Gamification für SEO nutzen
„Spielerisch“ zum Top-Ranking
Um die Relevanz von Gamification für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) zu verdeutlichen, möchte ich zunächst wenig ausholen: Es gab Zeiten, in denen Website-Betreiber nicht viel mehr als möglichst viele Backlinks (Qualität egal) und eine Menge passende Keywords auf ihren Pages vereinen mussten, um bei Google und Co. sicher auf die vordersten Plätze zu gelangen. Suchmaschinenalgorithmen waren vergleichsweise simpel und ziemlich leicht zu manipulieren. Heute sind die Voraussetzungen gänzlich anders.
Moderne Algorithmen wie Googles RankBrain nutzen künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML), um die Intentionen Suchender wirklich zu verstehen und hochwertige, relevante Inhalte zu priorisieren. Dabei spielt die User-Experience (UX) eine immer größere Rolle. Natürlich wissen derweil die meisten Marketer um die Bedeutung der UX für SEO. Gewisse Standards wie eine einfache Navigation, qualitativ hochwertige Inhalte, interne Verlinkungen, die Core Web Vitals, eine ideale mobile Usability und HTTPS-Sicherheit werden von wettbewerbsfähigen Unternehmen souverän umgesetzt.
Um aus der Masse hervorzustechen und somit SEO zu betreiben, die den Unterschied macht, gilt es Besucher allerdings nicht nur passiv, sondern proaktiv zu einer idealen Experience zu verhelfen, die daraufhin von den Suchdiensten besonders positiv bewertet wird. Wichtige Schlüssel für den Erfolg sind:
- Die Motivation zu einer intensiven Verwendung der jeweiligen Angebote und lange Aufenthaltszeiten.
- Die Fokussierung eines hohen Engagements bzw. das Optimieren auf betreffende Metriken und spezifische Interaktionssignale.
Gamifications, also spielähnliche Elemente und Features, mit denen Nutzer in besonderem Maße aktiviert werden, bieten außerordentliche Chancen, entsprechende Anforderungen zu bedienen.
Was sind Gamifications?
Der Begriff „Gamification“ bedeutet so viel wie „Spielifizierung“. Er beschreibt im Kern einen Prozess, bei dem Spielmechaniken und -elemente in Kontexten eingesetzt werden, die eigentlich nicht spielerischer, sondern oft geschäftlicher oder aufgabenbezogener Natur sind. Ziel ist es, das Engagement und die Motivation der Beteiligten, also potenzieller Kunden, Mitarbeiter, Lernender etc. durch Prozesse zu steigern, die an Spiel und letztlich an Freizeit, Spaß oder (sportlichen) Wettbewerb erinnern. Tätigkeiten und Aufgaben können auf diese Weise unterhaltsamer und belohnender gestaltet werden. Entsprechende Strategien und damit verbundene Technologien werden strategisch eingesetzt, um die Interaktion der Nutzer auf Webpräsenzen, aber auch in Schulungen, bei der Nutzung unternehmensinterner Systeme, bei der Teilnahme an Umfragen und in verschiedenen anderen Kontexten effektiv zu fördern.
Richtig eingesetzt, können Gamifications ihre Zielgruppe in besonderem Maße aktivieren und motivieren. Durch den Einsatz von Herausforderungen, Belohnungssystemen (z.B. Punkte, Abzeichen, Ranglisten) und Feedbackschleifen fühlen sich die Nutzer nicht nur unterhalten, sondern auch stärker eingebunden und sind bereit, mehr Zeit und Mühe in eine Aktivität zu investieren. Die Elemente Herausforderung und Belohnung wecken Wettbewerbsgeist und Neugier, was fast automatisch zu einer höheren Interaktionsrate und längeren Nutzung führt. Um dies zu erreichen, müssen Gamifications jedoch genau auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sein und dieser einen echten Mehrwert bieten!
