Adaptive Facilitation – Moderation mit Methode

Gastbeitrag von | 31.10.2022

Eine Moderationsmethode für Retrospektiven, Workshops, verteilte Zusammenarbeit und Konflikte

Seit zwei Jahren nutze ich verstärkt eine Moderationsmethode für Retrospektiven, Workshops und manche Konflikte, die sich inzwischen als besonders geeignet für die Remote Zusammenarbeit erwiesen hat: Adaptive Facilitation.

Bis vor einem halben Jahr steckte ich noch sehr viel Zeit in das Design und die Konzepte verschiedener Conceptboards. Mittlerweile jedoch nutze ich Conceptboards meist nur noch zur Ermittlung von aktuellen Herausforderungen – die Lösungssuche selbst erfolgt mittels Adaptive Facilitation in einem geteilten ReadOnly-OneNote. Damit reduziert sich der Vorbereitungsaufwand für Retros und Workshops nicht nur auf einen Bruchteil der ursprünglichen Zeit, sondern wir arbeiten auch mit einer Methode, die mit fast allem umgehen kann, was während der Diskussion entsteht. In diesem Artikel möchte ich Ihnen Adaptive Facilitation¹ beschreiben, so dass Sie mit dem Werkzeug direkt loslegen können.

Dysfunktionen bei komplexen und verfahrenen Sachverhalten

Vermutlich kennen Sie komplexe Situation, in denen viele widersprüchliche Perspektiven zu betrachten sind. Und sicherlich haben Sie auch schon  Themen verfolgt, in die viel Energie investiert wurde, die Fronten zwischen den Beteiligten aber verhärtet waren. Wenn wir in einer Gruppe oder einem Team einen komplexen oder verfahrenen Sachverhalt diskutieren, sind wir mit unter anderem mit folgenden Dysfunktionen konfrontiert:

  • D1: Der Sachverhalt auf der Tonspur wird so komplex, dass keiner mehr den Überblick über das Gesagte hat – weder über die Perspektiven, noch über Fakten und mögliche Lösungen.
  • D2: Ein etwaiges Live-Protokoll, das angefertigt wird, verzweigt sich in baumartige Strukturen, in denen es schwerfällt, sich zurechtzufinden.
  • D3: Die Arbeit auf einem etwaigen Conceptboard wird sehr unübersichtlich und fummelig, weil …
    i. die Teilnehmenden nicht an derselben Stelle sind, sondern gedanklich noch bei anderen PostIts stecken.
    ii. die verschiedenen Puzzleteile, die es zu berücksichtigen gilt, überall auf dem Board verstreut sind.
    iii. eine Latenz besteht zwischen dem Tippen eines Beitrags und dem Erscheinen im PostIt.
  • D4: Man arbeitet mit einer linearen Struktur, die der Komplexität des Problems nicht gerecht wird, d.h.
    i. es wird ein Problem definiert, das es zu bearbeiten gilt – andere Probleme werden “geparkt”.
    ii. es wird ein Ziel abgeleitet, das es zu verfolgen gilt – andere, verwandte Ziele werden ausgeblendet.
    iii. es werden erste Schritte hin zum Ziel definiert – etwaige Bedenken und verwandte Probleme werden “geparkt” oder nur auf der Tonspur behandelt und “zur Kenntnis genommen”.
  • D5: Man arbeitet in Kleingruppen und entscheidet dort über Sachverhalte, die in der großen Runde erst wieder mühsam vorgestellt und integriert werden müssen, bevor sie über einen Mehrheitsentscheid entschieden werden.
  • D6: Man hat am Ende das Gefühl, dass man nicht über den Kern der Sache und am eigentlichen Problem vorbeidiskutiert hat.
  • D7: Es entstehen Status-Rangeleien, da geäußerte Lösungsideen modifiziert oder Bedenken und Einwände unzureichend gehört werden.
  • D8: Die Teilnehmenden rutschen in ihrer Diskussion in ein anderes Problem, ohne dies aktiv zu bemerken oder aktiv zu entscheiden. Der Problemwechsel an sich ist hierbei nicht problematisch, sondern das fehlende Bewusstsein darüber, dass dieser stattgefunden hat oder stattfinden könnte.
  • D9: Teilnehmenden fällt es schwer, aus der Problemdenke und dem Pessimieren herauszukommen.
  • D10: Teilnehmende hören einander nicht wirklich zu, sondern wiederholen ihre Standpunkte nur.
  • D11: Es wird am Ende das falsche Problem gelöst.
  • D12: Die Teilnehmenden tauchen bei dem Bau einer ersten Lösung in Detailtiefen ab, die es für ein erstes und kluges Adressieren des Sachverhalts gar nicht bräuchte.

Das Problem also, das ich mit Adaptive Facilitation lösen möchte, ist einfach umrissen: Ich brauche eine Moderationsmethode, die einer Gruppe oder einem Team hilft, Probleme zu lösen. Und schon sind wir im Kaninchenbau sozialer Systeme und dem Flaschengeist der Kommunikation.

Adaptive Facilitation bei komplexen und verfahrenen Sachverhalten

Adaptive Facilitation hilft bei komplexen und verfahrenen Sachverhalten, den Überblick über viele verschiedene Sichtweisen zu behalten und gemeinsam nächste Schritte hin zu einer tragfähigen Lösung zu finden. Mit ein bisschen Übung kann die Methode von jedem Interessierten aus dem Stegreif angewendet werden, ohne dass es weiterer Vorbereitung bedarf.

Vorbild für die Methode ist die Dynamic Facilitation, die von ihren Autoren im gleichnamigen und ausgesprochen empfehlenswerten Buch sehr ausführlich beschrieben wird. Ich habe einige Kernelemente daraus übernommen, breche aber auch ganz explizit mit dem ein oder anderen Prinzip. Auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede werde ich im Folgenden ebenso eingehen. Und eben da ich mit einigen zentralen Gedanken aus dem Buch bewusst anders umgehe, habe ich mich entschieden, auch einen anderen Namen zu verwenden, damit keine Verwirrung darüber entsteht, was Dynamic Facilitation eigentlich ist und was adaptiert wurde.

Ein Beipackzettel, bevor es losgeht

Was Ihnen in der Moderation und den Teilnehmenden dabei voraussichtlich ungewohnt erscheinen wird, ist das gefühlte Chaos, das während der Facilitation des Themas herrscht. Es gibt keinen roten Faden. Teilnehmende, die die klassische lineare Struktur von Retrospektiven (bspw. Set the Stage → Gather Data → Generate Insights → Decide what to do → Closing, oder aus dem Lösungsfokus: Eröffnen → Ziel setzen → Sinn finden → Handlungen initiieren → Ergebnisse prüfen) gewohnt sind, werden erst einmal irritiert sein, dass ein solcher, linearer Rahmen nicht existiert. Und das wird sich auch unweigerlich in der Moderation seltsam anfühlen. Adaptive Facilitation trägt dabei der Auffassung Rechnung, dass komplexe und verfahrene Probleme eben nicht linear betrachtet werden sollten – sondern möglichst ganzheitlich.

Daher gibt Adaptive Facilitation den Raum, dass

  • sich das Problem während der Diskussion immer wieder ändert.
  • man Lösungen diskutiert, bevor das adressierte Problem konkret benannt wurde.
  • die Flughöhe ständig wechselt zwischen ganz konkret und sehr abstrakt.
  • wir zwischen Lösungs- und Problemraum hin- und herpendeln.
  • dass wir Schauplätze der Diskussion wiederholt besuchen.
  • wir nichts “aussortieren”: Die Menge der Informationen und Inhalte wird bis zum Ende ansteigen. Es wird kein “Dot-Voting” zu “Das diskutieren wir weiter, der Rest wird geparkt!” geben.

Dieser ganzheitlichen Betrachtung steht allerdings der punktuelle Lösungsansatz gegenüber: Es wird zu verschiedenen Zeitpunkten dieser ganzheitlichen und unstrukturierten Betrachtung versucht, das Problem / die Probleme punktuell zu adressieren. Es wird also eben keine ganzheitliche Lösung zu finden versucht, da es diese in den meisten Fällen gar nicht geben kann. Denn nach dem Umsetzen des ermittelten, möglichst von allen getragenen punktuellen Lösungsversuchs sieht die Welt meistens schon wieder ganz anders aus.

Also: Kernelement von Adaptive Facilitation wird das Prinzip 16. Holistische Betrachtung ←→ Punktuelle Irritation = Lösungen, die “gut genug” sind sein.

