Ratgeber Unternehmensbewertung
Ein Überblick über die besten Methoden zur präzisen Unternehmensbewertung
Stellen Sie sich vor, Sie haben mit viel Herzblut ein Unternehmen aufgebaut. Was vor 35 Jahren mit einer mutigen Idee begann, wurde Schritt für Schritt zu einer Erfolgsgeschichte. Natürlich gab es immer wieder Herausforderungen, neue Mitbewerber oder Kunden, die mehr Leistung für weniger Geld haben wollten. Doch stets haben Sie diese Herausforderungen gemeistert. Die Zahl der Mitarbeitenden stieg kontinuierlich und auch die Umsätze und Gewinne wuchsen. Mit Einsatz und Entschlossenheit, mit Geschick und ab und an etwas Glück ging es stets vorwärts. Doch nun ist es an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen. Sie denken über einen Verkauf Ihrer Firma nach oder möchten Investoren an Bord holen. Aber wie lässt sich der wahre Wert Ihres Unternehmens bestimmen?
Die Unternehmensbewertung liefert Antworten – sie schafft Klarheit und bildet die Basis für fundierte Entscheidungen. Ob Verkauf, Übernahme, Fusion oder Nachfolgeregelung: Verschiedene Bewertungsmethoden bieten unterschiedliche Ansätze, je nach den individuellen Zielen und Gegebenheiten Ihres Unternehmens. In diesem Artikel stelle ich die gängigsten Bewertungsverfahren vor, erläutere Anwendungsbereiche und Vorteile und gebe praktische Hinweise, um eine Unternehmensbewertung erfolgreich und präzise durchzuführen.
Warum ist die Unternehmensbewertung wichtig?
Für viele Gründer ist das eigene Unternehmen mehr als nur ein Geschäft – es ist ein Lebenswerk. Die Vision, der Einsatz und die zahllosen Stunden, die hineingeflossen sind, machen das Unternehmen in den Augen seiner Gründer oft unbezahlbar. Doch diese subjektive Sicht entspricht nicht immer dem objektiven Wert, den Dritte – etwa Investoren, Käufer oder Banken – dem Unternehmen beimessen. Genau hier setzt eine fundierte Unternehmensbewertung an: Sie schafft eine objektive Grundlage für die wirtschaftliche Realität und Attraktivität der Firma.
Besonders wichtig ist eine objektive Bewertung für externe Stakeholder:
- Käufer suchen Transparenz, um ihre Beteiligung oder Kaufentscheidung abzusichern.
- Investoren möchten nachvollziehen, ob das Unternehmen ein langfristig lohnendes Investment ist.
- Banken benötigen eine klare Einschätzung des Unternehmenswertes, um Kreditentscheidungen fundiert treffen zu können.
Doch die Unternehmensbewertung geht weit über Transaktionen hinaus. Sie ist auch ein strategisches Werkzeug, um Wachstumschancen zu identifizieren, Investitionen gezielt zu planen und die Wertentwicklung zu steuern. Zudem spielt sie auch in rechtlichen und steuerlichen Kontexten eine bedeutende Rolle, bspw. bei der Ermittlung des Werts in Nachlassverfahren, der Aufteilung von Unternehmensanteilen oder steuerlichen Prüfungen.
Kurz gesagt: Eine objektive Unternehmensbewertung ist vielen Fällen unverzichtbar. Sie ermöglicht es, das Unternehmen durch die Augen anderer zu betrachten und schafft die Basis für strategische Weichenstellungen, wirtschaftliche Sicherheit und Vertrauen bei allen Beteiligten.
Die wichtigsten Methoden der Unternehmensbewertung
Für die Unternehmensbewertung stehen mehrere anerkannte Methoden zur Verfügung, die je nach Zielsetzung und Struktur des Unternehmens variieren können. Jede Methode bietet spezifische Vorzüge und ist für unterschiedliche Situationen besonders geeignet. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Methoden zur Bewertung von Unternehmen:
Ertragswertverfahren (EV)
Das Ertragswertverfahren (EV) fokussiert sich auf die Ertragskraft eines Unternehmens, indem es zukünftige Gewinne und Erträge prognostiziert und auf den heutigen Zeitpunkt abzinst. Dabei wird angenommen, dass der Unternehmenswert maßgeblich durch seine zukünftigen Erträge definiert ist. Diese Methode ist weit verbreitet, da sie eine fundierte Einschätzung der nachhaltigen Wertentwicklung bietet.
Anwendung: Das Ertragswertverfahren ist besonders geeignet für etablierte Unternehmen mit einer konstanten und gut einschätzbaren Ertragsbasis.
