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Productized Service

Inhaltsverzeichnis: DefinitionVom Projektchaos zum ProduktMerkmaleVorteileHerausforderungenFragen aus der PraxisHinweise

Wissen kompakt: Ein Productized Service ist eine standardisierte Dienstleistung mit klar definiertem Ablauf, Preis und Ergebnis, die wie ein Produkt verkauft wird.

Productized Service – Dienstleistung wie ein Produkt verkaufen

Wer eine Dienstleistung verkauft, kennt dieses Szenario nur zu gut: Ein potenzieller Kunde fragt an. Man führt ein Vorgespräch, schreibt ein individuelles Angebot, kalkuliert den Aufwand, schätzt die Kosten und hofft, dass am Ende ein Gewinn übrig bleibt. Gleichzeitig ist unklar, was der Kunde wirklich erwartet, wie viele Korrekturschleifen kommen und wie sich der Projektumfang verändert. Das Ganze ist zeitintensiv, schwer planbar und oft nervenaufreibend – sowohl für Anbieter als auch für Kunden.

Hier setzt das Konzept des Productized Service an. Statt maßgeschneiderter, variabler Angebote wird eine klar definierte Dienstleistung als Paket verkauft. Alles ist von vornherein festgelegt: der Preis, der Umfang, der Ablauf und das Ergebnis. Der Kunde kauft nicht Zeit, sondern ein konkretes Produkt, auch wenn es sich dabei um eine Dienstleistung handelt. Die Idee wurde unter anderem von Unternehmern wie Brian Casel [1] und Dan Norris [2] bekannt gemacht. Sie erkannten, dass Standardisierung nicht nur Effizienz schafft, sondern auch Vertrauen aufbaut. Productized Services verwandeln komplizierte Einzelprojekte in ein skalierbares Geschäftsmodell mit klarer Struktur.

Productized Service - Dienstleistung wie ein Produkt verkaufen

Win-Win: Vom Projektchaos zum Produkt

Anna ist freiberufliche Webdesignerin. Jedes neue Projekt beginnt mit einem Vorgespräch, einem individuell formulierten Angebot und viel Abstimmung. Mal will der Kunde nur eine Startseite, dann doch einen kompletten Shop. Anforderungen ändern sich mitten im Projekt, Korrekturschleifen sind unklar geregelt, die Kommunikation verläuft unstrukturiert. Anna verbringt mehr Zeit mit Organisation als mit Gestaltung. Die tatsächlichen Einnahmen stehen oft in keinem Verhältnis zum Aufwand.

Dann stellt Anna ihr Geschäftsmodell um. Statt individueller Angebote bietet sie ein klares Paket an: eine One Page Website für Coaches. Inklusive ist ein strukturiertes Briefingformular, drei Designvorschläge zur Auswahl, eine mobile-optimierte Seite mit Kontaktformular und ein fixer Preis. Kunden buchen direkt über ihre Website. Keine langen Gespräche, keine Nachverhandlungen, keine Unklarheiten. Anna arbeitet effizienter, fokussierter und kann ihre Auslastung besser steuern. Auch die Kunden wissen genau, was sie erwartet. Eine ideale Win-Win-Situation.

Die zentralen Merkmale eines Productized Service

Ein Productized Service ist mehr als eine standardisierte Dienstleistung. Er verbindet den Nutzen eines Produkts mit der Flexibilität eines Services. Damit dieses Modell funktioniert, müssen bestimmte Merkmale erfüllt sein. Sie sorgen sowohl im Vertrieb als auch in der Leistungserbringung für Wiederholbarkeit, Klarheit und wirtschaftliche Skalierbarkeit.

