möglichkeit, Empathie zu fördern und das Verständnis für die Perspektiven anderer zu erweitern. Sie ermöglichen es den Spielenden, die Erfahrungen anderer Menschen hautnah zu erleben.
Dialoge mit Drachen: Rollenspiele als soziale Trainingslager
Beim Spielen arbeitet man oft mit anderen Spieler*innen zusammen, sei es online oder offline. Diese Interaktionen ermöglichen es, soziale Kompetenzen wie Teamwork, Kooperation, Kommunikation und Konfliktlösung zu entwickeln. Man muss lernen, effektiv zu kommunizieren, um Strategien zu planen und Herausforderungen im Spiel zu bewältigen.
Das Verständnis für die Stärken und Schwächen der Teammitglieder wird gefördert, da man ihre Fähigkeiten nutzen muss, um erfolgreich zu sein. Solche Fähigkeiten sind nicht nur im Spiel, sondern auch im täglichen Leben von großer Bedeutung.
Teamwork und Kooperation sind in vielen Bereichen gefragt, sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten. Die Fähigkeit, effektiv zu kommunizieren und Konflikte zu lösen, ist ebenfalls von unschätzbarem Wert. Das Spielen kann daher eine unterhaltsame Möglichkeit sein, diese sozialen Kompetenzen zu stärken und sie auf andere Bereiche des Lebens zu übertragen. Entdecke die wertvollen Lektionen, die das gemeinsame Spielen mit sich bringt!
Reflexion als verstecktes Feature in Spielen
Nach dem Spielen ist es entscheidend, Zeit für Reflexion und Diskussion zu finden. Das Teilen von Erfahrungen und Emotionen erlaubt den Spieler*innen, ihre Empathie-Fähigkeiten zu verbessern und voneinander zu lernen.
Durch das Reflektieren der Spielgeschehnisse können sie ihre Erkenntnisse und Eindrücke teilen. Dies fördert nicht nur das Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven, sondern auch das Vertrauen und die Offenheit innerhalb der Gruppe. Indem man über die eigenen Erfahrungen spricht, können Spieler*innen sich in andere hineinversetzen und empathischer werden.
Diskussionen ermöglichen einen Austausch von Ideen und Strategien, was den Lernprozess bereichert. Also nehmen Sie sich Zeit nach dem Spielen, Ihre Erfahrungen zu reflektieren und darüber zu sprechen. Es ist eine wertvolle Gelegenheit, Empathie zu entwickeln und voneinander zu lernen.
Zusammen spielen, zusammen wachsen: Wie Spiele Teams robuster machen
Gemeinsames Spielen im Team ist mehr als nur Spaß haben. Es ist eine Möglichkeit, eine starke Teamdynamik aufzubauen und die Resilienz eines Teams zu stärken. Durch das gemeinsame Überwinden von Herausforderungen und das Erreichen von Zielen durch Methoden wie LEGO Serious Play entsteht ein Gefühl des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit. Die Spieler*innen müssen kommunizieren, um Strategien zu entwickeln und sich gegenseitig zu unterstützen.
Das Vertrauen untereinander wächst, wenn man sich auf die Fähigkeiten und Entscheidungen der Teammitglieder verlassen kann. In den Spielwelten können Teams lernen, sich anzupassen und flexibel auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren.
Sie lernen auch, wie man mit Niederlagen umgeht und beim nächsten Mal erfolgreicher agiert. Gemeinsames Spielen ist eine unterhaltsame und kreative Art, Teamarbeit zu fördern und die Stärken jedes Einzelnen in einem Team zum Vorschein zu bringen.
Ein kleiner Blick in die Glaskugel: Ist die spielerische Gestaltung von Arbeitsabläufen der Schlüssel für mehr Motivation?
Gamification ist eine Möglichkeit, Arbeitsbereiche motivierender zu gestalten. Oft wird der Begriff mit Highscores und Spaßelementen in Verbindung gebracht, die den Reiz von Spielen auf ernste Tätigkeiten übertragen sollen. Doch wenn man genauer betrachtet, was Menschen tatsächlich beim Spielen erleben möchten, stehen ganz andere Dinge im Vordergrund.
