Das neue Miteinander gestalten

Gastbeitrag von | 08.09.2022

Jetzt ist die Zeit, ein Miteinander zu gestalten, das mit Veränderungen umgehen kann

In den meisten Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, stellt sich vermehrt die Frage: wie und vor allem wo wollen wir jetzt und zukünftig zusammen arbeiten? Unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche prallen aufeinander, offensichtlich gibt es keine einfachen Wahrheiten. Zeit für einen Blick auf verschiedene Perspektiven, Zeit für ein neues Miteinander.

Back to Campus – Wollen wir das und welche Fragen zieht das nach sich?

Viele, die in den vergangenen zwei Jahren mit ihren Teams häufiger als zuvor virtuell gearbeitet haben, konnten die Vor- und Nachteile dieser Arbeitsform für sich ausloten. Manche lieben es, in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, andere sind froh, wenn sie endlich wieder zurück ins “richtige” Büro können. Nicht zu vergessen die veränderte Lebenswelt: Haustiere wurden angeschafft, manche haben die Gelegenheit genutzt, um an einen anderen Ort zu ziehen und die Zeit, die man sonst im Berufsverkehr stand, sinnvoll zu nutzen.

Für diejenigen, die im Human Resources Bereich arbeiten, sind neue Herausforderungen entstanden: wie erhalten wir eine Team- und Unternehmenskultur, wenn alle verteilt sind?

Führungskräfte müssen es bewerkstelligen, in Kontakt mit ihrem Team zu bleiben und den Zusammenhalt der Mitglieder zu gestalten. Dazu gehört auch: gemeinsam produktiv zu sein und Ziele zu erreichen.

Im ganz operativen Sinne stellen sich praktische Fragen wie:

  • Wie viele Schreibtische braucht es noch im Büro?
  • Wie viele Personen werden täglich in der Kantine oder in der Cafeteria versorgt?
  • Wie viele Parkplätze werden benötigt?
  • Braucht es überhaupt noch Konferenzräume?
  • Wie wichtig ist ein interner Vor-Ort-Support?

Die Liste ist lang und lässt sich leicht verlängern.

Das #newnormal in der Arbeitswelt

Unter dem Schlagwort #newnormal wird auf LinkedIn und andernorts schon lange darüber diskutiert: die (Arbeits-)Welt hat sich verändert, Unternehmen müssen sich anpassen.

Das Schöne an solchen Schlagworten ist, dass sie zum Dialog einladen. Leider vermitteln sie auch den Eindruck, dass es eine One-Size-fits-all Lösung, ein Patentrezept dafür gibt, wie dieses neue Normal aussieht. Wir glauben: das gibt es nicht, so wie bei allen anderen Veränderungen, die sonst vielleicht Transformation, New Work oder Restrukturierung heißen. Bei all diesen Veränderungen gilt: es ist komplex.

Das Miteinander zu gestalten, sollte heißen, die verschiedenen Perspektiven zu berücksichtigen und einzuladen. Alle diese Perspektiven sind gleichzeitig wahr und es gibt kein richtig und falsch. Menschen haben verschiedene Bedürfnisse und Meinungen und die gilt es zu berücksichtigen. Denn sie zu ignorieren und zum Beispiel mit festen Regeln zu überstimmen, führt zwangsläufig zu Frustration. Mal ganz abgesehen davon, dass die Pandemie uns gezeigt hat, wie flexibel Organisationen und Individuen tatsächlich sind. Schon morgen, nächste Woche, oder Ende des Jahres kann die Welt wieder anders aussehen und wir können die Gelegenheit jetzt nutzen, um ein Miteinander zu gestalten, das mit Veränderungen umgehen kann.

Alle einladen, das Miteinander zu gestalten

Wir arbeiten mit Organisationen, die Wert darauf legen, auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten. Ihnen geht es nicht darum, bereits festgelegte Regeln alibimäßig zu diskutieren, sondern in einem wertschätzenden Rahmen ehrlich und direkt miteinander zu definieren, wie das Miteinander vor Ort aussehen kann.

Für Teams heißt das: Wie arbeiten wir miteinander an Projekten und im Alltag?

Für HR und Personalabteilungen: Wie schaffen wir ein Miteinander über die einzelnen Teams hinaus?

Für die Geschäftsführung: Wie zeigen sich unsere Unternehmensstrategie, Unternehmenskultur, Markenwerte und langfristige, strategische Initiativen in unserer Zusammenarbeit? Was braucht es, um diese zu unterstützen?

Und für einzelne Mitarbeiter:innen: Was brauche ich in meinem Arbeitsalltag, und was will ich geben?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sollten alle Beteiligten eingeladen sein, mitzudiskutieren – egal ob virtuell oder, falls es die Räumlichkeiten erlauben, vor Ort. Wir nutzen gerne folgenden Dreiklang, um die verschiedenen Facetten des Miteinanders zu berücksichtigen:

Ausgangspunkt: Klarheit und Verständnis schaffen

Bevor es an die Lösung geht, ist es wichtig, erst einmal Klarheit zu schaffen: Was brauche ich – was brauchen wir?

Sich selbst über die eigenen Bedürfnisse an das Miteinander der Zusammenarbeit klar zu werden und die Perspektive der anderen zu hören, ist ein meist unterschätzter Schritt. Vielen Teilnehmenden wird erst in diesem Schritt klar, dass es auch andere Sichtweisen und Einschätzungen gibt. Diese Erkenntnis und das Verständnis der anderen Perspektive ist wichtig für die folgenden Schritte.

Das neue Miteinander gestalten

Gemeinsam Ideen entwickeln

Aufbauend auf dem, was gerade geteilt wurde: Welche Ideen haben wir, um das Miteinander zu gestalten und die verschiedenen Perspektiven zu berücksichtigen?

Wir nutzen für diesen Schritt z.B. ein 1-2-4-All als Methode, also lassen die Teilnehmenden 1 Minute selbst nachdenken und sich Notizen machen, bitten sie sich dann für zwei Minuten zu zweit und danach in Vierergruppen für vier Minuten auszutauschen. Nach nur 15 Minuten entsteht dabei eine Fülle von Ideen, die dann weiterverfolgt werden können.

Eine andere Struktur, die wir gerade in physischen Workshops lieben: 25/10 Crowd Sourcing. In kürzester Zeit entstehen von allen kühne Ideen, die dann von der gesamten Gruppe priorisiert werden – und das mit einer großen Portion Leichtigkeit.

Nächste Schritte definieren

Damit die Ideen direkt in die Umsetzung kommen, braucht es noch nächste Schritte. Freiwilligkeit ist dabei der Schlüssel.

Wir bitten die Teilnehmenden, sich die Idee zu schnappen, an der sie Lust haben, weiter zu arbeiten und in kleinen Gruppen zu besprechen, was zu tun ist. Ganz klassisch: Wer macht was bis wann? Dabei hilft das Denkmodell der 15 % Solutions, bei dem man sich auf das konzentriert, was sofort umsetzbar ist: “Was können wir jetzt ganz konkret tun ohne Genehmigungen, weiteres Budget oder weitere Unterstützung?” Dieser Kniff setzt Momentum frei, um Ideen in die Umsetzung zu bringen.

Das neue Miteinander gestalten

Für zukünftige Veränderungen gerüstet

Alle Mitarbeitenden bei wichtigen Fragen einzubinden, ist für ein Unternehmen unendlich wertvoll. Es sorgt dafür, dass die kollektive Intelligenz der Gruppe auf der Suche nach Lösungen genutzt wird. Gleichzeitig werden individuelle Herausforderungen und Bedürfnisse berücksichtigt. Mitarbeitende werden wertgeschätzt, weil ihre Bedürfnisse gehört werden, und ganz nebenbei fördert der Austausch Verständnis untereinander und baut Vertrauen auf. All das hilft Unternehmen und Mitarbeitenden dabei, auch auf zukünftige Veränderungen flexibel reagieren zu können.

Das neue Miteinander gestalten

Damit zu starten ist nicht schwer. Wichtig ist vor allem, anzufangen und gemeinsam Schritt für Schritt zu gehen. Wir sind davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie wir Zusammenarbeit in Workshops, Meetings, Sitzungen und Besprechungen gestalten, ganz wesentlich dazu beiträgt, ein Miteinander auf Augenhöhe zu schaffen. Ein erster Impuls, und danach Kontinuität und Transparenz sind Zutaten, die wir als wichtiger einschätzen, als großangelegte Motivationsprogramme oder Incentives. Vor allem sind sie nachhaltiger und ehrlicher gegenüber den Mitarbeitenden.

 

Hinweise:

Mit dem sogenannten 3-Wünsche-Checkout gibt es ein Hilfsmittel, das auf einfache Art und Weise dazu beiträgt, das Miteinander zu verbessern.

Anja Kässner und Birgit Nieschalk von Leicht- und Tiefsinn unterstützen Unternehmen mit Trainings zu Methodenkompetenz mit Liberating Structures, Moderationstrainings, Sparring zur Veränderung der Meeting- und Arbeitskultur, Coaching von “Changemakern” und natürlich Moderationen von strategischen Meetings bis hin zur Jahreshauptversammlung, an denen alle beteiligt sind.

Jeden Monat veranstalten Anja und Birgit kostenfreie Sessions, in denen Interessierte Liberating Structures aus der Teilnehmenden-Perspektive kennenlernen. Darüber hinaus bieten die beiden auch verschiedene Workshops zu Liberating Structures an. Ein Blick lohnt sich bestimmt.

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Anja Kässner
Anja Kässner

Anja Kässner ist Moderatorin und Workshopleiterin. Sie hilft Teams dabei, mit den richtigen Methoden Zusammenarbeit sinnvoll zu gestalten, virtuell genauso wie in Präsenz:

  • leicht und inhaltlich tiefgehend
  • fokussiert und strategisch konsequent
  • für das Team und jeden Einzelnen einbeziehend
  • Kurz: Workshops für eine bessere Welt!

Anja zählt zu den erfahrensten Liberating Structures Anwenderinnen in Deutschland. Sie ist Co-Organisatorin der Kölner Liberating Structures User Group, Mitgründerin der deutschsprachigen, virtuellen User Group sowie der Liberating Structures User Group in Ghana. 

Birgit Nieschalk
Birgit Nieschalk

Birgit Nieschalk begleitet Teams bei strategischen Projekten und moderiert Innovationsprozesse. Ihre Workshops für #EchteZusammenarbeit helfen Unternehmen dabei, neue agile Kollaborationsmethoden in den Arbeitsalltag zu integrieren, um gemeinsam komplexe Probleme zu lösen. Dabei gilt sie als Vorreiterin für Workshops zum Thema Kollaboration im virtuellen Raum.

Ihre Erfahrung schöpft Birgit aus 19 Jahren Teamführung in Handels- und Technologieunternehmen, wo sie für Innovations-, Projekt- und Kooperationsmanagement verantwortlich war. Sie ist erfahrene Anwenderin und Pionierin für das Thema Liberating Structures in Deutschland. Als Mitbegründerin und Co-Organisatorin der Liberating Structures User Groups in Köln und NRW hat sie auch bereits andere LS Anwendergruppen bei der Gründung unterstützt.