Taiga UI: Die hochgradig anpassbare Angular-Alternative

von | 11.09.2025

In der Welt der Angular-Entwicklung ist Angular Material oft die erste Wahl für UI-Komponenten. Doch was, wenn ein Projekt mehr Flexibilität, ein moderneres Design oder eine bessere Performance erfordert? Hier kommt Taiga UI ins Spiel – ein leistungsstarkes, Open-Source UI-Kit, das sich schnell zu einer der überzeugendsten Alternativen entwickelt.

Was ist Taiga UI genau, welche Kernkonzepte bringt es mit und warum könnte es für Ihr nächstes Projekt die perfekte Wahl sein? Ein großartiges Praxisbeispiel, wie Taiga UI in einer komplexen Anwendung aussieht, finden Sie in der t2informatik-Tauschbörse auf GitHub. [1]

Was macht Taiga UI so besonders?

Taiga UI ist mehr als nur eine weitere Komponentenbibliothek. Es ist ein durchdachtes Ökosystem, das auf vier Grundpfeilern aufgebaut ist: Performance, Anpassbarkeit, Best Practices und ein riesiger Funktionsumfang.

1. Modularität und Treeshaking für maximale Performance

Eines der herausragendsten Merkmale von Taiga UI ist seine konsequent modulare Architektur. Durch die Verwendung von „Secondary Entry Points“ stellen Sie sicher, dass nur die Komponenten, Dienste oder Direktiven in Ihr finales Bundle gelangen, die Sie auch wirklich verwenden. Das Ergebnis: eine kleinstmögliche Bundle-Größe und damit schnellere Ladezeiten für Ihre Anwendung.

2. Grenzenlose Anpassbarkeit

Wo andere Bibliotheken an ihre Grenzen stoßen, glänzt Taiga UI. Es wurde von Grund auf für eine einfache und tiefgreifende Anpassung entwickelt. Mithilfe von CSS Custom Properties können Sie das Theming (z. B. Dark-Mode) dynamisch zur Laufzeit ändern, ohne die Anwendung neu kompilieren zu müssen. Darüber hinaus ermöglichen flexible Komponenten-Architekturen die Verwendung von benutzerdefinierten Templates, um die Funktionalität und das Aussehen nach Ihren Wünschen zu gestalten.

3. Moderne Architektur und Best Practices

Das Team hinter Taiga UI legt großen Wert auf sauberen und wartbaren Code. Die Bibliothek nutzt moderne Angular-Konzepte konsequent:

  • Dependency Injection (DI): Für eine saubere und entkoppelte Architektur.
  • OnPush Change Detection: Sorgt für eine optimierte Performance, indem die Änderungsüberprüfung nur bei Bedarf ausgelöst wird.
  • Strikter TypeScript-Modus: Garantiert höchste Typsicherheit und reduziert Fehler zur Entwicklungszeit.

4. Eine beeindruckende Komponentenvielfalt

Von einfachen Elementen wie Buttons und Formularen bis hin zu hochkomplexen Komponenten wie einem anpassbaren Date-Picker, interaktiven Diagrammen oder einem PDF-Viewer – Taiga UI bietet eine riesige Auswahl an vorgefertigten Lösungen für fast jeden Anwendungsfall.

Erste Schritte: Taiga UI in 3 Minuten einrichten

Die Integration von Taiga UI in ein bestehendes Angular-Projekt ist denkbar einfach.

1. Installation:

  • Angular CLI: ng add taiga-ui
  • Nx Workspace: npm i @taiga-ui && nx g @taiga-ui/schematics:ng-add

Der Schematic kümmert sich um alle notwendigen Konfigurationen, von Modul-Importen bis hin zu globalen Stilen.

