Mit LEGO Serious Play die Teamkommunikation verbessern

Gastbeitrag von | 06.01.2022

„Wir arbeiten seit 10 Jahren zusammen, aber die Geschichte höre ich jetzt zum ersten Mal!“

Oder auch: „So hatte ich das noch nie betrachtet, warum haben Sie mich nie darauf hingewiesen?“ – „Na ja, ich wurde bisher auch nie danach gefragt.“

Workshops mit genau solchen „Aha- oder Wow-Momenten“ ermöglicht die Methode LEGO Serious Play.

Wie kann ein Spielzeug aus Kindertagen dazu beitragen, dass lange verborgene Informationen plötzlich zu Tage gefördert werden? Kann vielleicht auch Ihr Team seine Zusammenarbeit und Kommunikation mit der Methode verbessern? Kommen Sie mit auf eine kleine Reise durch die schon fast magische Welt von LEGO Serious Play (LSP) und lassen Sie sich diese und andere Fragen beantworten.

Vorbereitung eines LEGO Serious Play Workshops

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines jeden LSP-Workshops ist die umfassende Vorbereitung. Kein Workshop gleicht dem anderen und die Fragestellungen müssen individuell auf die Zielsetzung abgestimmt werden. Setzen Sie sich also nicht zu viele Ziele, sondern fokussieren Sie sich auf wenige Kernbereiche. Ob Sie Ihre Organisationsstrukturen herausfordern, die Teamkommunikation adressieren, die Unternehmensvision mit Leben füllen oder wichtige strategische Fragestellungen partizipativ lösen möchten – all das ist mit Lego Serious Play möglich.

Die Skill-Building Phase

Zu Beginn eines jeden LSP-Workshops steht immer eine sogenannte Skill-Building Phase. Durch sie wird sichergestellt, dass alle Teilnehmenden unabhängig von der eigenen Vorerfahrung ein Gefühl für die beliebten Klemm-Bausteine erhalten. Mithilfe eines Warm-Ups wird die Distanz zum Arbeitsmaterial spielerisch verringert. Gerade wenn die Teilnehmer noch nie von LEGO Serious Play gehört haben, fallen dann auch häufig Sätze wie „Ach schön, wir spielen heute mit LEGO“ oder „Wenn das die Geschäftsführung erfährt, dass wir fürs LEGO Spielen bezahlt werden“.

Genau diese Einstufung von LEGO als Spielzeug spielt wiederum dem Workshopleiter, dem sog. LSP-Facilitator, ideal in die Karten. Dem Medium LEGO werden gerade zu Anfang wenige Kompetenzen zugeschrieben: es wirkt harmlos und gehört für einige mehr ins Kinder- als ins Besprechungszimmer.

In der Skill-Building Phase geht es nicht nur darum, den Teilnehmenden die Möglichkeiten von LSP näher zu bringen, sondern ein „Denken mit den Händen“ zu etablieren. Bei manchen Aufgaben weiß man nicht so recht, wie man eine mit LEGO gebaute Lösung finden soll. Unser Unterbewusstsein kennt darauf überraschend oft dennoch eine Antwort. Entsprechend gilt die Regel: „Einfach drauf los bauen“. Durch gekonntes Einstreuen von Metaphern von Seiten des LSP Facilitators wird es den Teilnehmenden zusätzlich erleichtert, auch komplexere Gedankengänge darzustellen und zu beschreiben.

Schon zum Ende der Skill-Building Phase sind die ersten Überraschungsmomente im Teilnehmerkreis garantiert. Durch die LSP-Grundregel „Jeder baut, jeder erklärt“ stellen wir zudem eine echte 100% Partizipation im Workshop sicher. Eine stille Zustimmung zu einer Aufgabe gibt es nicht! Die gebauten Modelle zu jeder Aufgabenstellung wird von jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer am Ende der Übung vorgestellt und erklärt.

Die Austauschphase

Die Skill-Building Phase verdeutlicht den Teilnehmenden, wie unterschiedlich Lösungen zu identischen Aufgabenstellungen ausfallen können. Es wird sichtbar, dass jeder Teilnehmer Aufgaben anders angeht und interpretiert und daher auch die Lösungsvarianz sehr breit ist. So abwegig manche Lösungen auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, bei LEGO Serious Play gibt es keine falschen Antworten. Der Fakt, dass bereits in der ersten Phase Eigenschaften wie Zuhören, Empathie oder auch das Hinterfragen von Arbeitsergebnissen statt das Hinterfragen von Personen kontinuierlich gefördert werden, kann Teams helfen, ihre Kommunikation zu verbessern.

Genau diese Herangehensweise ermutigt die Teilnehmenden außerdem in der zweiten Phase dazu, sich mit Neugierde und Kreativität an komplexe Fragestellungen heranzuwagen. Je nach Zielsetzung könnte eine Fragestellung sein: „Wie stellen Sie in Ihrer Rolle ideale Abläufe in der Abteilung sicher?“

In der zweiten Phase besteht die Aufgabe des LSP Facilitators vor allem darin, den Austausch zwischen Teilnehmenden durch zielgerichtetes Fragen anzuregen. Je nach Teamzusammensetzung entstehen Rückfragen zu den Einzelmodellen bereits sehr aktiv aus dem Teilnehmerkreis.

