Self Care: Schluss mit dem schlechten Gewissen

Gastbeitrag von | 09.12.2024

Warum fällt Self Care so schwer?

Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass der Tag viel zu wenige Stunden hat, um allem, jedem und vor allem sich selbst gerecht zu werden? Den beruflichen Anforderungen, den Erwartungen und Bedürfnissen von Family and Friends, dem eigenen Perfektionsstreben…

Wo bleiben Sie da eigentlich?

Irgendwo dazwischen – wenn überhaupt.

Das schlechte Gewissen, wenn wir „mal was für uns selbst tun wollen“, hält uns oft davon ab, wirklich innezuhalten. Die Gedanken dazu können überwältigend sein. Schließlich könnten wir diese Zeit doch „sinnvoller“ nutzen – für Arbeit zum Beispiel oder für all die anderen Menschen um uns herum.

Doch haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Self Care ziemlich einfach sein kann? Dass sie oft viel subtiler ist, als der Besuch im Spa, und dass Selbstfürsorge möglicherweise sehr viel weniger Zeit in Anspruch nimmt, als Sie denken?

Self Care findet eher im Kleinen statt und sie beginnt mit Ihrer Bereitschaft, wirklich etwas für sich selbst tun zu wollen. Es ist nicht nur ein Akt der Selbstliebe, sondern das Fundament, um mit Energie und Klarheit für andere da sein zu können.

Self Care mit einem neuen Ansatz

Was also, wenn Self Care keine starre Routine und kein weiteres To-Do auf Ihrer Liste, sondern ein lebendiger, Ihrer Lebenssituation angepasster und sehr flexibler Prozess wäre?

Jede und jeder von uns lebt in verschiedenen Rollen – als Führungskraft, Kolleg:in, Partner:in, Freund:in, Mutter, Vater… Und jede dieser Rollen hat ganz eigene Bedürfnisse.

Dieser neue Ansatz für Self Care beginnt genau hier:

Bei der Frage, was Körper, Geist, Seele und Herz in unterschiedlichen Situationen und den entsprechenden Rollen wirklich brauchen.

Vielleicht verlangt Ihr beruflicher Alltag mentale Klarheit und Fokussierung, während Ihr privates Umfeld nach emotionaler Präsenz und Ruhe ruft?

Der Kern dieses Ansatzes ist, dass Self Care nicht ein „Einheitskonzept“ sein kann, sondern sich ständig verändert – je nach Rolle, Moment und Bedürfnis.

Self Care ist kein Luxus

Häufig hält uns die Sorge zurück, egoistisch zu wirken. Doch Self Care ist kein Luxus und schon gar nicht egoistisch – sie ist nicht verhandelbar und DAS darf durchdrungen werden. Gerade Frauen dürfen sich davon befreien und sich erlauben, mehr Zeit für sich selbst zu nehmen.

Ein JA zu sich selbst ist kein NEIN zu anderen. Ein JA ist die Basis, um mit Klarheit, Freude und Energie in allen Lebensbereichen zu agieren – gelassen und ohne Hektik. Grenzen zu setzen und bewusst NEIN zu sagen, wenn es nötig ist, schützt unsere Ressourcen und ermöglicht gleichzeitig, authentisch und wertschätzend für andere da zu sein.

Self Care beginnt mit der bewussten Entscheidung, sich selbst als Priorität zu setzen. Sie sind die Nummer Eins – das sollten Sie sich jeden Tag aufs Neue sagen und es auch sein.

Stellen Sie sich Fragen wie:

  • Warum ist es wichtig, gut für mich zu sorgen?
  • Was möchte ich verändern?
  • Wie kann ich meine Energie über den Tag halten?
  • Was brauchen Körper, Geist, Seele und Herz, um gelassen durch den Sturm des beruflichen Alltags und all die Anforderungen zu kommen?

Die Antworten auf diese Fragen tragen Sie durch Ihren Alltag und sie helfen Ihnen, Self Care zu einem festen Bestandteil Ihres Lebens zu machen.

