Soft Skills per Computer-Simulation trainieren

Gastbeitrag von | 22.08.2019

Wie wichtig sind Teamfähigkeit, Motivation, Kommunikation, Empathie und Verantwortungsbewusstsein für Ihre Tätigkeit? Glaubt man Experten, dann werden solche Soft Skills für Unternehmen und das gemeinsame Miteinander in Organisationen immer wichtiger. Soft Skills bezeichnen Fähigkeiten von Menschen im Umgang mit anderen Menschen. Unterscheiden lassen sich drei Kompetenzbereiche:

  • die persönliche Kompetenz, also bspw. Selbstvertrauen, Selbstdisziplin und Selbstreflexion, Motivation und Engagement, Neugier, Eigenverantwortung oder Belastbarkeit.
  • die soziale Kompetenz, also bspw. Teamfähigkeit, Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen, Umgangsformen, Integrationsbereitschaft, Kommunikationsfähigkeit oder Kritikfähigkeit.
  • die methodische Kompetenz, also bspw. analytische Fähigkeiten, Problemlösungsfähigkeiten, Organisation und Arbeitsweise, Zeitmanagement, Frustrationsresistenz, Umgang mit neuen Medien oder Präsentationstechniken.1

Lange Jahre wurden Soft Skills als “weiche Faktoren” bezeichnet – im Gegensatz zu den Hard Skills, den fachlichen Qualifikationen und technischen Kenntnissen. Inzwischen mehreren sich die Stimmen, die Soft Skills eher als Hard Skills verstehen, ohne die Unternehmen auf Dauer nicht erfolgreich am Markt bestehen werden. Und so rücken Soft Skills und die Frage in den Fokus, wie sie trainiert werden können? Wir haben dazu eine Antwort: per Computer-Simulation.

Was heißt denn Simulation?

Das ist häufig die erste Frage, die wir klären müssen, wenn wir einem Lerninteressierten eines unserer Game-based Learning Formate vorstellen möchten: “Was genau verstehen Sie unter einer Simulation?” In unserer schnelllebigen Gesellschaft werden wir überschwemmt von neuen Fachbegriffen und vieles davon ist erstmal schwammig, bis wir es selbst mit Leben füllen und es dadurch eine ganz eigene Bedeutung bekommt.

Wer sich mit dem Thema Weiterbildung beschäftigt, weiß natürlich, dass der Begriff “Simulation” so neu gar nicht ist. Es gibt beispielsweise den klassischen Flugsimulator; eine Computersoftware, mit der werdende Piloten alle Funktionen des Fliegers risikofrei kennenlernen und ausprobieren können. Warum ein solcher Simulator sinnvoll ist, konnten wir erste Mitte August 2019 wieder sehen, als eine Airbus-Maschine mit 230 Menschen an Bord in Russland kurz nach dem Start notlanden musste, da beide Triebwerke durch die Kollusion mit Möwen ausgefallen waren. “Die Piloten hätten genau das getan, was ihnen beigebracht worden sei,” sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft Ural.2

Heute werden Simulationen auch zur Mitarbeiterweiterbildung in Unternehmen eingesetzt, etwa um Fähigkeiten im Prozessmanagement zu vertiefen. Hierbei gibt es allerdings oftmals Situationen, die deprimieren, denn wirklich innovativ können die Teilnehmer nicht werden, wenn das Programm Grenzen setzt. Und Soft Skills per Simulation zu trainieren – das geht schon mal gar nicht!

Die Fähigkeiten von Mensch und Maschine kombinieren

Verbindet man Simulations-Software mit den menschlichen Interaktionsfähigkeiten, sieht es aber schon wieder ganz anders aus: Dabei ist ein mitreißendes Game-based Learning Format entstanden, bei dem sowohl Prozessmanagement als auch Soft Skills trainiert werden. Und zwar frei von Vorgaben, die das Programm liefert, sondern frei für individuelle Optimierungsstrategien der Teilnehmer. Eigene Problemlösungen können dabei risikofrei umgesetzt und erprobt werden. Und ganz nebenbei werden Entscheidungsfindung und Teamarbeit trainiert.