1. Klare Zielgruppe und Positionierung

Ein wirksamer Productized Service richtet sich an eine klar umrissene Zielgruppe mit einem konkreten Bedarf. Je spezifischer diese Gruppe definiert ist, desto einfacher lassen sich Sprache, Nutzenversprechen und Angebot auf sie ausrichten. Eine präzise Positionierung erleichtert die Vermarktung, schafft Relevanz und signalisiert fachliche Tiefe. Wer ein konkretes Problem für eine konkrete Zielgruppe löst, wird schneller gefunden und gebucht.

2. Ergebnisorientierung statt Input-Denken

Ein Productized Service verkauft kein Zeitbudget, sondern ein konkretes Resultat. Dieses kann je nach Branche ganz unterschiedlich aussehen, etwa eine optimierte Landingpage, die Integration eines Zahlungsanbieters in ein bestehendes System oder die Implementierung eines SAP-Moduls. Entscheidend ist, dass der Kunde weiß, welches Ergebnis er erwarten darf. Diese Ergebnisorientierung erhöht nicht nur die Entscheidungsbereitschaft, sondern bildet auch die Grundlage für einen wertbasierten Preis.

3. Klar definierter Leistungsumfang

Ein Productized Service benötigt wie jedes gute Produkt eine klare Beschreibung. Die enthaltenen Leistungen sind exakt benannt, ebenso wie mögliche Grenzen. Das verhindert Missverständnisse, erleichtert die Kommunikation und schafft Vertrauen. Für Anbieter ist dieser feste Rahmen ein Schutz vor unkontrollierbarem Mehraufwand. Für Kundinnen und Kunden sorgt er für Transparenz und Nachvollziehbarkeit.

4. Standardisierter Ablauf

Die Leistungserbringung folgt einem klar strukturierten, wiederholbaren Ablauf. Jeder Schritt – von der Buchung bis zur Auslieferung – ist definiert und auf Effizienz optimiert. Statt individueller Abstimmungen erfolgt die Kommunikation über feste Formate, zum Beispiel ein standardisiertes Briefingformular oder eine Vorauswahl aus Optionen. Dieser Ablauf reduziert Rückfragen, spart Zeit und sorgt dafür, dass der Service auch bei wachsender Nachfrage in gleichbleibender Qualität erbracht werden kann. Gleichzeitig erhöht er die Vorhersagbarkeit auf beiden Seiten und legt die Basis für Automatisierung und Delegation.

5. Fester Preis

Ein Productized Service wird zu einem festen Preis angeboten. Dieser Preis kann auf Basis des internen Aufwands kalkuliert sein oder im Idealfall auf dem Wert, den das Ergebnis für den Kunden hat. Letzteres ermöglicht es, sich von rein zeitbasierten Modellen zu lösen. Statt Stunden oder Tage zu verkaufen, wird der Nutzen in den Mittelpunkt gestellt. Das schafft unternehmerische Freiheit und ein besseres Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag.

Fazit: Ein Productized Service ist kein vages Leistungsversprechen, sondern ein präzise beschriebenes Angebot. Es richtet sich an eine klar definierte Zielgruppe folgt einem strukturierten Ablauf, liefert ein spezifisches Ergebnis und wird zu einem festen Preis angeboten. Diese Merkmale machen die Dienstleistung ähnlich wie ein physisches Produkt nachvollziehbar, greifbar und buchbar.

Vorteile für Anbieter und Kunden

Der Productized Service bringt Struktur in ein System, das traditionell von Individualität lebt. Das klingt zunächst nach Einschränkung, bedeutet aber in Wahrheit Freiheit sowohl für Anbieter als auch für Kunden. Die Vorteile liegen nicht nur im effizienteren Ablauf, sondern vor allem in einer Veränderung der Beziehung zum eigenen Angebot und zur eigenen Zielgruppe.

Vorteile für Anbieter

1. Klarheit im eigenen Business

Viele Dienstleister agieren reaktiv. Sie warten auf Anfragen, schreiben Angebote und hoffen auf einen Abschluss. Ein Productized Service fordert eine bewusste Entscheidung. Wer bin ich am Markt, für wen bin ich relevant, welches Ergebnis kann ich zuverlässig liefern. Diese Klarheit wirkt nach innen als unternehmerische Fokussierung und nach außen als Positionierung.

