Teamkultur im Homeoffice mit Lego Serious Play

Gastbeitrag von | 16.08.2021

Vielleicht geht’s bald zurück ins Büro, vielleicht auch nicht. Sicher ist, Homeoffice wird zum “New Normal” gehören. Teams müssen sich daran gewöhnen, remote oder hybrid miteinander zu arbeiten und eine „digitalkompatible“ Teamkultur zu entwickeln. Und die entsteht wohl nicht während der unzähligen Teams- oder Zoom-Meetings. Kultur ist die Summe aller Selbstverständlichkeiten innerhalb eines Teams oder eines Unternehmens und kann sich nicht in Arbeitssessions (weiter)entwickeln, sondern in den Zeiträumen zwischen der Arbeit. Zum Beispiel an der Kaffeemaschine oder beim gemeinsamen Mittagessen. Beides passiert im Homeoffice eben nicht mit den Kollegen, sondern bestenfalls mit der Familie. Kein Wunder, wenn da der “drive” verloren geht.

Was können Sie tun, um im Homeoffice wieder Fahrt aufzunehmen und aktiv an der Teamkultur zu arbeiten? Hier kann die Lego Serious Play-Methode helfen. Eigentlich lebt sie von der Interaktion und dem gemeinsamen Konstruieren von Gedankenmodellen im physischen Raum. Doch mit dem Beginn der Homeoffice-Ära hat sich auch die Methode weiterentwickelt und schafft mit einigen Anpassungen den Sprung in den digitalen Raum. Der Weg bleibt dabei gleich, nur das Medium verändert sich.

Die Lego Serious Play-Methode bringt die Spielzeugkiste in den Businesskontext und hilft Teams und Unternehmen dabei, komplexe Sachverhalte zu visualisieren und ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Mit der Methode lassen sich zum Beispiel Marketingstrategien entwickeln, Prozessabläufe greifbar machen oder eben eine Teamkultur entwickeln. Gerade in der digitalen Variante bringen die Lego Bricks eine willkommene Abwechslung auf den heimischen Schreibtisch und ein Workshop stärkt spielerisch den Teamzusammenhalt, während wertvolle Ergebnisse erzielt werden. Wie das in der Praxis funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag ( ausführlicher in meinem und ausführlicher in meinem Buch).

Vorbereitung

Wie im digitalen Raum üblich, muss der Online-Workshop wesentlich gründlicher vorbereitet sein, als die Offline-Variante. Sowohl der Moderator des Workshops als auch die Teilnehmer:innen brauchen Fähigkeiten in der Benutzung von digitalen Tools wie zum Beispiel Zoom als Video-Kommunikationstool und Miro oder Mural als digitales Whiteboard. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Verteilte Teams können ohne Weiteres kein gemeinsames Lego-Modell bauen. Hierfür wird beim Online-Workshop auf digitale Hilfsmittel zurückgegriffen. Trotzdem fangen die Teilnehmer ganz „analog“ an und erhalten vorab Material zum Bauen, zum Beispiel ein Lego-„Serious Play“-Window Exploration Kit. Natürlich spricht nichts gegen etwas zum Schreiben und etwas zum Naschen, wie in diesem Beispiel einer Versandbox.

Versandbox

Einzelbauphase

Unabhängig der Art der Durchführung wird der Hauptteil jedes Lego-„Serious Play“-Workshops mit dem Bau der Einzelmodelle eingeläutet. Als Aufgabenstellung bieten sich im Online-Format naheliegende Themen rund um die Zusammenarbeit im Homeoffice und Teamkultur an (obwohl sich natürlich auch alle anderen komplexen Fragestellungen eignen). Alle Teilnehmer:innen bauen also zum Start zum Beispiel ein Gedankenmodell davon, mit welchen Maßnahmen sie zu mehr Teamgefühl im Homeoffice kommen. Die Antwort darauf wird per Webcam mit allen anderen geteilt. Damit auch jeder das Modell erkennt, sollte es etwa 2/3 des Bildes ausfüllen und scharf sein. Haben alle Teilnehmer:innen ihre Modelle geteilt und deren Bedeutung verstanden, geht es in die nächste Phase des Workshops.

Einzelbauphase

Modelle digitalisieren

Im nächsten Schritt wird es spannend. Denn jetzt folgt die Digitalisierung. Dafür werden die Modelle im ersten Schritt wieder teilweise zerlegt. Denn das Gedankenmodell beinhaltet in den meisten Fällen nicht nur eine Antwort, sondern viele Ideen und Aspekte, die es in Vorbereitung auf das Gruppenmodell zu priorisieren gilt. Die Teilnehmer:innen zerlegen das Modell so weit, dass nur die drei Hauptaspekte des jeweiligen Modells übrig bleiben. Im folgenden Beispielbild ist das Einzelmodell der größten Stärken eine:r Teilnehmer:in in dessen drei wichtigsten Bestandteile zerlegt, die kurz beschrieben werden. Der beschreibende Text bleibt auch im späteren Verlauf dem Bild zugeordnet.

Modelle digitalisieren
Bevor es in die nächste Phase geht, steht im nächsten Schritt die Digitalisierung der einzelnen Aspekte an. Diese müssen gut fotografiert werden und anschließend vom Smartphone auf das digitale Whiteboard gelangen. Dieser Schritt ist für viele Teilnehmer:innen die größte Herausforderung, weshalb ein intensives Onboarding in das Whiteboard-Tool der Wahl unerlässlich ist. Mindestens am Anfang des Workshops, idealerweise sogar separat am Vortag. Ein Übungsboard inklusive einer kleinen Aufgabe (“macht ein Selfie und ladet es auf das Übungsboard”) minimiert das Risiko, im Workshop unerfahrene Teilnehmer:innen unterstützen zu müssen.

Gruppenbauphase: die digitale Landschaft

Der gesamte weitere Workshop findet nun im digitalen Raum und auf dem digitalen Whiteboard statt. Die folgende Aufgabe ist dabei simpel: „Erstellt aus den Einzelmodellen eine Landschaft. Platziert sie dazu entsprechend ihrer Abhängigkeiten zueinander“. Ein:e Teilnehmer:in fängt an und platziert ein digitalisiertes Element auf der dafür vorgesehenen weißen Fläche. Reihum werden dann die anderen Modelle so platziert, wie es für die Teilnehmer:innen Sinn ergibt. Abhängigkeiten, Wechselwirkungen und Zusammenhänge der verschiedenen Aspekte werden einerseits durch ihren Abstand zueinander dargestellt, zum anderen durch verschiedenartige Verbindungsmöglichkeiten, die den Teilnehmer:innen zur Verfügung stehen. Mit der Zeit entsteht eine digitale Collage, die für außenstehende zwar chaotisch aussieht, für die Teilnehmer:innen aber viele Erkenntnisse beinhaltet.

Gruppenbauphase

Nach dem Bau der Landschaft kann je nach Ziel des Workshops noch eine weitere Aufgabenstellung folgen. Der Ablauf ist der Gleiche wie zuvor: Erst bauen, dann digitalisieren. Die digitalen Modelle werden dann angebaut, wodurch die Landschaft größer wird und zum Beispiel durch externe Einflussfaktoren, wie der Unternehmenskultur oder dem Einfluss des Managements ergänzt werden kann.

Am Ende steht der Transfer in die Realität. Dazu bietet es sich an, digitale Punkte an die Teilnehmer:innen zu verteilen, die zur Abstimmung und Priorisierung der wichtigsten Themen genutzt werden. Zu jedem Punkt wird eine Notiz geschrieben, und schon sind die wichtigsten Erkenntnisse der Landschaft in die Praxis überführt und können von dort aus in Maßnahmen und Aufgaben umformuliert und angegangen werden.

Fazit: Online an der Teamkultur arbeiten

Ja, es ist möglich, mit Lego Serious Play online an der Teamkultur zu arbeiten. Natürlich können die Teilnehmer:innen in einem Online-Workshop kein gemeinsames, haptisches Modell erzeugen, mit den genannten Hilfsmitteln und dem beschriebenen Vorgehen entsteht dennoch ein gemeinsames Gedanken-Modell, das sich hervorragend dazu eignet, die Teamkultur gemeinsam weiterzuentwickeln. Probieren Sie es einfach aus.

Hinweise:

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David Hillmer
David Hillmer

David Hillmer ist Lego Serious Play-Trainer und Autor, Geschäftsführer bei HelloAgile und Dozent für Entrepreneurship, sowie Podcaster bei Unboxing Agile. Seine Mission ist es, Menschen, Teams und Unternehmen dabei zu helfen, auf Augenhöhe zu agieren, Fehler zu feiern anstatt sie zu bestrafen und das Neue zu sehen, zu lernen und Wandel zu begrüßen.