Wo man mit Adaptive Facilitation einen sinnvollen Beitrag leistet und wo nicht

Es kann bei der Länge des Blogartikels der Eindruck entstehen, dass ich unter Adaptive Facilitation die eierlegende Wollmilchsau verstehe. Das ist nicht der Fall. Daher als Abgrenzung eine Abschätzung, wo ich einen praktischen Mehrwert vermute und wo ich ihn eher ausschließe:

Kontexte, in denen Adaptive Facilitation weiterhelfen wird:

Viele verschiedene Experten versuchen den nächsten Schritt in einem gemeinsamen Problem zu lösen:

Wenn der Sachverhalt es sinnvoll erscheinen lässt, mit sehr vielen Menschen (~15) gleichzeitig über das Thema zu sprechen, da man eine Lösung in der Fülle und in den Synergien der verschiedenen Sichtweisen vermutet. Gespräche dieser Art ufern ohne passende Facilitation in der Regel komplett aus, verbrauchen ein Vielfaches an Zeit und lassen die Beteiligten oft unzufrieden und ohne Gewissheit, handfeste nächste Schritte definiert zu haben, zurück. Hier hilft Adaptive Facilitation.

Ein kleines Team versucht eine Lösung in einem sehr komplexen Sachverhalt zu finden:

Wenn der Kontext danach riecht, dass jede vorgeschlagene Lösung einen Rattenschwanz an Nachteilen mit sich bringt, das Team im Kreis diskutiert und sich das Gefühl einschleicht, dass man, egal wo man hinfasst, es nur schlimmer macht. Hier hilft Adaptive Facilitation.

Kombination der beiden Szenarien zuvor:

Viele verschiedene Experten versuchen eine Lösung in einem sehr komplexen Sachverhalt zu finden.

Wenn ein Thema verfahren scheint, da darüber schon häufig diskutiert wurde, ohne dass man nächste Schritte finden konnte:

Das liegt häufig daran, dass die bisherige Facilitation nicht dabei unterstützen konnte, den Teilnehmenden eine gemeinsame Sicht auf die gemeinsamen Sichten zu geben. Hier hilft Adaptive Facilitation.

Kontexte, die besser auf andere Weise begleitet werden:

Konflikte, deren Schwerpunkt auf der Beziehungsebene vermutet wird:

Adaptive Facilitation versucht, mit vielen Menschen “in der Sache” schnell eine erste Lösung zu finden, mit der die Beteiligten sich weitermachen trauen. Konflikte, die sich schwerpunktmäßig auf der Beziehungsebene abspielen, können hier in Scheinkonflikte in der Sache ausarten. Diese Konflikte sollten mit den üblichen Methoden und Hilfestellung behandelt werden.

Innovationen/Radikale Ideen zur Entscheidung bringen:

Adaptive Facilitation hat einen Einschlag Richtung Konsent, also versucht schnellstmöglich eine erste Lösung zu finden, mit der alle leben können, d.h. keinen Einwand mehr haben. Das ist allerdings der Tod für alle innovativen und “radikalen” Ideen. Diese können zwar mit Adaptive Facilitation gut auf die Reaktionen andere abgeklopft, sollten aber anders entschieden werden. Beispielsweise durch einen konsultativen Einzelentscheid oder die Integrative Entscheidungsfindung (IDM).

Kreative Ideenfindung:

Adaptive Facilitation ist kein Ersatz für Kreativworkshops/-vorgehen, in denen bspw. mittels Double Diamond oder Design Thinking ein Kundenproblem aus vielen verschiedenen Perspektiven mit der entsprechenden Zeit, Kreativität und einem sequentiellen Vorgehen zu lösen versucht oder in anderen Kontexten innoviert werden soll.

Entscheidungen, bei denen ein Konsent zu schwach wäre:

Manchmal reicht ein Konsent (“Keiner hat einen Einwand, etwas auszuprobieren”) allein nicht aus, da es für die Beteiligten förderlicher wäre, einen Konsens (“Alle sind dafür”) auszuhandeln. Hier passiert etwas sehr Spannendes: Zum einen haben wir in Teams einen Hang dazu, viel mehr im Konsens zu entscheiden (“Partizipative Falle”) als für eine produktive Zusammenarbeit nötig wäre, und haben gleichzeitig meist nicht die Werkzeuge an der Hand, eine möglichst konsensnahe Lösung herbeizuführen. Eine doppelte Zwickmühle, aber ein anderes Thema.

Ein Beispiel für einen Kontext, der eine konsensnahe Lösung nahelegt, ist die Entscheidung darüber, wie ein Teamevent gestaltet werden sollte. Hier sollten möglichst alle beteiligt sein und sich maximal wohlfühlen. Eine Methode, um diesen Konsens zu erreichen ist das Systemische Konsensieren.

Wie Adaptive Facilitation funktioniert

Ganz einfach! In einem OneNote bereiten Sie folgende Struktur vor und starten mit einer (s.u.) zu lösenden Herausforderung als Einstiegspunkt bei H:

OneNote mit definierter Struktur

In der Moderation können Sie nun die Gruppe oder das Team dabei begleiten, ihr Problem zu lösen, in dem Sie sich an den folgenden 18 Prinzipien orientiert, die miteinander in Bezug stehen.

Zu jedem Prinzip finden Sie einen Eintrag mit folgenden Eckdaten:

Prinzip: Name des Prinzip, damit darauf verwiesen werden kann.

Das heißt: Was das Prinzip bedeutet.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet: Welche einzelnen Schritte daraus folgen, wenn Sie das Prinzip anwenden.

Hintergrund / Wozu: Was ist das Wirkprinzip? Warum wenden wir es überhaupt an?

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist: Nicht jedes Prinzip brauche ich die ganze Zeit. Woran erkenne ich, dass es gerade hilfreich ist?

Querverbindungen zu anderen Prinzipien: Die Prinzipien hängen alle mehr oder weniger zusammen. Hier werden die Querverbindungen zusammengefasst, die in den anderen Eckdaten ausgerufen werden.

Unterschied zu Dynamic Facilitation: Hier gehe ich auf die Ähnlichkeiten und die wesentlichen Unterschiede zu Dynamic Facilitation sowie den Hintergrund meiner Entscheidung ein.

Die 18 Prinzipien der Adaptive Facilitation

Prinzip 1: In vier Quadranten alles sichtbar machen

Das heißt

Verwandeln Sie alle Beiträge in Herausforderungen, Lösungsideen, Bedenken & Einwände oder Informationen & Sichtweisen.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Jeder Beitrag, der die Diskussion inhaltlich erweitert, wird von der Moderation in Echtzeit in einen der Quadranten

  • Herausforderungen (H)
  • Lösungsideen (L)
  • Bedenken & Einwände (B)
  • Informationen und Sichtweisen (I)

aufgenommen.

Hintergrund / Wozu

Wenn die Diskussion sehr komplex ist, brauchen wir Übersicht über die gesammelten Fakten und Perspektiven. Insbesondere wenn wir ein Problem gemeinsam lösen wollen, ist es am effizientesten, wenn wir wissen, was wir eigentlich erreichen wollen (Herausforderungen), wie wir dort am besten hinkommen (Lösungsideen), was wir dabei berücksichtigen sollten (Bedenken & Einwände) und welche Informationen dazu noch relevant sind (Informationen und Sichtweisen).

Der Effizienz während des Meetings wegen gilt weiter das Prinzip 3. Mitschrift wichtig für währenddessen, weniger für danach.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Das ist das Grundprinzip von Adaptive Facilitation.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien

3. Mitschrift wichtig für währenddessen, weniger für danach

Adressiert weiter die Dysfunktionen (s.o.): D1-D5

Prinzip 2: Nummerierte Listen ohne Personenbezug

Das heißt

Es ist egal, wer was geäußert hat. Arbeitet mit linearen Listen, die konsequent durchnummeriert und fortgeführt werden.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Jeder der vier Quadranten H, L, B, I ist eine nummerierte Liste. Beiträge werden in der Reihenfolge ihrer Nennung an die Listen angefügt. Ein Autor des Beitrags wird dabei nicht genannt.

Abgesehen davon gilt: Prinzip 1. In vier Quadranten alles sichtbar machen.

Hintergrund / Wozu

Die Nummerierung macht es den Teilnehmenden leicht, die Beiträge in Bezug zueinander zu setzen: “Wir sollten L2 und L5 versuchen, damit ist B2 adressiert und H1 gelöst.” Hier greift das Räumliche Gedächtnis der Teilnehmenden (Spatial Memory).

Der fehlende Namensbezug vermeidet nicht-zielzuträgliche Status-Konflikte. Jeder Beitrag ist einer unter vielen, ohne dass es eine Rolle spielt, von wem er kam. Damit werden auch “Ad hominem”-Argumente schwerer möglich, die die Relevanz eines Beitrags am Beitragenden festmachen.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Das ist das Grundprinzip von Adaptive Facilitation.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien

Prinzip 1. In vier Quadranten alles sichtbar machen.

Adressiert die Dysfunktionen (s.o.): D2, D7

 

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 3: Mitschrift wichtig für währenddessen, weniger für danach

Das heißt

Die Moderation ordnet die Beiträge meist ohne Rückfrage automatisch in die vier Quadranten und verwendet wenn möglich die Formulierung der Teilnehmenden.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Die Mitschrift wird von vornherein als “Gedächtnisstütze” geframed, die explizit keinen Protokollcharakter hat.

