Problembaum
Problembaum – den Ursachen und Auswirkungen eines Problems auf den Grund gehen
Der Problembaum ist ein Ursache-Wirkungs-Diagramm in Form eines Baumes: Die Problemdefinition befindet sich im Stamm des Baumes, die Wurzeln visualisieren die Ursachen des Problems und die Äste stehen für die Auswirkungen. Ziel ist es, ein Problem in seiner ganzen Tiefe und Breite zu verstehen und dieses Wissen zu nutzen, um eine oder mehrere Lösungen zu identifizieren, mit denen die Ursachen beseitigt und das Problem gelöst werden kann.
Vorgehen zur Erstellung eines Problembaums
Das Vorgehen zur Erstellung eines Problembaums folgt einem klaren Ablauf mit
- Vorbereitung,
- Durchführung mit Ursachenidentifikation und Maßnahmendefinition sowie
- Nachbereitung.
Inhaltlich geht es darum, die Vorgehensweise für alle am Austausch Beteiligten kurz zu beschreiben, eine Timebox zu bestimmen, das Problem zu benennen und zu dokumentieren, sowie das Format für den Austausch – z. B. ein Brainstorming, ein Reverse Brainstorming oder ein Brainwriting – festzulegen.
Danach folgt der eigentliche Austausch. Hier sollte der Moderator darauf achten, dass alle Teilnehmer zu Wort kommen und alle Perspektiven dokumentiert werden. Nach der Sammlung (und ggf. Gruppierung) von Ursachen und Wirkungen folgt die Gewichtung der Ursachen. Was ist die wichtigste Ursache, welche Ursachen tragen wesentlich zum Problem bei? Für diese “zentralen” Ursachen gilt es Ideen für Maßnahmen zu sammeln, diese natürlich wieder zu priorisieren und ein Vorgehen zur Umsetzung der Maßnahmen zu vereinbaren.¹
In der Nachbereitung geht es um die Planung und Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen und die entsprechende Erfolgskontrolle. Zeigen die Maßnahmen die gewünschte Wirkung, ist das Problem gelöst; zeigen sie nicht die gewünschte Wirkung, sollten ggf. alternative Maßnahmen überlegt, geplant und umgesetzt werden.
Vorteile und Nachteile des Problembaums
Die Visualisierung eines Problems mit seinen Ursachen und Wirkungen mithilfe eines Problembaums hat einige Vorteile:
- Die Methode ist leicht verständlich und nachvollziehbar.
- Die Methode ermöglicht die Gruppierung von Ursachen – mehrere Aspekte ergeben in der Summe eine Ursache – und die Gruppierung von Auswirkungen.
- Die Methode erlaubt das “freie” Sammeln von Ursachen und Wirkungen, d.h. die Teilnehmenden eines Austausches können ihre Perspektiven und Gedanken freien Lauf lassen.
Diesen Vorteilen stehen auch einige Nachteile gegenüber:
- Die Visualisierung des Problembaums ist zwar einfach, aber nur bedingt hilfreich, da eine direkte Zuordnung einer Ursache zu einer Auswirkung – z.B. durch farbliche Hervorhebung – nur schwer möglich ist. Wenn diese Zuordnung nicht möglich ist, warum werden die Wirkungen dann überhaupt separat dargestellt?
- Auch die Darstellung mehrerer gleichgewichtiger Wirkungen, die auf eine Ursache zurückzuführen sind, ist nur über “Umwege” möglich.
- Die Darstellung wird unübersichtlich, je mehr Ursachen und Wirkungen es gibt.
- Einerseits ist das “freie” Assoziieren ein Vorteil, andererseits fehlt u.U. eine Struktur, wie sie z.B. das Ishikawa-Diagramm mit der 8M-Methode kennt.²
Und zu guter Letzt: Ein Problem mit seinen Ursachen und Wirkungen zu verstehen, ist für Entwicklungen und Projekte sehr wichtig. Es ist aber nur die halbe Miete, denn das eigentliche Ziel ist es, eine Lösung zu finden. Und wie visualisiert man diese Lösung?
Tipps zur Anwendung des Problembaums
Neben dem bereits indirekt erwähnten Tipp, verschiedenfarbige Post-its oder Karten zu verwenden, gibt es zwei wesentliche Tipps zur Verwendung des Problembaums:
- Definieren Sie parallel zum Problembaum einen Lösungsbaum. Dieser Lösungsbaum spiegelt den Problembaum wider und zeigt Maßnahmen zur Beseitigung oder Minimierung der Ursachen und stellt positive und negative Auswirkungen gegenüber.
- Drehen Sie den Ansatz des Problembaums von Anfang an um und formulieren Sie das Problem positiv als Lösung. Dadurch entfällt das nachträgliche Mapping von Ursachen und Maßnahmen und die Lösung steht von Anfang an im Mittelpunkt des Austausches. Zudem werden durch die umgekehrte Formulierung eingefahrene Denkmuster aufgebrochen und unerwartete Einsichten gefördert.
Natürlich ist es sinnvoll, den erstellten Problembaum aufzubewahren, um ihn bei Bedarf kontinuierlich weiterentwickeln zu können, z.B. wenn sich im Laufe eines Projektes neue Ursache-Wirkungs-Beziehungen ergeben.
Wann ist es in der Praxis sinnvoller, anstelle eines Problembaums einfach eine Tabelle zur Sammlung von Ursachen und Wirkungen zu nutzen?
Hinweise:
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[1] In der Theorie klingt dies häufig einfacher als es in der Praxis ist. Es kann sinnvoll sein, ein gesondertes Treffen zu vereinbaren, um sicherzustellen, dass wirklich zielführende und realistische Maßnahmen ins Auge gefasst werden.
[2] Auch das Ishikawa-Diagramm ist ein Hilfsmittel zur systematischen Identifikation und Analyse von Problemursachen und zur Entwicklung von Lösungen. Im Gegensatz zur Darstellung des Problembaums verwendet das Ishikawa-Diagramm – das an Fischgräten erinnert – 8 vorgegebene Kategorien, um Ursachen strukturiert zu identifizieren. An einigen Stellen im Internet wird behauptet, dass sich die beiden Ursache-Wirkungs-Diagramme nur optisch unterscheiden – diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen.
[3] Die beschriebene Umkehrung wird auch in der Kopfstandtechnik genutzt.
Hier finden Sie eine Problembaumvorlage für die Online-Kollaborationsplattform Miro.
Und hier finden Sie ergänzende Informationen aus unserer Rubrik Wissen kompakt: