Vibe Coding
Vibe Coding – Intuition im Flow und mit KI
Der Begriff Vibe Coding wird in der Softwareentwicklung auf zwei Arten verwendet. Ursprünglich beschreibt er einen flowähnlichen Programmierstil: Code entsteht spontan, getragen von Intuition, Kreativität und dem Gefühl für den richtigen nächsten Schritt. Technische Perfektion tritt in den Hintergrund, im Vordergrund steht das Erleben des Codens. [1]
Inzwischen wird Vibe Coding verstärkt im Zusammenhang mit KI diskutiert, insbesondere mit Large Language Models. Hier geht es nicht mehr um den manuellen Flow, sondern um ein promptbasiertes Arbeiten. Entwickler skizzieren grob eine Idee und die Maschine generiert den Code.
So vereint Vibe Coding heute zwei Facetten: das intuitive Coden im Flow und das kreative Zusammenspiel mit KI.
Zwischen Intuition und Produktivität
Vibe Coding bewegt sich im Spannungsfeld zwischen freiem, intuitivem Arbeiten und dem Anspruch, funktionierenden, wartbaren Code zu schreiben. Statt strukturierter Planung stehen hier Kreativität, Spontaneität und ein Gefühl für den nächsten Schritt im Vordergrund. Diese Art zu arbeiten kann inspirierend wirken, Blockaden lösen oder in frühen Projektphasen zu schnellen Prototypen führen.
Allerdings ist Vibe Coding nicht zwangsläufig produktiv im klassischen Sinne. Ohne klare Zielsetzung oder methodisches Vorgehen besteht das Risiko, sich zu verzetteln oder schwer nachvollziehbaren Code zu erzeugen. Was im Flow stimmig wirkt, kann sich später als schwer wartbar oder nicht skalierbar erweisen.
Chancen und Herausforderungen
Vibe Coding eröffnet Räume für kreative Lösungsfindung, experimentelles Denken und den Ausdruck individueller Programmierstile. Besonders in informellen Projekten, in frühen Prototyping-Phasen oder bei der Erkundung neuer Technologien kann dieser intuitive Zugang helfen, Ideen schnell greifbar zu machen, ohne den Druck sofort sauberen Code zu liefern. Auch die emotionale Verbindung zur Arbeit kann gestärkt werden, was wiederum Motivation und Engagement fördert.
Gleichzeitig birgt Vibe Coding Risiken. Ohne Struktur und Zielsetzung drohen technische Schulden, inkonsistente Codebasen und mangelnde Dokumentation. Im Teamkontext erschwert es die Zusammenarbeit, wenn Entscheidungen spontan getroffen werden und der Code für andere schwer nachvollziehbar ist.
Do’s und Don’ts
Do’s
- Intuition als kreative Ressource nutzen
- In frühen Projektphasen gezielt einsetzen
- Flow-Zustand nutzen, um Blockaden zu lösen
- Ergebnisse später refaktorisieren und dokumentieren
- Vibe Coding bewusst von methodischem Arbeiten trennen
Don’ts
- Flow mit planloser Arbeit verwechseln
- In produktiven Systemen unreflektiert anwenden
- Fehlende Struktur durch Gefühl ersetzen
- Spontanen Code dauerhaft unangetastet lassen
- Alles unter Vibe rechtfertigen
Die Kunst liegt also in der Balance. Vibe Coding kann wertvoll sein, wenn es reflektiert eingesetzt und durch strukturierte Phasen ergänzt wird.
Vibe Coding mit KI
Besonders spannend ist die neue Dimension von Vibe Coding im Zusammenspiel mit KI. Andrej Karpathy, ehemaliger Tesla-KI-Chef, beschrieb diesen Programmierstil einmal so: Man skizziert nur noch grob die Idee und das Modell erledigt den Rest. [2]
Doch was auf den ersten Blick effizient wirkt, wirft in der Praxis Fragen auf:
- Verstehen Entwickler den generierten Code wirklich, gerade in sicherheitskritischen Anwendungen?
- Wie steht es um Architektur, Wiederverwendbarkeit und Wartbarkeit?
- Führt die Abhängigkeit von KI zu einem Kompetenzverlust?
- Wie transparent ist die Herkunft des Codes in Hinblick auf Lizenzen oder Sicherheit?
Vibe Coding mit KI ist also kein Allheilmittel. Es bietet Chancen zur Effizienzsteigerung, kann aber auch zu einer Entfremdung von Code und Entwickler führen. Verantwortungsvolle Nutzung erfordert technisches Verständnis, kritische Reflexion und klare Qualitätsstandards. Es braucht deutlich mehr als ein gutes Gefühl.
Impuls zum Diskutieren
Hat Vibe Coding im professionellen Umfeld Platz – oder ist es ein Risiko, das man sich nur im kreativen Hobbyprojekt leisten kann?
Hinweise:
Die Inhalte auf dieser Seite dürfen Sie gerne teilen oder verlinken. Und falls Sie sich für Tipps aus der Praxis interessieren, dann testen Sie unseren beliebten Newsletter mit neuen Beiträgen, Downloads, Empfehlungen und aktuellem Wissen. Vielleicht wird er auch Ihr Lieblings-Newsletter!
[1] Der Ausdruck Vibe bezeichnet den Charakter, das Gefühl oder die Stimmung eines Ortes, einer Situation oder einer Person.
[2] Andrej Karpathy: There’s a new kind of coding
Hier finden Sie eine interessante Diskussion auf YouTube: Ist Vibe Coding die Zukunft der Softwareentwicklung oder einfach nur eine unterhaltsame Art zu experimentieren?
Hier finden Sie einen Beitrag über die Entwicklung einer iOS-App mit generativer KI.
Hier finden Sie einen Beitrag über das Pro und Kontra von Softwareentwicklung mit ChatGPT.
Hier finden Sie eine Podcast-Folge über Vibe Coding und agiles Arbeiten.
Wir suchen Softwareentwickler und Softwareentwicklerinnen. Haben Sie Lust, unser Team zu verstärken? Ob Sie als Berufseinsteiger die ersten Schritte machen, bereits einige Jahre Erfahrung mitbringen oder als Expertin tief im Code stecken – bei uns finden Sie genau die Herausforderung, die zu Ihnen passt!
Und hier finden Sie weitere Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: