Warum Perspektivwechsel wichtig sind

Gastbeitrag von | 14.02.2022

Viele Gespräche in Organisationen verlaufen oberflächlich und das schadet dem gegenseitigen Verständnis. Menschen sollten lernen, die Perspektive des jeweils anderen einzunehmen, denn durch einen Perspektivwechsel verbessert sich die Gesprächskultur und das hilft beiden Seiten.

Der erste Blick wird überschätzt. Wer behauptet, er könne Menschen auf den ersten Blick, nach dem ersten Treffen, nach wenigen Minuten bereits einschätzen und verstehen, der überschätzt sich selbst. Der erste Blick vermittelt einen Eindruck, durchaus, er gibt eine Richtung vor, mehr aber auch nicht. Wer Menschen wirklich kennenlernen und verstehen will, braucht mehr, viel mehr. Der benötigt einen Perspektivwechsel.

In vielen Organisationen, gerade in Unternehmen, sind Oberflächlichkeiten an der Tagesordnung. In Gesprächen, Meetings, Diskussionen erzählen die meisten Menschen am liebsten von sich selbst, berichten von den eigenen Leistungen und Erfahrungen oder von ihrem Wissen. Doch die wenigsten stellen Fragen. Dabei sind genau dieses Nachhaken und Hinterfragen der Schlüssel dazu, um in Unternehmen und anderen Organisationen (und übrigens auch im privaten Leben) Menschen wirklich zu verstehen, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, die so wichtig ist für eine fruchtbare Zusammenarbeit und für eine funktionierende Kommunikation. Erfolgreiche Unternehmen verfügen über eine Kultur, in der diese Kommunikation zentral ist, in der 360-Grad-Bewertungen und Gespräche und damit Perspektivwechsel zum Alltag gehören.

Zuhören können als wichtige Fähigkeit

In meiner beruflichen Laufbahn als Kommunikationsstrategin ist Zuhören für mich der Kern, um meine Kund:innen, aber auch Partner zu verstehen. Menschen interessieren mich seit jeher, und damit gemeint sind nicht ihre Fassade, ihr Aussehen, ihre Außenwirkung allein. Ich möchte wissen, wofür sie stehen, was sie wirklich ausmacht, was in ihnen steckt, was sie antreibt und zugleich, wofür sie wirklich brennen. Und deshalb lege ich in Gesprächen stets den Fokus darauf, mein Gegenüber kennenzulernen anstatt darauf, mich selbst darzustellen.

Der Weg dorthin führt über Konkretisierung. Ich mag es, wenn Menschen die Meta-Ebene verlassen, sich von Allgemeinplätzen verabschieden, sich öffnen und konkret werden. Im heutigen Sprachgebrauch haben sich Floskeln wie „Alles gut“ eingeschlichen, die ein Stück weit die Oberflächlichkeit heutiger Kommunikation widerspiegeln. Aber bei welchem Menschen ist wirklich „Alles gut“? Es lohnt sich immer, genau nachzufragen, worüber ein Gegenüber spricht, was er mag, was er verabscheut, wo er hin will, was er erlebt hat, wie es ihm wirklich geht und was er denkt. Schon Gestik und Mimik lassen viel erkennen und verstärken meist unbewusst Aussagen.

Konkret nachfragen, wie Menschen wirklich ticken

Dazu muss man zuhören. Das klingt leicht, aber vielen Menschen fehlt die Fähigkeit, einfach zuzuhören und Menschen mit Fragen den Raum zu geben, sich wirklich zu zeigen. Zuzuhören ist das Gegenteil davon, sich selbst zu präsentieren. Es geht darum, in konkreten Details herauszufinden, wie Menschen wirklich ticken, wovon sie träumen, welche Erwartungen sie auch an sich selbst haben.

In der Kommunikationsberatung ist das extrem wichtig. Schließlich geht es darum, den Kunden oder die Kundin nach außen und nach innen mit seinem bzw. ihrem Kern zu positionieren. Also ist es zentral, sie oder ihn wirklich zu verstehen! Je besser es also gelingt, ins Detail zu gehen, Geschichten zu erzählen, desto stabiler wird die Basis, auf der sich eine Zusammenarbeit aufbauen lässt. Dabei gibt es keine vorgefertigten Fragen und zugleich darf ich auch meinem Gegenüber niemals das Gefühl geben, ich würde ihn ausfragen.

Ungeahnte Eigenschaften

Der Punkt ist: Ich weiß zu Beginn des Gesprächs in der Regel gar nicht, wonach ich wirklich suche. Doch genau das ist das Erfolgsrezept des Perspektivwechsels: Das echte, wahre Interesse spült häufig Eigenschaften, Wünsche, Erwartungen und Ängste hervor, die man zum Beispiel beim Ausfüllen eines vorgegebenen Fragebogens niemals entdeckt hätte. So entstehen neue Perspektiven, andere Blickwinkel, so lassen sich neue Fähigkeiten herausarbeiten und Einzigartigkeiten, die sonst nicht zum Vorschein gekommen wären.