Zudem können kleine Rituale helfen, die Sie immer wieder zu sich selbst zurückbringen. Ob es eine Affirmation auf einem Post-it, eine bewusste Atempause oder ein kurzer Spaziergang ist – solche Anker erinnern Sie daran, dass Ihre Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die anderer. Wichtig ist das konsequente Dranbleiben und die Bereitschaft, diese kurzen Self-Care-Momente zu praktizieren und genießen zu können.

Praktische Ansätze für individuelle Self Care

Es gibt eine ganze Reihe von Ansätzen, die Sie aktiv für Ihre Selbstfürsorge nutzen können:

Self Care im Rollenwechsel: Mehr als nur eine Reflexion

Reflektieren Sie Ihre verschiedenen Rollen und überlegen Sie, was Körper, Geist, Seele und Herz in jeder Rolle benötigen. Wie beeinflussen sich die Rollen gegenseitig? Gibt es Synergien, die Sie nutzen können?

Vielleicht benötigen Körper, Geist, Seele und Herz ähnliche Rituale in unterschiedlichen Rollen. Zum Beispiel könnte eine kurze Meditation am Morgen sowohl Ihre berufliche als auch Ihre private Ausgeglichenheit fördern. Erkennen Sie zudem, welche Rolle in einer bestimmten Lebensphase besonders viel Aufmerksamkeit braucht, und planen Sie gezielt, wie Sie diese unterstützen können.

Grenzen setzen: Die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu vertreten

Denken Sie an eine Situation, in der Sie gerne NEIN gesagt hätten. Was hätte Ihnen geholfen, klar und respektvoll Ihre Grenzen zu kommunizieren?

Ein hilfreicher Ansatz ist die „Sandwich-Methode“: Beginnen Sie mit einer wertschätzenden Aussage, kommunizieren Sie klar Ihr Nein und schließen Sie mit einem positiven Ausblick.

Beispiel: „Ich schätze unser gemeinsames Projekt sehr, aber ich kann diese zusätzliche Aufgabe nicht übernehmen. Lassen Sie uns gerne überlegen, wie wir die Ressourcen anders verteilen können.“

Üben Sie das Grenzen-Setzen in weniger kritischen Situationen, um sich diese Fähigkeit anzueignen. Fragen Sie sich auch: Gibt es Muster, in denen Sie häufig Ihre Grenzen überschreiten lassen? Das Erkennen dieser Muster ist ein erster Schritt zur Veränderung. Und es stärkt Ihre Fähigkeit, Ihre Bedürfnisse zu vertreten – ohne Schuldgefühle.

Persönliche Routine gestalten: Ein Schritt nach dem anderen

Erstellen Sie eine Liste mit Aktivitäten, die Ihnen gut tun und tun Sie mehr davon. Versuchen Sie, eine Balance zwischen festen und flexiblen Routinen zu finden. Wählen Sie die aus, die sich leicht in Ihren Alltag integrieren lassen.

Vielleicht ist es ein strukturierter Morgen mit festen Ritualen, der Ihnen Stabilität geben kann, oder ein Abendspaziergang, der Ihre Seele beruhigt.

Überlegen Sie, welche Routinen und Rituale mit wenig Zeitaufwand große Wirkung haben. Eine Atemübung für fünf Minuten, ein Dankbarkeitstagebuch mit drei Punkten oder eine kurze Dehnübung können Ihr Wohlbefinden spürbar steigern. Halten Sie Ihre Fortschritte fest und feiern Sie kleine Erfolge – das motiviert und stärkt Ihre positive Haltung zu Ihrer Self-Care-Routine.

Langfristige Self Care: Eine bewusste Lebenshaltung, die wächst

Self Care ist kein einmaliges Projekt, sondern eine Haltung, die sich durch alle Lebensbereiche zieht. Erkennen Sie Selbstfürsorge als eine dynamische Praxis, die sich mit Ihnen weiterentwickelt.

