Wissen kompakt: Eine Risikomatrix visualisiert eine Menge von Risiken in Abhängigkeit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeiten und potenziellen Auswirkungen. Sie repräsentiert die Risikolage und ist ein Instrument der Risikokommunikation.

Risikomatrix Definition

Eine Risikomatrix visualisiert eine Menge von Risiken meist in Abhängigkeit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeiten und potenziellen Auswirkungen. Sie ist eine grafische Repräsentation der festgestellten Risikolage. Die Positionierung der Risiken ermöglicht einen Vergleich der Risiken und ist Grundlage für die Definition von Maßnahmen zur Minimierung der wesentlichen Risiken.

Oft wird die Risikomatrix (und ihre Synonyme Risikodiagramm, Risikograph, Risikomap, Risikoportfolio und Risikoprofil) als Ergebnis der Risikoanalyse beschrieben. Dies ist jedoch nicht vollständig korrekt, denn eine Risikoanalyse ist keine einmalige sondern eine fortlaufende Aktivität in einem Projekt. Über die Projektlaufzeit ändern sich häufig Schadensausmaße und Eintrittswahrscheinlichkeiten. Zusätzlich tauchen neue Risiken auf, die zu Projektbeginn noch nicht vorhanden waren oder übersehen wurden. Somit ist die Risikomatrix ein Arbeitsmittel, das den Stand der Risikoanalyse dokumentiert und als Basis für die Definition von risikominimierenden Maßnahmen dient.

Risikomatrix

Varianten der Visualisierung einer Risikomatrix

Aufgrund der Einfachheit der Darstellung mit den Farbbereichen grün für akzeptabel, gelb für tolerabel und rot für inakzpetabel, ist eine Risikomatrix auch ohne Vorkenntnisse zu verstehen. Die Farben der Felder symbolisieren die Priorität, mit der Gegenmaßnahmen für Risiken ergriffen werden sollten. Wie genau eine Risikomatrix aussieht, ist nicht standardisiert:

  • Die Bezeichnungen der Achsen im Diagramm können variieren.
  • Die Anzahl und Benennung der Abstufungen beim Schadensausmaß können variieren: bspw. mit drei Stufen “1, 2, 3” oder “niedrig, mittel, hoch” oder fünf Stufen von “niedrig bis kritisch” oder mit Prozentangaben von 0-20% bis 81-100%).
  • Und Anzahl und Benennung der Eintrittswahrscheinlichkeiten können ebenfalls variieren: bspw. mit drei Stufen “gering, mittel, hoch”, mit vier Stufen “sehr gering, gering, mittel, hoch” oder mit fünf Stufen “unmöglich, unwahrscheinlich, möglich, wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich”.
  • Auswirkungen wie bspw. die Höhe eines Imageverlusts, der Verlust von Marktanteilen oder der Grad der Zufriedenheit von Mitarbeitern lassen sich darstellen.

 

Von der Risikoidentifikation zur Risikomatrix

Bevor Sie ein Risiko bewerten und in der Risikomatrix visualisieren können, müssen Sie es zuerst identifizieren. Die Risikoidentifikation ist ein Prozess zur systematischen Ermittlung und Sammlung potenzieller Risiken, die auf ein Unternehmen, ein Vorhaben, ein Projekt oder eine Entwicklung einwirken können. Das Ziel der Risikoidentifikation ist es, die internen und externen Risikoquellen möglichst vollständig und kontinuierlich zu erfassen.

Bei der Identifikation von Risiken helfen

  • Erfahrungen aus früheren Projekten,
  • ein Austausch zwischen Management, Projektleitung und Projektteam,
  • die Befragung von externen Experten oder fachkundigen Mitarbeitern,
  • sowie ggf. die Orientierung an bestehenden Risikobewertungen.

Natürlich sollten niemals Risikodiagramme aus vorherigen Projekten ohne Prüfung und Überarbeitung eins zu eins genutzt werden, dennoch können auch sie eine gute Quelle für die Identifikation von Risiken darstellen.

Das ALARP Prinzip

ALARP ist ein englisches Akronym und bedeutet “As Low As Reasonably Practicable”, also so niedrig, wie vernünftigerweise praktikabel. Frei übersetzt ist ALARP ein Prinzip der Risikoreduzierung. Dem Prinzip folgend, sollen das Schadensausmaß und die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risiko unter Berücksichtung eines vertretbaren finanziellen und technischen Aufwands so reduziert werden, dass der maximale Grad an Sicherheit gewährleistet wird. Risiken, die im inakzeptablen Bereich der Risikomatrix liegen, müssen durch risikoverringernde Maßnahmen in den ALARP Bereich gebracht werden. Risiken, die im ALARP Bereich liegen, gelten häufig als tolerabel. Risiken, die im akzeptablen Bereich der Risikomatrix liegen, werden meist nur beobachtet.

Fragen zur Gestaltung der Risikomatrix

Zur Gestaltung einer Risikomatrix müssen Sie verschiedene Fragen beantworten:

  • Nutzen Sie eine quantitative oder qualitative Einteilung? Stehen Ihnen genügend Daten für eine quantitative Beurteilung der Eintrittswahrscheinlichkeit zur Verfügung, dann sollten Sie eine quantitative Einteilung wählen. Verfügen Sie nur über ungenaue, quantitative Angaben, sollten Sie eine qualitative Beurteilung vorziehen.
  • Wie viele Stufen verwenden Sie pro Kriterium und wie benennen Sie diese Stufen?
  • Nutzen Sie Einheiten als Bezugsgröße (z.B. Eintrittswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit, Anwendungsfall, Patient)?

Natürlich können Sie Ihre Entscheidungen aufgrund neuer Überlegungen auch im Laufe eines Vorhabens korrigieren, evtl. führt dies aber auch zu einer Neubewertung der Risiken.

Vorteile der Risikomatrix

Die Verwendung von Risikodiagrammen bietet eine Reihe von Vorteilen:

  • Sie eignen sich hervorragend zur Visualisierung und Kommunikation von Risikobewertungen.
  • Sie vermitteln einen guten Eindruck über die Anzahl und die Kritikalität von Risiken.
  • Sie fördern ein gemeinsames Risikoverständnis in der Organisation und steigern sowohl die Transparenz im Umgang mit Risiken als auch die Risikosensibilität.
  • Sie sind flexibel anpassbar, so dass sich verschiedene Zusammenhänge bei der Bewertung von Risiken – bspw. Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzieller Imageschaden – darstellen lassen.
  • Sie eignen sich sowohl für quantitative Aussagen (z.B. durch monetäre Stufen eines potenziellen Schadens) als auch für qualitative Aussagen (z.B “schwerwiegend” und “existenzbedrohend”).

 

Nachteile der Risikomatrix

Es gibt auch eine Reihen von Nachteilen bei der Verwendung von Risikodiagrammen:

  • Aus der Darstellung lässt sich kein Gesamtrisiko ableiten, das jedoch für die Durchführung eines Projekts wesentlich sein kann.
  • Qualitative und quantitative Aussagen sind limitiert, denn viele Risiken mit niedrigen Wahrscheinlichkeiten und geringen Auswirkungen können denselben Effekt wie ein Risiko mit hoher Wahrscheinlichkeit und großer Auswirkung haben.
  • In der Praxis eignet sich eine Risikomap nur zur Visualisierung einer begrenzten Anzahl von Risiken, denn sonst ginge die Übersichtlichkeit verloren. Hier empfiehlt es sich entweder nur ausgewählte Risiken zu visualisieren (bspw. Top-Ten-Risiken) oder mit mehreren Risikodiagrammen zu arbeiten.
  • Veränderungen in der Beurteilung von Risiken lassen sich nicht nachvollziehen, da es sich bei der Visualisierung um eine Momentaufnahme handelt.

 

Die flexible Verwendung der Risikomatrix

Eine Risikomatrix ist ein Hilfsmittel, das die Kommunikation von Risikobewertungen erleichtert. Es beinhaltet weder Aussagen zur Risikobereitschaft einer Organisation, noch visualisiert es ein Gesamtrisiko oder unterstützt die Nachverfolgung von Risiken. Häufig fordert das operative Risikomanagement die Berechnung von Risikokennzahlen, die Kategorisierung von Risikoursachen und das strukturierte Arbeiten mit sortierten Risikolisten. Da jedoch Risikodiagramme nicht standardisiert sind, können sie auch flexibel angepasst werden. Visualisieren Sie einfach mit einer roten Linie im Diagramm, wo die Risikobereitschaft Ihrer Organisation verläuft. Ergänzen Sie Risiken um zusätzliche Kennzahlen oder notieren Sie Maßnahmen zur Minimierung der Eintrittswahrscheinlichkeit. Sie haben die Freiheit dazu. Verwenden Sie Ihre Risikomatrix so, dass Sie Ihnen den bestmöglichen Nutzen liefert.

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