2. Entkopplung von Tagesform und Kapazität

Ein klassisches Projekt hängt stark von individueller Verfügbarkeit ab. Ein Productized Service basiert auf Prozessen. Dadurch bleibt die Struktur selbst dann stabil, wenn ein Tag nicht rund läuft. Das reduziert Stress, macht Pausen planbar und eröffnet echte Delegationsmöglichkeiten.

3. Höhere Hebelwirkung bei gleichbleibender Leistung

Wer seinen Service mehrfach verkaufen kann, ohne jedes Mal bei null zu beginnen, schafft einen unternehmerischen Hebel. Der Aufwand für Vertrieb, Konzeption und Abwicklung sinkt mit jeder Wiederholung. Die betriebswirtschaftliche Rendite steigt deutlich.

4. Geringere emotionale Abhängigkeit von Kundenbeziehungen

Individuelle Projekte führen oft zu Abhängigkeiten, weil sie auf persönlichem Einsatz und Anpassung beruhen. Ein Productized Service schafft professionelle Distanz. Die Beziehung zum Kunden wird strukturierter, weil das Angebot den Rahmen vorgibt.

5. Erhöhte Sichtbarkeit durch Wiedererkennbarkeit

Ein prägnantes, standardisiertes Angebot lässt sich besser kommunizieren. Es bleibt leichter im Kopf, wird häufiger weiterempfohlen und stärkt die Markenwahrnehmung. Gerade in Märkten mit vielen vergleichbaren Anbietern kann das entscheidend sein.

Vorteile für Kunden

1. Schnelle Orientierung

Kunden erkennen auf einen Blick, ob ein Angebot zu ihrem Bedarf passt. Wer sich wiederfindet, kann sofort in die Tiefe gehen. Wer nicht, muss keine Zeit verschwenden. Die Vorqualifikation geschieht automatisch.

2. Professionalisierte Erwartungshaltung

Ein klar umrissener Service schafft verlässliche Erwartungen. Kunden wissen, was sie bekommen, wann sie es bekommen und welche Mitwirkung von ihnen erwartet wird. Das reduziert Reibung und fördert konstruktive Zusammenarbeit.

3. Weniger Risiko, mehr Vertrauen

Ein Productized Service wirkt stabiler als ein individuell ausgehandeltes Projekt. Die Wiederholbarkeit signalisiert Erfahrung. Kunden haben das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern sich in einen bewährten Prozess einzuklinken.

4. Vergleichbarkeit ohne Verwirrung

Gerade in unübersichtlichen Dienstleistungsmärkten hilft ein klar beschriebenes Angebot dabei, Entscheidungen zu treffen. Kunden erhalten einen verlässlichen Referenzrahmen, an dem sie andere Optionen messen können.

5. Konzentration auf das Ergebnis

Viele Auftraggeber suchen nicht nach einem Prozess, sondern nach einer Lösung. Ein Productized Service verlagert die Verantwortung für Ablauf und Struktur zum Anbieter. Der Kunde konzentriert sich auf sein Ziel, nicht auf Details der Umsetzung.

Ein Productized Service schafft Ordnung auf beiden Seiten der Beziehung. Anbieter gewinnen an Struktur, Effizienz und Positionierung. Kunden profitieren von Transparenz, Verlässlichkeit und schnelleren Entscheidungen. Die Verbindung aus Ergebnisfokus und klarer Kommunikation ist das, was dieses Modell so wirksam macht.

Doch genau diese Klarheit verlangt auch Präzision in der Umsetzung. Viele scheitern nicht an der Idee, sondern an der konsequenten Durchführung. Was einfach wirkt, hat in der Tiefe seine Tücken.

