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Vier-Augen-Prinzip

Wissen kompakt: Das Vier-Augen-Prinzip ist ein Instrument der Qualitätskontrolle, bei dem zwei Personen eine Tätigkeit, ein Ereignis, ein Ergebnis oder eine Entscheidung bestätigen oder freigeben.

Vier-Augen-Prinzip – ein Instrument der Qualitätskontrolle

“Vier Augen sehen mehr als zwei Augen” ist eine bekannte Redewendung, die das Vier-Augen-Prinzip beschreibt. Es besagt, dass zwei Personen eine Tätigkeit, ein Ereignis, ein Ergebnis oder eine Entscheidung bestätigen oder freigeben müssen.¹ Diese beiden Person fungieren als Kontrollinstanz und üblicherweise übernehmen sie gemeinsam die Verantwortung für die Bestätigung bzw. Freigabe. Somit handelt es sich bei dem Vier-Augen-Prinzip um ein Instrument der Qualitätskontrolle mit dem Ziel, Qualität sicherzustellen, Fehler zu minimieren oder Missbrauch zu unterbinden.

Anzutreffen ist das Vier-Augen-Prinzip nahezu in allen Bereichen und bei allen Disziplinen eines Unternehmens³:

  • Im Einkauf erfordern Beauftragungen ab einem definierten Volumen die Freigabe von mehr als einer Person.
  • Bei Vergabeverfahren sorgt das Prinzip dafür, dass Unternehmen möglichst gleich behandelt werden und bspw. Korruption erschwert wird.
  • Im Vertrieb erfordert die Gewährung von Nachlässen ab einem definierten Prozentsatz die Bestätigung durch einen Vorgesetzten.
  • In der Buchhaltung sind Zahlungen ab einem definierten Betrag von zwei Mitarbeitern freizugeben. Das Stichwort dazu lautet Rechnungsprüfung.
  • In der Softwareentwicklung kommt das Prinzip bspw. beim Pair Programming zum Einsatz, bei dem zwei Programmierer gemeinsam an einem Computer eine Aufgabe lösen.²
  • Im Wareneingang stellt das Prinzip sicher, dass der tatsächliche Lieferumfang mit den Artikeln und Mengen des Lieferscheins übereinstimmt.
  • In der Produktion sorgt es dafür, dass Arbeitsergebnisse mit einer definierten Qualität erzeugt werden, bevor sie an anderer Stelle im Workflow weiterverarbeitet werden.
  • Und im Marketing sorgt das Prinzip dafür, dass nur Texte veröffentlicht werden, wenn sie zuvor Korrektur gelesen wurden.

Die Hierarchie beim Vier-Augen-Prinzip

In den meisten Organisationen übernehmen Mitarbeiter definierte Funktionen. Ein Softwareentwickler programmiert, ein Marketing-Mitarbeiter promotet die Dienstleistung und ein Vertriebler verkauft sie. Innerhalb dieser Funktionsbereiche (in diesem Beispiel Softwareentwicklung, Marketing und Vertrieb) gibt es üblicherweise Hierarchien: einen Entwicklungsleiter, einen Head of Marketing und einen Vertriebsleiter. Das Vier-Augen-Prinzip – im Englischen als four-eyes principle, dual control principle oder two man rule bekannt – kann nun auf zwei Arten zur Anwendung kommen:

  • Auf derselben Hierarchieebene, bspw. im Zuge eines Peer Reviews oder eines Code Reviews oder einfach, wenn sich ein Kollege die Arbeit eines anderen anschaut, um so die Qualität zu sichern bzw. ggf. zu steigern.
  • Über Hierarchieebenen hinweg, bspw. wenn die Vertriebsleiterin einen besonders niedrigen Angebotspreis des Vertriebsmitarbeiters freigibt oder der Geschäftsführer einem Investitionsvorschlag der Finanzleiterin zustimmt.

Auf derselben Hierarchiestufe ist das Vier-Augen-Prinzip ein einfaches, schnelles und kollegiales Hilfsmittel der Zusammenarbeit. Über Hierarchieebenen hinweg, ist es ein Instrument zum Treffen von Entscheidungen und ggf. zur Minimierung von Interessenskonflikten.

Die Dokumentation von Freigaben und Bestätigungen

Schön, wenn Organisationen Regeln für Szenarien definieren, in denen das Vier-Augen-Prinzip zum Einsatz kommen soll. Noch schöner, wenn dies dann entsprechend im Organisationsalltag gelebt und ggf. auch dokumentiert wird. Neben der klassischen Unterschrift auf einem Dokument bieten Tools schon seit vielen Jahren Mechanismen an, mit denen Freigaben und Bestätigungen digital dokumentiert und bei Bedarf auch nachgewiesen werden können.

Häufig müssen sich die Beteiligten innerhalb eines Systems mit Login, Passwort und manchmal auch einer Zwei-Faktor-Authentifizierung identifizieren, um anschließend per Knopfdruck einzelne Dokumente, Anweisungen oder Zahlungen freizugeben bzw. Entscheidungen zu bestätigen.

Die Systeme versehen die betroffenen Objekte in der entsprechenden Version mit einem Zeitstempel und der Information, von wem die Freigabe bzw. Bestätigung erteilt wurde. Gleichzeitig sorgen die Systeme durch ein zuvor hinterlegtes Regelset dafür, dass entsprechende Aktionen im Workflow nur von den Personen durchgeführt werden können, die mit entsprechenden Rechten ausgestattet sind.

Vier-Augen-Prinzip - ein Instrument der Qualitätskontrolle

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Impuls zum Diskutieren:

Widerspricht das Vier-Augen-Prinzip dem in der agilen Welt vorherrschenden Ideal der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung? Oder ist dies kein Widerspruch, da die erstellende Person ein Paar der zwei Augenpaare stellt?

Hinweise:

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[1] In manchen Publikationen ist zu lesen, dass auch mehr als zwei Personen involviert werden können. Die Meinungen variieren, ob dies noch unter Vier-Augen- oder dann bspw. unter Sechs-Augen-Prinzip subsumiert werden sollte. Alternativ wird auch vom Mehr-Augen-Prinzip gesprochen.
[2] Mob Programming wäre dementsprechend ein Mehr-Augen-Prinzip.
[3] Das Prinzip gilt glücklicherweise auch in anderen Bereichen wie bspw. dem Militär. Der Einsatz von Atomwaffen erfordert die Bestätigung von zwei Personen, wobei es sich in einem solchen Szenario eher um einen Sicherungsmechanismus als um eine Qualitätskontrolle handelt.

Hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt:

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