Die Teilnehmenden werden gebeten, die Mitschrift zu verfolgen und bei inhaltlichen Abweichungen oder dem Gefühl, missverstanden worden zu sein, korrigierend einzugreifen.

Dabei entsteht eine 2. Nummerierte Listen ohne Personenbezug.

Eine Ausnahme bilden die Herausforderungen (H). Hier hilft die Moderation, dem Beitragenden bei einem vorgebrachten Problem eine entsprechende “Wie schaffen wir es, dass …?”-Formulierung zu finden und schlägt auch proaktiv Herausforderungen vor, die sie aus dem Gespräch herausgehört hat, und lässt sie sich von den Teilnehmenden als relevant bestätigen. (Prinzip 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen)

Das einzig Verbindliche an der Mitschrift sind die bspw. grün markierten Lösungen und Commitments, die das eigentliche Ergebnis der Diskussion darstellen. (siehe 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand und 14. Lösungen unterscheiden nach Commitments und ToDos: asap = nie & alle = keiner) .

Um die Übersicht zu behalten gilt 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet.

 

Hintergrund / Wozu

Wenn wir gemeinsam ein Problem lösen wollen, ist es am wichtigsten, eine (erste) Lösung zu finden – und nicht den Weg dorthin zu protokollieren. Unser Gehirn funktioniert assoziativ und um ein Problem zu lösen, kann es auch mal erforderlich sein, zwei widersprüchliche Gedanken gleichzeitig zu denken und zu sehen, wo uns das hinführt. Ein “Protokoll” des Gesprächs hat nicht nur keinen Mehrwert, sondern lähmt auch die kreative Lösungsfindung, da Konflikte entstehen, die man ohne Protokoll gar nicht gehabt hätte. (“Das hab ich so nicht gesagt!”, “Ich möchte das nicht im Protokoll haben!“)

Wenn wir die Perspektiven und Beiträge als flüchtige, assoziative Zwischenstationen betrachten, können wir uns viel schneller an ihnen Richtung Lösung entlanghangeln und am Ende den Weg dorthin getrost vergessen. Außerdem kommt auch keine*r in die Bredouille, sich im Nachhinein für einen Beitrag rechtfertigen zu müssen oder bei der Diskussion diesen hemmenden Gedanken (“Pass auf, was du sagst!”) mitzudenken.

 

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Die Teilnehmenden fragen, ob sie im Nachgang “das Protokoll” zugeschickt bekommen. Hier ist es sinnvoll, sie verstärkt darauf hinzuweisen, dass sie die Mitschrift als Gedächtnisstütze erhalten – diese aber im Wesentlichen dem Verständnis der Moderation entspricht. Belastbare Lösungen werden dagegen explizit durch 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand erarbeitet und mittels 14. Lösungen unterscheiden nach Commitments und ToDos: asap = nie & alle = keiner als verbindliches Ergebnis gekennzeichnet.

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Strukturell wenig, zeitlich enorm.

Bei Dynamic Facilitation fragt die Moderation bei jedem Beitrag nach, ob sie ihn schriftlich richtig wiedergegeben hat und lässt ihn inhaltlich vom Teilnehmenden bestätigen.

Im Business Kontext sind die Konflikte oft nicht von einer emotionalen und festgefahrenen Tragweite, wie sie in meinem Verständnis Dynamic Facilitation zu lösen versucht. Wir haben dagegen den Faktor Zeit im Nacken, dem wir Rechnung tragen, in dem die Adaptive Facilitation Mitschrift als Gedächtnisstütze geframed und nur die erarbeiteten Lösungen als beschlossen kommuniziert werden. Das macht es für die Teilnehmenden einfacher, mit der ein oder anderen Formulierung der Moderation zu “leben”.

Prinzip 4: Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet

Das heißt

Die Elemente, die im Fokus stehen, werden optisch hervorgehoben, um den Teilnehmenden das Denken zu erleichtern und zu wissen, von welchen “Puzzleteilen” gerade die Rede ist.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Wenn sich die Diskussion im Kontext einiger konkreter Listenelemente verdichtet, werden diese von der Moderation temporär optisch hervorgehoben. In der OneNote App legt man sich dazu bspw. die Kategorien “gelb” und “grün” auf die Tastenkombinationen Strg+1 bzw. Strg+2, um schnell den Fokus der aktuellen Tonspur hervorzuheben.

“Grün” könnte man bspw. nur für das Prinzip 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand nutzen.

Hintergrund / Wozu

Relativ schnell werden die Listen der vier Quadranten sehr lang, insbesondere, da wir 1. In vier Quadranten alles sichtbar machen als auch 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen).

Wenn ein Teilnehmender nun auf einige verschiedene Beiträge Bezug nimmt, ist es sehr hilfreich, diese in der Moderation optisch hervorzuheben, damit zum einen der Denkprozess des Redenden unterstützt wird, aber auch damit alle anderen Teilnehmenden sehen, welche Puzzleteile hier gerade zusammengefügt werden.

Das entlastet mental und hilft allen Teilnehmenden beim Zuhören, Mitdenken und Verstehen.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

T: “L2 ist doch als erster Ansatz gar nicht so schlecht, da sie B3 und B4 berücksichtigt und H2 adressiert. Wir sollten noch L4 hinzunehmen und dann reicht es doch schon.”

M hebt die Beiträge L2, B3, B4, H2 und L4 optisch hervor und schaut, was passiert.

Häufig kann es hier schon nahtlos in 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand übergehen, ohne dass die Lösung noch einmal entmarkiert werden muss.

Oft werden die Teilnehmenden aber auch nicht die Indizes der Beiträge verwenden (B2, L4 …) sondern auf bereits geäußerte Inhalte eingehen. Hier wird es helfen, wenn die Moderation auch mit einem inhaltlichen Ohr lauscht und die entsprechenden Indizes selber noch zuordnen und die Beiträge entsprechend hervorheben kann.

 

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Dynamic Facilitation arbeitet im Original mit vier Flipcharts, die immer weiter fortgeführt werden. Die Methodik sieht nicht vor, Beiträge optisch während der Diskussion hervorzuheben.

Prinzip 5: Beliebiger Einstiegspunkt

Das heißt

Betrachtet jede Herausforderung als Einstiegspunkt in einen Themenkomplex.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Sie müssen sich nicht den Kopf zerbrechen, ob Sie gerade die vermeintlich “eine richtige” Herausforderung behandeln, sondern Sie starten einfach mit einer, die im Raum steht. Sollte sich im Verlauf der Diskussion die Herausforderung schärfen oder verändern, fügen Sie diese als weitere Herausforderungen hinzu.

Dabei gilt 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen.

Hintergrund / Wozu

Wenn es um komplexe oder verfahrene Situationen geht, hängen die Themen meist untrennbar zusammen. Gerade wenn Emotionen im Spiel sind, ist der Einstiegspunkt (“Proxy-Problem”) vom eigentlich zu lösenden Problem weit weg und erst in der Diskussion arbeiten wir uns näher an den Kern heran. Wir müssen 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen).

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

M oder T hadern, ob es gerade wirklich das Richtige ist, über das Gesprochen werden soll. → Hadern Sie nicht, steigen Sie einfach ein!

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Ähnlich.

Prinzip 6: Die Energie sucht sich ihren Weg

Das heißt

Jenem Teilnehmenden das Wort geben, dem es am meisten unter den Nägeln brennt.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Haben wir nach dem Prinzip 5. Beliebiger Einstiegspunkt und 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen einen thematischen Einstieg gefunden, startet die Moderation mit der Frage, wem es zu dem Thema besonders unter den Nägeln brennt und gibt der Person das Wort.

Bei Teilnehmenden, die im behandelten Thema emotional besonders involviert sind, greift weiter das 17. Prinzip der Entleerung.

Hintergrund / Wozu

Da es bei dem behandelten Sachverhalt “um etwas geht” (siehe 7. “Steaks auf den Grill” – Es muss “um etwas gehen”), gibt es meistens auch mindestens einen Teilnehmenden, der eine besonders herausgebildete Meinung zu dem Thema hat. Diese Person wird für gewöhnlich sehr viele Details hervorbringen, die das Rad in der Diskussion zum Drehen bringt und die anderen Teilnehmenden mit dem nötigen Kontext versorgt. Gleichzeitig wird es dieser Person nach dem sie fertig ist umso leichter fallen, die Beiträge der anderen zu “hören”, wenn sie ihre Sichten sicher gehört weiß.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

M überlegt, wie sie die Diskussion am besten zum Laufen bringt. Sie widersteht dem Impuls, den Teilnehmenden der Reihe nach das Wort zu geben sondern fragt ganz konkret: “Wem brennt es hier am meisten unter den Nägeln”. Melden sich mehrere gleichzeitig zu Wort, unterstützt sie mit einer Reihenfolge.

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 7: “Steaks auf den Grill” – Es muss “um etwas gehen”

Das heißt

Das Thema muss allen Anwesenden wichtig genug sein, um dafür Zeit zu investieren.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Dynamic Facilitation eignet sich nicht nur bei komplexen und verfahrenen Situationen – es setzt diese auch voraus. Für niederschwellige Themen oder Sachverhalte, denen viele Anwesende indifferent gegenüberstehen, eignet es sich weniger.