Wie funktioniert Suchmaschinenoptimierung mit Gamification genau?
Spielerische Elemente können auf Firmen-Websites, in Webshops, Blogs, News-Diensten und bei allen möglichen anderen Online-Präsenzen erheblich zur positiven Beeinflussung zentraler UX-Metriken beitragen.
Erhöhte Verweildauer
Gamifications stützen die Verweildauer, indem sie die Besucher oder Nutzer durch interaktive und ansprechende Inhalte fesseln. Belohnungssysteme wie Punkte, Abzeichen und Ranglisten motivieren, länger auf betreffenden Seiten zu bleiben und mehr Inhalte zu konsumieren. Eine längere Verweildauer signalisiert Suchmaschinen eine hohe Relevanz der Inhalte.
Reduzierte Absprungrate
Durch kluge Gamifications können Nutzer dazu animiert werden, sich intensiver mit Webseiten auseinanderzusetzen und nicht sofort abzuspringen. Interaktive Elemente wie Quizze, Umfragen und Herausforderungen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Sie sind interessant und ermutigen dazu, weiter zu navigieren oder verschiedene Page zu besuchen. Eine niedrigere Absprungrate zeigt Suchmaschinen, dass viele Besucher betreffende Seiten als nützlich empfinden.
Erhöhte Interaktion und Engagement-Rate
Gamifications fördern die Benutzerinteraktion durch Aufgaben und Aktivitäten, die zum Mitmachen einladen. Nutzer können Punkte sammeln, Medaillen verdienen oder an Wettbewerben teilnehmen, was zu einer höheren Engagement-Rate führt. Diese Interaktionen und das verstärkte Engagement sind klare Signale, die für eine hohe Benutzerfreundlichkeit und Relevanz sprechen.
Verbesserte Social-Signals
Spielerische Elemente können Nutzer über entsprechende Verbindungen dazu motivieren, ihre Erfolge und Fortschritte in sozialen Medien zu teilen. Das führt zum einen zu einer erhöhten Sichtbarkeit, generiert zum anderen aber auch wertvolle Social-Signals, die sich positiv auf das Ranking auswirken. Social-Signals werden gemeinhin als wichtiger indirekter Ranking-Faktor gesehen, der den Suchmaschinen bei der Bewertung der Popularität und Relevanz einer Website helfen kann.
Verbesserte Nutzerbindung und mehr Traffic
Gamifications begünstigen letztlich auch, dass Nutzer auf betreffende Pages zurückkehren. Das gelingt zum Beispiel durch regelmäßige Herausforderungen, Updates und Belohnungen. Eine höhere Bindung bedeutet, dass Besucher häufiger interagieren, was Suchmaschinen als positives Signal für die Qualität und Relevanz der Inhalte werten. Im Zuge dessen steigt der SEO-wichtige Traffic ebenfalls. Idealerweise bekommen Gamifications eine Art-Fanbase, die dann andere Interessierte „anwirbt“ – zum Beispiel auf Basis der genannten Social-Media-Anbindungen.
Was macht effektive SEO-Gamification aus?
Es gibt einige Schlüsselqualitäten und Merkmale, die zeigen, wie effektiv Gamifications zur SEO beitragen können. Wer spielerische Elemente in seine Webseiten integrieren und damit erfolgreich Rankings pushen möchte, sollte folgende Aspekte unbedingt berücksichtigen:
- Gamifications müssen die spezifischen Interessen, Bedürfnisse, Herausforderungen und/oder Erwartungen der Zielgruppe bedienen. Je genauer sie auf die Nutzer zugeschnitten sind, desto größer ist die Chance, dass sie verstärkt genutzt werden. Passen sie hingegen nicht, können sie im schlimmsten Fall sogar die Absprungrate erhöhen.