Ein entscheidender Faktor beim Spielen ist das Gefühl von wachsenden Herausforderungen. Menschen suchen nach Aufgaben, die sie herausfordern und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verbessern. Dieser Aspekt kann auch in Arbeitsumgebungen genutzt werden, um die Motivation der Mitarbeiter zu steigern.
Indem man spielerische Elemente in den Arbeitsalltag integriert, können Aufgaben und Arbeitsprozesse spannender gestaltet werden. Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Ziele zu erreichen. Das Gefühl von Fortschritt und persönlichem Wachstum kann sehr motivierend sein.
Statt Belohnungen sollten Ressourcen genutzt werden. Spiele sind der freiwillige Versuch, immer schwierigere Hindernisse zu überwinden. Wir spielen mit intrinsischer Motivation, um uns kontinuierlich zu verbessern. Diese intrinsische Motivation unterscheidet sich von der extrinsischen Motivation, die durch äußere Anreize entsteht. Während letztere dazu führen kann, dass wir den kürzesten Weg zum Ziel suchen, motiviert uns die intrinsische Motivation dazu, uns intensiv mit Themen und Aufgaben auseinanderzusetzen und alles zu lernen, was uns voranbringt, unabhängig davon, wie zeitaufwendig es ist.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Gamification nicht für jeden und jede Mitarbeiter*in und jede Arbeitsumgebung gleichermaßen effektiv ist. Es bedarf einer sorgfältigen Planung und Anpassung an die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Mitarbeiter*innen. Nur so kann Gamification dazu beitragen, die Motivation und Produktivität in Arbeitsbereichen zu steigern.
Und jetzt stellen Sie sich einmal vor, im Team ziehen alle an einem Strang und wollen gemeinsam schwierige Hindernisse meistern und in der Zusammenarbeit besser werden. Die Hindernisse werden als sportliche Herausforderungen betrachtet und jeder kleine Fortschritt wird gefeiert, als hätte das Team gerade einen Marathon hinter sich.
Was die Gamification in der Arbeitswelt angeht, sind wir erst am Anfang und doch gibt es erste vielversprechende Ansätze.
Schlussbetrachtungen
Spiele können dazu beitragen, Empathie zu fördern und die Team-Resilienz zu stärken. Durch den Perspektivenwechsel beim Spielen können Vorurteile abgebaut und ein tieferes Verständnis für die Komplexität menschlicher Erfahrungen entwickelt werden. Gemeinsames Spielen fördert die Teamdynamik und die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Die Bedeutung von Reflexion und Diskussion nach dem Spielen wird hervorgehoben.
Des Weiteren wird die Möglichkeit der Gamification in Arbeitsumgebungen hervorgehoben, um die Motivation der Teammitglieder zu steigern. Der Fokus liegt darauf, dass Spiele das intrinsische Streben nach Herausforderungen und persönlichem Wachstum unterstützen, und dass Gamification in Arbeitsumgebungen sorgfältig geplant und an die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst werden muss.
Zum Schluss die ermutigenden Worte von Roman Rackwitz: „Spielen ist der freiwillige Versuch, immer schwierigere Hindernisse zu überwinden. Wir spielen, weil wir die intrinsische Motivation haben, besser zu werden.“¹
Extra-Bonus
Hier finden Sie 3 zusätzliche Fragen zu Gaming, die Brigitte Hettenkofer beantwortet (bitte auf Plus klicken):
In welchen Arbeitsbereichen bietet es sich an, gamifizierte Elemente einzubauen und in welchen nicht?
Brigitte Hettenkofer: Die Grundmechanik in vielen Spielen ist: Wir wollen besser werden und dafür strengen wir uns freiwillig an.
Nutzt man diese Grundmechanik für die Arbeitswelt, dann eignen sich Gamification-Elemente sehr gut für alles, was neu erlernt werden soll, z. B. ein neues Computerprogramm oder der Erwerb von neuen Skills.
Gamification lohnt sich auch für Teamentwicklung. In einem Escape Room müssen bspw. alle zusammenarbeiten, um Rätsel zu lösen und so aus einem virtuellen oder physischen Raum wieder rauszukommen. Es werden spielerisch Skills trainiert, die die Zusammenarbeit fördern.