Um einen relevanten aber beliebigen (“kontigenten”) Einstiegspunkt zu finden gilt das Prinzip 5. Beliebiger Einstiegspunkt und als Input-Schnittstelle gilt das Prinzip 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen.

Hintergrund / Wozu

Nur wenn der Sachverhalt den Anwesenden zu lösen sehr wichtig ist, ist auch genug Veränderungsenergie und kreatives Potential vorhanden, das durch das Vorgehen genutzt werden kann. Gerade bei verfahrenen Situationen kann Adaptive Facilitation helfen, das Gegenüber erstmals wirklich zu “hören” und den Kern der gemeinsamen Herausforderung(en) herauszuarbeiten.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Es stehen Themen im Raum, die eine längere Vorgeschichte haben, oder einen Grad an Komplexität erreicht haben, dass man nicht genau weiß, wo man sie am besten anpackt.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 8: Affirmative Formulierung von Herausforderungen

Das heißt

Formulieren Sie zu lösende Probleme konsequent affirmativ als Herausforderungen in der Form “Wie schaffen wir es, dass…?” und vermeiden Sie Negationen.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Formulieren Sie zu lösende Probleme direkt in Herausforderungen um und nehmen Sie sie in die Liste der Herausforderungen (H) auf. Formulieren Sie sie affirmativ bzw. vermeiden Sie Negationen: Statt “Wie schaffen wir es, den Kunden nicht zu verlieren?” formulieren Sie “Wie schaffen wir es, den Kunden zu halten?”

Wenn Teilnehmende Schwierigkeiten haben, die Negationen zu vermeiden, fragen Sie: “Was stattdessen?”

In die Diskussion gestartet sind Sie ursprünglich mittels 5. Beliebiger Einstiegspunkt und 7. “Steaks auf den Grill” – Es muss “um etwas gehen” , mäandern aber anhand dieses Prinzips durch die weitere Diskussion.

Hintergrund / Wozu

Sprache schafft Wirklichkeit. Die Formulierung der Herausforderung ist der erste mentale Schritt in Richtung Lösungssuche. Die affirmative (positive) Formulierung erweitert dabei automatisch den Lösungsraum. Unser Gehirn kann ein “nicht” nicht sauber prozessieren – wenn wir etwas vermeiden wollen, sollten wir es auch sprachlich vermeiden.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

T: “Wir schaffen es nie, rechtzeitig auszuliefern, da wir immer viel zu spät testen!”

M: “Das heißt, eine Herausforderung, die du siehst, könnte lauten ‘Wie schaffen wir es, dass wir die Tests rechtzeitig abgeschlossen haben?’”

Oder: M ‘übersetzt’ automatisch und nimmt die obige Herausforderung mit in den Katalog auf.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 9: Nur ergänzen, nicht korrigieren

Das heißt

Verbesserungen und Modifikationen von Beiträgen durch andere Teilnehmende werden als separate Listenelemente hinzugefügt.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Sehr häufig werden Lösungsideen von den Teilnehmenden modifiziert oder aus ihrer Sicht “korrigiert”. Die ursprüngliche (also die kritisierte) Lösungsidee wird dabei von der Moderation nicht angefasst – auch nicht in Absprache mit dem Autoren – sondern es wird auf Basis der vorgebrachten Verbesserung eine weitere, separate Lösungsidee in den Katalog aufgenommen.

Der Übersicht halber kann dabei auf die ursprüngliche Lösung verwiesen werden, also z.B:
Lösungsideen (L):

6. L4 + Verbesserung X

Hintergrund / Wozu

Die Kommunikation hinsichtlich “Welche der beiden Ideen schicken wir nun ins Rennen?” erzeugt einen künstlichen und nicht-zielzuträglichen Konflikt, der vermieden wird, in dem die Modifikationen nahtlos, wie alle anderen Beiträge auch, im Quadranten Lösungsideen (L) ihren eigenen Platz finden.

Bei 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand wird man sich ohnehin nicht gegen sondern für eine Lösung entscheiden.

Wenn jemand vehement etwas gegen eine Lösungsidee einzuwenden hat, wird es ohnehin als Bedenken und Einwände (B) sichtbar gemacht und so die Gesamtsicht bereichern.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

T: “Ich glaube L4 wird nicht funktionieren, ohne dass wir Abteilung X zusätzlich einbinden.”

M ergänzt den Quadranten Lösungsideen (L) um den nächsten freien Listenplatz “7. L4 + Einbindung Abteilung X”.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien

10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand

Adressiert weiter die Dysfunktionen (s.o.): D1, D6, D7, D10, D11

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 10: Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand

Das heißt

Es wird nach (ungefähr) festen Zeitscheiben ein erster Lösungsvorstoß gewagt und (von den Teilnehmenden) ausgewählte Lösungsideen zu möglichen Lösungen erhoben und auf Einwand geprüft.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Nach 10-20 Minuten (es hängt vom Kontext ab und ist der Erfahrung der Moderation überlassen) wird mit den Teilnehmenden versucht, aus dem Quadranten der Lösungsideen (L) eine, eine Auswahl oder eine Kombination von Lösungsideen zu finden, die “gut genug sind” um zu starten.

Dabei werden alle Lösungen die noch durch das Prinzip 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet hervorgehoben sind, wieder “zurückgesetzt” und die Teilnehmenden gefragt, ob aus der Auswahl bereits eine Lösung vor dem Hintergrund des Gesagten tragfähig genug aussieht.

Wird eine genannt, wird diese nach dem Prinzip 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet gelb hervorgehoben und gefragt, ob es einen Einwand gibt.

Gibt es einen, werden die hervorgebrachten Argumente wie gewohnt in den 1. In vier Quadranten alles sichtbar machen (vermutlich Bedenken & Einwände (B)) untergebracht und etwaige alternativen Lösungen nach dem Prinzip 9. Nur ergänzen, nicht korrigieren in den Quadranten der Lösungsideen (L) aufgenommen. Die markierte Lösung wird entmarkiert und die Eingangsfrage wiederholt.

Wird schließlich auf diesem Weg eine Lösung aus den Lösungsideen (L) ermittelt, zu der es keinen Einwand gibt, wird sie grün markiert und das Prinzip 14. Lösungen unterscheiden nach Commitments und ToDos: asap = nie & alle = keiner angewandt.

Kann auch nach mehreren Versuchen und bei zuneige gehender Zeit keine Lösung gefunden werden, fügt die Moderation den Herausforderungen (H) “Wie schaffen wir es, diese Frage weiter sinnstiftend und effizient zu verfolgen?” (o.Ä.) und ermittelt so eine Lösung auf der Metaebene. Hier sollte es wahrscheinlich keine Probleme geben, den nächsten Schritt zu definieren.

Bei sehr aufgeladenen oder komplexen Themen kann es Sinn ergeben, dem 17. Prinzip der Entleerung Vorzug zu geben und erstmal jedem, dem es wichtig ist, das Wort zu geben.

Nicht zuletzt kann es bei sehr vielen Beiträgen und langen Listen dazu kommen, dass die Teilnehmenden sich überfordert mit der Fülle an unterschiedlichen Sichtweisen fühlen und erst einmal Stille und Bedrücken herrscht. Hier greift das Prinzip 18. Die Stille halten und die Paralyse überwinden helfen.

 

Hintergrund / Wozu

Wenn nach einer intensiven Diskussion sehr viele Perspektiven auf dem Tisch liegen, lässt sich meist schon eine erste Lösung finden, die gut genug ist, um weiterzumachen.

Beachten Sie hier 16. Holistische Betrachtung ←→ Punktuelle Irritation = Lösungen, die “gut genug” sind.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Es liegen schon einige Lösungsideen (L) vor und es wurde schon eine großzügige oder eine von den Teilnehmenden vereinbarte Zeitscheibe für die Diskussion des Themas aufgewendet. Inhaltlich gibt es wenig Neues oder die Moderation hat den Eindruck, dass zwischen Teilnehmenden ein Ping Pong entstanden ist (siehe 13. Das Ping Pong beenden).

Zeigen sich die Teilnehmenden überfordert oder frustriert, könnte dagegen vorab 18. Die Stille halten und die Paralyse überwinden helfen nötig sein.

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Einer der Hauptunterschiede. Dynamic Facilitation ruft sehr viel Zeit für die initiale Klärung eines sehr verhärteten Konflikts aus. Im Buch ist die Rede von einer mehrteiligen Terminserie mit jeweils mehreren Stunden.

Das liegt mitunter daran, dass Dynamic Facilitation im Original auch für sehr heikle Themen aufwartet und das Prinzip lebt, dass jeder der Beteiligten sich so lange zu dem behandelten Sachverhalt äußert, bis ihm nichts mehr einfällt. Die Autoren nennen das Prinzip “Entleerung”. Bei Adaptive Facilitation setzen wir stattdessen aus Effizienzgründen auf 13. Das Ping Pong beenden und 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand, um die Gruppe schneller zu einer ersten, im Business Kontext ausreichend belastbaren Lösung zu begleiten.