2. Grundlegende Einrichtung:

Fügen Sie die grundlegenden Taiga UI-Module zu Ihrem app.component.ts hinzu:

import {Component} from '@angular/core'; 
import {TuiRootModule, TuiDialogModule, TuiAlertModule} from '@taiga-ui/core'; 
 
@Component({ 
  standalone: true, 
  selector: 'app-root', 
  imports: [TuiRootModule, TuiDialogModule, TuiAlertModule], 
  templateUrl: './app.component.html', 
}) 
export class AppComponent {} 
 
Anschließend fügen Sie den Root-Container in Ihr app.component.html ein: 
<tui-root> 
  <router-outlet></router-outlet> 
</tui-root>

Das war’s schon! Sie können jetzt alle Komponenten aus der Bibliothek verwenden.

Das Ökosystem von Taiga UI: Struktur und Komponenten

Taiga UI ist klar strukturiert und in mehrere Pakete gegliedert. Die Einbindung erfolgt über Klassen (class=“tui-text_h1″).

  • Foundations: Grundlagen des Designs wie Typografie, Farben, Breakpoints und globale Stile.
  • Components: Der Kern der Bibliothek mit Elementen wie Accordion, Avatar, Buttons, PdfViewer und Tree.
  • Layout: Alles rund um Formulare und strukturierte Eingaben, z. B. InputSearch.
  • Navigation: Komponenten zur Seitennavigation wie Pagination und TabBar.
  • Charts: Anpassbare Diagramme wie BarChart und LineChart.
  • Customization: Werkzeuge für Dialoge, Internationalisierung (i18n) und Viewport-Management.
  • Tools: Direktiven, Pipes, Services und Utils (Formatierung, DOM-Manipulation, Mathematik u. v. m.), die über reine UI-Komponenten hinausgehen.

Darüber hinaus bietet Taiga UI spezialisierte Add-on-Pakete für erweiterte Anwendungsfälle:

  • @taiga-ui/addon-doc: Framework zur Erstellung von Dokumentations-Websites mit Live-Code-Beispielen (<tui-doc-example>).
  • @taiga-ui/addon-mobile: Mobile-spezifische Komponenten und Verhaltensweisen, z. B. angepasste Date-Picker oder Dropdowns.
  • @taiga-ui/addon-commerce: Komponenten und Hilfsmittel für E-Commerce, etwa für Währungen, Kreditkarten-Eingabefelder und andere Zahlungselemente.

So entsteht ein durchdachtes Ökosystem, das weit über klassische UI-Komponenten hinausgeht und Angular-Entwicklerinnen und -Entwicklern maximale Flexibilität bietet.

Taiga UI vs. Angular Material: Der direkte Vergleich

Die Entscheidung für eine UI-Bibliothek ist eine der wichtigsten Weichenstellungen in einem Angular-Projekt. Während Angular Material als der bewährte Standard gilt, fordert Taiga UI diesen Status mit einem frischen und extrem flexiblen Ansatz heraus. Doch wo genau liegen die entscheidenden Unterschiede? Schauen wir uns die beiden Kontrahenten genauer an.

Design

Angular Material: Hält sich strikt an die von Google definierten Material Design-Richtlinien. Das Ergebnis ist ein professionelles, wiedererkennbares Design mit flachen Oberflächen, klaren Schattierungen und einer bewährten User Experience, wie man sie von Google-Produkten kennt. Der Ansatz ist eher konservativ und zielt auf Konsistenz ab.

Taiga UI: Bricht bewusst aus diesem starren Korsett aus. Mit einer schlankeren Ästhetik, sanften Übergängen und abgerundeten Ecken wirkt das Design moderner und leichter. Taiga UI bietet Entwicklern und Designern bewusst mehr kreativen Freiraum, um eine individuelle und einzigartige Markenidentität zu schaffen.

Taiga UI vs. Angular Material - ein Vergleich

Abbildung: Vergleich von Taiga UI und Angular Material

Anpassbarkeit

Angular Material: Die Anpassung erfolgt primär über SCSS-Mixins, mit denen sich das globale Farbschema (Primary, Accent, Warn) definieren lässt. Tiefgreifende visuelle Änderungen an der Struktur oder dem Stil einzelner Komponenten sind jedoch oft aufwendig und erfordern umständliche CSS-Überschreibungen.