Ich spreche von dem computergestützten Planspiel Fort Fantastic.3 Es liefert eine interaktive Simulation einer Situation aus dem wirklichen Leben, nämlich einen Freizeitpark. Die Teilnehmer treten dabei in konkurrierenden Teams gegeneinander an und übernehmen die operative Steuerung und Ergebnisverantwortung ihres Parks. Da in einem Freizeitpark – wie auch in der realen Arbeitswelt – nicht immer alles glatt läuft, müssen die Teams auch unter Stress agieren und Konfliktmanagement betreiben. Die Teilnehmer übernehmen unterschiedliche Rollen und treffen Entscheidungen mit sofortigen Auswirkungen. Durch das gegenseitige Feedback und die Rückmeldung des Trainers bezüglich der Ergebnisse ihrer Handlungen kristallisieren sich Stärken und Schwächen jedes Einzelnen, aber auch der Teams schnell heraus.

Neben der kontinuierlichen Optimierung von Prozessen und Schnittstellen, lernen die Teilnehmer bspw. wie sie besser als Team arbeiten und miteinander kommunizieren können, wie sie eigenverantwortlich agieren und gleichzeitig Führungsverantwortung übernehmen können, wie sie Situationen analysieren und strukturierte Arbeitsweisen entwickeln können. In anderen Worten: sie entwickeln persönliche, soziale und methodische Kompetenzen.

Die Basis für das Trainieren von Soft Skills mittels Computer-Simulation liegt in der Förderung der menschlichen Interaktion. Das Programm bildet den Rahmen, der Mensch ist für den Inhalt zuständig. Und neben der erarbeitenden Lernerfahrung macht es den meisten Teilnehmern viel Spaß. Und Spaß ist beim Lernen nicht zu unterschätzen, da Sie und ich, wir alle uns positive Erinnerungen langfristig besser merken und verinnerlichen können.

Emotionen als Tabuthema

Vielleicht kennen Sie Prof. Dr. Eva-Maria Lewkowicz oder haben schon einmal von ihr gehört?4 Frau Lewkowic publiziert regelmäßig im Kontext von Führung und lehrt Internationales Marketing, Strategie und Organisation an der Westfälischen Hochschule. Dort setzt sie Fort Fantastic bei den Studierenden des vorletzten Fachsemesters im Studiengang Wirtschaftsrecht ein. Aus ihrer Sicht bietet dies den Studierenden bessere Möglichkeiten, als beim Lernen expliziter Inhalte durch Lesen und Zuhören. Die Studierenden werden direkt in die Situation geschubst, wodurch realitätsnahe Erfahrungen gesammelt werden. Theoriewissen wird plötzlich greifbar und verständlich.

Besonders deutlich werden durch die Simulation die Auswirkungen, die Emotionen auf die Unternehmensführung haben. Was sonst häufig ein Tabuthema in Managementkreisen ist, wird hier unübersehbar und spürbar. Frau Lewkowic drückt es so aus: “Damit werden zwei ganz wesentliche Ich-Funktionen angesprochen: 1. Ich erkenne die Unterschiedlichkeit von Menschen und 2. ich erkenne meine Gefühle, statt nur Affekte auszuagieren, und kann sie dann konstruktiv nutzen.”

Ein Gewinn für die Aus- und Weiterbildung

Prof. Dr. Eva-Maria Lewkowicz sieht – genau wie wir – jedoch nicht nur für Berufseinsteiger Vorteile im Trainieren von Soft Skills per Computer-Simulation, sondern glaubt, dass auch Coaches und Führungskräfte – bspw. im Zuge von Aus- und Weiterbildungen – von diesem innovativen Ansatz profitieren können. Das eigene Stressempfinden, das die Teilnehmer in einem geschützten Raum erleben, bietet eine sehr gute Basis zur Selbstreflexion. Darüber hinaus öffnet sich auch ein Fenster zur Empathie. Eigen- und Fremdbeobachtung werden geschult, ein Gefühl für die Diskrepanz zwischen Selbstbild und Fremdbild geweckt und eigene Stärken und Schwächen aufgezeigt – alles Eigenschaften, die für Führungskräfte und Organisationen, die auch zukünftig erfolgreich sein wollen, sehr wichtig sind.

 

Hinweise:

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[1] Was sind Soft Skills?
[2] Airbus-Notlandung in Russland
[3] Fort Fantastic
[4] Prof. Dr. Eva-Maria Lewkowicz – Veröffentlichungen

Mareike Brensing
Mareike Brensing

Mareike Brensing ist Online-Redakteurin der BuGaSi GmbH. Hier werden innovative Lernformate wie Unternehmenssimulationen, Blended Learning- und E-Learning-Formate entwickelt. Sie ist bei BuGaSi für gestalterische Aufgaben und alle Kanäle im Internet verantwortlich. Dazu stürzt sie sich beispielsweise jeden Tag aufs Neue in die Social Media-Landschaft und bloggt über Themen rund um Digitalisierung und Lerninnovationen.