- Ähnliches gilt für den Mehrwert. Gamifications sollten nie nur mit Blick auf das Spiel an sich implementiert werden. Um die User-Experience-Metriken positiv zu beeinflussen, müssen sie ihren Nutzern wirklich etwas bieten – immer genau bezogen auf die Interessen, Bedürfnisse, Herausforderungen und/oder Erwartungen der jeweiligen Zielgruppe. Sie können z.B. nützliche Informationen liefern, praktische Fertigkeiten vermitteln oder exklusive Belohnungen anbieten.
- Durch Belohnungen, Herausforderungen und Anerkennung fördern Gamifications kontinuierliche Aktivität, Engagement und Traffic. Unerreichbare oder unfaire Missionen und Belohnungen führen hingegen zu Frustration und Abwanderung. Dies gilt es zugunsten einer niedrigen Absprungrate unbedingt zu vermeiden.
- Die Spielmechanik sollte leicht verständlich und sofort zugänglich sein, um eine reibungslose Nutzererfahrung und letztlich eine hohe Nutzung zu gewährleisten. Eine intuitive Navigation und klare Anweisungen verbessern die Nutzererfahrung.
- Kreative und abwechslungsreiche Aufgaben sowie Storytelling-Elemente halten das Interesse der Nutzer aufrecht. Dabei ist es wichtig, die Zielgruppe auch langfristig zu überzeugen. Das Problem vieler Gamifications ist, dass sich die Attraktionen relativ schnell abnutzen. Für einen nachhaltigen SEO-Erfolg sollten daher regelmäßig Updates oder neue Ideen eingebracht werden.
- Regelmäßiges und konstruktives Feedback für beide Seiten hält sowohl Nutzer als auch SEOs auf dem Laufenden und ermöglicht eine zielgerichtete Weiterentwicklung der Gamification für noch mehr Engagement. Im Idealfall können die Nutzer ihre Bewertungen und Fortschritte auch in sozialen Netzwerken teilen. Neben Social Signals ergeben sich dadurch weitreichende Werbemöglichkeiten und Chancen zur Steigerung des für SEO wichtigen Traffics.
Gamification und Suchmaschinenoptimierung in der Praxis
Bis hierher haben wir geklärt, was Gamifications sind, wie sie in der Suchmaschinenoptimierung funktionieren und auf welche Qualitätsmerkmale geachtet werden sollte. Doch wie können sie in der Praxis sinnvoll eingesetzt werden? Dies soll im Folgenden anhand einiger konkreter Beispiele gezeigt werden.
- Eine Bildungsplattform könnte themenbezogene Quizzes nutzen, um die Nutzer spielerisch ihr Wissen testen zu lassen und gleichzeitig wertvolle Informationen zu bestimmten Themen zu vermitteln. Entsprechende Frage-Antwort-Spiele, die über verschiedene Seiten der Website verteilt sind, erhöhen die Verweildauer und fördern die Nutzung vieler Inhalte.
- Für eine E-Commerce-Website kann es sinnvoll sein, ein Punktesystem zu implementieren, das Nutzer für verschiedene Aktionen wie das Verfassen von Produktbewertungen, das Kommentieren von Blogeinträgen oder das Teilen von Inhalten belohnt. Abzeichen für das Erreichen bestimmter Meilensteine wie „10 Bewertungen“ schaffen zusätzliche Anreize und motivieren die Nutzer, aktiv zu bleiben.
- Für den Betreiber einer Fitness-App ergeben sich durch regelmäßige Wettbewerbe oder Challenges erhebliche SEO-Chancen. Die Nutzerinnen und Nutzer werden motiviert, sich in verschiedenen Aufgaben zu messen, die je nach Zielgruppe einfach oder komplex sind und den Gewinnern kleine oder größere Preise bieten. Denkbar sind wöchentliche Challenges wie „10.000 Schritte pro Tag“ oder „500 Kalorien in einer Woche verbrennen“. Mit entsprechenden Medaillen und Ranglisten als zusätzliche Motivation bleiben Traffic und Engagement langfristig hoch.