Herausforderungen und typische Fehler bei Productized Services

Ein Productized Service ist kein Shortcut. Er erfordert konzeptionelle Arbeit, strategische Entscheidungen und klare Kommunikation. Viele Schwierigkeiten entstehen, wenn man versucht, das neue Modell mit alten Denkweisen zu kombinieren.

1. Halbherzige Abgrenzung vom Projektgeschäft

Wer individuelle Projekte und productized Angebote gleichzeitig anbietet, erzeugt Widersprüche. Kunden sind verunsichert, wenn unklar ist, wie verbindlich das Paket gemeint ist. Anbieter geraten in Zielkonflikte. Ein Productized Service braucht klare Kommunikation, auch wenn er nicht das einzige Modell im Portfolio ist.

2. Die Illusion der Flexibilität

Anbieter, die Sonderwünsche zulassen oder Pakete spontan anpassen, verwässern ihr eigenes Modell. Das wirkt zunächst kundenorientiert, untergräbt aber die Struktur. Ein echtes Produkt definiert Grenzen. Diese Klarheit ist Teil des Mehrwerts.

3. Zu frühe Automatisierung

Wer Prozesse automatisiert, bevor das Produkt wirklich geschärft ist, erzeugt nur neue Probleme. Automatisierung ist kein Ersatz für Strategie. Erst wenn Angebot, Zielgruppe und Ablauf klar sind, lohnt es sich, Tools oder Systeme einzubinden.

4. Versteckte Komplexität im Leistungsversprechen

Ein zu offen formulierter Umfang führt zu Rückfragen, Unsicherheit und Nachverhandlungen. Entscheidend ist, nicht nur zu sagen, was enthalten ist, sondern auch, was nicht dazugehört. Klare Leistungsgrenzen sind Teil eines professionellen Angebots.

5. Unterschätzung der Positionierungsarbeit

Ein Productized Service ist kein Selbstläufer. Er muss sichtbar und verständlich sein. Viele scheitern nicht an der Qualität ihres Angebots, sondern daran, dass sie es nicht klar genug nach außen tragen. Wer nicht sagt, für wen er da ist, wird nicht gefunden.

Das gesamte Modell lebt von Klarheit, aber diese Klarheit muss erarbeitet und durchgehalten werden. Wer das Modell nur halbherzig umsetzt oder ständig wieder auf individuelle Lösungen zurückfällt, verliert genau das, was es so wirkungsvoll macht: Fokussierung, Wiederholbarkeit und Vertrauen. Viele Fehler entstehen nicht aus mangelnder Fähigkeit, sondern aus fehlender Konsequenz.

Fragen aus der Praxis

Hier finden Sie einige Fragen und Antworten aus der Praxis:

Wie wird ein Productized Service entwickelt?

Ein Productized Service entsteht nicht durch Zufall. Er ist das Ergebnis eines durchdachten Entwicklungsprozesses, bei dem Zielgruppe, Nutzenversprechen und Struktur präzise aufeinander abgestimmt werden. Dabei geht es nicht darum, sofort das perfekte Angebot zu schaffen, sondern ein funktionierendes Produkt, das mit der Zeit weiter geschärft werden kann.

Die folgenden Schritte helfen dabei, den eigenen Service systematisch zu entwickeln:

Schritt 1: Zielgruppe und Problem identifizieren

Am Anfang steht nicht die Idee, sondern der Bedarf. Wer genau soll vom Angebot profitieren? Welches konkrete Problem besteht, und was kostet es den potenziellen Kunden, dieses Problem ungelöst zu lassen?

Je präziser die Zielgruppe, desto leichter wird es, ein überzeugendes Angebot zu formulieren. Nicht „kleine Unternehmen“, sondern zum Beispiel „freiberufliche Coaches, die ihre erste professionelle Website brauchen“. Die Qualität des Service hängt maßgeblich von der Schärfe dieser Definition ab.