Weiter spricht sich Dynamic Facilitation ganz explizit dagegen aus, nach einem Konsens zu fragen, um nicht zu riskieren, dass wegen “Group Think” eine Lösung beschlossen aber nicht von allen getragen wird. Dynamic Facilitation vertraut dagegen darauf, dass bei genügend Zeit und wenn alle alles gesagt haben, der nächste sinnvolle Schritt den Teilnehmenden wie Schuppen von den Augen fällt. Das nennen die Autoren einen “Durchbruch”. Wir nutzen dagegen bei Adaptive Facilitation 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand.

Prinzip 11: Erst wenn man gehört wurde, kann man zuhören

Das heißt

Teilnehmende, die immer wieder dieselben Bedenken hervorbringen, darin unterstützen, die (für sie) richtigen Worte für den Quadranten Bedenken & Einwände (B) zu finden.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Gibt es Teilnehmende, die während der Diskussion zum gefühlt wiederholten Male dieselben Bedenken in einer Variation oder 1:1 hervorbringen, kann es helfen, diesen Teilnehmenden besonderes Gehör zu schenken.

Die Moderation markiert dabei nach dem Prinzip 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet die Beiträge im Quadranten ‘Bedenken und Einwände’ (B), von denen sie glaubt, sie hätte sie im Sinne des Teilnehmenden formuliert. Sie fragt nach, ob sie sie richtig notiert habe und ob der Hinweis über das hinausgeht, was bereits dort steht. Evtl. macht es  eine andere Formulierung klarer, worum es den Teilnehmenden geht?

Die Moderation lässt daraufhin die entsprechenden Beiträge noch eine Zeit nach dem Prinzip 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet hervorgehoben.

Dieses Prinzip korreliert stark mit dem 17. Prinzip der Entleerung.

Hintergrund / Wozu

Wenn Teilnehmende ihre Bedenken wiederholt hervorbringen, dann meist, weil sie (unbewusst) Sorge haben, nicht ausreichend gehört oder verstanden worden zu sein.

Das ist auch hinderlich für den Teilnehmenden selbst, da er, solange er das Gefühl hat, nicht ausreichend gehört worden zu sein, auch nicht die Lösungsideen anderer ausreichend hören und in Bezug zum Problem setzen kann.

Daher ist es hier dem gemeinsamen Ziel zuträglich, wenn die Moderation sicherstellt, dass sich der Teilnehmende gehört und verstanden fühlt.
Die dadurch frei werdende Energie (die vormals im Einwanddenken verhaftet war) kann im Anschluss mit dem Prinzip 12. Und wenn es nur nach dir ginge? in Lösungsideen umgelenkt werden.

 

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

T: “Die Entwickler brauchen nicht noch eine Hürde, die sie langsamer macht!”

M notiert in (B) eben dies als B6.

Ein wenig später zum wiederholten Male T: “Es darf nicht alles am Entwickler hängen bleiben! Sonst kommt der zu gar nichts mehr!”

M markiert B6 und fragt nach: “Siehst du deinen Einwand hier schon ausreichend formuliert oder fehlt dir noch etwas?”

T: “Ja, es kann nicht sein, dass wir Entwickler mit immer mehr Regularien überschüttet werden. Ich kann doch nicht jeden Morgen ein halbes Handbuch lesen, um zu wissen, was ich heute überhaupt darf!”

M schreibt in mittlerweile B9: “Die Entwickler dürfen durch einen Regularien-Overhead nicht am Entwickeln gehindert werden!” und lässt sich bestätigen, ob es sein Bedenken trifft. M lässt B6 und B9 eine Zeit lang durch das Prinzip 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet hervorgehoben.

Je nach Kontext könnte M nun daraus die zusätzliche Herausforderung “Wie schaffen wir es, dass die Entwickler nicht durch einen Regularien-Overhead am Entwickeln gehindert werden?” nach dem Prinzip 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen empathisch vermuten. Weiter könnte M mittels 12. Und wenn es nur nach dir ginge? mit dem Teilnehmenden erste Lösungsversuche herausarbeiten.

 

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Ähnlich.

Prinzip 12: Und wenn es nur nach dir ginge?

Das heißt

Teilnehmende, die sich in der Diskussion investieren, werden regelmäßig gefragt: “Und wenn es nur nach dir ginge?”

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

In den Fällen, in denen ein Teilnehmender

  • immer wieder Kritik an vorgebrachten Lösungen übt,
  • wiederholt Bedenken äußert,
  • nur sehr abstrakt im Lösungsraum “herumstochert”

kann er*sie mit Fragen wie

  • “Und wenn es nur nach dir ginge?”
  • “Was würdest du, wenn du komplett entscheiden dürftest, als erstes konkret tun oder veranlassen?”
  • “Was brauchen wir stattdessen?”
  • “Was sollten wir stattdessen tun?”

in den Lösungsraum begleitet werden.

Lösungen werden dabei zusammen mit dem Teilnehmenden affirmativ/positiv formuliert, d.h. Negationen vermieden.

Das heißt nicht, dass sich das ganze Gespräch immer im Lösungsraum bewegen muss, siehe 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen). Bei Teilnehmenden, die stark in der Problemdenke und ihren Bedenken verhaftet sind, vorher besonderen Fokus auf 11. Erst wenn man gehört wurde, kann man zuhören zu legen.

Manchmal können während dieses Dialogs auch indirekt weitere Herausforderungen benannt oder durch die Moderation empathisch vermutet werden, siehe 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen.

 

Hintergrund / Wozu

Das Denken in Lösungen ist meistens nichts, was wir gelernt haben.

Hier kann an mehreren Stellen gleichzeitig unterstützt werden.

Ursachen dafür können unter anderem sein,

  • dass wir uns noch gedanklich im Problemraum bewegen und nur sehen und innerlich benennen, was alles nicht sein darf. → Was stattdessen?
  • dass wir uns selbst zensieren und uns nicht das Mandat in einer größeren Gruppe geben, eine Lösung vorzuschlagen. → Wenn es nur nach dir ginge?
  • dass wir eine Lösung am Horizont vermuten, diese aber noch nicht konkreter angesehen haben. → Was würdest du als erstes konkret tun oder veranlassen?
  • wenn wir uns in unseren Bedenken noch nicht gehört fühlen. → 11. Erst wenn man gehört wurde, kann man zuhören.

Hier macht es für die Diskussion einen großen Unterschied, wenn die Moderation als einer ihrer Hauptaufgaben dabei unterstützt, Lösungen zu generieren. Umso mehr Lösungen vorliegen, umso klüger kann am Ende entschieden und abgewogen werden.

 

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

T: “Ich kann mich nur wiederholen, wir dürfen nicht vergessen, dass aufpassen müssen, dass uns nicht X passiert!”

M wendet 11. Erst wenn man gehört wurde, kann man zuhören an.

T: “Wenn wir das so kommunizieren, droht uns jetzt schon eine Beschwerdewelle!”

M: “Wie sollten wir stattdessen kommunizieren? Wenn es nur nach dir ginge?”

T: “Wir müssen wir hier irgendwie die teamübergreifende Kommunikation verbessern!”

M kann sich hier bspw. eine weitere, gemeinsame Herausforderung (“Wie schaffen wir es, dass wir die teamübergreifende Kommunikation verbessern?”, siehe 8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen) oder T einladen zu konkretisieren: “Wenn es nur nach dir ginge, was würdest du als erstes ganz konkret angehen?”

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 13: Das Ping Pong beenden

Das heißt

Die Moderation sagt an, wieviel Teilnehmende noch zu Wort kommen werden, bevor ein erster, konkreter Lösungsversuch unternommen wird. Ein Ping Pong, das sich zwischen Teilnehmenden ergibt, wird unterbrochen.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Wenn das Ende der Zeitscheibe erreicht ist und ein 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand ansteht, kann es sein, dass die Diskussion noch lange nicht abebbt. Hier kann angekündigt werden, wie viele Teilnehmende noch drankommen. Wird mit Nummern im Chat gearbeitet, die sich Teilnehmende, die zu Wort kommen möchte, quasi “ziehen2, kann angesagt werden, dass nur noch Teilnehmende bis zur Laufziffer x drankommen.

Das wird Teilnehmende i.d.R. nicht davon abhalten, noch weitere Tickets x+1 bis x+n zu ziehen. Hier kann die Moderation den Hintergrund erklären, warum sie hier die Diskussion kappen möchte. Es ist weiter der Erfahrung der Moderation überlassen und auch von der Dynamik unter den Teilnehmenden abhängig, ob dem 17. Prinzip der Entleerung hier Vorzug gegeben wird.