Taiga UI: Wurde von Grund auf für maximale Flexibilität konzipiert. Durch den Einsatz von CSS-Variablen und Design-Tokens können Änderungen dynamisch und ohne Neukompilierung vorgenommen werden. Die Komponentenarchitektur ist zudem offener gestaltet, was die Einbettung von benutzerdefinierten Inhalten und Logiken erheblich vereinfacht.

Funktionsumfang

Angular Material: Bietet eine solide und verlässliche Auswahl an Kernkomponenten, die nahtlos in das Angular-Ökosystem integriert sind. Die enge Verbindung zum Angular-Team garantiert eine exzellente Dokumentation und Wartung. Der Fokus liegt klar auf den essenziellen Bausteinen für klassische Business-Anwendungen.

Taiga UI: Geht weit über das Standardrepertoire hinaus. Es liefert ein wesentlich breiteres Spektrum an Komponenten, Werkzeugen und Dienstprogrammen, die auch komplexe Anwendungsfälle wie Diagramme oder die Integration von Web-APIs abdecken. Der modulare Aufbau in kleine, Treeshake-fähige Pakete sorgt dafür, dass die Anwendung schlank bleibt.

Performance

Angular Material: Ist ebenfalls modular, hat aber feste Abhängigkeiten vom mächtigen, aber auch umfangreichen Angular Component Development Kit (CDK). Werden nicht alle Module sorgfältig importiert, kann dies potenziell zu größeren finalen Bundles führen.

Taiga UI: Ist konsequent auf Treeshaking optimiert. Dank der granularen Paketstruktur wird sichergestellt, dass nur der Code in die Produktion gelangt, der tatsächlich genutzt wird. Dies führt in der Regel zu kleineren Bundle-Größen und spürbar schnelleren Ladezeiten.

Community & Support

Angular Material: Profitiert von der riesigen, globalen Angular-Community und der offiziellen Unterstützung durch das Google-Team. Das bedeutet hohe Stabilität, regelmäßige Updates und eine Fülle an Tutorials, Forenbeiträgen und Drittanbieter-Tools.

Taiga UI: Wird vom Unternehmen Tinkoff aktiv entwickelt und in deren eigenen, hochskalierbaren Anwendungen eingesetzt. Die Community ist kleiner, aber sehr aktiv und engagiert. Der kommerzielle Hintergrund sichert eine professionelle Weiterentwicklung und einen zuverlässigen Support.

Fazit

Taiga UI ist eine beeindruckend reife und funktionsreiche UI-Bibliothek für Angular, die eine hervorragende Alternative zu Angular Material darstellt. Wenn Ihr Projekt hohe Anforderungen an Anpassbarkeit, Performance und ein modernes Design stellt, sollten Sie Taiga UI unbedingt eine Chance geben.

Die durchdachte Architektur, die riesige Auswahl an Komponenten und das wachsende Ökosystem machen es zu einem Werkzeug, das die Entwicklerproduktivität massiv steigern kann.

 

Hinweise:

Ein Punkt, den Sie ggf. beachten sollten: Für komplexere Szenarien wie Unit-Tests von Komponenten, die auf Taiga UI basieren, oder für Server-Side Rendering mit Angular Universal kann ein Fallback-Mechanismus notwendig sein, da einige Komponenten auf Browser-APIs angewiesen sind. Die Dokumentation bietet hierfür jedoch Lösungsansätze.

[1] t2informatik-Tauschbörse auf GitHub

Hier finden Sie weitere Information zu Taiga UI.

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Tammo Nitsche
Tammo Nitsche

Tammo Nitsche arbeitet bei t2informatik als Software Consultant. In verschiedenen Kundenprojekten entwickelt er in enger Zusammenarbeit mit Partnern und lokalen Ansprechpartnern innovative Lösungen. Seit April 2020 ist er in der Webentwicklung hauptsächlich im Frontend- aber auch im Backend-Bereich tätig. Seine berufliche Perspektive sieht er im Fullstack-Bereich.

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