Discounted Cash Flow (DCF)
Das Discounted-Cash-Flow-Verfahren basiert auf der Idee, dass der Wert eines Unternehmens durch die Summe der zukünftigen, diskontierten Cashflows bestimmt wird. Diese Methode betrachtet den Cashflow, den das Unternehmen in der Zukunft generieren wird, und setzt ihn auf den heutigen Wert herab, um den Unternehmenswert zu ermitteln. Hierbei spielen Faktoren wie erwartete Einnahmen, Ausgaben und Wachstumsraten eine entscheidende Rolle.
Anwendung: Das DCF-Verfahren ist besonders nützlich, wenn sich ein Unternehmen in einer Wachstumsphase befindet oder wenn zukünftige Cashflows stabil und gut prognostizierbar sind. Auch bei der Bewertung von Unternehmen in frühen Entwicklungsphasen kann es hilfreich sein, vorausgesetzt, die zukünftigen Einnahmen sind ausreichend kalkulierbar.
Marktwertverfahren
Das Marktwertverfahren basiert auf dem Vergleich des Unternehmens mit ähnlichen Unternehmen auf dem Markt, um den Wert zu ermitteln. Diese Methode setzt voraus, dass ausreichend Vergleichsdaten von ähnlichen Unternehmen vorhanden sind, die entweder öffentlich gehandelt werden oder vor kurzem verkauft wurden. Der Unternehmenswert wird durch den Vergleich von Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Börsenwert abgeleitet.
Anwendung: Das Marktwertverfahren eignet sich besonders, wenn ein Unternehmen in einer Branche tätig ist, in der es viele vergleichbare Unternehmen gibt. Es wird oft in Situationen verwendet, in denen schnelle und marktgerechte Bewertungen erforderlich sind, beispielsweise bei Übernahmen, Fusionen oder dem Verkauf von Unternehmensteilen.
Substanzwertverfahren
Das Substanzwertverfahren bewertet ein Unternehmen auf Grundlage seines materiellen und immateriellen Vermögens. Dabei wird der Wert der Vermögenswerte (z. B. Immobilien, Maschinen und Patente) ermittelt und von den Verbindlichkeiten abgezogen. Der resultierende Wert spiegelt den „Substanzwert“ des Unternehmens wider, also den Wert, der bei einer Liquidation des Unternehmens erzielt werden könnte.
Anwendung: Diese Methode ist besonders geeignet für Unternehmen, die über signifikante materielle Vermögenswerte verfügen, wie etwa Immobilien, Maschinen oder Vorräte. Sie wird häufig in Fällen verwendet, in denen das Unternehmen in Schwierigkeiten steckt oder als Liquidation bewertet wird.
Auch für Unternehmen in kapitalintensiven Branchen, wie der Industrie, ist das Substanzwertverfahren sinnvoll. Es ist jedoch weniger geeignet für Unternehmen, bei denen der immaterielle Wert (z. B. Markenname, geistiges Eigentum oder Kundenbeziehungen) eine große Rolle spielt.
Die Auswahl und Anwendung der passenden Bewertungsmethode
Die Wahl der Bewertungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Ziel der Bewertung, die Branche, die Unternehmensgröße und die Verfügbarkeit von Daten. Hier sind einige Überlegungen, die Ihnen helfen, die passende Methode auszuwählen:
- Ziel der Bewertung: Für Übernahmen oder Fusionen bieten sich häufig DCF- oder Marktwertverfahren an, während bei der Bewertung von Unternehmen mit vielen Vermögenswerten das Substanzwertverfahren sinnvoll ist.
- Branche und Unternehmensgröße: Große Unternehmen profitieren oftmals vom Ertragswertverfahren, während bei kleineren Firmen das DCF-Verfahren genauer sein kann.
- Verfügbarkeit von Daten: Das Marktwertverfahren eignet sich besonders, wenn viele vergleichbare Unternehmen existieren, deren Werte als Benchmark dienen können.
- Marktsituation: Wenn der Markt Wertangaben bietet, ist das Marktwertverfahren oft hilfreich.
- Steuerliche oder rechtliche Anforderungen: In bestimmten rechtlichen Kontexten kann das Substanzwertverfahren von Vorteil sein, da es eine genaue Erfassung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten ermöglicht.
Letztlich gibt es keine Universallösung – die richtige Bewertungsmethode hängt immer von den individuellen Rahmenbedingungen und Zielen ab. Eine sorgfältige Analyse dieser Faktoren ist der Schlüssel, um die passende Methode zu wählen und eine fundierte, präzise Bewertung sicherzustellen.
Die Theorie der Unternehmensbewertung klingt oft klar und strukturiert: Wählen Sie eine Methode, berücksichtigen Sie die relevanten Parameter und führen Sie die Berechnungen durch. Doch in der Praxis zeigt sich schnell, wie komplex der Prozess tatsächlich ist.