Schritt 2: Ergebnis definieren, nicht Leistung

Im Zentrum der Dienstleistung steht ein klares Outcome. Kunden kaufen keine Methoden, sondern Resultate. Fragen Sie sich: Was hat mein Kunde am Ende in der Hand, was vorher nicht da war?

Das kann ein technisches Setup, eine sichtbare Verbesserung, eine funktionierende Struktur oder eine entscheidungsreife Grundlage sein. Wichtig ist, dass der Nutzen konkret und erkennbar ist.

Schritt 3: Leistungsumfang und Grenzen festlegen

Was genau ist im Service enthalten, und was nicht? Welche Formate, welchen Umfang, welche Kommunikationswege nutzen Sie? Gibt es Einschränkungen bei der Dauer, beim Input des Kunden oder bei der Zahl der Korrekturschleifen?

Diese Details wirken oft nebensächlich, sind aber entscheidend für die Skalierbarkeit. Ein zu offenes Angebot zieht immer wieder individuelle Rückfragen und Anpassungen nach sich. Eine klare Grenze hingegen erhöht die Professionalität.

Schritt 4: Prozess entwickeln und dokumentieren

Der Ablauf vom Erstkontakt bis zur Übergabe sollte eindeutig, effizient und wiederholbar sein. Idealerweise lässt sich der Prozess später automatisieren oder delegieren, aber auch manuell sollte er bereits strukturiert funktionieren.

Was braucht es zur Buchung? Wie erfolgt das Briefing? Welche Schritte laufen wann ab? Welche Rückfragen tauchen erfahrungsgemäß auf? Je besser der Ablauf dokumentiert ist, desto einfacher wird später jeder einzelne Durchlauf.

Schritt 5: Preis definieren

Der Preis sollte feststehen, idealerweise auf Basis des Wertes, den das Ergebnis für den Kunden schafft. Wichtig ist nicht nur die Höhe des Preises, sondern auch die Argumentation.

Können Sie erklären, warum dieser Preis für den Kunden ein lohnender Tausch ist? Gibt es vergleichbare Alternativen, die teurer, langsamer oder weniger zuverlässig sind? Ein überzeugender Preis basiert auf einer klaren Logik.

Schritt 6: Testen, beobachten, verfeinern

Kein Produkt ist beim ersten Versuch perfekt. Ein Productized Service entsteht durch reale Anwendung. Starten Sie mit einer klaren Version, bringen Sie sie in den Markt, sammeln Sie Feedback, beobachten Sie die Nachfrage und passen Sie gezielt an.

Das bedeutet nicht, ständig zu verändern, sondern fokussiert zu lernen. Was funktioniert gut? Wo haken Kunden nach? Welche Fragen kommen immer wieder? Daraus lassen sich Angebot, Sprache und Prozesse schärfen.

Ein Productized Service ist kein theoretisches Konzept, sondern ein praktisches Werkzeug für unternehmerische Klarheit. Wer Schritt für Schritt vorgeht, entwickelt nicht nur ein attraktives Angebot, sondern auch ein neues Verständnis für sein eigenes Geschäft.

Setzt ein Productized Service einen wertbasierten Preis voraus?

Ein Productized Service muss nicht zwingend auf einem wertbasierten Preis beruhen. Theoretisch kann er auch mit einem kostenbasierten oder marktüblichen Festpreis angeboten werden. Doch wer das volle Potenzial dieses Modells ausschöpfen möchte, kommt um Value Pricing kaum herum. Vor allem dann, wenn es um Effizienz, unternehmerische Hebelwirkung und klare Positionierung geht.

Beim wertbasierten Pricing richtet sich der Preis nicht nach dem Aufwand, der Zeit oder den eingesetzten Ressourcen, sondern nach dem Nutzen, den das Ergebnis für den Kunden stiftet. Diese Denkweise passt ideal zum Charakter eines Productized Service, denn dieser ist ergebnisorientiert, wiederholbar und skalierbar. Der Aufwand für den Anbieter sinkt mit jedem Durchlauf, während der Nutzen für den Kunden gleich bleibt oder sogar steigt. Genau das macht einen wertbasierten Preis wirtschaftlich sinnvoll und in vielen Fällen überzeugender.