Hintergrund / Wozu

Konflikte sind Kommunikation und Kommunikation hört nie auf, wenn sie nicht aktiv beendet wird. Auf Einwand A folgt Klärung B folgt Einwand C folgt …

Es ist ein Trugschluss, dass das behandelte Thema nach einem “noch letzten Satz dazu” vom Teilnehmenden 1 oder der “einen Sache”, die Teilnehmender 2 noch “loswerden müsse”, nicht auch noch Teilnehmende 3-n zu Impulsen anregen würde.

Um dem Prinzip 16. Holistische Betrachtung ←→ Punktuelle Irritation = Lösungen, die “gut genug” sind gerecht zu werden, reicht es oftmals aus, einfach eine erste Lösung zu finden, die “gut genug” ist. Daher ist bei Adaptive Facilitation auch die Zeit irgendwann der limitierende Faktor. Dennoch darf das 17. Prinzip der Entleerung an dieser Stelle mitgedacht werden.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

T1: “Ein Gedanke noch dazu …”

T2: “Dazu muss ich aber sagen …”

T3: “Das lässt allerdings völlig unberücksichtigt, dass …”

T1: “Das kann ich so nicht stehen lassen …”

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Siehe 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand.

Dynamic Facilitation gibt dem Ping Pong die Change, sich in einen “Durchbruch” zu verwandeln. Weiter wird bei Dynamic Facilitation grundsätzlich auf das 17. Prinzip der Entleerung gesetzt. Die Zeit nehmen wir uns bei Adaptive Facilitation nicht.

Prinzip 14: Lösungen unterscheiden nach Commitments und ToDos: asap = nie & alle = keiner

Das heißt

Wurde eine Lösung per Einwand entschieden, wird noch einmal geprüft, ob es sich um ein gemeinsames Commitment handelt oder ein konkretes ToDo darstellt.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Wurden durch den 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand eine oder mehrere Lösungen gefunden, werden diese noch einmal geprüft, ob sie ein ein gemeinsames Commitment sind oder ein konkretes ToDo.

Bei einem gemeinsamen Commitment wird noch einmal gefragt, ob es alle verstanden haben und es vor dem Hintergrund des Besprochenen für sinnvoll erachten, sich daran zu halten. Wird das bejaht, wird der Beitrag idealerweise als Commitment gekennzeichnet. Bspw. in OneNote mit einem Tastenkürzel mit der Kategorie “Grüner Haken” versehen.

Bei einem ToDo braucht es einen konkreten Hutträger aus der Runde. Selbst wenn die ausführende Instanz / Expertise nicht anwesend ist, braucht es jemanden, der hier in die Verantwortung geht und das Thema entsprechend klärt. Es wird daher an dieser Stelle nach einem solchen Hutträger gefragt. Findet sich keiner, wird die Lösung nicht verfolgt und wieder entmarkiert. Ein etwaiger Hutträger wird gefragt, ob er die Lösung, für die er Verantwortung übernimmt, ausreichend verstanden zu haben glaubt, oder ob er noch Infos oder Ansprechpartner im Nachgang benötigt.

Falls es Sinn ergibt, kann mit dem Hutträger an Ort und Stelle die Lösung noch kurz ausdifferenziert werden in Was, Was genau, Wozu, Erster Schritt, Erster Schritt bis wann – oder aber die Hutträger werden gebeten, direkt im Anschluss an den Termin ihr Verständnis der von ihnen gezogenen Maßnahmen zu dokumentieren, siehe auch 3. Mitschrift wichtig für währenddessen, weniger für danach.

Hintergrund / Wozu

Commitments brauchen nicht unbedingt einen Hutträger sondern eher die Bestätigung aller, die sie einhalten wollen.

ToDos dagegen brauchen einen Hutträger. Hier gilt das Prinzip asap = nie und alle = keiner.

Findet sich kein konkreter Hutträger wird die “Diffusion der Verantwortlichkeit” zuschlagen und am Ende wird es niemand machen. Genauso bei “asap” – ohne konkretes Erledigungsdatum für den ersten Schritt ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass nichts passieren wird.

Also immer bei ToDos:

  • Konkreter Hutträger
  • und im Zweifel (aber verbindlich) im Nachgang: Erster Schritt + angestrebtes Erledigungsdatum

Durch das Prinzip 3. Mitschrift wichtig für währenddessen, weniger für danach können Hutträger direkt im Nachgang noch ihre ToDos aus dem Gedächtnis ableiten und im letztendlichen Protokoll fixieren.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

M markiert nach dem Prinzip 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand eine oder mehrere Lösungen grün.

Nun steht im Raum, was das konkret bedeutet und wer ein etwaiges ToDo konkret übernehmen oder in Verantwortung dazu gehen wird.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Bei Dynamic Facilitation fragt die Moderation nicht konkret nach einer zu fixierenden Lösung, um keinen Scheinkonsens oder Group Think zu riskieren. Bei Dynamic Facilitation vertraut die Moderation darauf, dass den Teilnehmenden der Durchbruch alleine gelingt und sie sich eine gemeinsame Lösung aus den Lösungsideen zusammenbauen und selbstständig einen Konsens erlangen. Sie fragt an dieser Stelle nochmal explizit, ob etwas übersehen wurde, um noch einmal aktiv zu einem Dissens einzuladen. Das soll die Tragfähigkeit einer Lösung noch weiter erhöhen.

Bei Adaptive Facilitation dagegen versuchen wir eine Balance zu finden zwischen unseren unternehmensinternen Gegebenheiten, die uns manchmal eine schnelle Lösung abverlangen, und dem Risiko, dass die Lösung nicht komplett frei von Group Think entschieden wurde.

Wenn Teilnehmende wiederholt Adaptive Facilitation durchführen, gewöhnen sie sich jedoch in meiner Erfahrung immer mehr an die Methodik und es wird wahrscheinlicher, dass die Durchbrüche aus Dynamic Facilitation geschehen, da ihnen das Vorgehen vertraut ist und sie wissen, wie sie gemeinschaftlich unter Unterstützung der Moderation zu einer noch tragfähigeren Lösung hinarbeiten.

Bei den ersten Durchführungen nehmen wir jedoch in Kauf, dass die Moderation aufgrund der Zeit “Hebamme” spielen und wiederholt zu einem aktiven Lösungsversuch einladen darf.

Das ist einer der grundlegendsten Unterschiede zu Dynamic Facilitation.

Prinzip 15: Das Problem hin und her bewegen (lassen)

Das heißt

Die Teilnehmenden werden inhaltlich nicht gelenkt oder eingeschränkt. Ergeben sich neue Herausforderungen, andere Flughöhen oder ein oszillierender Wechsel zwischen Problem- und Lösungsraum, ist das ausdrücklich erwünscht.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Die Moderation steuert nicht inhaltlich in der Form “Lasst uns nun erst über X reden” oder “Lasst uns zu den Lösungen später kommen und erst das Problem verstehen”, sondern ermutigt die Teilnehmenden alles das zu platzieren, was sie im Augenblick für zielführend halten.

Die Moderation vertraut darauf, dass die Teilnehmenden, die ja Experten für ihr Thema sind, sich selbstorganisiert (wieder) in die Richtung bewegen wird, die ihnen sinnvoll erscheint.

Hintergrund / Wozu

Das ist eines der Kernelemente von Adaptive Facilitation. Ein komplexes und verfahrenes Problem lässt sich nicht in lineares Gesprächskorsett zwängen und muss holistisch betrachtet werden. Das erfordert, dass man sich den Freiraum lässt, die Herausforderung (d.h. das Problem) auch währenddessen noch ständig zu verändern und zwischen Problem- und Lösungsraum (Assoziation: links / rechts) und unterschiedlichen Flughöhen (Assoziation: hoch / runter) zu hin- und herzuwechseln.

Viele Lösungen evozieren Folgeprobleme, viele Herausforderungen muss ich aus unterschiedlichen Flughöhen betrachten, den Teilnehmenden sind durch ihren Expertenhintergrund unterschiedliche Dinge wichtig, verfahrene Situationen manifestieren sich meist durch ein Proxy-Problem, wobei es eigentlich um etwas ganz anderes geht, etc.

Durch 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet und 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand wird ohnehin regelmäßig geprüft, inwieweit das aktuell Besprochene die Teilnehmenden weiterbringt.

Beachten Sie hier 16. Holistische Betrachtung ←→ Punktuelle Irritation = Lösungen, die “gut genug” sind.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

M merkt, dass sich die Teilnehmenden in unterschiedlichen “Räumen” bewegen – d.h. manche versuchen noch das Problem zu verstehen, während andere schon fleißig Lösungen spinnen. M ist versucht, den Prozess zu linearisieren und die Teilnehmenden z.B. erst das Problem festlegen und auf ein gemeinsames Ziel einigen zu lassen.

M besinnt sich auf Prinzip 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen) und lässt dagegen den Teilnehmenden freien Lauf und unterstützt durch das Prinzip 4. Sichtbar machen, wo sich “die Diskussion” befindet.

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Kein Unterschied.

