Konflikte am Arbeitsplatz

Gastbeitrag von | 11.03.2019

Am Arbeitsplatz gibt es immer wieder Schwierigkeiten in der Kommunikation. Dies führt zu Konflikten zwischen den Mitarbeitern einer Abteilung, zwischen Abteilungen und auch zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Unternehmen versuchen die Konflikte mit einer verbesserten, internen Kommunikation zu lösen, doch das klingt einfacher als es tatsächlich ist und so landen Unternehmen oft bei mir.

Methode plus Empathie

Was hilft am besten bei Kommunikationsproblemen? Zum einen ist es die Methode, die man nutzt, um Klarheit für sich und andere zu schaffen. Seien es nun Ich-Botschaften, aktives Zuhören oder ähnliches. Die funktionieren als reine Methode aber nicht und sollten zudem authentisch angewendet werden. Zum anderen hat es ganz viel mit Empathie zu tun, denn die sollte man nicht nur für sich, sondern auch für sein Gegenüber mit ins Gespräch / zur Arbeit bringen.

Schließlich dreht es sich bei der Kommunikation nicht nur um Zahlen, Daten und Fakten. Das ist nur eine Ebene der Kommunikation. Die andere ist die Beziehungsebene. Um die Probleme in ihrer Ganzheit zu erfassen, sollten Sie sich also auch mit Gefühlen beschäftigen. Durch Empathie entsteht Verständnis für alle Beteiligten. Das heißt aber noch lange nicht, dass man das Verhalten dann auch gutheißt. Doch Verständnis durch Empathie erleichtert den Zugang zu anderen, besonders bei Spannungen.

Die eigene Einstellung

Wir sollten uns in schwierigen Situationen auch mal anschauen, mit welcher Einstellung wir so durchs Leben laufen. Sind Ihnen schon negative Dinge passiert, haben Sie oft eine negative Einstellung gegenüber genau diesen Dingen.

Vielleicht finden Sie auch die Kollegin, mit der Sie sich schon gestritten haben, eh blöd und können es sich deswegen gar nicht vorstellen, sie darauf anzusprechen, was sie stört. „Das bringt doch nichts! Wahrscheinlich wird die mir sowieso nicht zuhören!“ Doch mit dieser Einstellung werden Sie auch nie ansprechen, dass es Sie ärgert, dass die Kollegin immer so laut telefoniert / Ihre Ideen klaut / schlecht über Sie redet oder was auch immer bei Ihnen der Fall ist. Es wäre sehr schade, wenn Sie sich damit die Gelegenheit nehmen, an der Situation etwas zu ändern. Das kostet Energie, die Sie beide anders nutzen könnten.

Schauen Sie also auch auf Ihre Haltung und was Sie daran ändern können, um offener zu werden und so ein Gespräch zu ermöglichen.

Wie werde ich offener?

Solange ich denke, mein Konfliktpartner ist unfähig, gemein oder hinterhältig, werden im Gespräch lauter Vorwürfe und Beleidigungen durch die Gegend poltern.

Es macht also Sinn, dass man sich immer wieder daran erinnert, dass der andere auch nur ein Mensch ist. Ein Mensch mit Gefühlen und Bedürfnissen. Ein Mensch, der nur für sich das Gute sucht. Ein Mensch, der jedoch gegebenenfalls nicht gerade Sie in seinem Fokus hat, bei dem was er tut. Sie könnten sich auch fragen: „Was beabsichtigt er wohl mit seinem Tun?“ oder auch „Welchem Bedürfnis folgt er mit seinem Verhalten?“.

Natürlich hat Ihr Konfliktpartner auch positive Eigenschaften. Im Idealfall machen Sie sich eine Liste mit mindestens fünf positiven Eigenschaften der anderen Person. Diese lesen Sie sich immer und besonders vor dem Gespräch durch. So fokussieren Sie sich nicht auf das, was Sie stört und werden offener.

Freiraum geben?

Was machen Sie nun, wenn der andere sich nicht mit Ihnen unterhalten will? Vielleicht sieht er kein Problem und findet, Sie übertreiben oder ähnliches. Das hängt natürlich vom Kontext ab. Zuerst würde ich dem anderen Freiraum geben, später aber nochmal fragen und sonst auch mal nachhaken, was denn der Grund ist, dass der andere kein Gespräch möchte.

Wir können niemanden zu einem Gespräch zwingen und unter Druck lassen sich Konflikte nicht gerade einfacher lösen.

Abwägen gehört auch dazu. Ist es wirklich so wichtig, mit dieser Person darüber zu sprechen? Vielleicht hilft es Ihnen auch, mit einem Vertrauten darüber zu reden. Ansonsten gibt es vielleicht einen Mentor oder eine Vertrauensperson in der Firma, an die sie sich wenden können. Ist es ein Thema, das nicht nur Sie betrifft, sondern auch noch andere, hat es gleich viel mehr Gewicht. Aus lauter Rücksichtnahme auf den anderen, sollten jedenfalls nicht alle darunter leiden.

Ich würde an Ihrer Stelle ein Gespräch ansetzen, auch mit der Führungskraft und klären, welche Optionen es gibt. Jeder sollte eine Chance bekommen, zu erklären, warum er macht was er macht. Auf dieser Grundlage ist es auch gerechter, Entscheidungen zu treffen.