Ein konkretes Beispiel: Eine Landingpage, die regelmäßig qualifizierte Leads generiert, hat für einen B2B-Coach einen direkten geschäftlichen Wert. Ob die Seite in zwei oder zehn Stunden entsteht, spielt für ihn keine Rolle , denn entscheidend ist das Ergebnis.

Natürlich gibt es auch Productized Services, die mit anderen Preismodellen funktionieren. Besonders im unteren Preissegment oder in der frühen Entwicklungsphase beginnen viele Anbieter mit pauschalen Preisen, um erste Erfahrungen zu sammeln und den Markt besser zu verstehen. Das ist ein gangbarer Weg. Langfristig jedoch eröffnet das wertbasierte Preismodell die größten Spielräume für Wachstum, Gewinn und Positionierung.

Lässt sich der Leistungsumfang eines Productized Services erweitern?

Ja, der Leistungsumfang eines Productized Service lässt sich erweitern, allerdings nicht beliebig und nicht spontan. Die Stärke dieses Modells liegt in der Klarheit und Wiederholbarkeit. Erweiterungen sollten deshalb nicht situativ oder individuell erfolgen, sondern strategisch geplant und für alle Kunden gleichermaßen nachvollziehbar angeboten werden.

In der Praxis bedeutet das: Zusätzliche Leistungen können in Form von modularen Add-ons, klar abgegrenzten Upgrade-Stufen oder weiterführenden Folgeprodukten angeboten werden. Entscheidend ist, dass der Kern des Angebots stabil bleibt. Das Basisprodukt muss auch ohne Erweiterung vollständig, verständlich und in sich stimmig sein.

Erweiterungen können sinnvoll sein, wenn Kunden regelmäßig ähnliche Zusatzbedarfe äußern. In solchen Fällen spricht vieles dafür, aus diesen Impulsen neue Module oder Varianten zu entwickeln. Wichtig ist dabei, dass jedes zusätzliche Element genauso klar beschrieben, bepreist und strukturiert ist wie das ursprüngliche Produkt.

Ein Productized Service ist kein starres System, aber auch kein Wunschkonzert. Er lebt von seinem Fokus  und Erweiterungen sollten diesen Fokus unterstützen, nicht verwässern.

Sollte man einen Productized Service selbst entwickeln oder sich externe Unterstützung holen?

Wer bereits mehrere Angebote entwickelt und über längere Zeit hinweg mit wiederkehrenden Kundenbedürfnissen gearbeitet hat, bringt in der Regel genug Erfahrung mit, um einen Productized Service selbst zu strukturieren. Solche Personen wissen, worauf es ankommt: Welche Leistungen wirklich gebraucht werden, wo typische Missverständnisse entstehen und welche Abgrenzungen notwendig sind. Erfahrung ersetzt in diesem Fall viele Diskussionen, weil die entscheidenden Faktoren bereits einmal operativ und nicht nur theoretisch durchlebt wurden.

Anders ist die Lage, wenn das Angebot noch nicht klar umrissen ist, Zielgruppe und Nutzenversprechen vage bleiben oder intern unterschiedliche Vorstellungen über Struktur, Preis oder Ergebnis kursieren. Dann kann ein externer Sparringspartner helfen, die relevanten Fragen zu stellen und die vorhandenen Ideen zu ordnen. Oft geht es nicht um fehlendes Wissen, sondern um den nötigen Abstand zur eigenen Betriebsblindheit.

Entscheidend ist nicht, ob man den Service allein entwickeln kann, sondern ob man erkennt, wann es schneller, klarer und gezielter geht, mit jemandem, der den Prozess kennt, aber nicht Teil der internen Dynamik ist.