- E-Learning-Plattformen können Lernmodule entwickeln, die die Nutzer Schritt für Schritt durch die Inhalte führen und nach jedem Meilenstein eine Bewertung oder Belohnung anbieten. Dies fördert das kontinuierliche Lernen und sorgt dafür, dass die Besucher regelmäßig wiederkommen, was zu einer längeren Verweildauer und mehr Traffic führt.
- Die Einführung spezieller Sammelobjekte wäre z.B. für eine touristische Website einer Großstadt denkbar. Eine Möglichkeit besteht darin, entsprechende Elemente auf verschiedenen Seiten zu verstecken, die dann von den Nutzern gefunden werden müssen. Im Zuge dessen könnte beispielsweise eine virtuelle Schnitzeljagd organisiert werden, bei der die Nutzer verschiedene Sehenswürdigkeiten „besuchen“ und Sammelobjekte entdecken können, um weitere Informationen oder Gutscheine für Besichtigungen zu erhalten.
- Foren können Ranglisten anzeigen, um Nutzer für ihre Aktivitäten zu belohnen und den Wettbewerb zu fördern. Transparente Darstellungen von Top-Performern motivieren andere Nutzer, sich ebenfalls stärker einzubringen oder mehr Engagement zu zeigen. Eine Plattform für Kreative könnte beispielsweise eine Rangliste der am meisten gesehenen, geteilten oder kommentierten Inhalte führen.
- Für Streaming-Dienste besteht die Möglichkeit, durch Gamification-Elemente personalisierte Erlebnisse und damit viele Interaktionen und regelmäßigen Traffic zu erreichen. Denkbar wären zum Beispiel auf Vorlieben basierende Challenges wie „Schaue drei Filme dieses Genres“ oder „Bewerte fünf Serien aus deiner Watchlist“, die mit Rabatten für bestimmte Bezahlinhalte belohnt werden.
Sicherlich fallen Ihnen leicht auch einige Beispiele ein, wie Sie die Inhalte auf Ihrer Website spielerisch „anreichern“ können.
Fazit
Gamifications können massiv dazu beitragen, die User Experience auf Webpräsenzen zu verbessern. Durch die spielerischen, herausfordernden und oft wettbewerbsähnlichen Elemente werden Engagement, Interaktionen und andere UX-Signale bzw. Metriken deutlich gepusht, was die betreffenden Seiten bei Suchmaschinen in ein positives Licht rückt. Es muss jedoch klar gesagt werden, dass Gamification allein nicht ausreicht, um gute Rankings zu erzielen. Gerade in hart umkämpften Märkten können sie ein entscheidender Faktor sein, um bei Google und Co. die Nase vorn zu haben. Allerdings muss auch die restliche (UX-)SEO-Peripherie stimmen. Gamifications sollten als Sahnehäubchen und nicht als Allheilmittel gesehen werden. Wenn beispielsweise die Keywords ungünstig eingebunden sind, die Ladezeiten lang, die Backlinks schwach und die mobile Optimierung unzureichend ist, helfen auch die besten Gamifications wenig.
Hinweise:
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Philipp Nessmann hat weitere Beiträge im t2informatik Blog veröffentlicht:
Philipp Nessmann
Philipp Nessmann hat sich in seiner über 17 Jahre andauernden Laufbahn als Webdesigner auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) spezialisiert. Seine Stärke in der digitalen Welt liegt in einer pragmatischen und technisch versierten Herangehensweise, wobei er ein besonderes Augenmerk darauflegt, Websites so zu optimieren, dass sie nicht nur bei Suchmaschinen gut abschneiden, sondern auch zum Erfolg und Umsatzsteigerung von Unternehmen beitragen. Er besitzt das Talent, SEO-Strategien auf die spezifischen Anforderungen und Ziele eines Unternehmens zuzuschneiden und erfolgreich zu implementieren.