Ein anderes Beispiel ist Lego Serious Play: Teams verwenden Lego, um Ideen zu visualisieren und komplexe Themen in einer spielerischen Umgebung zu diskutieren.
Weniger sinnvoll ist Gamification in Bereichen, in denen tiefe Konzentration zur Lösung von komplexen Probleme notwendig ist, wie bspw. in der Forschung und Entwicklung, bei der Programmierung oder bei einer Operation. Hier kann Gamification als Ablenkung empfunden werden bzw. massiv stören.
Die gamifizierten Elemente müssen also zu den Mitarbeiter:innen und den Kontext passen – keine ganz so triviale Aufgabe.
Die Teilnahme am Spiel im privaten Bereich ist freiwillig. Inwiefern ist diese Freiwilligkeit von Bedeutung im beruflichen Kontext?
Brigitte Hettenkofer: Die Freiwilligkeit ist auch im beruflichen Kontext bedeutsam, weil eine größere Akzeptanz entsteht. Wenn Mitarbeiter freiwillig an gamifizierten Aktivitäten teilnehmen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie diese positiv aufnehmen und engagiert mitmachen.
Freiwillige Teilnahme kann die intrinsische Motivation fördern, während erzwungene Teilnahme Demotivation oder Widerstand hervorrufen kann.
Die Möglichkeit zur Wahl kann zudem das Gefühl der Autonomie stärken und die allgemeine Arbeitszufriedenheit verbessern.
Freiwilligkeit stellt sicher, dass Gamification als unterstützendes Tool und nicht als zusätzlicher Stressfaktor wahrgenommen wird.
Im Idealfall kreieren Mitarbeiter:innen selbst motivierende spielerische Elemente und sie werden nicht von außen vorgegeben.
Wie trägt Gaming langfristig zur verbesserten Zusammenarbeit bei?
Brigitte Hettenkofer: Viele spielerische Elemente erfordern, dass Mitarbeitende als Team agieren und ihre Aktionen koordinieren. Auftretende Hindernisse erfordern dabei oft kreative Lösungsansätze, die im Team gemeinsam erarbeitet und schnell und klar kommuniziert werden können. Erlebt ein Team, dass es eine Aufgabe erfolgreich meistert, wirkt sich das positiv auf den Zusammenhalt und das Engagement für die realen Teamziele aus. Gleichzeitig steigert es das Vertrauen zwischen den Teammitgliedern.
Darüber hinaus erlauben es manche gamifizierte Elemente,
- Führungsrollen zu übernehmen und somit Leadership-Qualitäten zu entwickeln, sowie
- Stress abzubauen und allgemein die Stimmung aufzulockern.
Kurzum: Gamification kann Fähigkeiten und Verhaltensweisen fördern, die auch in einem professionellen Arbeitsumfeld für eine verbesserte Zusammenarbeit wesentlich sind. Die Kunst besteht darin, stimmige spielerische Elemente für die Arbeitswelt zu kreieren.
[1] Roman Rackwitz: ManagerSeminare, Heft 308, November 2023, Seite 18 ff
Brigitte Hettenkofer hat ein interessantes Buch geschrieben: Team Resilienz: Das Geheimnis robuster, optimistischer und lösungsorientierter Teams. Sehr empfehlenswert!
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Brigitte Hettenkofer hat einen weiteren Beitrag im t2informatik Blog veröffentlicht:
Brigitte Hettenkofer
Brigitte Hettenkofer (Dipl. Theologin) hilft leidenschaftlich gerne Menschen, ihre innere Kraft und Resilienz zu entfalten. Seit zwanzig Jahren bietet sie mit ihrem Unternehmen NeuroResilienz Beratung, Training und Teamentwicklung an und hilft Menschen und Teams, resilient und psychisch belastbar zu bleiben.
Ihr Fokus liegt darauf, Teams zu inspirieren und zu ermutigen, um gestärkt durch herausfordernde Phasen zu navigieren. Um ihre Vision zu verwirklichen, hat sie das Team-Resilienz-Rad entwickelt, ein Instrument, das Teams hilft, ihr Resilienz-Potenzial zu erkennen und auszubauen: Gemeinsam stärker werden.