Ich bin so wie ich bin!

Was ist, wenn das „Problem“ beim anderen liegt? Sie wollen mit ihm reden, doch er sperrt sich und meint, er sei halt so wie er ist. Manche Menschen haben erkannt, dass sie nicht immer leicht sind im Umgang mit ihren Mitmenschen. Auch wenn sie die Erkenntnis haben, wollen sie daran nichts ändern. Klar, das ist ja auch nicht einfach und kostet viel Zeit und Energie. Doch müssen jetzt alle anderen ertragen, dass der eine Kollege / die eine Kollegin „Stress macht“?

Das ist erstmal ein Thema für ein Zweiergespräch, finde ich. Wenn man will, dass einem auch die anderen sagen, was sie stört, dann sollte man das auch selbst machen. Wenn sich im Gespräch unter vier Augen nichts ergibt, können Sie sich sonst auch an eine Führungskraft wenden, das wäre für mich jedoch immer der letzte Weg.

Alle Menschen sind Egoisten

Sind alle Menschen Egoisten? Das will ich so nicht behaupten. Menschen sind stets darauf bedacht, ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Dabei achten sie zuerst auf sich. Einige vergessen dabei, auf die Bedürfnisse der anderen Rücksicht zu nehmen. Denen wird oft unterstellt, sie sind egoistisch und gemein. Doch das macht für mich nur Sinn, wenn man ihnen eine negative Absicht unterstellt.

Nach der Philosophie der gewaltfreien Kommunikation (nach Marshall Rosenberg) tut jeder Mensch immer alles, mit einer positiven Absicht, auch wenn diese positive Absicht in Bezug auf sich selbst ist. Menschen wollen ihre Bedürfnisse erfüllen. Denn dann fühlen wir uns gut. Fühlen wir uns nicht gut, liegt es daran, dass wir unsere Bedürfnisse nicht gestillt haben.

Die Kunst ist nun, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten UND auf die der anderen. Beziehungsweise Wege zu wählen, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dass jemand anderer darunter leidet. Nur so kommen wir zu einer guten Zusammenarbeit.

Fehlende gemeinsame Werte

Gemeinsame Werte bilden die Basis für die Zusammenarbeit. Dazu wäre es interessant zu schauen, wo die Firmenwerte herkamen? Hat die Werte der Geschäftsführer aufgesetzt und bestimmt, welche es sind?

Grundlage für die Zusammenarbeit auf allen Ebenen sollten gleiche Werte sein. Werte, die gemeinsam festgelegt werden, beispielsweise in einem Workshop. Es sollte Freiraum geben für Diskussionen, so dass sich am Ende auch alle mit dem Ergebnis identifizieren können. So hat man ein Fundament, auf das man sich berufen kann, um Einigkeit zu erzielen.

Menschen, die komplett unterschiedliche Werte haben, werden in der Zusammenarbeit auch immer wieder anecken. Das, was dem einen wichtig ist, ist dem anderen unwichtig und umgekehrt. Das macht es schwierig, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Der gemeinsame Nenner kann auch das übergeordnete Ziel sein. Auch das sollte zu den Zielen der Mitarbeiter passen.

Was verbindet Sie mit dem anderen?

Wenn Sie also einen Konflikt mit einer Person haben, mit der Sie regelmäßig zusammenarbeiten, macht es Sinn, mal zu schauen, was sie verbindet. Sind da gemeinsame Werte? Wir fokussieren im Streit eher das, was nicht zusammenpasst. Zusätzlich „verteufeln“ wir oft den anderen und stellen uns unbewusst über ihn. Der ist doch nicht so nett wie ich! Ich bin ihm / ihr moralisch überlegen! Das ist wie gesagt keine gute Ausgangslage. Sicherlich gibt es auch etwas, was Sie gemeinsam haben. Das können neben Werten auch Hobbys oder ähnliches sein. Vielleicht auch ein Chef, den sie beide nicht mögen ;). Auch das kann verbinden.

Fazit

In den meisten Fällen hilft miteinander reden. Oft muss man im Vorfeld an sich selbst arbeiten, um offener für das Gespräch zu werden. Struktur und Empathie unterstützen uns in der Kommunikation, denn wir sind alle nur Menschen. Behalten Sie im Hinterkopf, dass jeder nur sein Bestes gibt, wird ihr Ärger schneller verdampfen.

 

Hinweise:

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Superkräfte für Führungskräfte - Blog - t2informatik

Susanne Lorenz hat ein Buch über gewaltfreie Kommunikation im Beruf verfasst.

Frau Lorenz hat zwei weitere Beiträge im t2informatik Blog veröffentlicht:

t2informatik Blog: Vorsicht vor Bewertungen

Vorsicht vor Bewertungen

t2informatik Blog: Praktische Tipps für SMARTe Ziele

Praktische Tipps für SMARTe Ziele

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Susanne Lorenz ist Kommunikationstrainerin mit dem Schwerpunkt Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Des Weiteren ist sie als Zielfindungscoach im Einsatz. Mit dem Background ihres Linguistikstudiums, der mehrjährigen Berufserfahrung als Führungskraft und der Coachingausbildung gibt sie Seminare und Coachings, um Führungskräfte voranzubringen.