Pause: Unterschätztes Powertool oder Zeitverschwendung?
Was denken Sie über das Thema Pause?
Sind sie Zeitverschwendung? Oder sind sie Kraftspender, wahre Powertools in unserem Alltag, in unsrem Job?
Ich glaube jeder weiß wie wichtig Pausen sind. Dass wir nicht endlos durchpowern können, ohne Energieverluste und die damit verbundenen negativen Effekte auf unsere Leistungsfähigkeit, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Und trotzdem verhalten wir uns oft nicht danach.
Neulich sprach ich mit einem Projektleiter über Pausen.
Er sagte mir: „Ich habe ein Problem, Pausen zu machen. Gerade dann, wenn mir die Arbeit besonders viel Freude macht. Dann bin ich mit solcher Leidenschaft dabei, dass ich die Pause einfach vergesse. Obwohl ich weiß, dass mir das nicht gut tut.“
Das konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Ich will in diesem Artikel aber nicht darauf eingehen, welche inneren Programme uns von einer Pause abhalten. Ich möchte Ihnen stattdessen eine Geschichte erzählen. Eine wahre Geschichte über einen Geschäftsführer, der in einer kritischen Situation die Bedeutung von Pausen entdeckt hat. Und damit sein Unternehmen vor der Schließung gerettet hat.
Die Vorgeschichte zur Geschichte
Vor einigen Jahren war ich Mitglied einer Arbeitsgruppe der GPM, der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement. Diese Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit den Risiken von Burnout bei Projektmanager:innen und führte die bis heute größte GPM-Studie zu diesem Thema durch. Knapp 1.000 Projektmanager:innen nahmen daran teil. [1]
Die Ergebnisse waren eindeutig: 37 % der Befragten hatten ein hohes Risiko, an einem Burnout zu erkranken. Nach der Veröffentlichung der Studie reisten wir quer durch Deutschland, um die Ergebnisse in den verschiedenen GPM-Regionen vorzustellen. Dabei ging es vor allem darum, welche inneren und äußeren Risikofaktoren Projektmanager:innen besonders belasten und wie man ihnen wirksam begegnen kann.
Ich selbst habe viele dieser Vorträge gehalten. Einer davon führte mich schließlich in die Regionalgruppe Dortmund-Ruhr. Dort traf ich auf einen Unternehmer, der mir eine beeindruckende Geschichte zum Thema Pause erzählte.
Die wahre Geschichte eines Unternehmers, der die Pause für sich entdeckt
Wir waren eine kleine Anzahl an Teilnehmer:innen, die an dem Abend zu meinem Vortrag zusammengekommen waren. 12 Menschen saßen an dem Tisch. Und ich berichtete über die Studienergebnisse. Anschließend ging es in die Diskussion. Nach einigen Fragen und Antworten meldete sich der Unternehmer zu Wort und erzählte uns seine Geschichte.
Er war Inhaber eines mittelständischen Unternehmens mit ca. 30 Mitarbeitern. Die Geschäfte liefen gut. Es gab ausreichend Nachfrage und Aufträge. Die Mitarbeiter waren motiviert und es herrschte ein gutes Betriebsklima. Der Unternehmer hatte lange und intensive Arbeitstage. So wie man sich das bei einem Geschäftsinhaber im Mittelstand vorstellt.
Dann gab es einen Einschnitt in seinem Leben. Er wurde krank. Sein Rücken spielte nicht mehr mit. Die Beschwerden wurden immer heftiger. Die Schmerzen nahmen zu. Er konnte nicht mehr arbeiten wie bisher. Seine Leistungsfähigkeit war extrem vermindert. Seine Psyche litt natürlich auch darunter: Wie sollte es weitergehen, mit seiner Firma?
Das machte ihm große Sorgen und belastete ihn sehr. Ihm war klar, wenn es so weiterginge, dann müsste er sein Unternehmen schließen. Alle Mitarbeiter entlassen. Der Arzt sagte ihm, er müsse etwas verändern in seinem Leben. Aber er hatte auch keine konkrete Lösung parat.
Nach etlichen Tagen und Wochen der Reflexion traf der Unternehmer eine einschneidende Entscheidung: Er organisierte seinen kompletten Arbeitsalltag neu. Ein Reset seines Betriebsalltags:
- Er arbeitete nicht mehr als 8 Stunden pro Tag. Maximal 4 Stunden vormittags, 4 Stunden nachmittags.
- Er verordnete sich eine zweistündige Mittagspause. Jeden Tag. In der er sich komplett zurückzog. Nicht ansprechbar war.
Eine Pause zur Regeneration seiner Kräfte. Für den zweiten Teil seines Arbeitstages. Was genau er in dieser Pause gemacht hat weiß ich nicht. Er sprach davon, dass er sich viel Ruhe gegönnt habe.
Der Reset seines Arbeitsalltags zeigte große Wirkung. Insbesondere die Effekte seiner zweistündigen Mittagspause.
Nachdem er das Programm über zwei Monate durchgehalten hatte, ging es wieder bergauf. Mit seiner Kraft und seiner Gesundheit. Es steigerte sich von Woche zu Woche.