Prinzip 16: Holistische Betrachtung ←→ Punktuelle Irritation = Lösungen, die “gut genug” sind

Das heißt

Adaptive Facilitation bringt zwei Gegensätze zusammen: Eine holistische Analyse des Sachverhalts und eine punktuelle Irritation, um das Problem zu lösen. Es stellt damit konventionelle Problembehandlungsansätze auf den Kopf, die Sachverhalte (mangels besserer Methodik) nur punktuell betrachten, dann aber ganzheitlich zu lösen versuchen. Das endet meist in Havarien.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Während der Diskussion ist es explizit erwünscht: 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen).

Im Gegenzug dazu versuchen wir: 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand.

Der holistische Anteil wird durch das 17. Prinzip der Entleerung weiter gefördert, macht aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit für das Prinzip 18. Die Stille halten und die Paralyse überwinden helfen wahrscheinlicher.

Hintergrund / Wozu

Um einen komplexen oder verfahrenen Sachverhalt möglichst gut zu verstehen, sollten so viele Perspektiven wie möglich gleichzeitig betrachtet werden. Wir betrachten das Problem wie eine Kugel, die wir hin- und herbewegen, drehen und wenden, von oben und von unten betrachten, einander zuwerfen, gegen das Licht halten, etc.

Erst wenn wir möglichst viele Perspektiven und verwandte Probleme betrachtet haben, können wir eine kluge Entscheidung treffen, wo der größte Hebel für einen ersten Lösungsversuch stecken könnte.

Und genau diesen Versuch können wir nur durch Ausprobieren verifizieren, bevor wir weitere Schritte oder gar eine (vermeintlich) ganzheitliche Lösung anstreben. Denn nach dem ersten Lösungsversuch ( = einer Irritation des Systems) haben wir einen ganz neuen Sachverhalt, den es zu betrachten gilt.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Nach einer ausführlichen Diskussion und über 30 Lösungsideen (L) versuchen die Teilnehmenden, eine sehr komplexe Lösung mit vielen Folgeschritten zu bauen und nach den Prinzip 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand “einzuloggen”.

Hier kann es helfen, wenn die Moderation nach dem Prinzip 14. Lösungen unterscheiden nach Commitments und ToDos: asap = nie & alle = keiner Verantwortliche und erste Schritte definieren lässt und darauf verweist, dass alle Folgeschritte vom Ergebnis abhängig gemacht werden sollten.

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Dynamic Facilitation im Original versucht sich in meinem Verständnis tatsächlich an einem ganzheitlicheren Lösungsversuch. Ich halte das nicht für sinnvoll. Ich halte es für sinnvoller, nach einer ausführlichen Betrachtung einen Vorstoß zu wagen und dann zu sehen, was passiert.

Prinzip 17: Prinzip der Entleerung

Das heißt

Sollte es der Sachverhalt zuträglich erscheinen lassen, wird entweder allen Teilnehmenden oder den Teilnehmenden, denen es besonders unter den Nägeln brennt, das Wort so lange erteilt, bis ihnen nichts mehr einfällt.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Nach Einschätzung und Erfahrung der Moderation wird allen oder manchen Teilnehmenden das Wort so lange erteilt, bis ihnen nichts mehr einfällt.
Auch hier kann die Moderation weiter “Hebamme” spielen, indem sie wiederholt lösungsorientiert fragt: “Was noch?”.

Dabei stellt sich die Moderation schützend vor den Teilnehmenden und lässt keine Unterbrechungen zu.

Dabei gilt weiter 1. In vier Quadranten alles sichtbar machen.

Hintergrund / Wozu

Insbesondere wenn ein Teilnehmende signalisieren, dass es ihnen sehr wichtig ist, zu einem Sachverhalt komplett zu Wort zu kommen, kann es Sinn ergeben, ihnen einen Schutzraum zu bauen, in dem sie so lange erzählen können, bis ihnen nichts mehr einfällt.

Bei manchen Themen kann es sogar sinnvoll sein, diesem Schutzraum allen Teilnehmenden zukommen zu lassen.

Das 17. Prinzip der Entleerung ist dabei eine Erweiterung vom Prinzip 11. Erst wenn man gehört wurde, kann man zuhören und wird nur in Ausnahmefällen nach Einschätzung der Moderation angewendet, da es sehr zeitaufwändig ist.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Ein oder mehrere Teilnehmende sind hochemotional in der Sache und das Thema hat schon einige Gräben hinterlassen.

Der erhoffte Nutzen einer Entleerung und der damit verbundenen Aussprache in der Sache steht nach Einschätzung der Moderation / der Teilnehmenden / der Auftraggebenden im Verhältnis zu der Zeit, die für das 17. Prinzip der Entleerung aufzuwenden ist.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien
Unterschied zu Dynamic Facilitation

Das 17. Prinzip der Entleerung ist fester Bestandteil von Dynamic Facilitation und macht die entsprechenden Sitzungen so zeitaufwändig. Denn Dynamic Facilitation startet damit, dass jeder Teilnehmende reihum initial einmal komplett zu Wort kommt und “sich entleert”.

Bei Adaptive Facilitation brechen wir bewusst damit, um effizienter weniger komplexe und weniger verfahrene Situationen in einer wirtschaftlichen Weise einer ersten Lösung zuzuführen. Bei Adaptive Facilitation kommt nicht unbedingt jeder zu Wort, sondern wir vertrauen darauf, dass sich die Teilnehmenden in die Diskussion einbringen, wenn sie es gerade abhängig vom Thema und der Flughöhe können (siehe 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen)).

Es ist der Moderation überlassen, stillere Teilnehmende aktiv einzubinden.

Prinzip 18: Die Stille halten und die Paralyse überwinden helfen

Das heißt

Die Teilnehmenden fühlen sich nach der initialen Bestückung der Quadranten oft erschlagen von der schieren Summe der widerstreitenden Perspektiven und zeigen sich frustriert. Hier ist es an der Moderation, einzuschätzen, ob es angebrachter ist, die Stille zu halten, bis die Teilnehmenden sie selbst durchbrechen, oder etwas aktiver in 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand einzubiegen.

Was das in der Ausführung konkret bedeutet

Durch 1. In vier Quadranten alles sichtbar machen wird von den Teilnehmenden mithilfe der Moderation eine überwältigende Liste an widerstreitenden Sichten zu einem Thema generiert. Es kommt häufig der Moment, wenn jeder erstmal alles losgeworden ist, was ihm oder ihr wichtig war, wo man zum ersten Mal bewusst und offen auf die vier Quadranten blickt.

Viele fühlen sich von der schieren Menge an Perspektiven überfordert und frustriert und bringen das auch recht direkt zum Ausdruck.

Hier ist es an der Moderation zu warten, bis jemand eine der genannten Lösungen wieder aufgreift und sich an die Gruppe mit der Frage wendet, ob das als geeigneter erster Schritt erscheint. Im Idealfall ist es der Gruppe nach einer langen Diskussion und dem Prinzip 15. Das Problem hin und her bewegen (lassen) glasklar, was sie machen sollten.

Hier kann die Moderation – gerade wenn die Teilnehmenden noch nicht mit der Methodik vertraut sind – aber auch nachfragen: “Wenn ihr auf die Lösungsideen (L) schaut, ist da vielleicht schon etwas dabei?” Das mündet direkt in 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand.

Hintergrund / Wozu

Gerade wenn das 17. Prinzip der Entleerung angewendet wurde, kann es zu einer erschlagenden Fülle an Perspektiven kommen. Aber auch sonst reichen die vielen Perspektiven aus, den Eindruck bei den Teilnehmenden entstehen zu lassen, dass bei so vielen verschiedenen Interessen nichts zu machen sei. Das äußert sich in einer plötzlichen Paralyse des vorher sehr dynamischen Gesprächs.

Bei Adaptive Facilitation schlagen hier mindestens zwei Ursachen für die gefühlte Paralyse zu:

Die erste ist dem Umstand geschuldet, dass den Teilnehmenden oftmals die Methodik neu oder diese zumindest noch unvertraut ist. Sie erhoffen sich an dieser Stelle häufig eine Steuerung durch die Moderation und die Frage “Wie geht es nun weiter?” schwebt in der Luft.

Die zweite Ursache ist der auch beim Original Dynamic Facilitation als “Yuck-Phase” bezeichneter Umstand, dass sich die Teilnehmenden inhaltlich und emotional durch die vielen Puzzleteile überfordert fühlen.

Von außen ist es für die Moderation nur schwer zu beurteilen, welche Ursache hier überwiegend vorliegt. Daher brechen wir bei Adaptive Facilitation mit dem “Stille halten” bewusst situativ, um zu gewährleisten, dass die Teilnehmenden merken, dass sie nach wie vor am Steuer sitzen und sich jederzeit an den Lösungsideen (L) bedienen können, um eine Lösung zu bauen.

Haben sie nach einigen Durchführungen mit Adaptive Facilitation verinnerlicht, dass sie einen großen Steuerungseinfluss haben, liegt wahrscheinlicher auch überwiegend die originäre “Yuck-Phase” vor und es macht mehr Sinn, die Stille so lange zu halten, bis die Teilnehmenden sie selbst durchbrechen.