Was Ihnen heute guttut, mag morgen nicht mehr ausreichen – oder Sie benötigen andere Methoden, um neue Herausforderungen zu meistern. Fragen Sie sich regelmäßig: „Wie fühle ich mich in diesem Lebensbereich? Was brauche ich aktuell?“

Nutzen Sie Tools wie Journaling oder führen Sie regelmäßige Gespräche mit nahestehenden Personen, um Ihre Bedürfnisse und Ziele immer wieder neu zu definieren. Langfristige Self Care erfordert Aufmerksamkeit, Geduld und die Bereitschaft, sich immer wieder selbst zu hinterfragen.

Fazit: Self Care mit Herz, Kopf und ohne schlechtes Gewissen

Self Care ist keine starre Checkliste, sondern ein lebendiger, anpassungsfähiger Prozess, der Sie in jeder Phase Ihres Lebens begleitet. Sie dürfen sich erlauben, Ihre Bedürfnisse jeden Tag aufs Neue zu erkunden und zu respektieren – ohne Schuldgefühle, aber mit Selbstmitgefühl und Achtsamkeit. Was Ihr Körper, Ihr Geist, Ihre Seele und Ihr Herz heute brauchen, mag morgen anders aussehen – und das ist völlig in Ordnung. Diese Flexibilität macht Self Care zu einem kraftvollen Werkzeug, das Ihre persönliche Entwicklung fördert und Ihnen hilft, Herausforderungen mit Resilienz und Klarheit zu begegnen.

Wenn Sie Ihre verschiedenen Rollen und deren individuelle Anforderungen bewusst wahrnehmen, wird Self Care zu einem natürlichen, selbstverständlichen Bestandteil Ihres Alltags. Es ist kein Luxus, sondern eine essentielle Grundlage für Ihre Gesundheit, Ihre Zufriedenheit und Ihr Wohlbefinden. Indem Sie gut für sich sorgen, setzen Sie ein Zeichen: für sich selbst und für andere. Sie zeigen, dass Selbstfürsorge kein egoistischer Akt ist, sondern ein Ausdruck von Selbstachtung und innerer Stärke.

Haben Sie den Mut, sich selbst an die erste Stelle zu setzen – nicht, weil Sie egoistisch sind, sondern weil Sie nur dann Ihre Energie und Aufmerksamkeit auf das Wesentliche lenken können. Mit einer bewussten Self-Care-Praxis legen Sie den Grundstein für nachhaltigen Erfolg, tiefe Lebensfreude und eine authentische Verbindung zu sich selbst und Ihrem Umfeld.

Gehen Sie diesen Weg mit Herz, Kopf und einer Prise Gelassenheit. Es ist keine Aufgabe, die Sie abhaken, sondern eine Haltung, die Sie täglich aufs Neue pflegen und leben. Weil Sie es verdienen. Weil Sie es sich wert sind.

 

Hinweise:

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Janine Tychsen hat ein sehr lesenswertes Buch veröffentlicht: Frauen, geht in Führung! 90 Tage Führungsmuskeltraining.

Frauen, geht in Führung - Blog - t2informatik

Janine Tychsen hat weitere Beiträge im t2informatik Blog veröffentlicht, u.a.:

t2informatik Blog: Von der Führungskraft zur Führungspersönlichkeit

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t2informatik Blog: Passt in jeden Terminkalender: Selbstfürsorge

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Janine Tychsen
Janine Tychsen

Janine Tychsen trainiert und coacht seit vielen Jahren Frauen in Führungspositionen in der Verwaltung, Wirtschaft und in Wissenschaftsorganisationen.

Ihre Mission: Frauen für Führung begeistern und sie darin ermutigen, selbstbestimmt, kreativ und mit innerer Stärke zu führen.

Ihr Motto: Frauen, geht in Führung! Von der Führungskraft zur Führungspersönlichkeit bis zum Führen als Vorbild.

Frau Tychsen arbeitet mit Frauen an ihren Führungs- und Kommunikationskompetenzen, ihrer Haltung zu Führung, ihrer inneren Einstellung und an Anforderungen und Herausforderungen, die an die Frau in Führung gestellt werden (wie Mitarbeiterumgang, Konflikt- und Krisenmanagement, Arbeits- und Zeitorganisation, schwierige Gespräche und Entscheidungen Umgang mit Arbeitsverweigerungen uvm.).