Und das hilft beiden Seiten. Denn wer die Perspektive eines anderen Menschen einnimmt, der kann auch etwas von ihm lernen. Diese Neugier treibt mich bis heute an. Es macht mir Spaß, Menschen sichtbar zu machen, mit all ihren Fähigkeiten, Qualitäten und Talenten. Ihnen eine Bühne zu bereiten, und den Menschen in den Fokus zu rücken, der facettenreicher ist als seine berufliche Rolle bzw. Funktion. Doch um das wirklich tun zu können, reicht es nicht, bei meinem Gegenüber nur an der Oberfläche zu kratzen. Das ist es zu wenig. Ich verstehe mich in meinem Beruf als eine Art Sparringpartnerin oder Impulsgeberin, die der Perspektivwechsel hilft, die Besonderheiten und Einzigartigkeiten meiner Kund:innen herauszuarbeiten.

So habe ich mir über Jahre Vertrauen aufgebaut, und es gelingt mir, die Fähigkeiten von Menschen so zusammenzufassen und aufzubereiten, dass sie sich darin wiederfinden – und damit von ihren Mitbewerbern abheben. Deshalb nimmt die Suche nach dem Besonderen immer einen großen Teil meiner Arbeit ein – und das zahlt sich aus, für meine Kund:innen oder Gesprächspartner:innen wie auch für mich.

Perspektivwechsel mit wertschätzendem Dialog

Ein Perspektivwechsel lohnt sich folglich immer. Wer sich damit schwertut, muss es üben. Ich konzentriere mich dabei immer auf den Ansatz des wertschätzenden Dialogs. Dabei geht es darum, meinem/r Gesprächspartner:in Fragen zu stellen, was sie gerade bewegt, warum sie an dem Gespräch teilnimmt, welche Themen sie derzeit beschäftigen. Und dann gilt es, genau hinzuhören. Wer Menschen wirklich zuhört und Antworten sacken lässt, der erkennt in ihren Aussagen viel mehr als das, was auf den ersten Blick drin steckt.

Das Wesentliche in einem persönlichen Gespräch findet sich oft zwischen den Zeilen. Ich stelle mir also bei jeder Antwort meines/r Gesprächspartner:in die Frage, was ich wirklich gehört habe, was mich beeindruckt und was mich überrascht hat. Wer diese Technik nicht beherrscht, kann sie üben, einem/r Gesprächspartner:in mit dieser Methode zuzuhören, die Worte zu interpretieren und sie dann fragen, ob diese Interpretation zutrifft. Dabei ist wichtig, auf jede Form der Wertung zu verzichten. Mithilfe von wertschätzendem Dialog wird jedes Gespräch zur Chance, etwas über das Gegenüber zu erfahren und selbst davon zu profitieren.

 

Hinweise:

Sie wollen als Geschäftsführer:in oder Experte:in digital erfolgreich am Markt kommunizieren, mit Medien in Kontakt treten oder auf Social Media präsent sein und haben keine Zeit, sich selbst darum zu kümmern? Dann sprechen Sie Nina Mülhens gerne an – es lohnt sich!

Nina Mülhens hat einen weiteren Beitrag im t2informatik Blog veröffentlicht:

t2informatik Blog: Kaum zu schlagen: Partizipative Unternehmenskommunikation

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Nina Mülhens
Nina Mülhens

Zwei Ausbildungen, ein Studium, mehrere spannende Anstellungen und zwei Unternehmensgründungen: Neugier und Begeisterung treiben Nina Mülhens von jeher an und eröffnen immer wieder neue Chancen.

Neben ihrer Tätigkeit als Pressesprecherin der Marke Gelbe Seiten hat sie ihre Kommunikationsberatung nina mülhens. Kommunikation klipp & klar. gegründet, um wertschöpfende Beziehungen aufzubauen. Der Fokus liegt dabei auf wertstiftender Kommunikation und Positionierung von Geschäftsführer:innen in klassischen Medienformaten sowie Social Media.

Als Co-Founderin und Geschäftsführerin hat Nina das gemeinnützige Unternehmen DigitalSchoolStory zum Leben erweckt. Das Social Bildungs-Start-up verankert neue Lernwege mit Storytelling, agilen Methoden und Mediennutzung ganz praktisch in der Schule, um Schüler:innen von reinen Social Media-Konsument:innen zu aktiven Gestalter:innen zu entwickeln.