Was hält Unternehmen davon ab, Productized Services anzubieten?

Was Unternehmen häufig davon abhält, entsprechende Services anzubieten, ist oft weniger ein Mangel an Möglichkeiten als ein Zusammenspiel aus strukturellen, kulturellen und psychologischen Barrieren.

1. Gewohnheit und Pfadabhängigkeit

Viele Dienstleistungsunternehmen sind in einem projektbasierten Denken gewachsen. Individuelle Lösungen gelten als Ausdruck von Qualität und Kundenorientierung. Die Vorstellung, ein klar umrissenes, wiederholbares Angebot zu schaffen, wirkt auf den ersten Blick wie ein Rückschritt, auch wenn es langfristig Entlastung und Effizienz bringt.

2. Angst vor klarer Positionierung

Standardisierte Services erfordern eine spitze Zielgruppe und ein konkretes Nutzenversprechen. Viele Unternehmen schrecken davor zurück, weil sie niemanden ausschließen möchten. Dabei ist ihnen oft durchaus bewusst, dass ihre Angebote unscharf wirken. Der wirtschaftliche Erfolg bleibt dennoch stabil, was die Notwendigkeit zur Veränderung weniger dringlich erscheinen lässt, obwohl das Potenzial für Wachstum und Schärfung groß wäre.

3. Unsicherheit auf Kundenseite

Gerade in beratungsintensiven Branchen fehlt oft das Vertrauen in feste Pakete mit vordefiniertem Ablauf. Kunden sind es gewohnt, Einfluss auf Inhalt und Ablauf zu nehmen. Das Vertrauen, dass ein durchdachtes Angebot auch ohne individuelle Anpassung zum Ziel führt, muss oft erst aufgebaut werden.

4. Widerstand gegen wertbasierte Preise

In vielen Branchen dominiert das Denken in Aufwand, Stunden oder Tagessätzen. Ein fixer Preis, der sich am Kundennutzen orientiert, wirkt ungewohnt. Nicht selten entsteht der Eindruck, dass Leistung überhöht bepreist wird. Dabei geht es nicht um Margen, sondern um den echten Wert eines Ergebnisses. Dieses Verständnis zu vermitteln, braucht Zeit und gute Kommunikation.

5. Interne Spannungen durch parallele Angebotslogik

Wenn ein Unternehmen sowohl individuelle Dienstleistungen als auch standardisierte Angebote entwickelt, kommt es intern schnell zu Konflikten. Wer bekommt welche Leads? Welches Modell hat Vorrang? Wie lassen sich Prozesse und Zuständigkeiten trennen, ohne doppelte Strukturen aufzubauen? Auch extern kann diese Mischform für Kunden verwirrend sein, wenn nicht klar kommuniziert wird, welches Angebot in welchem Kontext das passende ist.

Offensichtlich ist der Schritt zur Standardisierung kein rein operativer, sondern eine strategische Entscheidung. Sie verlangt nicht nur nach Struktur und Mut, sondern auch nach der Fähigkeit, etablierte Routinen zu hinterfragen, ohne das Bestehende sofort zu verwerfen.

Impuls zum Diskutieren:

Welche Teile Ihrer heutigen Dienstleistung könnten so klar, wiederholbar und wertstiftend gestaltet werden, dass sie wie ein Produkt angeboten werden könnten?

Hinweise:

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[1] Brian Casel: How I Took a Productized Service From 0 to $30K MRR in 9 Months
[2] Dan Norris: From 7-Day Launch to 7-Figure Productized Service Business

Maik Pfingsten hat ein empfehlenswertes Buch geschrieben: Productized Service: Wie du weniger arbeitest, ohne auf dein gewohntes Einkommen zu verzichten.

Und Alex Rammlmair betreibt einen großartigen Podcast zum Thema: 10 Minuten Umsatzsprung.

Hier finden Sie ein Interview mit Drei Fragen zu Productized Services.

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