Woran Sie erkennen können, dass das Prinzip gerade hilfreich ist

Fall 1:

Wir nehmen an, die Teilnehmenden sind noch überhaupt nicht mit der Methodik vertraut und haben eine große Fülle an Perspektiven generiert. Wenn jetzt erstmalig die Stille einsetzt, kann es Sinn ergeben, in der Moderation aktiv in das Prinzip 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand überzugehen.

Fall 2:

Die Teilnehmenden sind schon durch einige Anwendungsfälle hinlänglich mit der Methodik vertraut und es kommt jener Moment der Stille, in dem die Teilnehmenden die vielen Perspektiven betrachten, die bis zu diesem Zeitpunkt generiert wurden. In diesem Fall kann es für die Moderation Sinn ergeben, die Stille zu halten und zu warten, bis ein Teilnehmender die Initiative ergreift und eine Lösungsidee zu einem konkreten Lösungsvorschlag erhebt. Jetzt leitet die Moderation über zu 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand.

Querverbindungen zu anderen Prinzipien

10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand
17. Prinzip der Entleerung

Adressiert weiter die Dysfunktionen (s.o.): D6, D8, D9, D11

Unterschied zu Dynamic Facilitation

Im Original ist das eine konkrete Phase in der Moderation von Dynamic Facilitation und heißt “Yuck-Phase”. Das soll das hilflose Gefühl der Teilnehmenden ob der vielen verschiedenen Perspektiven wiedergeben, das überwunden werden muss.

Dynamic Facilitation spricht sich hier in meinem Verständnis sehr klar dafür aus, die Stille so lange zu halten, bis die Teilnehmenden sie selbst durchbrechen.

Ich halte es für sinnvoll, abhängig vom Kontext zu beurteilen, ob die Moderation hier eine Anschubfinanzierung leisten darf. Manchmal ist es der Kürze der Zeit und der Unvertrautheit mit der Methodik geschuldet, dass die Teilnehmenden sich nicht an den Lösungsideen (L) “bedienen”.

(Die “Yuck-Phase” ist dabei nicht gleichzusetzen mit der “Groan-Zone”, die vorliegt, wenn sich Teilnehmende von einer Divergenzphase in eine Konvergenzphase begeben – bspw. bei einem Double Diamond. Bei Dynamic Facilitation und bei Adaptive Facilitation wechseln wir ständig zwischen Divergenz und Konvergenz, bzw. findet die eigentliche Konvergenz erst ganz zum Schluss statt, wenn Lösungen mittels 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand “eingeloggt” werden).

Häufig gestellte Fragen

Abschließend möchte ich Fragen, die im Kontext meiner Methode häufiger gestellt wurden, kurz beleuchten:

Die Prinzipien erschlagen mich. Womit kann ich am einfachsten starten und wie erkläre ich es den Teilnehmenden?

Laden Sie sich das OneNote hier herunter und tragen Sie bei der nächsten Diskussion im Team einfach die besprochene Herausforderung ein. Bieten Sie an, dass Sie die Diskussion moderieren und einfach mal den Bildschirm teilen. Die Teilnehmenden müssen nicht wissen, was Sie da im Detail ausprobieren – es kann sogar die Fallhöhe unnötig erhöhen. Hintergrund ist, dass die meisten, wenn eine bestimmte Methode explizit angeboten wird, eine lineare Methode erwarten, die sie an die Hand nehmen und durch die Diskussion führen wird. Adaptive Facilitation tut das genau nicht, sondern schmiegt sich an die Diskussion an. Also: Bildschirm teilen und “einfach ein wenig mitprotokollieren”. Die Prinzipien wenden Sie einfach an. Und Sie brauchen anfangs auch nicht alle – am nützlichsten werden Ihnen anfangs die Folgenden sein:

1. In vier Quadranten alles sichtbar machen
2. Nummerierte Listen ohne Personenbezug
5. Beliebiger Einstiegspunkt
6. Die Energie sucht sich ihren Weg
8. Affirmative Formulierung von Herausforderungen
9. Nur ergänzen, nicht korrigieren
12. Und wenn es nur nach dir ginge?

Und diese klappen fast automatisch. Die Nützlichkeit der anderen Prinzipien werden Sie vielleicht erst nach einigen Sessions für sich feststellen und dann zur Verfügung haben.

Für welche Gruppengrößen ist denn Adaptive Facilitation (noch) geeignet?

Die Methodik skaliert für mich erstaunlich gut und klappt auch noch mit 20 Teilnehmenden. Wichtig ist, dass es allen Beteiligten wichtig ist, für den besprochenen Problemkontext eine Lösung zu finden. Die Verantwortung der Moderation wird mit steigender Teilnehmendenzahl natürlich höher, da die Zeit viel teurer wird. Umso kurzgetakteter greife ich dann auf die Prinzipien 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand sowie 16. Holistische Betrachtung ←→ Punktuelle Irritation = Lösungen, die “gut genug” sind zurück und entscheide mit den Teilnehmenden gemeinsam, ob es gut genug ist, oder ob sie zusätzliche Zeit in die Analyse stecken wollen, vgl. auch “Einbettung in eine Retro oder einen Workshop” oben.

Ich bin nun wieder öfter vor Ort. Kann ich Adaptive Facilitation auch vor Ort anwenden?

Klar. Die Methodik ist super kompatibel mit klassischen Workshops vor Ort. Ermittelt mit eurem üblichen Vorgehen (z. B. Kleingruppenarbeit, Arbeit an Metaplanwänden, etc.) die für euch wichtigsten Herausforderungen, die Sie gemeinsam lösen wollen, bringt sie in eine Rangfolge (siehe auch “Einbettung in eine Retro oder einen Workshop” oben) und führt dann Adaptive Facilitation am gemeinsamen Bildschirm / an der gemeinsamen Projektion durch. Fertig.

Vorteil: Das Gespräch vor Ort ist natürlicher. Nachteile: In einem hybriden Szenario wird es (wie alles andere auch) unnötig schwieriger und Sie können die Kommunikation nicht so einfach lenken wie rein online.

Ich finde den Zwang, in Herausforderungen zu denken zu künstlich. Manche Probleme sind Probleme. Die will ich nicht er noch umbenennen und reframen müssen. Ist das nicht zu künstlich?

Probleme benennen wir nicht um, um sie schönzureden, sondern um den Blick Richtung Lösungsraum zu wenden. Wenn es den Teilnehmenden wichtig ist, erst den Problemraum zu erkunden, kann das aber auch dadurch gewertschätzt werden, dass ohne Zwang, vorab eine Herausforderung (H) zu formulieren, erst einmal alles in Bedenken und Einwände (B) aufgenommen wird, was den Teilnehmenden zu sagen wichtig ist. Daraus ergibt sich dann meistens das zu lösende Problem und eine Herausforderung.

Wird die Lösung nicht zu verwaschen und wenig innovativ, wenn ich sie nur im Konsentprinzip entscheide?

Als Erinnerung: Konsens = Alle dafür, Konsent = Keiner dagegen.

Ja, die Gefahr besteht tatsächlich. Konsens ist ein Feind der Innovation und auch Konsent wie bei Adaptive Facilitation kann natürlich kreative Einfälle verwässern. Da gibt es bessere Entscheidungswerkzeuge, wie zum Beispiel den Integrativen Entscheid (oder IDM = Integrative Decision Making).

Wenn man mit dem obigen Prinzip 10. Regelmäßiger Check auf Lösungen per Einwand bricht, könnte man die generierten Lösungen aber bspw. auch nutzen, um nicht nur nach Konsent sondern auch nach dem systemischen Konsens zu entscheiden oder eben – innovationsverträglicher – als Ideensammlung vorhalten, aus der sich jemand bedienen kann, der bspw. mit dem Integrativen Entscheid einen innovativen Testballon steigen lassen möchte.

Bei Konflikten auf der Sachebene kann ich mir gut vorstellen, dass Adaptive Facilitation funktioniert. Aber bei Konflikten mit dem Schwerpunkt auf der Beziehungsebene?

Richtig, hier gibt es bessere Konfliktlösungswerkzeuge. Hier helfen unter anderem die klassische Mediation, der Lösungsfokus und vermutlich auch das Original Dynamic Facilitation.

Hinweise:

[1] Adaptive Facilitation wurde auch bereits in der Facilitation Rundschau (Minute 1:08) besprochen.

Weitere Formate und Ideen aus dem Nähkästchen eines organisationssoziologisch informierten Scrum Masters gibt es von Chris Kny auf LinkedIn oder auf seinem privaten Twitter-Account.

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Chris Kny
Chris Kny

Chris Kny ist Scrum Master bei der DATEV eG.

Neben seiner Arbeit mit Teams beschäftigt er sich mit der Systemtheorie nach Niklas Luhmann und unterstützt mit seinen Erkenntnissen daraus in Form von Kommunikationsformaten und Impulsen zum Thema “Entscheiden”. Als Mitglied zweier Improvisationstheater-Ensembles weiß er um die Kraft des Moments und der kreativen Kollaboration.