Eine präzise Unternehmensbewertung erfordert nicht nur die Auswahl der passenden Methode, sondern auch den Zugang zu detaillierten und verlässlichen Daten. Dabei stehen Sie vor einer Vielzahl an Herausforderungen:
- Ob es um zukünftige Cashflows, Wachstumsraten oder Marktvergleiche geht – viele Parameter basieren auf Prognosen, die schwer vorherzusagen sind.
- Gerade in kleineren Unternehmen fehlen oft vollständige oder aktuelle Daten, die für eine fundierte Bewertung notwendig wären.
- Die Anwendung von Verfahren wie dem Discounted Cash Flow (DCF) oder Ertragswertverfahren ist anspruchsvoll und erfordert ein hohes Maß an Genauigkeit. Ein kleiner Fehler bei der Dateneingabe kann das Ergebnis erheblich verfälschen.
Hinzu kommt, dass der gesamte Prozess zeitaufwendig sein kann, besonders wenn Sie Daten manuell erheben oder aktualisieren müssen.
An dieser Stelle kann der Einsatz spezialisierter Software-Lösungen den Unterschied machen. Moderne Tools zur Unternehmensbewertung bieten zahlreiche Vorteile:
- Sie greifen auf aktuelle Marktdaten und Benchmarks zu, sodass Sie immer mit den neuesten Zahlen arbeiten können.
- Sie führen Berechnungen automatisiert durch und minimieren dadurch das Risiko von Fehlern.
- Sie erleichtern auch Einsteigern den Umgang mit anspruchsvollen Bewertungsmethoden.
- Einige Lösungen bieten zusätzlich Szenario-Analysen, mit denen Sie verschiedene Annahmen testen und fundiertere Entscheidungen treffen können.
Der Einsatz solcher Tools spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass Ihre Bewertung fundiert und professionell durchgeführt wird. Gerade in einem komplexen und datenintensiven Bereich wie der Unternehmensbewertung kann dies einen entscheidenden Vorteil darstellen.
Eine erfolgreiche Unternehmensbewertung setzt also nicht nur theoretisches Wissen über die Methoden voraus, sondern auch die richtigen Werkzeuge, um die Herausforderungen der Praxis zu meistern.
Fazit
Die Unternehmensbewertung ist ein unverzichtbares Werkzeug, um eine objektive Grundlage für fundierte Entscheidungen zu schaffen – sei es bei Verkäufen, Übernahmen, Fusionen oder Nachfolgeregelungen. Sie liefert klare Antworten auf die Frage, was ein Unternehmen tatsächlich wert ist, und hilft nicht nur Banken, Investoren oder Käufern, sondern auch Gründern, die ihr Unternehmen mit viel Herzblut über Jahrzehnte hinweg aufgebaut und zahlreiche Herausforderungen gemeistert haben.
Die Wahl der passenden Bewertungsmethode – ob Ertragswertverfahren, Discounted Cash Flow (DCF), Marktwertverfahren oder Substanzwertverfahren – hängt von den Zielen, der Branche und den individuellen Gegebenheiten ab. Jede Methode bietet unterschiedliche Perspektiven und sollte sorgfältig ausgewählt werden. Hier können moderne Softwarelösungen sinnvolle Unterstützung bieten. Sie erleichtern den Umgang mit Daten, reduzieren Fehlerquellen und gewährleisten präzise Ergebnisse. So wird der oft anspruchsvolle Prozess der Unternehmensbewertung effizienter und gleichzeitig zuverlässiger, und es entsteht eine solide Basis, um die Zukunft des Unternehmens strategisch zu gestalten.
Hinweise:
Bei SmartZebra finden Sie sowohl eine Software zur Unternehmensbewertung, die Sie kostenfrei testen können, als auch einen Leitfaden zum Herunterladen.
Wenn Ihnen der Beitrag gefällt oder Sie darüber diskutieren wollen, teilen Sie ihn gerne in Ihrem Netzwerk.
Philipp Nessmann hat weitere Beiträge im t2informatik Blog veröffentlicht:
Philipp Nessmann
Philipp Nessmann hat sich in seiner über 17 Jahre andauernden Laufbahn als Webdesigner auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) spezialisiert. Seine Stärke in der digitalen Welt liegt in einer pragmatischen und technisch versierten Herangehensweise, wobei er ein besonderes Augenmerk darauflegt, Websites so zu optimieren, dass sie nicht nur bei Suchmaschinen gut abschneiden, sondern auch zum Erfolg und Umsatzsteigerung von Unternehmen beitragen. Er besitzt das Talent, SEO-Strategien auf die spezifischen Anforderungen und Ziele eines Unternehmens zuzuschneiden und erfolgreich zu implementieren.
Im t2informatik Blog veröffentlichen wir Beträge für Menschen in Organisationen. Für diese Menschen entwickeln und modernisieren wir Software. Pragmatisch. ✔️ Persönlich. ✔️ Professionell. ✔️ Ein Klick hier und Sie erfahren mehr.