Die Reflexionsphase

Eine ausgiebige Reflexionsphase sorgt für gegenseitiges Verständnis und bereitet gleichzeitig den Boden für den Bau eines gemeinsamen Modells. Dieses kann dann aus den wichtigsten Elementen der Einzelmodelle bestehen und bspw. die idealen Arbeitsabläufe der Abteilung inkl. der Rollen aller Teammitglieder abbilden.

Das Verbinden der Einzellösungen zu Teamlösungen erfordert vom Team Konzentration, Einfühlungsvermögen und Kompromissbereitschaft. Da es an dieser Stelle schnell komplex und herausfordernd für die Teilnehmenden werden kann, ist hier ein besonderes Feingefühl und Lenkungsfähigkeit des Facilitators gefragt.

Gemeinsam identifizieren und diskutieren die Teilnehmenden in dieser Phase Ähnlichkeiten und Unterschiede ihrer Lösungen. Beim Zusammenfügen ist es üblich, dass durch den Austausch neue Ideen entstehen. Hierbei gilt die Grundregel: „Konstruktion schlägt Diskussion“. Alle Ideen sollen vom Team auch baulich umgesetzt werden, um Synergieeffekte, Konflikte, Beziehungen oder Prozesse transparent für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazustellen. Durch den, im wahrsten Sinne des Wortes, konstruktiven Austausch entwickelt sich im Team ein gemeinsames Verständnis für die zu lösende Aufgabe. Missverständnisse, Unklarheiten oder auch Alleingänge einzelner Teilnehmer sind praktisch ausgeschlossen.

Gewonnene Erkenntnisse

Besonders hervorzuheben ist, dass die Arbeit in mehreren LSP-Zyklen dafür sorgt, dass die einzelnen Teilnehmenden sich viel genauer an Details der Präsentationen ihrer Kolleginnen und Kollegen erinnern, als dies bei konventionellen Workshops der Fall ist. LEGO Serious Play spricht in der Kommunikation verschiedene Bereiche unserer Wahrnehmung an. Sowohl die Bereiche der visuellen und auditiven Wahrnehmung als auch der kinästhetische Bereich und bei einer Dokumentation der Ergebnisse das Lesen bzw. Schreiben sind bei LSP aktiv.

Der Bau von Team- oder gar noch komplexeren Systemmodellen, welche Einflussfaktoren auf ein Teammodell darstellen, ist nur durch den intensiven Austausch der Teilnehmenden möglich. Spätestens zum Zeitpunkt der Diskussion und Präsentation des gemeinsamen Modells sind die Teilnehmenden häufig selbst überrascht, was für komplexe und aussagekräftige Bauwerke sie schrittweise erschaffen haben.

Umso wichtiger ist an dieser Stelle eine sorgfältige Ergebnissicherung. Diese reicht in der Praxis von Flipcharts, über Foto- oder Videodokumentationen bis hin zum Nachbau der Modelle. Daher muss die Dokumentation im Vorfeld vom Facilitator auch gut geplant sein, um sicherzustellen, dass im Anschluss mit den Ergebnissen weitergearbeitet werden kann. An dieser Stelle besteht die Hauptaufgabe des Facilitators darin, die Teilnehmenden beim Fokussieren auf Kernelemente ihrer Präsentation und der Ableitung von Action Points zu unterstützen.

Das Naturell eines LEGO Serious Play Workshops ist der intensive Austausch untereinander. Dieser Austausch sorgt fast immer für eine Gefühlsmischung aus Erschöpfung und Begeisterung unter den Teilnehmenden. Aus Feedbackgesprächen mit Kunden wissen wir, dass die Beteiligten regelmäßig ihre Begeisterung über die Ergebnisse und die Vorgehensweise mit ihren Kolleginnen und Kollegen teilen. Und das ist ein gutes Zeichen für eine verbesserte Teamkommunikation.

 

Hinweise:

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Die Agile Heroes beobachten, wie sich die Lego Serious Play Methode über Organisationen und Branchen hinweg immer weiter verbreitet. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, bieten sie zusätzlich zu den bewährten LSP Inhouse Workshops auch eine zertifizierte Facilitator Ausbildung nach der Lego Serious Play Methode an, damit Organisationen das Potenzial von LEGO Serious Play voll ausschöpfen können.

Mehr zu den Angeboten von den Agile Heroes finden sie unter https://www.agile-heroes.de/lego-serious-play-facilitator/.

Julian Andre Fuchs
Julian Andre Fuchs

Der gelernte Kaufmann für Bürokommunikation und studierte Betriebswirt Julian Andre Fuchs ist als Agile Coach und Scrum Master bei der Agile Heroes GmbH in Frankfurt a. M. tätig. Durch jahrelange Erfahrung als selbständiger Unternehmer und Führungskraft in verschiedenen Branchen verfügt er über ein umfangreiches Wissen in Bezug auf Team-Dynamik, Kommunikation und Projektmanagement. Neben seiner Trainer- und Beratertätigkeit ist er im Unternehmen Product Owner für das Thema LEGO Serious Play. In dieser Funktion unterstützt er Kunden dabei, individuelle Workshops durchzuführen, eigene Facilitator auszubilden und die Zusammenarbeit in den Teams zu optimieren.

Tanja Tissen
Tanja Tissen

Tanja Tissen ist zertifizierte Lego Serious Play Trainerin und Scrum Masterin bei den Agile Heroes. Hierbei berät und betreut sie internationale Kunden aus Beratung, Luftfahrt & Banking Solutions bei ihrer agilen Transformation. Studiert hat Tanja Wirtschaft und Informatik in Münster und Moskau.