- Sein Wohlbefinden, seine Energie und seine Stimmung stiegen an.
- Er berichtete von positiven Effekten auf seine Kreativität und seine Problemlösungsfähigkeit.
- Seine Leistungsfähigkeit kehrte zurück. Seine Zuversicht auch.
Nach 3 Monaten war klar: Er konnte die Firma weiter führen.
Die Auswirkungen auf das Betriebsklima
Er hat die Struktur seines Arbeitsalltages beibehalten. Auch die zweistündige Pause. Denn gerade dieser Pause schrieb er die größten Effekte zu.
Und es geschah noch mehr: Die Mitarbeiter registrierten, was da vor sich ging. Er wurde zum Vorbild für seine Mitarbeiter. Die nahmen sich jetzt auch deutlich mehr Zeit für ihre Pausen. Dadurch erhöhte sich die Leistungsfähigkeit und die Stimmung der Mitarbeiter. Das ohnehin schon gute Betriebsklima stieg noch weiter an.
Nachdem der Unternehmer seine Geschichte erzählt hatte, herrschte Schweigen im Raum.
Wir alle waren tief beeindruckt und berührt.
Wir spürten wie viel Mut ihn diese Entscheidung für den Reset seines Arbeitsalltags gekostete hatte. Und dass dieser Mut und sein unerschütterlicher Fokus, mit dem der diese Lösung umgesetzt hatte, sich am Ende ausgezahlt hatten.
Die Pause als Energielieferant
Unter dem Eindruck der gerade erzählten Geschichte möchte ich gerne den Blick in Ihre Richtung und auf Ihren persönlichen Berufsalltag lenken.
- Wie oft machen Sie weiter, obwohl Sie schon keine Power mehr haben?
- Was können Sie tun, um dem Thema mehr Bedeutung zu verleihen? Was würden Sie dadurch gewinnen?
- Wie müsste eine Pause aussehen, damit sie ihren Bedürfnissen entspricht?
- Was können Sie dazu in ihrem Berufsalltag verändern?
Die Geschichte des Unternehmers zeigt es deutlich: Wenn Sie von den positiven Effekten einer Pause profitieren wollen, dann müssen sie das Ganze auch umsetzen. Nachdenken und theoretisches Wissen helfen da nicht weiter. Warten auf den Anstoß von außen auch nicht.
Auch ich räume der Pause in diesem Monat einen gebührenden Platz ein. Ich bin Gründerin und Moderatorin des Inner Power Clubs. Eines neuartigen Fitness Clubs für mentale und emotionale Stärke. Wir haben jeden Monat ein Schwerpunktthema im Club. Und jetzt im Juli habe ich das Thema auf die Agenda gesetzt: „Gönn dir eine Pause. Als Energielieferant und Wachstumskatalysator“.
Wir werden unser Verhältnis zur Pause auf den Prüfstand stellen und wieder gerade rücken. Sie in unseren Alltag integrieren, so wie es zu unseren Wünschen, Bedürfnissen und Aufgaben passt.
Denn die Pause ist nach meiner Einschätzung das meist unterschätze Powertool. Für einen erfüllten und erfolgreichen Job. Die Geschichte des Unternehmers zeigt das eindrücklich und klar.
Ich hoffe, ich konnte Sie mit dieser Geschichte dazu inspirieren mal über ihr Verhältnis zum Thema Pause nachzudenken. Haben Sie ein gutes, gesundes Verhältnis zur Pause? Oder halten Sie eine Pause für Zeitverschwendung? Das wäre schade, denn sie sind Energielieferant, Kreativitätsbooster und Wachstumskatalysator.
Hinweise:
Hier finden Sie weitere Informationen zum Inner Power Club. Und hier finden Sie ein Behind-the-Scenes-Video, wie ein Clubmitglied das Konzept der Minipause in ihrem Job integriet hat und welche Effekte dies erzeugt.
[1] GPM Know-how: Burnout-Gefährdung bei Projektmanagerinnen und Projektmanagern
„Wie häufig machen Sie Pause?“ fragt Peter Flühr in einem Beitrag, in dem er beschreibt, was Sie von Sportlern für Ihre Projekte lernen können.
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Martina Baehr hat weitere Beiträge im t2informatik Blog veröffentlicht, u. a.

Martina Baehr
Martina Baehr ist Arbeits- und Organisationspsychologin und Inhaberin von Projektmanagement plus – Mit Energie + Strategie zum Projekterfolg. Sie hat in verschiedenen mittelständischen Unternehmen als Projektleiterin und Abteilungsleiterin für interne Prozess- und Systemberatung gearbeitet und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Leitung großer Reorganisations- und IT-Projekte. Als Projektbegleiterin und Energie-Coach unterstützt sie Kundinnen und Kunden dabei ihre innere Stärke zu entfalten. Zur Steigerung ihrer Wirkkraft, für entspannte und erfolgreiche Projekte und einen positiven Impact im Job. Sie ist Gründerin und Moderatorin des Inner Power Clubs.
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