Round-Robin-Brainstorming
Round-Robin-Brainstorming – Ideenfindung mit Reihenfolge
Brainstorming ist eine Kreativitätstechnik, bei der eine Gruppe von Personen gemeinsam versucht, eine Aufgabe durch die Sammlung und Weiterentwicklung von Ideen zu lösen. Obwohl die Technik in zahlreichen Organisationen zum Einsatz kommt, gibt es in der Praxis immer wieder zwei Probleme bei der korrekten Durchführung:
- Extrovertierte Mitarbeitende bringen sich häufiger und in manchen Fällen auch lauter als introvertierte Mitarbeitende ein.
- Und Vorgesetzte finden mit ihren Ideen mehr Gehör.
In solchen Situationen eignet sich eine Variante der klassischen Ideenfindung auf Zuruf: das Round-Robin-Brainstorming.
Das Round-Robin-Brainstorming ist ein Format, bei dem alle Teilnehmenden in einer festzulegenden Reihenfolge – bspw. die Reihung, in der die Mitwirkenden um einen Tisch oder in einem Raum verteilt sitzen – ihre Meinungen, Ideen oder Ansätze vortragen. Erst trägt A vor, dann B, dann C usw. bis wieder A vorträgt, dann B etc.
Als Begriff hat Round Robin verschiedene Bedeutungen.¹ Ursprünglich bezeichnete ein “ruban rond” bzw. “Runder Robin” eine Petition (eine Bitt- oder Beschwerdeschrift), die von den Verfassern und Unterstützern im Kreis unterschrieben wurde, damit alle Stimmen gleichwertig erschienen und keinerlei Reihenfolge der Unterzeichner ausgemacht werden konnte.²
Im Kontext des Brainstormings bezeichnet Round Robin das Rotationsprinzip, wonach alle Teilnehmenden zu Wort kommen.
Round-Robin-Brainstorming Ablauf
Der grundsätzliche Ablauf eines Round-Robin-Brainstormings entspricht dem Vorgehen zahlreicher anderer Varianten:
- Zu Beginn steht wie immer eine Frage oder ein Problem im Raum. Für diese Frage bzw. das Problem gilt es Ideen zu finden.
- Kritik an Ideen und Gedanken ist allen Teilnehmenden, dem Moderator oder dem Protokollanten) untersagt.
- Jegliche Idee – so unwahrscheinlich sie auch klingen mag – ist eine gute Idee.
- Es gibt kein Copyright auf Ideen, d.h. geäußerte Ideen dürfen von allen Teilnehmern weiterentwickelt werden.
- Die Verwendung von definierten Zeitfenstern als Timebox ist sinnvoll.
Welche Timebox die richtige ist, hängt von der Erfahrung der Teilnehmenden bei der Durchführung des Round-Robin-Brainstormings, den fachlichen Kenntnissen im Kontext der Frage oder des Problems und von der konkreten Durchführung des Formats ab.
Zwei Varianten sind denkbar:
- Variante 1: Eine initiale Timebox von zwei oder drei Minuten wird vereinbart. Alle Teilnehmenden notieren sich eine erste Idee und kommunizieren diese auf Nachfrage des Moderators. Es folgt eine weitere Runde mit einem ähnlichen Zeitfenster und der erneuten Abfrage der identifizierten Ideen durch den Moderator in der identischen Reihenfolge wie in der Runde zuvor. Dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis eine “angemessene” Menge an Ideen zusammengekommen ist.
- Variante 2: Es wird eine längere Timebox – 10 Minuten bspw. – vereinbart und alle Teilnehmenden notieren ihre Ideen. Auch hier erfolgt die Abfrage in der Reihe A, B, C usw. und dann wieder von vorne.
Bei beiden Varianten sollten eine Diskussion und Weiterentwicklung der Ideen und im Anschluss eine gemeinsame Ideenbewertung stattfinden. Beide Varianten lassen sich übrigens mit einem Brain-Netting oder einem Starbursting kombinieren.
Vorteile und Nachteile beim Round-Robin-Brainstorming
Es gibt einige offensichtliche Vorteile beim Round-Robin-Brainstorming:
- Die Ideenfindung erfolgt in Ruhe, organisiert und strukturiert.
- Alle Teilnehmenden kommen zu Wort, unabhängig von Hierarchie, Ansehen oder Kommunikationsvorlieben.
- Die Kommunikation der Ideen fördert weitere Ideen.
Den Vorteilen stehen ggf. einige Nachteile gegenüber:
- Auch wenn die Ideenfindung strukturiert erfolgt, die Diskussion und die Bewertung der Ideen basiert auf denselben Prinzipien wie ein klassisches Brainstorming: Extrovertierte Mitarbeitende und/oder Vorgesetzte können leicht Einfluss auf die nächsten Schritte nehmen. Hier ist natürlich – wie auch bei anderen Brainstorming-Formaten – der Moderator besonders gefordert.
- Eine Brainstorming-Regel besagt, dass sich Teilnehmende einbringen können, aber nicht müssen. Bei dieser Variante müssen sich aber alle einbringen. Während es evtl. bei einem klassischen Format nicht so schwer ins Gewicht fällt, wenn einzelne Teilnehmende weniger mitwirken, so fällt es bei diesem Format direkt auf; immer dann, wenn die aufgeforderte Person keine neue Idee beisteuert. Dies verstärkt möglicherweise die Ablehnung des Formats.
Die Meinungen variieren, ob es sich bei Round Robin überhaupt um ein Brainstorming handelt, denn ein “using the brain to storm a problem” (so umschrieb Alex Osborn als Erfinder von Brainstorming die Kreativitätstechnik) findet eigentlich nicht statt. Probleme werden nicht im Sturm und auch nicht mit einer geballten Ladung an gemeinsamer Energie gelöst. Die Ideen- und Lösungsfindung erfolgt als definierte Sequenz, die Probleme werden eher abgearbeitet als kreativ gemeistert. In diesem Sinne wäre es aber immerhin eine Methode der Ideenfindung.
Impuls zum Diskutieren:
Ist ein Round-Robin-Brainstorming etwas anderes als ein Brainwriting?
Hinweise:
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[1] Neben der Verwendung im Zuge von Petitionen wird der Begriff auch in der IT als Verfahren der Prozessor- oder Lastverteilung und im Sport als Turnierformat genutzt, bei dem bspw. innerhalb einer Gruppe jede Mannschaft gegen jede andere spielt.
[2] Runder Robin – ein Blick in die Geschichte. Interessanterweise gibt es Aussagen, die “round roben” bereits vor dem 17. Jahrhundert in Frankreich datieren: What’s the origin of the phrase Round Robin?
In manchen Organisationen empfiehlt es sich, das Round-Robin-Brainstorming anonym zu gestalten. Dazu werden nach jeder Runde die Ideen gesammelt, gemischt und neu verteilt, so dass eine Urheberschaft idealerweise nicht mehr nachzuvollziehen ist.
Hier finden Sie den Brainstorming Guide als kostenlosen Download.
Hier finden Sie ergänzende Informationen aus dem t2informatik Blog: